(neu: Aktienkurs, Aussagen aus Pressekonferenz)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Kraftwerksbetreiber Uniper steht vor einem schwierigen Jahr. Die angespannte Lage in der europäischen Energiewirtschaft belastet das Geschäft. Politische Unsicherheiten wie der Ausstieg aus der Kohle in Europa, dem Austritt Großbritanniens aus der EU und der Zank um die Gaspipeline Nord Stream 2 trüben die Stimmung. Dazu muss Uniper sein Verhältnis zu Großaktionär Fortum klären - bald mit einem neuen Management, denn der erkrankt pausierende Vorstandschef Klaus Schäfer sowie Finanzchef Christopher Dellbrück haben ihren Rücktritt für den Sommer angekündigt.

Investoren müssen sich im laufenden Jahr auf weiter sinkende Gewinne einstellen. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll 550 bis 850 Millionen Euro betragen. Grund ist der Wegfall von positiven Einmaleffekten, zudem werden Absicherungsgeschäfte für Flüssiggas (LNG) realisiert. Des Weiteren konnte Uniper in der Prognose eigentlich bereits vertraglich vereinbarte Zahlungen aus dem britischen Kapazitätsmarkt nicht berücksichtigen, da dieser im vierten Quartal bis auf weiteres ausgesetzt wurde. Dennoch lockt Uniper seine Investoren mit üppigeren Dividenden.

Bereits im vergangenen Geschäftsjahr war das bereinigte Ebit um gut 22 Prozent auf auf 865 Millionen Euro gesunken. Unter dem Strich wies Uniper 2018 erneut einen Verlust aus - hohe Abschreibungen unter anderem auf die Kraftwerke Datteln 4 und Provence 4 sowie negative Bewertungseffekte von Rohstoffderivaten waren der Grund dafür. Dies könne Uniper "nicht zufriedenstellen", räumte Finanzchef Dellbrück ein.

Die Aktionäre sollen dennoch mit 90 Cent je Aktie eine höhere Dividende erhalten nach 74 Cent ein Jahr zuvor. Die Ausschüttung lag mit 329 Millionen Euro höher als ursprünglich mit 310 Millionen avisiert. Für 2019 stellte Uniper eine weitere Erhöhung in Aussicht. Uniper hat sich dabei zum Ziel gesetzt, von 2016 bis 2020 die Ausschüttung an die Aktionäre um 25 Prozent pro Jahr zu steigern.

Ein Ärgernis bleibt das Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Mehr als 1,5 Milliarden Euro hat der Konzern in das Kraftwerk investiert, das unter Verzögerungen und Baumängeln leidet und womöglich wegen des geplanten Kohleausstiegs nie ans Netz geht. 370 Millionen Euro musste der Konzern bislang abschreiben. Uniper-Vorstand Eckhardt Rümmler forderte daher "zeitnahe Gespräche" mit der Bundesregierung über die Zukunft. Dabei stehen auch Forderungen nach Kompensation im Raum, sollte das Kraftwerk noch vor Inbetriebnahme wieder stillgelegt werden.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die geplante Gaspipeline Nord Stream 2, die Gas direkt aus Russland nach Deutschland liefern soll. Besonders den USA ist die Pipeline ein Dorn im Auge. Uniper ist dabei nicht direkt als Aktionär beteiligt, sondern nur an der Finanzierung. Rümmler betonte die Notwendigkeit der Pipeline, da sich seiner Ansicht nach in den kommenden 20 Jahren in Europa eine erhebliche Gasimportlücke auftun wird. Diese kann dabei nicht allein durch Flüssiggasimporte geschlossen werden, findet er - die Kosten vor allem im Winter seien zu hoch. Eigene Gaskraftwerke seien in Deutschland zudem derzeit nicht wirtschaftlich zu betreiben.

Zum schwelenden Streit mit Fortum gab es wenig Neues. Erste Gespräche mit dem Großaktionär hätten bereits stattgefunden, sagte Rümmler. Dabei sei man noch in einem sehr frühen Stadium. Dabei soll es keine Tabus geben. Beide Seiten seien sich einig, dass es kein vorgegebenes Ergebnis der Gespräche geben werde, sagte Rümmler. "Wir starten mit einem weißen Blatt Papier." Allerdings räumte er auch ein: "jeder von uns hat eine andere Vorstellung davon, wie die Beziehung aussehen könnte."

Fortum hatte Mitte des vergangenen Jahres den Anteil von Eon von 46,65 Prozent übernommen und hält aktuell knapp unter 50 Prozent. Das Management von Uniper hatte sich lange gegen die Übernahme gewehrt, den Widerstand dann jedoch aufgegeben. Doch aus Ankündigungen, mit Fortum verschiedene Möglichkeiten für eine Kooperation zu prüfen, wurde bis heute nichts. Fortum-Chef Pekka Lundmark hatte sich mehrfach frustriert über die fehlende Kooperation gezeigt.

Einer der Kernpunkte des Streits ist die russische "Giftpille", die eine vollständige Übernahme derzeit unmöglich macht. Die russischen Behörden hatten bei der Genehmigung die Auflage verhängt, dass Fortum nicht mehr als 50 Prozent übernehmen darf. Dabei geht es um das Geschäft mit Wasseraufbereitung von Uniper, das Russland als "strategisch" einstuft. Lundmark hatte den Vorwurf erhoben, das Uniper-Management habe in Russland aktiv gegen den Deal mit Eon gearbeitet.

Der aktivistische Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott hatte daraufhin auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr eine Sonderprüfung des Sachverhalts beantragt. Elliott hält letzten Angaben zufolge direkt und mittels Finanzinstrumenten 17,84 Prozent an Uniper. Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass sich Fortum mit Elliott verbünden könnte.

Auch dieses Geschäft ist nun Gegenstand der Gespräche - bei einer Einigung könnte der Weg für eine mögliche Komplettübernahme doch noch frei werden. Rümmler wollte sich dazu nicht äußern. Ob Uniper bald nur eine deutsche Tochter von Fortum sein werde, sei "kein Thema, über das wir aktuell nachdenken".

Die Aktie von Uniper stieg am Mittag um 0,8 Prozent. War sie zu Handelsbeginn zunächst gesunken, da Analysten den Ausblick bemäkelten, drehte sie wieder ins Plus. Investoren ließen sich dabei von der Dividendenpolitik anlocken./nas/mne/jha/