MÜHLENGEEZ (dpa-AFX) - Die russischen Importverbote für Agrarprodukte wirken sich nach Angaben von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) immer noch auf die Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns aus. Zur Eröffnung der größten norddeutschen Agrarmesse MeLa in Mühlengeez im Landkreis Rostock sagte sie am Donnerstag, Russland habe für den Export von Ernährungsgütern für das Land immer eine wichtige Rolle gespielt. "Wir wollen die guten Kontakte nach Russland nicht abreißen lassen", betonte Schwesig.

Sie werde das Thema nächste Woche ansprechen, wenn sie mit einer Unternehmerdelegation nach St. Petersburg reise. Dennoch sei es der Ernährungswirtschaft gelungen, im Laufe der vergangenen zehn Jahre ihre Exportquote von etwa 10 auf knapp 20 Prozent zu verdoppeln.

Auf der MeLa zeigen bis Sonntag mehr als 1000 Aussteller aus 14 Nationen ihre Produkte und Leistungen. Anziehungspunkt für Fachbesucher sind vor allem die Land- und Stalltechnik, verschiedene Fachforen und am Freitag der Landesbauerntag. Die Tierschau mit mehr als 1000 Nutztieren - das diesjährige Tier der MeLa, die Honigbiene, nicht mitgezählt - gilt als größte in ganz Deutschland. Gezeigt werden Rinder und Pferde, Schweine und Schafe, Kaninchen und Geflügel in mehr als 180 verschiedenen Rassen.

Die Nicht-Fachbesucher zieht es vor allem in die Halle der Ernährungswirtschaft, wo es Milchprodukte, Backwaren, Fleisch- und Fischwaren sowie Obst und Gemüse, Süßigkeiten und Getränke zu probieren gibt. Die Messe erwartet wieder mehr als 70 000 Besucher.

Im Vorfeld der Branchenschau hatte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) der Bundesregierung Versagen in der Agrarpolitik vorgeworfen. Insbesondere fehle es an Ideen für eine zukunftsfähige Milchmarktpolitik, eine Tierwohloffensive oder eine Weiterentwicklung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik. Die Landwirte brauchten mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie.

Überschattet wird die MeLa von einer relativ schlechten Ernte. Der Getreideertrag liege nach Hochrechnungen mit 72,3 Dezitonnen je Hektar zwar nur knapp unter dem Durchschnitt, allerdings seien die Qualitäten mäßig, sagte Backhaus. Beim Raps erreiche der Ertrag 30,2 Dezitonnen je Hektar und damit 18 Prozent des langjährigen Mittels. Einen Lichtblick biete der Milchmarkt: Bei einer Leistung von durchschnittlich 9572 Kilogramm je Kuh lag das Land 2016 im Vergleich zum Bundesschnitt von 8563 Kilogramm weit vorne.

Im Juli 2017 erhielten die Bauern 36,4 Euro Cent pro Kilo Milch, mit einem weiteren Preisanstieg sei zu rechnen. Wegen der Milchkrise haben im Land 61 Betriebe die Produktion eingestellt. "Bei vielen weiteren Betrieben sind die Rücklagen verbraucht, die Angst vor der nächsten großen Krise ist allgegenwärtig", sagte der Minister./ubs/DP/tos