Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Am deutschen Aktienmarkt wird es auch in der kommenden Woche voraussichtlich weiter seitwärts gehen. Nach der EZB-Sitzung ist der DAX in die Mitte der Handelsspanne zwischen 15.450 und 16.450 Punkten zurückgekehrt. Damit hat er die jüngsten Attacken auf der Unterseite abgewehrt, ein Ausbruch ist erst einmal verschoben. Während der Zinserhöhungszyklus nun voraussichtlich vorbei ist und die Bewertung weiterhin klar für deutsche Aktien spricht, drohen vom immer weiter steigenden Ölpreis und auch von den Renditen Risiken.

Im Blick stehen in der kommenden Woche erneut die Notenbanken, vor allem die US-Notenbank (Fed). Sie entscheidet am Mittwoch über die Geldpolitik. Voraussichtlich wird sie die Leitzinsen unverändert lassen. Daneben stehen weitere Notenbanksitzungen an. Am Donnerstag tagen die Zentralbanken in der Schweiz, Großbritannien, Schweden, Norwegen und in der Türkei, am Freitag kommt noch die Sitzung der Bank of Japan hinzu.

Auf der Seite der Konjunkturdaten bleibt es im Vorfeld der Sitzungen relativ ruhig. Am Donnerstag kommt das erste Highlight mit dem Konjunkturindex der Notenbankfiliale in Philadelphia, der so genannte Philly-Fed. Am Freitag ist dann PMI-Tag, sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks werden die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) Aufschluss über die Konjunktur geben.


   Bundesanleihen in der Normalisierungsphase 

Auf negativer Seite für Aktien sticht der immer weiter steigende Ölpreis heraus. Brent nähert sich zusehends der Marke von 100 Dollar je Barrel, und der Abstand zur US-Sorte WTI wird immer geringer. Bei weiter steigenden Ölpreisen dürften wegen der damit einhergehenden Inflationsrisiken auch die langlaufenden Renditen in den USA weiter anziehen.

Die Renditen der Bundesanleihen sind laut Marktteilnehmern ohnehin zu niedrig. Wie es am Markt heißt, ist hier die Phase der Normalisierung noch nicht vorüber. Sollten sich die Inflationserwartungen zwischen 2 und 3 Prozent einpendeln, seien je nach Konjunktur Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen zwischen 3,5 und 4 Prozent realistisch, heißt es mit Blick auf frühere Zyklen. Aktuell liegt die Rendite bei 2,6 Prozent.


  KGV bei etwa 10 - derzeit 

Dass der DAX die steigenden Renditen bisher relativ gut wegsteckt, liegt laut Marktteilnehmern an der günstigen Bewertung. Der in Punkte akkumulierte Gewinn der DAX-Unternehmen in diesem Jahr liegt laut Konsensprognosen bei gut 1.410 Indexpunkten. Dabei prognostizierten Analysten für die Unternehmen des DAX auch in den nächsten zwei Jahren "ein ordentliches Gewinnwachstum", sagt Ulrich Stephan von der Deutschen Bank: Mit durchschnittlich 7,8 und 9,7 Prozent könne es sogar über dem europäischen Mittel liegen, sagt er. Die von Stephan angeführten Gewinnerwartungen würden auf ein DAX-KGV von lediglich etwa 10 hinweisen.

Allerdings gibt es auch skeptischere Stimmen: Commerzbank-Analyst Markus Wallner meint, seit Juli sorgten Basiseffekte für einen im Jahresvergleich schwächeren Dollar. Das lasse die Erträge vieler exportorientierter deutscher Unternehmen unter Druck geraten.

Und sein Commerzbank-Kollege Andreas Hürkamp erwartet, dass die Einkaufsmanagerindizes zum Wochenausklang schwach ausfallen werden. "Sie dürften zeigen, dass die Konjunktur immer stärker unter den mittlerweile hohen Leitzinsen leidet", sagt der Anlagestratege. Hürkamp rechnet deshalb damit, dass sich die Konsolidierung an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen fortsetzen wird.

DJG/hru/gos

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