(neu: Kommentar von Bernstein Research und Kurse aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Gewinnwarnung von Infineon hat zur Wochenmitte die Aktionäre in der gesamten europäischen Halbleiterbranche verschreckt. Der Infineon-Kurs sackte am Mittwoch zwischenzeitlich um bis zu 8,6 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Jahresanfang ab. Zum Handelsschluss lag die Aktie noch mit 5,20 Prozent auf 17,78 Euro im Minus - und damit abgeschlagen am Dax-Ende.

Konjunkturelle Sorgen und eine schwächere Nachfrage vor allem in China dämpften die geschäftlichen Aussichten, teilte der Halbleiterhersteller am Mittwoch mit. Die Segmentmarge, eine Kennziffer für die operative Profitabilität, dürfte in diesem Geschäftsjahr nurmehr 16 Prozent erreichen. Zuvor war das Unternehmen noch von 17,5 Prozent Marge ausgegangen. Auch der Umsatz dürfte geringer sein als ursprünglich angenommen.

Die neue Umsatzprognose für das laufende Jahr liegt einem Händler zufolge um gut drei Prozent unter dem Marktkonsens. Die neue Schätzung für das Segmentergebnis unterbiete die Konsensschätzung sogar um gut acht Prozent. Vor allem Letzteres dürfte die Anleger verschreckt haben.

Diese wurden mit Blick auf die gesamte Fertigungskette in der Halbleiterindustrie vorsichtiger: Papiere von Siltronic, einem Hersteller von Wafern als Ausgangsmaterial für Chips, büßten 5,2 Prozent ein. Aktien der niederländischen ASML, die Fertigungsanlagen für die Chip-Hersteller produziert, fielen um 1,6 Prozent.

Anteilscheine weiterer Halbleiterproduzenten wie STMicro und Dialog Semiconductor verloren 6,6 Prozent beziehungsweise 4,6 Prozent. In New York standen Papiere wie Analog Devices oder NXP Semiconductors unter Druck.

Analyst Stacy Rasgon von Bernstein Research sah sich nach der Gewinnwarnung von Infineon in seiner skeptischen Haltung bestätigt. "Wir sind zuletzt vorsichtig geworden mit Blick auf die Geschäftsaussichten der Chip-Branche im zweiten Halbjahr", schrieb Analyst Stacy Rasgon in einer ersten Einschätzung. Die Lagerbestände schienen nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau zu sein. Gefahr drohe von den Bewertungen der Halbleiteraktien, die bereits hohe Erwartungen der Anleger widerzuspiegeln schienen.

Fundamental habe sich vor allem der chinesische Automobilmarkt als Chip-Abnehmer zuletzt schwach entwickelt, schrieb der Experte. So sei die Zahl der neu registrierten Fahrzeuge im Februar um mehr als 40 Prozent zurückgegangen im Vergleich zum Februar 2018. Das habe bei den Großhändlern von Halbleitern die Lagerbestände stark steigen lassen, vor allem bei Chips für das Energie-Management und für vielfältige industrielle Anwendungen (Multimarket)./bek/he