(Im zweiten Absatz wurde präzisiert, dass der HHLA-Test zum autonomen Fahren sich noch in der Vorbereitungsphase befindet.)

HAMBURG (dpa-AFX) - Die Häfen in Deutschland stehen in den kommenden Jahren vor einem technischen Schub nach vorn. Mit der Digitalisierung würden automatische und autonome Fahrzeuge und Umschlagtechniken in den Häfen Einzug halten, sagte Frank Dreeke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), am Mittwoch in Hamburg. "Die deutsche Hafenwirtschaft ist extrem leistungsfreudig, innovationsfreudig und optimistisch", sagte Dreeke. Sie investiere jedes Jahr hunderte von Millionen Euro, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Wann genau autonome Fahrzeuge, Kräne und Umschlaganlagen auf den deutschen Terminals eingeführt werden, lasse sich noch nicht genau sagen. Die Entwicklung gehe aber zügig voran. Es gebe neben den technischen auch noch rechtliche Fragen zu klären. Der Hamburger Hafenkonzern HHLA bereitet autonomes Fahren bereits unter Realbedingungen auf einem 70 Kilometer langen Teilstück der A7 und seinem Container-Terminal Altenwerder vor. Auch in anderen Häfen gibt es Versuche oder Pläne dafür.

Der Güterumschlag in den deutschen Häfen ist weitgehend stabil. Bereits seit mehreren Jahren werden in den 22 Seehäfen zwischen Emden und Ueckermünde jeweils rund 300 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen, mit lediglich kleinen Schwankungen nach oben und unten. Zwar sprach Dreeke von möglichen Zuwächsen im kommenden Jahr, doch sollen es lediglich 1,5 bis 1,7 Prozent sein. Zudem sind die Prognosen umstritten; die Logistik-Experten können die Auswirkungen der protektionistischen US-Politik und des Brexit auf den Transport von Seegütern nur schwer einschätzen.

Neben der Digitalisierung stehen Umweltthemen für die Häfen ganz oben auf der Agenda. Nachdem in den nächsten Jahren zunehmend Schiffe in Fahrt kommen, die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben werden, wächst der Bedarf für ein LNG-Importterminal in Deutschland. "Wir waren noch nie so nah dran wie jetzt", sagte Frank Schnabel, der die schleswig-holsteinischen Häfen im ZDS vertritt. Er ist zudem als Geschäftsführer des Hafens Brunsbüttel neben Wilhelmshaven und Stade einer von drei Bewerbern um den Standort eines LNG-Terminals.

Die Berliner Politik sei inzwischen auf das Thema eines LNG-Terminals aufmerksam geworden, sagte er. Es stehe im Koalitionsvertrag und werde finanziell mit Fördergeldern unterstützt. Die Entscheidung über den Standort werde jedoch nicht von der Politik getroffen, sondern von privaten Investoren. Sie müssen bereit sein, rund 500 Millionen Euro zu investieren./egi/DP/tos