Frankfurt (Reuters) - Die anhaltenden Kämpfe im Nahen Osten sorgen für Nervosität an den europäischen Börsen.

Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montagvormittag jeweils 0,2 Prozent schwächer bei 15.161 beziehungsweise 4128 Punkten.

Erwartet wird weiter eine Bodenoffensive des israelischen Militärs im Gazastreifen. Unklar ist, wann diese beginnen könnte. Auch die zunehmenden Spannungen an der libanesisch-israelischen Grenze verstärkten die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts. "Das Dilemma Israels, wenn es um die Art und Weise der Verteidigung und angekündigten Auslöschung der Hamas geht, ohne zu viele zivile Opfer zu riskieren und den Konflikt dadurch noch mehr zu eskalieren, spiegelt sich an der Börse in Zurückhaltung wider, während Panik weiterhin nicht zu spüren ist", sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.

Der mögliche europafreundliche Regierungswechsel in Polen nach der Parlamentswahl am Sonntag grenzte Molnar zufolge die Nervosität am Markt ein. Die regierende national-konservative Partei PiS (Recht und Gerechtigkeit) hat Prognosen zufolge keine Mehrheit mehr. Die polnische Währung, der Zloty, gewann daraufhin 1,3 Prozent auf 4,2542 zu Euro. Grund sei die Aussicht, dass bei einem Regierungswechsel die bisher gesperrten EU-Mittel für Polen freigegeben werden könnten, sagte Commerzbank-Experte Ulrich Leuchtmann. Eine weitere Legislaturperiode der PiS erhöhe dagegen die Möglichkeit, dass Polen in Richtung einer autokratischen Staats- und Gesellschaftsform abdrifte. "Mittel- bis langfristig hätte dieser Weg Polen wohl aus der EU herausgeführt, und solch eine Aussicht ist natürlich Gift für Investitionen", sagte Leuchtmann.

BITCOIN IM AUFWIND

Die Hoffnung auf eine Zulassung des ersten Bitcoin-Spot-ETFs in den USA beflügelte indes die wichtigste Kryptowährung, die um knapp drei Prozent auf rund 27.710 Dollar kletterte. Experten zufolge dürfte sie noch zu Beginn der Woche die 28.000-Dollar-Marke erreichen. Auch andere Cyber-Devisen wie Ethereum und Ripple lagen im Plus und gewannen jeweils rund ein Prozent.

Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC will keinen Einspruch gegen das jüngste Urteil im Streit mit dem Krypto-Vermögensverwalter Grayscale einlegen. Ein Berufungsgericht in Washington hatte Ende August entschieden, die SEC hätte Grayscales Antrag auf Einrichtung des ersten börsengehandelten Bitcoin-Spotfonds genehmigen sollen. "Die Zulassungsfantasien der Anleger dürften damit neue Nahrung erhalten haben", kommentierte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. Aus dem Urteil folgt nicht unbedingt, dass die SEC den Spot-Bitcoin-ETF genehmigen muss. Allerdings könnte es künftig in Entscheidungen über ähnliche Anträge einfließen.

NACHFRAGEEINBRUCH BEI CORONA-IMPFSTOFFEN DRÜCKT BIONTECH

Bei den Einzelwerten setzte der Nachfrageeinbruch bei Corona-Impfstoffen dem Mainzer Biotechunternehmen BioNTech stark zu. Die Aktie rutschte um 6,6 Prozent ab. Nachdem der US-Partner Pfizer vor wenigen Tagen eine drastische Senkung seiner Umsatz- und Gewinnziele sowie milliardenschwere Abschreibungen ankündigte, prüft auch Biontech die Auswirkungen auf sein Geschäft. Für das dritte Quartal rechnet das Unternehmen deshalb mit Abschreibungen von bis zu 900 Millionen Euro. Das entspreche der Hälfte des Bruttogewinnanteils aus der Vereinbarung mit Pfizer.

Gefragt waren dagegen die Aktien der Stahlkonzerne Salzgitter und SSAB, die nach einer Kaufempfehlung gut fünf beziehungsweise 2,5 Prozent zulegten. Die Experten der US-Großbank JP Morgan stuften die Titel auf "Neutral" nach zuvor "Underweight" und auf "Overweight" von "Neutral" hoch. Die beiden Unternehmen hätten relativ viele Kontrakte am Spotmarkt, was ihre Gewinne in nächster Zeit stützen dürfte, hieß es.

(Bericht von Zuzanna Szymanska; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)