FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat sich am Freitag nach einer kurzen Schwächephase wieder gefangen und ist zuletzt spürbar gestiegen. Die Gemeinschaftswährung kostete am Mittag bis zu 1,0597 US-Dollar und damit rund einen halben Cent mehr als am Vorabend. Im frühen Handel war der Euro noch bis auf 1,0483 Dollar gefallen. Er hatte sich damit wieder dem tiefsten Stand seit 2017 genähert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,0568 Dollar festgesetzt.

Frischen Schwung erhielt der Euro durch Aussagen des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau. Seiner Einschätzung nach könnten die Leitzinsen im Euroraum bis Jahresende wieder über Null steigen. "Wenn keine unvorhergesehenen neuen Schocks auftreten, würde ich es für realistisch halten, dass wir bis zum Ende dieses Jahres in ein positives Territorium kommen", sagte Villeroy de Galhau, der im EZB-Rat über die Geldpolitik mitentscheidet. Höhere Zinsen machen eine Währung in der Regel attraktiver für Anleger.

Im frühen Handel hatten enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland den Euro belastet. Die hiesige Industrie hatte im März deutlich weniger produziert. Die Gesamtherstellung ging zudem weitaus stärker zurück als von Analysten erwartet.

"Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Exporte und die Auftragseingänge hätten bereits in dieser Woche deutlich nachgegeben, nun komme auch noch eine kräftig rückläufige Industrieproduktion dazu. Der Rückgang der Produktion sei Folge des Krieges in der Ukraine. So habe etwa die Automobilindustrie im März wegen fehlender Kabelbäume aus der Ukraine besonders stark gelitten.

Im weiteren Handelsverlauf richten sich die Blicke auf den US-Arbeitsmarkt. Die Regierung veröffentlicht ihren monatlichen Jobbericht. Analysten erwarten eine anhaltend robuste Entwicklung mit steigender Beschäftigung und sinkender Arbeitslosigkeit. Zunehmend in den Fokus rückt die Lohnentwicklung, die bereits deutlich angezogen hat und droht, die sehr hohe Inflation weiter anzufachen. Die US-Notenbank hat in dieser Woche ihren Kampf gegen die hohe Teuerung mit einer deutlichen Zinsanhebung verschärft./la/jsl/jha/