Stockholm (awp/sda/afp) - Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ist tot. Er sei am Samstag im Alter von 91 Jahren nach kurzer Krankheit in seinem Haus im südschwedischen Smaland "friedlich eingeschlafen", teilte die schwedische Möbelkette am Sonntag mit. Kamprad, der Ikea im Alter von 17 Jahren gegründet hatte, war einer der reichsten Menschen der Welt.

"Sein Vermächtnis wird noch viele Jahre lang bewundert werden", sagte Ikea-Chef Jesper Brodin. Kamprads Vision sei es gewesen, den Alltag für viele Menschen zu verbessern. Schwedens Regierungschef Stefan Löfven würdigte den verstorbenen Ikea-Gründer als einen "einzigartigen Unternehmer" mit grosser Bedeutung für die Wirtschaft des skandinavischen Landes.

Maurice Mischler, Gemeindepräsident von Epalinges VD, zeigte sich sehr betroffen und sprach der Familie im Namen der Gemeinde sein Beleid aus. Kamprad hatte von 1976 bis 2013 in der Gemeinde gelebt, seine drei Söhne gingen dort zur Schule. Kamprad selbst allerdings habe trotz Sprachkursen sehr schlecht französisch gesprochen, erinnert sich Mischler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. "Seine Lehrerin sagte, er sei ein hoffnungsloser Fall."

Kamprad sei in Epalinges sehr geschätzt gewesen, sagte Mischler. Als der Ikea-Gründer in die schwedische Heimat zurückgekehrt sei, habe er ein gutes Andenken hinterlassen. Das Wohnbauprojekt für Senioren, in das Kamprad 10 Millionen Franken investiert hatte, stehe vor dem Abschluss, sagte Mischler. In einigen Wochen werde es eröffnet.

Kamprad verkörperte den perfekten Geschäftsmann mit südschwedischen Eigenschaften, würdigte Ikea den Firmengründer. "Er arbeitete hart, war stur, warmherzig und verschmitzt." Er habe bis zum Schluss gearbeitet und sei seinem Motto, dass das meiste noch erledigt werden müsse, treu geblieben.

Durchbruch mit platzsparender Verpackung

Der 1926 geborene Kamprad hatte Ikea als 17-Jähriger in seinem Heimatort Älmhult gegründet. Er lieferte zunächst mit seinem Velo Produkte wie Kugelschreiber und Bilderrahmen zu Niedrigpreisen aus. Möbel kamen, damals noch im Ganzen, 1947 ins Ikea-Angebot. 1951 erschien erstmals ein Katalog, ausgeliefert per Milchmann.

Der Durchbruch kam aber erst 1956 als das Unternehmen begann, die Möbel möglichst platzsparend zu verpacken. Die Idee kam Kamprad, als er einen Mitarbeiter dabei beobachtete, wie er die Beine von einem Tisch abschraubte, damit das Möbel in das Auto der Kunden passte. Er begriff, dass Platz auch Geld sparte. 1956 wurde mit dem Tisch "Lövet" erstmals ein Möbelstück zum Eigenbau angeboten - die Beine waren nicht mit der Tischplatte verbunden.

Fünf Jahre nach Eröffnung des ersten Ikea-Hauses in Kamprads Heimatort Älmhult 1958 wurde in Oslo die erste Filiale ausserhalb Schwedens gegründet. 1974 öffnete der erste deutsche Ikea in München.

Weltweit Nummer 1

Ikea ist im Möbelhandel weltweit die Nummer eins. Heute beschäftigt der Konzern 190'000 Menschen und verzeichnet einen Umsatz von 36 Milliarden Euro. Weltweit gibt es 403 Ikea-Möbelhäuser. Die dank Ikea reich gewordene Familie Kamprad führte auch dieses Jahr die "Bilanz"-Liste der Reichen in der Schweiz an. "Bilanz" beziffert ihr Vermögen auf 48 bis 49 Milliarden Franken.

Trotz seines Reichtums war der Unternehmensgründer für seine Sparsamkeit bekannt. In den 70er Jahren zog er zunächst nach Dänemark und dann in die Schweiz, um Steuern zu sparen. "Er lebte nicht im Luxus", erinnert sich Epalinges Gemeindepräsident Mischler. Wenn er jemanden eingeladen habe, habe er den Kaffee selbst gemacht.

Von 2010 an übergab er die Leitung des Unternehmens nach und nach an seine drei Söhne. Vier Jahre später kehrte er nach Schweden zurück, um näher bei seiner Familie und Freunden zu sein.

Kritik wegen Steuern und Politik

Der Ikea-Konzern ist ein kaum durchschaubares, multinationales Geflecht. Die Luxleaks-Affäre warf 2014 ein Schlaglicht auf das Steuergebaren von Ikea. Ende 2017 nahm die EU-Kommission das schwedische Möbelhaus wegen möglicherweise unzulässiger Steuerpraktiken ins Visier.

Auch Kamprads politische Vergangenheit brachte ihm immer wieder Kritik ein. Er hatte als junger Mann während des Zweiten Weltkriegs Verbindungen zu schwedischen Nationalsozialisten, wie eine schwedische Zeitung 1994 enthüllte. Nach eigenen Angaben brach Kamprad den Kontakt zu der Gruppierung 1948 ab. In einem Brief an seine Mitarbeiter beschrieb Kamprad seine Nähe zu den Extremisten als den "grössten Fehler meines Lebens".