BERLIN (dpa-AFX) - Der frühere SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping fordert eine weitere Nutzung von Atom-, Gas- und Kohlestrom in Deutschland. "Die deutsche Energiepolitik ist untauglich, international isoliert und ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit und für den sozialen Zusammenhalt in Deutschland", sagte Scharping der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). Der 74-Jährige war von 1993 bis 1995 SPD-Vorsitzender und von 1998 bis 2002 Bundesverteidigungsminister.

Deutschland könne es sich "noch für viele Jahre nicht leisten, auf eine Energiequelle zu verzichten. Das gilt für Erdöl, Gas, Kohle, aber auch Atomkraft. Dafür bedarf es rasch eines langfristigen und verlässlichen Rahmens", sagte Scharping. "Ich bin wahrlich kein Atomkraft-Fan", betonte er. Dennoch sei er für den Weiterbetrieb: "Denn nach Abwägung aller Risiken sollten wir mit der Kernkraft jetzt nicht auf etwas verzichten, das uns bei der Bewältigung der großen Herausforderung der Energie-Krise hilft, auch wenn diese Technologie nicht ungefährlich ist."

Wegen der Energiekrise, die sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zugespitzt hat, gibt es seit Monaten eine Debatte, ob die drei verbleibenden Atomkraftwerke länger laufen sollen, obwohl ihre Leistungsbetrieb-Berechtigung zum Jahresende erlischt. Die Bundesregierung prüft derzeit in einem Stresstest die Sicherheit der Stromversorgung. Danach will sie entscheiden, ob die AKW noch etwas länger laufen./cpe/DP/mis