(neu: Aussagen Sturm aus der Telefonkonferenz, Analystenkommentar, weitere Details)

BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Medizinkonzern Fresenius will die aktuellen Probleme im deutschen Klinikgeschäft hinter sich lassen. Konzernchef Stephan Sturm zeigte sich am Dienstag zur Vorlage der endgültigen Konzernzahlen für das dritte Quartal optimistisch, dort mittel- bis langfristig wieder zu einem Ergebniswachstum zurückzukehren.

Die deutschen Helios-Klininken wurden im dritten Quartal überraschend zum Stolperstein für Fresenius auf dem Weg zum angepeilten 15. Rekordjahr - ebenso bremsten die schleppenden Geschäfte bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care), die hinter den ursprünglichen Erwartungen des Managements zurückblieb.

Zahlreiche Maßnahmen zur Stärkung der Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Kliniken würden nun angegangen, signalisierte Sturm. Doch die müssen zunächst erst einmal greifen, weshalb Sturm keinen genauen Zeitplan für die erwarteten Ergebnisverbesserungen nennt. Vorerst könne er in den nächsten Quartalen im deutschen Klinikgeschäft deshalb auch eine weitere Margenverschlechterung nicht ausschließen, räumte der Fresenius-Manager ein.

Durch den Trend zur ambulanten Behandlung war im bisherigen Jahresverlauf die Zahl der in den deutschen Helios-Kliniken behandelten Patienten deutlich zurückgegangen. Zudem sorgten Umbaumaßnahmen unter anderem mit dem Aufbau von Kompetenzzentren in Deutschland zu einem unerwartet hohen Verlust von Fachpersonal. Helios soll in Zukunft ebenfalls stärker in der ambulanten Versorgung aktiv werden, auch soll die Attraktivität von Helios als Arbeitgeber gestärkt werden.

Unterdessen treibt Fresenius mit einem Zukauf in Kolumbien den internationalen Ausbau seines Krankenhausgeschäfts voran. Über die spanische Kliniktochter Quironsalud kauft der Gesundheitskonzern den privaten Krankenhausbetreiber Clinica Medellin in Kolumbien für 50 Millionen Euro. Mit dem Zukauf in Kolumbien baut Fresenius die bisher kleine Präsenz in Südamerika aus und setzt noch stärker auf Quironsalud.

Die Hessen hatten den Zukauf der spanischen Klinikkette Ende Januar 2017 abgeschlossen und seither stark von der mit rund 5,8 Milliarden Euro größten Übernahme der Firmengeschichte profitiert. Überraschend kommt der Zukauf in Kolumbien nicht: Fresenius-Chef Stephan Sturm hatte bereits anklingen lassen, dass er Klinik-Übernahmen im Ausland offen gegenüber steht und das Krankenhausgeschäft mit dem Zuschnitt auf Akutversorgung auch auf eine Internationalisierung ausrichtet. "Quironsalud wird weiter Wert für uns schaffen", betonte Sturm.

Im Tagesgeschäft lief es für den erfolgsverwöhnten Dax-Konzern jüngst nicht mehr so rund. Bereits Mitte Oktober musste das Unternehmen bei den Jahreszielen zurückrudern und teilte mit, die Wachstumsziele nur am unteren Ende der anvisierten Bandbreiten zu erreichen. Der Aktienkurs brach nach der Nachricht vor zwei Wochen ein und ist seitdem weiter auf Talfahrt. Am Dienstag ging es nach der Vorlage der endgültigen Zahlen um weitere 3 Prozent abwärts.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz im Fresenius-Konzern um 3 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro, während das Ergebnis im laufenden Geschäft stagnierte. Der Gewinn - bereinigt um Sondereinflüsse - wuchs um 8 Prozent auf 445 Millionen Euro. Gute Geschäfte der Dienstleistungstochter Vamed und der Flüssigmedizin-Sparte Kabi konnten Schwächen der anderen Bereiche nicht ausgleichen.

Bei FMC sank der Umsatz um 6 Prozent auf gut 4 Milliarden Euro. Unter dem Strich ging das Ergebnis wie erwartet um 8 Prozent auf 285 Millionen Euro zurück. Die Dialyse-Tochter bekommt Gegenwind im Kernmarkt USA und in schwächelnden Schwellenländern wie Argentinien, wo eine extrem hohe Inflation herrscht. FMC hatte die Ziele für 2018 daher gesenkt, seine Umsatzprognose bereits zum zweiten Mal. An der Börse notierten auch die FMC-Aktien am Dienstag in einem schwachen Markt erneut niedriger.

Analysten zeigten sich jedoch erleichtert. In den nun bekannten Details sei klarer geworden, dass sich das wichtige US-Geschäft des Dialysekonzerns weiter ordentlich entwickele und die Probleme eher außerhalb der Vereinigten Staaten im internationalen Geschäft lägen, schrieb UBS-Analyst Ian Douglas-Pennant in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Während das Dialyse-Geschäft in den USA zulegen und seine Margen verbessern konnte, waren vor allem Einbußen im Versorgungsmanagement und ein unerwarteter Rückgang privat versicherter Zahler für das unerwartet schlechten Abschneiden von FMC ausschlaggebend, wie Firmenchef Rice Powell erläuterte. Der Manager betonte, erste Gegenmaßnahmen seien bereits eingeleitet, mit denen FMC das Ruder wieder herumreißen wolle.

In Sachen Akorn rückt unterdessen die finale Klärung vor Gericht näher. Fresenius wirft den Amerikanern manipulierte Medikamententests vor und blies die Übernahme des US-Generikaherstellers ab. Ein US-Gericht sah die Hessen im Recht, doch Akorn ging in Berufung. Verhandelt wird nun am 5. Dezember, wie Fresenius-Chef Sturm sagte. Er rechnet mit einem Entscheid im ersten Quartal 2019./als/tav/bgf/he