DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper hat operativ im ersten Quartal Federn lassen müssen. Höhere Kosten für CO2-Zertifikate, fehlende Erträge aus dem derzeit ausgesetzten britischen Kapazitätsmarkt sowie geringere Beiträge aus dem Gas- und Flüssiggasgeschäft belasteten. So waren die Gaspreise wegen des milden Winters gesunken. Den Ausblick für das Geschäftsjahr bestätigte Uniper jedoch bei der Vorlage der Zahlen am Dienstag. Die Aktien gewannen am Mittag mehr als 1 Prozent.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank von 350 Millionen auf 185 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Unter dem Strich verdiente der Kraftwerkskonzern jedoch mehr. Dies lag an positiven Effekten bei der Bewertung von Rohstoffderivaten, mit denen Uniper sein Strom- und Gasgeschäft gegen Preisschwankungen absichert. Das Nettoergebnis stieg so von 114 Millionen auf 768 Millionen Euro.

Uniper rechnet für das neue Geschäftsjahr mit einem weiteren operativen Ergebnisrückgang. Das bereinigte operative Ergebnis soll 550 Millionen bis 850 Millionen Euro betragen, nach 865 Millionen im Vorjahr. Grund ist der Wegfall von positiven Einmaleffekten, zudem werden Absicherungsgeschäfte für Flüssiggas (LNG) realisiert. Höhere Strompreise sollen dies jedoch teilweise kompensieren. Dennoch strebt der Kraftwerksbetreiber erneut eine höhere Ausschüttungssumme an.

Nichts neues gab es zu den Gesprächen mit dem finnischen Großaktionär Fortum. Derzeit verhandelt Uniper mit dem Energiekonzern über die weitere Ausgestaltung der Beziehung und mögliche Kooperationen. Fortum hält derzeit knapp 50 Prozent an Uniper, kann das Unternehmen jedoch wegen eines russischen Vetos der Wettbewerbsbehörden nicht komplett übernehmen. Die Gespräche gingen gut voran, sagte der scheidende Finanzvorstand Christopher Delbrück in einer Telefonkonferenz. Bis konkrete Ergebnisse vorlägen, dürfte es aber noch dauern. "Dies wird nicht vor Ende des Sommers der Fall sein."

Das Management von Uniper hatte sich lange gegen eine Übernahme gewehrt. Delbrück und der erkrankt pausierende Konzernchef Klaus Schäfer werden den Konzern Ende Mai verlassen, nachdem der Aufsichtsrat die Nachfolge bestimmt hat. So wird der frühere Chef der Aufzugssparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp, Andreas Schierenbeck, neuer Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers. Neuer Finanzvorstand wird Sascha Bibert, der zuletzt für Eon gearbeitet hat.

Die Hängepartie zwischen Fortum und Uniper hat auch mehrere Hedgefonds auf den Plan gerufen. So forderte etwa Elliott, der zuletzt mit knapp 18 Prozent an Uniper beteiligt war, Ende März von Uniper einen Beherrschungsvertrag mit Fortum abzuschließen. Darüber soll die Hauptversammlung am 22. Mai entscheiden. Und auch Knight Vinke meldete sich zu Wort: Sie forderten Uniper auf, sich von ihrem internationalen Geschäft zu trennen und damit faktisch die Aufspaltung des Unternehmens - um so die Blockade bei Uniper zu beenden.

Eine Reaktion des Uniper-Managements dazu steht noch aus. Delbrück wollte sich dazu nicht äußern. Vorstand und Aufsichtsrat bereiteten dazu eine Stellungnahme vor, die voraussichtlich in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll. Knight Vinke hatte sich zudem besorgt über die "Handlungsfähigkeit" der Gesellschaft geäußert. Diese Kritik wies Delbrück hingegen zurück. Insgesamt steht Uniper vor einer turbulenten Hauptversammlung mit ungewissem Ausgang. So habe das Unternehmen etwa keine Kenntnis über das Abstimmverhalten von Fortum, so Delbrück.

In der Schwebe ist auch noch der Verkauf der Frankreich-Aktivitäten an den tschechischen Investor EPH um den Milliardär Daniel Kretinsky. Die Verkaufsgespräche dauerten an, sagte Delbrück. Uniper hatte angekündigt, sich von seinem Frankreich-Geschäft trennen zu wollen. Anlass waren nach damaligen Medienberichten die Bestrebungen von Präsident Emmanuel Macron, die Kohleverstromung bis Ende 2021 einzustellen. Uniper betreibt in Frankreich zwei Steinkohlekraftwerke; hinzu kommen noch zwei Gaskraftwerke sowie Biomasse-, Wind- und Solaranlagen. Die Kohlekraftwerke werden seit Monaten bestreikt. Dies wirke sich "erheblich" negativ auf die wirtschaftliche Situation von Uniper Frankreich aus, so der Finanzvorstand./nas/elm