Brancheninsidern zufolge mussten die Konzerne bereits Mitarbeiter evakuieren und Bohrungen aussetzen. An mehreren Standorten seien die Bohrungen in der vergangenen Woche über mehrere Tage komplett gestoppt worden. Rauch habe Hubschrauber behindert, die Mitarbeiter befördert hätten, sagte ein Insider bei einem Öl-Dienstleister in Kuyumba, eine Lagerstätte im Osten Sibiriens, die von Rosneft betrieben wird. "Manchmal beträgt die Sichtweite rund 20 Meter, und es ist unmöglich zu atmen und zu arbeiten. Wir mussten alle Aktivitäten in der vergangenen Woche über einige Tage einstellen."

Die russische Ölindustrie, die sich bereits mit einem Problem mit verunreinigtem Öl konfrontiert sieht, setzt das zusätzlich unter Druck. Die Produktion fiel Anfang Juli auf ein Dreijahrestief, nachdem verunreinigtes Öl in einer Pipeline entdeckt wurde, die Europa versorgt. Seitdem hat sie sich wieder auf eine Produktion von etwa 11,15 Millionen Barrel pro Tag erholt. Ölriesen wie Rosneft, Gazprom und andere Firmen kämpfen nun darum, ihre sibirischen Ölfelder in Betrieb zu halten, während sich die Feuer ausbreiten. Noch sind die unmittelbaren Auswirkungen auf die russische Produktion aber nicht bekannt. Rosnet und Gazprom wollten sich dazu nicht äußern, beim russischen Energieministerium war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.

Die Waldbrände haben sich in der Zwischenzeit auf eine Fläche von etwa 3,1 Millionen Hektar - etwa die Größe Belgiens - ausgedehnt. Die russische Regierung schickte Militärflugzeuge, um die Feuerwehrleute bei der Bekämpfung der Brände zu unterstützen. Die Region umfasst abgelegene, unbewohnte Wälder in Krasnojarsk, Jakutien und Irkutsk. Umweltschützer sprechen von einer ökologischen Katastrophe. Die US-Raumfahrtbehörde NASA veröffentlichte diese Woche Satellitenbilder, die zeigten, dass der Rauch aus Sibirien bis hin nach Alaska und Kanadas Westküste geweht ist. US-Präsident Donald Trump bot dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem seltenen Anruf am Mittwoch Hilfe bei der Bekämpfung der Brände an. Putin erklärte, das Angebot bei Bedarf anzunehmen.