Italiens größte Bank Unicredit ist wegen der Corona-Krise im ersten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht und zeigt sich pessimistischer als Konkurrenten.

Selbst bei einer kräfigen Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie werde die Bank ihr Gewinnziel 2021 klar verfehlen, sagte Vorstandschef Jean Pierre Mustier am Mittwoch. Einen Ausblick für dieses Jahr gab er wegen der vielen Unsicherheiten nicht.

Wegen Belastungen aus der Corona-Krise, einem teuren Stellenabbau und einem verlustträchtigen Anteilsverkauf in der Türkei schrieb die Mutter der HypoVereinsbank (HVB) im ersten Quartal einen Verlust von 2,7 Milliarden Euro, nach einem Gewinn von 1,2 Milliarden im Vorjahresquartal. Die Erträge schrumpften wegen eines rückläufigen Handelsgeschäfts um acht Prozent auf 4,38 Milliarden Euro.

Allein für faule Kredite schrieb Unicredit im ersten Quartal fast 1,3 Milliarden Euro ab. Zudem fielen für den Abbau von 5200 Stellen Kosten von 1,3 Milliarden Euro an. Die Reduzierung der Beteiligung an dem türkischen Geldhaus Yapi Kredi zog zudem Abschreibungen von 1,7 Milliarden Euro nach sich.

CORONA GEFÄHRDET FORTSCHRITTE BEIM KONZERNUMBAU

Italien gehört in Europa zu den von der Corona-Pandemie am stärksten betroffenen Länder und steht nun vor der schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Schon vor der Corona-Krise ächzten italienische Banken unter einem Berg an faulen Krediten, den sie nur langsam abtragen konnten. Nun drohen für die Geldhäuser neue Belastungen durch die sich abzeichnende Welle von Firmenpleiten.

Selbst wenn die Wirtschaft nach der Corona-Krise wie erwartet um zehn Prozent wachse, werde Unicredit im kommenden Jahr nur einen Gewinn von drei bis 3,5 Milliarden Euro erzielen, sagte Mustier. Das sind 20 bis 25 Prozent weniger als bislang angepeilt. Damit ist der Franzose deutlich pessimistischer als Konkurrenten: Der italienische Rivale Intesa Sanpaolo hatte am Dienstag bereits für dieses Jahr einen Gewinn von mindestens drei Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Mustier hat Italiens größter Bank seit seinem Amtsantritt Mitte 2016 einen tiefgreifenden Konzernumbau verordnet, dem Tausende Stellen und zahlreiche Filialen zum Opfer vielen. Der Anteil fauler Kredite in den Büchern schrumpfte auf fünf Prozent von 16 Prozent zu Beginn von Mustiers Amtszeit - das ist aber immer noch deutlich mehr als bei vielen deutschen Banken, die bislang weniger als ein Prozent der Kredite als ausfallgefährdet eingestuft haben.

Für seine Fortschritte beim Konzernumbau hatte Mustier viel Lob von Investoren geerntet, doch mit der Corona-Krise nehmen die Sorgen wieder zu. Seine erst Ende 2019 vorgestellten Mittelfristziele sind Makulatur: Neue Ziele werde Unicredit Ende diesen Jahres oder Anfang nächsten Jahres vorstellen, wenn mehr Klarheit über die Auswirkungen der Corona-Krise herrsche, sagte Mustier. Anleger ließ das aber weitgehend kalt. Die in den vergangenen Wochen gebeutelten Aktien notierten am Mittwoch leicht im Plus.

Während der Rivale Intesa in der Corona-Krise die Gelegenheit für Übernahmen sieht und an dem geplanten Kauf der UBI Banca festhält, will Unicredit ihr Geld zusammenhalten. Er habe "keinerlei Interesse" an irgendwelchen Übernahmen - weder in Italien noch irgendwo sonst, sagte Mustier. Im vergangenen Jahr hatte die HVB-Mutter vorübergehend mit dem Kauf der Commerzbank geliebäugelt.