Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Dienstag am späten Vormittag wenig verändert. Zunächst hatte der Leitindex mit dem Rückenwind positiver Vorgaben aus den USA und aus Japan noch klar zugelegt. Doch vor den um 14.30 Uhr erwarteten Inflationszahlen aus den USA hätten die Anleger einen Gang zurückgeschaltet, heisst es im Handel. Die Stimmung sei zwar optimistisch, weil die US-Notenbank Fed nach Ansicht vieler Marktteilnehmer am Mittwochabend eine Zinspause verkünden dürfte. Doch dafür dürften die US-Inflationsdaten heute Nachmittag nicht negativ überraschen.

Die US-Inflationsrate war im Mai 2022 besonders hoch. Daher sei nun mit einem positiven Basiseffekt zu rechnen, sagt ein Marktbeobachter. Sollte sie Inflation wie erwartet in Richtung 4 Prozent fallen, stehe einer Zinspause in den USA nichts mehr im Weg. Dies gelte umso mehr, weil die Konjunktur Zeichen einer Abschwächung zeige. Derzeit steht der US-Leitzins bei 5,00 bis 5,25 Prozent. Doch wie das Fed danach weiter verfährt und schon bald wieder die Zinsen senkt, wie dies ebenfalls vielerorts erwartet wird, sei ungewiss. "Das Fed erhöht doch nicht so lange die Zinsen, um sie gleich wieder zu senken. Wenn sie das machen würde, wäre wirklich etwas am Dampfen", sagt ein Händler. Es sei eher mit einer längeren Phase höherer Zinsen zu rechnen. Von der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Donnerstag ihre Zinsentscheidung veröffentlicht, wird eine Erhöhung erwartet. Ebenso von der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die kommende Woche ihre geldpolitischen Beschlüsse vorlegt. Erwartet wird ein Schritt von 25 bis 50 Basispunkten.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,05 Prozent höher auf 11'306,92 Punkten und damit klar unter dem Tageshoch von 11'348 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,18 Prozent auf 1771,81 und der breite SPI 0,02 Prozent auf 14'921,47 Zähler. 21 der 30 SLI-Werte notieren höher und acht geben nach. Holcim sind unverändert.

Die Aktien der Credit Suisse sind nach dem Vollzug der Übernahme durch die UBS (+0,4%) heute Dienstag suspendiert und werden am Mittwoch dekotiert. Ab heute ersetzen Kühne + Nagel CS im SMI. Kühne + Nagel führen mit einem Plus von 3,3 Prozent den SLI an. Sie standen seit Bekanntgabe der Aufnahme in den SMI unter Druck. Händler sprechen nun vor allem von markttechnischen Faktoren im Zusammenhang im indexbezogenen Anlagen.

Stark gefragt sind die Technologiewerte VAT (+3,2%), Logitech (+1,4%) und AMS Osram (+1,0%) sowie die den Wachstumswerten zugeordneten Partners Group (+1,0%). VAT profitieren laut Händlern von den positiven Vorgaben von der US-Börse Nasdaq und davon, dass Morgan Stanley die Abdeckung des Herstellers von Vakuumventilen mit dem Rating "Overweight" aufgenommen hat. Partners Group hilft laut Händlern die Tatsache, dass mit dem Verschwinden der CS der Zuger Asset Manager als Finanzwert mehr Aufmerksamkeit erhält.

Zu den Favoriten zählen zudem zyklische Titel wie Schindler, ABB, Sika, Geberit und Richemont mit einem Kursplus zwischen 1,0 und 0,9 Prozent.

Ungefragt sind dagegen die als defensiv geltenden Schwergewichte Novartis (-1,1%) und Nestlé (-0,3%), was auch den Gesamtmarkt belastet. Dabei hat Stifel das Kursziel für Novartis nach der am Vortag angekündigten Übernahme von Chinook noch auf 111 von 108 Franken erhöht und die Einstufung auf "Buy" belassen. Auch Sonova (-0,8%) und die Versicherer Swiss Re (-1,1%) und Zurich (-0,5%) sowie der Vermögensverwalter Julius Bär (-0,5%) geben nach.

Deutlich im Plus sind am breiten Markt DocMorris (+19%). Sie profitieren von Deckungskäufen und den Aussagen des deutschen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wonach das elektronische Arztrezept in Deutschland ab dem 1. Juli 2023 "endlich alltagstauglich" werden soll.

pre/rw