BEIRUT (dpa-AFX) - Trotz internationaler Sanktionen will der Iran nach Angaben der Hisbollah Öl an den krisengeschüttelten Libanon liefern. Ein Schiff mit Dieselöl an Bord werde "innerhalb von Stunden" in See stechen, sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am Donnerstag in einer Fernsehansprache. Weitere Tanker sollten folgen.

Nasrallah warnte die USA und Israel davor, das Schiff ins Visier zu nehmen. "Wir wollen mit niemandem eine Konfrontation." Das Schiff werde jedoch als "libanesisches Gebiet" betrachtet, wenn es im Iran aufbreche. Es gehe darum, dass die Menschen im Libanon ein normales Leben führen könnten.

Der Libanon leidet seit Monaten unter der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte, die zu einem dramatischen Versorgungsmangel geführt hat. Seit Tagen sind überall im Land die Tankstellen geschlossen, weil es an Treibstoff fehlt. Die meisten Libanesen müssen täglich stundenlang ohne Strom auskommen. Auch Kliniken sind von dem Mangel betroffen. In Apotheken fehlt es an Medikamenten.

Nasrallah machte keine Angaben, wie der Libanon für das iranische Öl bezahlen will. Die Landeswährung hat mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren. Zudem gehen die Devisenvorräte des Libanon zur Neige. Auch der Iran leidet derzeit unter einer schweren Wirtschaftskrise.

Die USA waren 2018 aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen und hatten Sanktionen gegen das Land verhängt, unter anderem um den Export von Öl zu unterbinden. Die libanesische Hisbollah ist ein enger Verbündeter Teherans und erhält von dort Unterstützung. Die Organisation betrachtet zugleich Israel als Erzfeind und bekämpft das Nachbarland. Israel wiederum soll Berichten zufolge mehrfach Tanker mit iranischem Öl angegriffen haben, die nach Syrien wollten./jku/DP/mis