Frankfurt (Reuters) - Die EU-Länder außerhalb des Euroraums sind nach Einschätzung der EZB in den vergangenen zwei Jahren bei der wirtschaftlichen Annäherung an die Währungsgemeinschaft kaum vorangekommen.

Aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen seien bei der Einhaltung der Konvergenzkriterien seit 2022 nur begrenzte Fortschritte erzielt worden, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem am Mittwoch veröffentlichten jüngsten Konvergenzbericht mit. Im Fokus des alle zwei Jahre veröffentlichten Berichts standen die Länder Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Schweden. Dänemark, das ebenfalls nicht den Euro hat, ist wegen einer speziellen Klausel nicht dazu verpflichtet, der Währungsgemeinschaft beizutreten.

Die untersuchten Länder seien hart von den wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine getroffen worden, erklärte die EZB. Ihre Konjunktur habe sich abgeschwächt und zugleich sei die Inflation hochgeschossen. "Die Länder, die in der Vergangenheit eine größere Energieabhängigkeit von und stärkere Handelsbeziehungen mit Russland hatten, waren am stärksten betroffen", so die EZB. In Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Polen und Rumänien hätten die Inflationsraten deutlich über dem Referenzwert von 3,3 Prozent gelegen. Die EZB schätzt zudem die Aussichten nicht günstig ein. "Längerfristig gibt es Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Inflationskonvergenz in den meisten der untersuchten Länder."

Tschechien, Ungarn, Polen und Rumänien erfüllten dem Bericht zufolge zudem 2023 das Defizitkriterium nicht. Das Haushaltsdefizit eines Landes darf nicht höher sein als drei Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP). Beim öffentlichen Schuldenstand, der nicht größer als 60 Prozent des BIP sein darf, lagen alle betrachteten Länder 2023 unter dem Referenzwert - mit Ausnahme Ungarn. Ungarn erfüllte laut dem Bericht auch nicht das Kriterium der Unabhängigkeit der Zentralbank. Bei der Geldwäscheprävention bekam das Land ebenfalls ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Die Qualität der Institutionen ist dem Bericht zufolge in allen untersuchten Ländern Mittel- und Osteuropas eher schwach - vor allem in Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Bei Bulgarien, das immer noch hofft, 2025 das 21. Land der Währungsunion zu werden, macht sich die EZB längerfristig Sorgen hinsichtlich der Inflation. Die Währungshüter mahnten zudem: "In den meisten der untersuchten Länder sind weitreichende Strukturreformen erforderlich zur Verbesserung des Wirtschaftswachstums und der Wettbewerbsfähigkeit."

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)