Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse tendiert am Donnerstagvormittag fester. Dabei hatte der Markt unter dem Einfluss negativer Vorgaben aus den USA und Asien im Frühgeschäft zunächst auf breiter Front nachgegeben. Belastet wurde die Stimmung dabei von der US-Notenbank Fed, die am Vorabend zwar die Leitzinsen nicht verändert, aber Signale für eine weitere mögliche Zinserhöhung noch in diesem Jahr signalisiert hatte. Ausserdem könnten die Zinsen im kommenden Jahr höher bleiben als bislang erwartet.

Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) entgegen der Einschätzung einer Mehrheit der Analysten aber überraschend auf eine weitere Zinserhöhung verzichtet hat, drehte der Markt ins Plus. Die SNB weist zwar darauf hin, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht vorbei und darum eine weitere Straffung der Geldpolitik nicht auszuschliessen sei. Dennoch dürfte sie nach Ansicht von Ökonomen wie andere Zentralbanken auch nun am Ende der Zinserhöhungen angekommen sein, heisst es. Die SNB trage damit vor allem der Inflation Rechnung, die sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt habe. "Die neue Inflationsprognose wurde vor allem am längeren Ende leicht, aber gleichwohl bedeutend nach unten angepasst und liegt nun wieder innerhalb des Ziels der Preisstabilität", sagt Philipp Burckhardt von Lombard Odier IM. Im Dezember dürfte wohl keine Zinserhöhung mehr folgen. Am Markt sei dies mit Erleichterung aufgenommen worden. Dies habe die Kurse steigen lassen, sagt ein Händler.

Der SMI steigt bis um 11.15 Uhr um 0,33 Prozent auf 11'191,41 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,20 Prozent auf 1752,08 und der breite SPI 0,18 Prozent auf 14'673,30 Zähler. Von den 30 SLI-Werten werden 16 tiefer und 14 höher gehandelt.

An der Spitze stehen defensive Werte wie Sonova, Nestlé, Novartis, die Versicherer Zurich und Swiss Re sowie Swisscom mit Gewinnen zwischen 1,6 und 0,7 Prozent. Givaudan (+0,8%) setzen den Aufwärtstrend vom Vortag fort, als die Aktie im Einklang mit denen eines anderen Mitbewerbers kräftig gestiegen war. Die beiden Luxusgüterhersteller Richemont (+1,1%) und Swatch (+0,8%) setzen zu einer Erholung an.

Die Aktien von Lonza fallen um 0,9 Prozent. Der Pharmaauftragsfertiger hat seine anlässlich des Halbjahresergebnisses veröffentlichte Prognose für das laufende Jahr bestätigt. Demnach wird weiterhin eine Kern-EBITDA-Marge von 28 bis 29 Prozent erwartet. Allerdings war die Prognose im Juli gesenkt worden. Die Lonza-Aktien waren am Montag wegen des unerwarteten Abgangs des Konzernchefs unter Druck geraten. am Markt ist von einem Versuch der Schadensbegrenzung die Rede. Händler vermissten jedoch aussagen zur Mittelfristprognose. "Dafür müssen wir bis zum Kapitalmarkttag Mitte Oktober warten", sagt einer.

Dagegen weisen zyklische und als zinssensitiv geltenden Technologie- und Wachstumswerte wie Adecco, SIG, ABB, VAT, Comet sowie Straumann und Lindt & Sprüngli PS Verluste zwischen 1,2 und 0,4 Prozent auf. Sie nähmen damit die negativen Vorgaben von der US-Börse Nasdaq auf, heisst es am Markt. AMS Osram sacken gar um 3,2 Prozent ab und geben damit den Vortagesgewinn wieder her, als sie von der Aussicht auf staatliche deutsche Fördergelder in Millionenhöhe profitiert hatten.

Schwächer sind auch die Vermögensverwalter Partners Group (-0,9%) und Julius Bär (-0,5%) sowie die Aktien der Grossbank UBS (-0,7%). Roche (-0,4%) sind ebenfalls schwächer. Die Tochter Genentech hat am Mittwoch vor einem US-Berufungsgericht zum Blutermittel Hemlibra einen Erfolg erzielt. Genentech habe das Gericht davon überzeugt, dass Hemlibra nicht gegen ein Patent der zur Takeda-Gruppe gehörende Pharmafirma verstossen habe.

Weiter unter Druck stehen Idorsia (-4,8%). Hier erwähnen Händler einmal mehr die knappe Kapitalsituation und die Angst vor einer stark verwässernden Kapitalerhöhung. Mit Leclanché (-7,0%) verliert eine Aktie eines weiteren "kapitalklammen" Unternehmens klar an Wert.

per/tv