SINGAPUR/FRANKFURT (awp international) - Der Höhenflug des Euro hält weiter an. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung kletterte am Montagvormittag bis auf 1,2288 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Ende 2014. Der Euro war bereits am späten Freitagabend über die Marke von 1,22 Dollar gestiegen.

Zum Franken blieb der Euro am Montagmorgen oberhalb der Marke von 1,18 CHF. Zwischenzeitlich kostete die Gemeinschaftswährung bis zu 1,1820 CHF und damit so viel, wie seit Aufgabe des Mindestkurses im Januar 2015 nicht mehr. Am Montagmittag geht der Euro bei 1,1810 CHF um. Der US-Dollar schwächte sich zum Franken dagegen ab. Er kostete zuletzt 0,9611 CHF nach 0,9666 CHF am Morgen.

Auslöser des jüngsten Euro-Anstiegs dürfte zunächst die Einigung der Spitzen von CDU, CSU und SPD gewesen sein, ihren Parteien die Aufnahme von offiziellen Koalitionsverhandlungen zu empfehlen. Eine Regierungsbildung in der grössten Volkswirtschaft der Eurozone wird damit etwas wahrscheinlicher. Dafür muss allerdings die Spitze der Sozialdemokraten ihre Basis bis zum Parteitag am 21. Januar von der Fortführung der Grossen Koalition überzeugen. Diese hatte zuletzt massive Kritik an den Sondierungsergebnissen vom Freitag geübt

Mit Blick auf den Euro scheint der Markt dieses Restrisiko zu ignorieren. Dem Commerzbank-Devisenexperten Ulrich Leuchtmann zufolge ist das nachvollziehbar. "Selbst, wenn es nicht so kommt: Politische Argumente sind nur das i-Tüpfelchen auf der Euro-Stärke".

Die Ursache sei eher die Tatsache, dass der Markt nach dem EZB-Protokoll vom vergangenen Donnerstag seine mittel- bis langfristige EZB-Sicht drehe. Die Zentralbanker hatten eine baldige Änderungen ihrer offiziellen Wortwahl zur künftigen Geldpolitik in Aussicht gestellt. Die VP Bank schätzt, dass die Frankfurter Währungshüter somit auf ihre Ankündigungen verzichten werden, ihre Anleihekäufe so lange fortzusetzen, bis es zu einem nachhaltigen Inflationsanstieg kommt.

"Das würde es der EZB ermöglichen, aus den Anleihekäufen von aktuell monatlich 30 Milliarden Euro auszusteigen, ohne dass notwendigerweise die Inflationsrate tatsächlich das von der EZB gewünschte Ziel nahe der 2 Prozent erreicht", schrieb die Bank in einer Analyse. Das stelle einen deutlichen Bruch der bisherigen Vorgehensweise dar.

An den Finanzmärkten wird darüber hinaus bereits spekuliert, ob es nicht bereits zum Jahresende 2018 zu einem ersten Zinsschritt kommen könnte. Die Wahrscheinlichkeit dafür wird momentan auf 60 Prozent beziffert.

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