Frankfurt (Reuters) - Die Inflation im Euroraum zieht wieder an.

Die Verbraucherpreise legten im Mai in der 20-Länder-Gemeinschaft binnen Jahresfrist um 2,6 Prozent zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte. Noch im April hatte die Rate bei 2,4 Prozent gelegen. Für die Europäische Zentralbank (EZB), die eine Inflationsrate von 2,0 Prozent anstrebt, kommt der erste Anstieg der Teuerung in diesem Jahr ungelegen. Sie hatte Anfang Juni erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen wieder gesenkt. Angesichts des jüngsten Zuwachses der Inflation hielten sich die Währungshüter aber zu ihrem weiteren Kurs weitgehend bedeckt. Die EZB lege sich nicht auf einen bestimmten Zinspfad fest, hatte Notenbank-Chefin Christine Lagarde gesagt.

Die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Preise für Energie- und Lebensmittel sowie für Alkohol und Tabak ausgeklammert werden, nahm im Mai auf 2,9 Prozent zu nach 2,7 Prozent im April. Die EZB achtet stark auf dieses Inflationsmaß, da es aus ihrer Sicht zugrundeliegende Inflationstrends gut erfassen kann. Ihr Chefvolkswirt Philip Lane äußerte sich am Montag in einem Reuters-Interview dennoch zuversichtlich hinsichtlich des erwarteten Rückgangs der Teuerung zur Notenbankzielmarke. Trotz eines holprigen Weges befinde sich die EZB auf dem Kurs, ihr Ziel von 2,0 Prozent in der zweiten Jahreshälfte 2025 zu erreichen. Auch andere Währungshüter hatten angemerkt, der grundsätzliche Abschwächungstrend sei weiterhin intakt.

Die Energiepreise nahmen im Mai im Währungsraum binnen Jahresfrist um 0,3 Prozent zu. Noch im April waren sie um 0,6 Prozent gefallen. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak erhöhten sich um 2,6 Prozent nach einem Anstieg von 2,8 Prozent im April. Industriegüter außerhalb des Energiesektors verteuerten sich um 0,7 Prozent nach 0,9 Prozent im Vormonat. Die Preise für Dienstleistungen, die die EZB aktuell besonders im Fokus hat, erhöhten sich um 4,1 Prozent nach plus 3,7 Prozent im April.

In Deutschland, der größten Volkswirtschaft im Währungsgebiet zogen die Preise (HVPI) im Mai um 2,8 Prozent an nach 2,4 Prozent im April. Hierbei spielten auch statistische Gründe eine Rolle. Weil die Einführung des Deutschland-Tickets im Mai ein Jahr zurücklag, fiel der preisdämpfende Effekt aus dem Jahresvergleich heraus. In Lettland blieben die Preise hingegen stabil nach einem Anstieg von 1,1 Prozent im April. In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft im Euroraum, nahm die Inflation auf 2,6 Prozent zu nach 2,4 Prozent im April.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)