BERLIN (dpa-AFX) - Die Angebotsmieten in Berlin steigen nach Expertenbeobachtung kaum noch. Ein Trendbruch sei in den sieben größten Städten sichtbar, sagte Harald Simons, Vorstandsmitglied beim Marktforschungsinstitut Empirica, am Dienstag. "Berlin insbesondere scheint vorneweg zu laufen." Dort sei es zur Stagnation gekommen.

Es zögen immer weniger Menschen in die Hauptstadt, damit lasse die Wohnungsnachfrage nach, erklärte Simons bei der Vorstellung einer Branchenstudie in Berlin. "2019 war die Zuwanderung noch ungefähr bei 15 000." Vor einigen Jahren war es noch das Dreifache gewesen. Gleichzeitig sei wie in anderen Großstädten das Wohnungsangebot stärker gewachsen als die Nachfrage.

Für schlechter ausgestattete Wohnungen in einfachen Wohnlagen wie Charlottenburg-Nord oder Marzahn sänken seit 2018 die Mieten. Für gut ausgestattete Wohnungen in Stadtteilen wie Mitte oder Prenzlauer Berg seien sie 2019 noch gestiegen, doch auch das scheine zu Ende zu gehen, sagte Simons, dessen Institut eine Preisdatenbank betreibt.

Gleichzeitig wachse der Speckgürtel extrem, sagte Carolin Wandzik, Geschäftsführerin des Hamburger Forschungsunternehmens Gewos. Berlin verliere jedes Jahr unter dem Strich 12 000 Einwohner an die Umlandgemeinden. "Das heißt, es ist nicht so, dass die Wohnungsmarktregion sich entspannt." Die Dynamik verlagere sich von der Innenstadt in den zweiten Ring.

Die Kaufpreise seien unterdessen anders als erwartet gestiegen. "Ich stehe dem staunend gegenüber", sagte Simons. "Ich frage mich schon seit Jahren: Wer ist so verrückt und kauft noch in Berlin?" Inzwischen gebe es Projekte, bei denen die Investoren die erwarteten Mieten nicht mehr erreichten. Darunter seien auch städtische Gesellschaften./bf/DP/jha