Frankfurt (Reuters) - Die Nervosität der Investoren vor den US-Inflationsdaten am Mittwoch ist bereits am Dienstag auf die Märkte durchgeschlagen.

Der Dax gab am Nachmittag 0,7 Prozent auf 18.197 Punkte nach. Der EuroStoxx50 verlor 0,4 Prozent auf 5026 Zähler. Die wichtigsten Indizes an der Wall Street eröffneten dagegen leicht im Plus. Die fallenden Renditen der US-Staatsanleihen ermunterten die Anleger zum Einstieg in den Aktienmarkt.

Aus dem zur Wochenmitte anstehenden US-Inflationsbericht für März erhofften sich die Anleger Hinweise auf den Zeitpunkt der Zinswende der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter versuchen, mit geldpolitischer Straffung die hohe Teuerungsrate einzudämmen. "Die Aktienmärkte scheinen sich derzeit in einer Warteschleife zu befinden, und ich denke, das wird so bleiben, bis wir mehr Klarheit über die Inflation und den Zustand der Wirtschaft erhalten", sagte Dan Boardman-Weston, Chefanleger beim britischen Vermögensverwalter BRI.

Angesichts robuster Wirtschaftsdaten sowie der hartnäckigen Inflation haben Anleger ihre Erwartungen für Zinssenkungen zuletzt zurückgeschraubt. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine erste geldpolitische Lockerung der Fed im Juni und Juli derzeit auf rund 55 und 75 Prozent geschätzt. Noch vor einigen Wochen galten sie als mehr oder weniger ausgemacht. Fallende Zinsen bei späteren Fed-Sitzungen sehen die Investoren allerdings nach wie vor als sehr wahrscheinlich. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB), deren nächste Sitzung für Donnerstag geplant ist, gehen die Investoren von einer Zinswende im Juni aus.

Unterdessen trieb die Aussicht auf einen weltweiten Aufschwung im verarbeitenden Gewerbe die Preise für Industriemetalle an. Der Kupferpreis in Shanghai kletterte auf einen Rekordwert; der Kupferkontrakt in London verharrte in der Nähe seines höchsten Stands seit 14 Monaten. Auch Zink und Zinn erreichten in Fernost den höchsten Stand seit mehreren Monaten. Aluminium wurde knapp unter dem Zweijahreshoch vom Montag gehandelt.

"Es ist eine ziemliche China-Wette", sagte Vishnu Varathan, Experte von der Mizuho Bank in Singapur. Chinas verarbeitendes Gewerbe expandierte im März zum ersten Mal seit sechs Monaten. Selbst Eisenerz, das durch Chinas Immobilienabschwung unter Druck steht, stabilisierte sich. Die wirtschaftlichen Erwartungen hätten sich nach der Ankündigung politischer Maßnahmen zur Kontrolle des Rohstahlhandels und zum Austausch alter Haushaltsgeräte gegen neue in einigen Regionen etwas verbessert, sagten die Analysten von Huatai Futures. China will die Rohstahlproduktion in diesem Jahr kontinuierlich steuern.

MINEN-BETREIBER GEFRAGT - GOLD WEITER AUF REKORDKURS

Angesichts der steigenden Metallpreise griffen Anleger bei Minenbetreibern zu. Rio Tinto-Aktien zogen in London um mehr als zwei Prozent an. Der rohstofflastige britische Index FTSE 100 verteidigte ein leichtes Plus. Unterdessen setzte der Goldpreis seine Jagd nach neuen Höchstständen fort. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 1,1 Prozent auf 2365 Dollar je Feinunze und knüpfte damit an seine jüngste Rekordserie an.

Bei den Einzelwerten zogen in London zudem BP-Aktien um bis zu zwei Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Oktober an. Der Ölmulti erfreute Anleger mit einer in Aussicht gestellten höheren Fördermenge bei Öl und Gas im ersten Quartal. Auch die Produktion von emissionsarmer Energie werde im Vergleich zum Vorquartal zunehmen.

Nach der jüngsten Rekordjagd brachen dagegen Rheinmetall-Aktien um bis zu 12,1 Prozent ein und steuerten damit den größten Tagesverlust seit mehr als eineinhalb Jahren an. Zunächst kletterten die Titel des Rüstungskonzerns noch auf ein frisches Rekordhoch von 571,80 Euro, bevor Anleger Kasse machten. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen nach der Rally angesichts der weltweit steigenden Militärausgaben.

(Bericht von Stefanie Geige und Zuzanna Szymanska, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)