Berlin (Reuters) - Der Finanzexperte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) spricht sich für ein Ende der umstrittenen Agrardiesel-Subvention aus.

"Die exklusive Förderung des Agrardiesels setzt Anreize für einen höheren Verbrauch in der landwirtschaftlichen Produktion", sagte der Leiter des ZEW-Forschungsbereichs "Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft" am Montag. "Damit wird eine energieintensive und umweltschädliche Produktionsform gefördert." Die Landwirtschaft habe bereits heute Möglichkeiten, Diesel einzusparen. Dazu zählten die Auswahl der Pflanzen, die Art der Saat und Bodenbearbeitung, das Pflanzenschutzkonzept bis hin zur Betrachtung des Dieselverbrauchs bei der Auswahl von Maschinen. "Der subventionierte Agrardiesel führt dazu, dass all diese Stellschrauben zu wenig genutzt werden."

Zudem mindere die Subvention Anreize für Hersteller, verbrauchsärmere Landmaschinen anzubieten oder Innovationen in Richtung hybrider und alternativer Antriebe voranzutreiben. Einen fossilen Brennstoff zu subventionieren, sei zu einem Anachronismus geworden, der wirtschaftspolitisch aus der Zeit gefallen scheine. "Ein allmähliches Auslaufen überfordert die Landwirtschaft nicht", sagte der Heinemann, der an der Uni Heidelberg lehrt. "Dazu ist der Anteil dieser Position an den Gesamtkosten zu gering." Eine Abschaffung oder Reform hin zu einer effizienteren und umweltschonenden Förderung sei daher folgerichtig.

Die Bauern protestieren auch am Montag gegen den von der Ampel-Regierung geplanten Subventionswegfall. Diese hat die ursprünglich ebenfalls geplante Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft bereits zurückgenommen. Das bezeichnete Heinemann als "enttäuschend". Agrar-Subventionen sollten sich in Zukunft stärker auf Klimaschutz, Biodiversität und Tierschutz konzentrieren. "In einer neu ausgerichteten Subventionskulisse hat die Agrardiesel-Subvention wie auch die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Maschinen keine Existenzberechtigung mehr."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)