(neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschte Anleger haben den Siemens am Donnerstag nach Details zur angekündigten Neuorganisation des Industriekonzerns sowie einer schwächer als erwarteten Gewinnentwicklung den Rücken gekehrt. Am Markt wurde nach einem im europäischen Sektorvergleich überdurchschnittlich starken Verlauf der Papiere von Gewinnmitnahmen gesprochen.

Die Papiere büßten letztlich 4,69 Prozent auf 114,20 Euro ein, waren damit Schlusslicht im Dax und landeten wieder auf dem tiefsten Stand seit Anfang Juli. Allerdings hatten die Aktien seit Anfang April auch um mehr als 15 Prozent zugelegt und sich damit deutlich besser als der Kapitalgüter-Sektor innerhalb des Stoxx Europe 600 entwickelt.

Allen voran SocGen-Analyst Alasdair Leslie sprach von wenig überzeugenden Nachrichten. So monierte er fehlende Details in dem am Vorabend vorgelegten Umbauplänen. Insbesondere fehlten Angaben zu Kosteneinsparungen, schrieb er. Zudem sieht der Experte das mittelfristige Margenziel von Siemens für das Industrielle Geschäft zwar als positiv an, hält es zugleich aber auch für "recht ambitioniert".

Auch den vorgelegten Zahlen zum dritten Geschäftsquartal konnte Leslie wenig Positives abgewinnen. "Alle Divisionen mit Ausnahme von Digital Industries, Siemens Healthineers und Building Technologies haben die Konsensschätzungen für den Gewinn verfehlt", schrieb er. Zudem gebe es nach den nur bestätigten Zielen seitens der Analysten keinen Spielraum für wesentliche Prognoseanhebungen beim Ergebnis je Aktie.

Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel hingegen meinte beschwichtigend, dass ein guter Teil der verfehlten Gewinnerwartungen auf Beteiligungen wie etwa Siemens Gamesa zurückgehe, die bereits über ihre Geschäftsentwicklung berichtet hätten. Allerdings hob auch er einige negative Aspekte hervor. Unter anderem habe die Strom- und Gassparte nur auf den ersten Blick besonders stark abgeschnitten. Die Ergebnisse enthielten einen Veräußerungsgewinn und die zugrunde liegende Marge habe deutlich unter den Erwartungen gelegen.

Ähnlich äußerte sich Analyst Markus Mittermaier von der schweizerischen UBS. Auch er verwies auf den positiv wirkenden Einmaleffekt. Alles in allem beurteilte er die Zahlen als wie erwartet. Der Fokus am Markt liegt zwar seines Erachtens eher auf dem Strategie-Update. Das wiederum beurteilte JPMorgan-Analyst Andreas Willi als "umfassende Neuorganisation", wodurch sich allerdings die Klarheit rund um finanzielle Angaben zunächst eintrüben dürfte./ck/tih/jha/ck/he