Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die ersten Einschläge an den Aktienmärken werden häufig zum Einstieg genutzt. Das dürfte auch für die jüngsten Rücksetzer gelten. Über kurzfristige Erholungschancen hinaus bleibt die Lage aber zunächst noch schwierig.

Erholungschancen dürften vor allem im Umfeld der neuen US-Preisdaten für Juli aufkommen, heißt es bei der Commerzbank. Am Donnerstag werden die Verbraucherpreise veröffentlicht und am Donnerstag die Erzeugerpreise. Bei den Verbraucherpreisen dürften sowohl die Kernrate als auch die umfassende Inflationsrate bei 0,2 Prozent liegen. "Da dies mit dem Inflationsziel der US-Notenbank von 2 Prozent weitgehend im Einklang stünde, würde ein solches Ergebnis unsere Einschätzung stützen, dass die Fed bereits am Zinsgipfel angekommen ist", so die Commerzbank-Analysten.

Gegenwind für die Aktienmärkte kam zuletzt vor allem von den Renditen der US-Langläufer. Sollte sich die US-Inflation im Juli in die erwartete Richtung bewegt haben, dürfte der Gegenwind zunächst deutlich nachlassen, sich möglicherweise sogar auch einmal in Rückenwind verwandeln. Denn die Realrendite in den USA ist bei einer Rendite 10-jähriger Anleihen von 4,18 Prozent bereits klar positiv. Damit bremst sie die Konjunktur sowie die Inflation und saugt Liquidität aus den Märkten. In diesem Umfeld ist es schleierhaft, warum Hedgefonds ausgerechnet US-Anleihen short gegangen sind und nicht die Bundesanleihen mit ihren stark negativen Realrenditen.

Unabhängig von den kurzfristigen Aussichten bleibt die Lage für den DAX aber schwierig. Die Quartalsberichte zyklischer Unternehmen wie Deutsche Post und BMW haben gezeigt, dass die Konjunkturflaute in den Bilanzen ankommt. Im Unterschied zum vergangenen Jahr fällt es den Unternehmen deutlich schwerer, höhere Kosten in Form höherer Preise weiterzureichen. Damit geht es nun mit den Margen der Zykliker tendenziell abwärts. Noch sind die Gewinnschätzungen stabil bei umgerechnet gut 1.400 DAX-Punkten für dieses Jahr, die Sorgen nehmen aber zu, dass sie nach unten revidiert werden müssen. Die Berichtssaison gibt in der kommenden Woche Vollgas: Allein aus dem DAX werden 15 der 40 Unternehmen ihre Quartalsberichte präsentieren, sieben von ihnen allein am Donnerstag.

Weitere negative Überraschungen drohen auch von den Ölpreisen. In der nächsten Woche veröffentlichen die US-Energiebehörde EIA, die OPEC und die Internationale Energieagentur IEA ihre Monatsberichte zum Ölmarkt. Da Saudi-Arabien die Förderkürzungen bis September verlängert hat, dürfte das Angebotsdefizit von etwa 2 Millionen Barrel am Tag bestehen bleiben. Gedrückt werden könnten die Ölpreise allerdings von überraschend niedrigen chinesischen Importen, sie werden am Dienstag veröffentlicht.


   Der Fed-Put ist noch nicht zurück 

Ein Ende des Ölpreisanstiegs wäre für die Börsen positiv. Denn das würde die Inflationsaussichten auch dauerhaft aufhellen. Der Markt könnte dann stärker darauf setzen, dass die Notenbanken der Wirtschaftsflaute mit Zinssenkungen gegensteuern. Das würde nichts anderes bedeuten als die Rückkehr des so genannten Fed-Puts. Besonders stark profitieren sollten dann die frühzyklischen Branchen wie zum Beispiel die Chemie. Doch noch ist es eben nicht so weit.

Aus technischer Sicht ist der DAX nach dem gescheiterten Ausbruchsversuch auf der Oberseite in die alte Trading-Range zwischen etwa 15.500 und etwa 16.300 Punkte zurückgefallen. Weitere Attacken werden auch deshalb auf sich warten lassen, weil dem DAX die Zugpferde fehlen. Nachdem SAP, Siemens und Airbus den DAX im Frühjahr angetrieben hatten, haben diese drei Index-Schwergewichte ihre Aufwärtstrends mittlerweile zur Seite verlassen.

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

August 04, 2023 07:29 ET (11:29 GMT)