NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Freitag nach einem schwerfälligen Start im späten Handel kräftig zugelegt. Selbst der enttäuschende Ausblick des Chipgiganten Intel geriet in den Hintergrund und wurde letztlich ignoriert. Insgesamt sei der Tag nach dieser sehr turbulenten Woche recht ruhig verlaufen, hieß es am Markt. Abgesehen von Nachrichten rund um die Corona-Krise hatten vor allem heftigen Verwerfungen am Ölmarkt die vergangenen Handelstage geprägt.

Der Leitindex Dow Jones Industrial ging mit einem Plus von 1,11 Prozent auf 23 775,27 Punkten ins Wochenende, nachdem er im frühen Geschäft kaum über seinen Vortagesschluss hinausgekommen war. Im Wochenverlauf steht damit dennoch ein Verlust von knapp 2 Prozent zu Buche. Allerdings hat sich das weltweit bekannteste Börsenbarometer in den zwei vorangegangenen Wochen vom Corona-Crash im März noch prozentual zweistellig erholen können.

Der marktbreite S&P 500 rückte am Freitag um 1,39 Prozent auf 2836,74 Zähler vor. Der Nasdaq 100 stieg um 1,68 Prozent auf 8786,60 Punkte.

Aktuelle US-Konjunkturdaten zeichneten erneut ein sehr trübes Bild, was jedoch nicht überraschte. So brachen im März die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter im Monatsvergleich so stark ein wie zuletzt im Sommer 2014. Hauptgrund dafür war vor allem der massive Rückgang von Flugzeugbestellungen. Das von der Uni Michigan erhobene Konsumklima im April fiel dagegen zwar in einer zweiten Schätzung etwas besser aus, das Ausmaß der Stimmungseintrübung durch die Viruskrise bleibt aber historisch.

Der Wirbel um das Ebola-Mittel Remdesivir von Gilead Science, das zurzeit auch in der Behandlung der Lungenkrankheit Covid-19 erprobt wird, ging an diesem Tag nicht allzu lange weiter. Dass die Gabe des Medikaments in China bei Patienten nicht zu einer spürbaren Verbesserung geführt hat, wie am Donnerstag berichtet wurde, ist dem Hersteller zufolge nicht aussagekräftig. Die Studie sei aufgrund geringer Beteiligung vorzeitig abgebrochen worden und habe daher keine statistisch Aussagekraft, hieß es. Die Gilead-Aktie, die tags zuvor um etwas mehr als 4 Prozent abgesackt war, erholte sich nach anfänglich weiteren Verlusten letztlich um 2,4 Prozent.

Im Fokus blieb jedoch der Ölpreis. Die Entspannung am Ölmarkt nach dem historischen Crash am Montag war tags zuvor der Grund für wieder deutlichere Gewinne zum Handelsauftakt gewesen; bis dann die Neuigkeiten zu Remdesivir die Laune der Börsianer schlagartig wieder getrübt hatten. Aktuell hat sich der Preis für die wichtigste US-Marke WTI bei um die 17 US-Dollar stabilisiert. Ölaktien wie ExxonMobil und Chevron reagierten mit weiteren moderaten Gewinnen.

Auf Unternehmensseite standen die nächsten Geschäftsberichte im Fokus. Nach einem enttäuschenden Gewinnaussagen zum angelaufenen zweiten Quartal hatte die Aktie von Intel zunächst nachgegeben. Doch dann profitierte auch sie von der wachsenden Risikofreude der Anleger und beendete den Tag mit plus 0,4 Prozent.

Boeing indes büßten als Schlusslicht im Dow 6,4 Prozent ein. Der angeschlagene Luftfahrtriese steht Kreisen zufolge vor tiefen Einschnitten bei der Produktion des 787 Dreamliner. Die Fertigung solle um rund die Hälfte reduziert werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Um jeweils weniger als 1 Prozent ging es nach vorgelegten Zahlen zudem für die Aktie des Kreditkartenanbieters American Express und die des Telekomkonzerns Verizon nach oben.

Die Aktien von Facebook zogen zugleich um deutlichere 2,7 Prozent an, während die Papiere von Zoom Video Communications, die zum Handelsstart noch auf ein Rekordhoch bei 181,50 US-Dollar gestiegen waren, um 6,1 Prozent absackten. Angesichts des rasanten Wachstums von Videochats in der Corona-Krise will Facebook dieses Terrain nicht dem Aufsteiger Zoom überlassen und kontert mit einem eigenen Angebot.

Stark gefragt blieb zudem der Anteilschein von Beyond Meat, der den siebten Tag in Folge stieg. Besonders kräftig nach oben geht es vor allem seit Dienstag, nachdem der Fleischersatzhersteller mitgeteilt hatte, über eine Kooperation mit Starbucks in den chinesischen Markt vordringen zu wollen. Insgesamt ist das Papier seit dieser Mitteilung um knapp 40 Prozent gestiegen, davon allein an diesem Freitag um 9 Prozent.

Am US-Rentenmarkt legten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen nach einem schwächeren Start schließlich um 3/32 Punkte auf 108 20/32 Punkte zu und rentierten mit 0,590 Prozent. Der Euro bewegte sich im US-Handel um die Marke von 1,08 Dollar und kostete zum Börsenschluss an der Wall Street 1,0815 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0800 (Donnerstag: 1,0772) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9259 (0,9283) Euro./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---