BERLIN (Dow Jones)--Die Teuerungsraten mancher Haushalte in Deutschland haben das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) unterschritten. Das ergaben Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung für ihren Inflationsmonitor. Experten des Instituts kritisierten die EZB für ihre Verzögerung der Zinswende und forderten rasche Zinssenkungen.

Die Inflationsbelastung verschiedener Haushaltstypen, die sich nach Einkommen und Personenzahl unterscheiden, lag laut IMK im März relativ nah beieinander. In Deutschland sank die Inflationsrate im März insgesamt auf 2,2 Prozent und lag damit nahe an dem Inflationsziel der EZB von 2 Prozent. Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten haushaltsspezifischen Rate betrug laut IMK 1,3 Prozentpunkte. Ein Jahr zuvor waren es 2,4 Prozentpunkte und auf dem Höhepunkt der letzten Inflationswelle sogar 3,1 Prozentpunkte.

Für die kommenden Monate erwarteten IMK-Inflationsexpertin Silke Tober und der wissenschaftliche Direktor Sebastian Dullien, einen weiter nachlassenden Preisdruck. Sie kritisieren, dass die EZB in der vergangenen Woche die Chance verstreichen ließ, die Leitzinsen zu senken. "Trotz der zügig sinkenden Inflation, der aufgehellten Inflationsaussichten und der trüben Wirtschaftslage hat die EZB es bei ihrem Treffen im April 2024 versäumt, die Zinswende einzuleiten", kritisierten sie. Angesichts der eindeutigen Datenlage bei Inflation und Konjunktur "wäre eine Verringerung des geldpolitischen Restriktionsgrades auf Grundlage einer datenbasierten Analyse unbedingt erforderlich gewesen", so die beiden Ökonomen.

Eine Zinssenkung sei überfällig, da die stark restriktive Geldpolitik im aktuellen Umfeld die wirtschaftliche Aktivität zu stark drossele und dadurch nicht zuletzt riskiere, dass die Inflation in der mittleren Frist zu gering ausfällt, wie das IMK erklärte.

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April 17, 2024 03:42 ET (07:42 GMT)