ESSEN/LONDON (awp international) - Das verlustreiche britische Vertriebsgeschäft bleibt dem Versorger Innogy nun doch weiter als Baustelle erhalten. Weil die Gespräche über eine Vertriebsfusion in Grossbritannien mit dem Versorger SSE geplatzt sind, rudert das Essener Unternehmen bei den Jahreszielen zurück. Auch die Aktionäre müssen sich wohl auf Abstriche einstellen. An der Börse stand die Aktie am Montagmorgen um 2,21 Prozent tiefer bei 40,19 Euro.

Die RWE -Ökostromtochter Innogy erwartet unter Einbeziehung von Npower nunmehr ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 2,6 Milliarden Euro und ein bereinigtes Nettoergebnis bei über 1 Milliarden Euro - in beiden Fällen sind das 0,1 Milliarden Euro weniger als bisher in Aussicht gestellt. Deshalb sei eine Dividende in Höhe des Vorjahres von 1,60 Euro mit der bisherigen Ausschüttungsquote nicht "darstellbar", erklärte Innogy in seiner Mitteilung vom am Montag in Essen.

Bereits zur letzten Quartalsbilanz hatte das Management die Prognosen für das Vertriebsgeschäft wegen des hohen Wettbewerbsdrucks gesenkt - nun kappte Innogy die Ziele für den Bereich erneut, den der Versorger Eon im Rahmen der geplanten Neuaufteilung mit RWE den bisherigen Plänen zufolge übernehmen soll. Eon-Aktien rutschten in der Folge am Morgen ebenfalls ab. Laut Analyst Ahmed Farman von Jefferies sind die beendeten Gespräche neben Innogy auch negativ für Eon.

Das britische Vertriebsgeschäft von Innogy leidet unter hohem Wettbewerb und zunehmender Regulierung. Im vergangenen Jahr hatte Innogy auf Npower knapp eine halbe Milliarde Euro abschreiben müssen, im dritten Quartal dieses Jahres wurden sogar Wertberichtigungen in Höhe von rund einer Dreiviertelmilliarde Euro fällig. Unter dem Strich war deshalb das Nettoergebnis des Konzerns in den ersten neun Monaten um gut 41 Prozent auf 228 Millionen Euro gefallen. Damals hatten die Essener aber in Erwartung eines möglichen Deals mit SSE noch an ihren Jahresprognosen festgehalten.

Innogy hatte vor gut einem Jahr verkündet, seine Tochter Npower mit dem britischen Vertriebsgeschäft des Versorgers SSE zusammenlegen zu wollen. Doch zuletzt stand bereits ein Fragezeichen über dem Deal. Anfang November hatten beide Unternehmen mitgeteilt, wegen "eines verschlechterten Marktumfelds und regulatorischer Eingriffe" die Fusion neu diskutieren zu wollen. Dies schliesse finanzielle Aspekte ein, hiess es damals weiter.

Beide Seiten konnten sich jedoch nicht auf neue Bedingungen einigen. Die Briten brachen deshalb nun die Gespräche ab und erklärten zu Wochenbeginn, die Transaktion sei nach Ansicht des Managements nicht im besten Sinne der Aktionäre. Offen bleibt nun, wie es mit Npower weitergeht. Der Innogy-Vorstand erklärte, er suche nach weiteren Alternativen. Sollte Npower bei Eon bleiben, hätte der Energiekonzern laut dem Jefferies-Experten Farman wohl einige Jahre der schmerzvollen Restrukturierung und Integration vor sich./tav/tih/fba