Frankfurt (Reuters) - Auch nach zunächst enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA sind Europas Börsen leicht im Plus.

Die Leitindizes drehten nach der Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise zwar kurz im Minus, nahmen aber ihren früheren Kurs schnell wieder auf. Der Dax lag 0,4 Prozent höher bei 14.330 Punkten, der EuroStoxx50 nahm 0,2 Prozent auf 3929 Zähler zu. In den USA waren die Futures für die wichtigsten Indizes dagegen leicht im Minus.

"Die US-Erzeugerpreise für den November mögen auf den ersten Blick ein Schock sein. Ein Shock deshalb, weil die hochgesetzte Erwartung verfehlt wurde. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass die daten gar keine so schlechte Nachricht sind. Denn die Richtung stimmt", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Erzeugerpreise stiegen langsamer und die Jahresrate habe mit 7,4 Prozent den niedrigsten Wert seit Mitte letzten Jahres erreicht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nach den nach aufwärts revidierten 8,1 Prozent im Oktober mit einem etwas stärkeren Rückgang auf 7,2 Prozent gerechnet. "Es ist vielleicht nicht der ganz große Befreiungsschlag, auf den viele gehofft haben. Die Daten sind aber zumindest gut genug, um keinen neuen Druck auf die US-Notenbank Fed aufzubauen."

Die Erzeugerpreise gelten ab Fabriktor - also bevor die Produkte weiterverarbeitet oder gehandelt werden. Aus ihnen lassen sich frühe Signale für die Entwicklung der Verbraucherpreise ablesen. Diese sind wiederum ein wichtiger Faktor, der die Zinsentscheidungen der Fed und ihrer europäischen und britischen Pendants in der kommenden Woche beeinflussen können.

EURO UND ANLEIHEN IM MINUS - CHINA-OPTIMISMUS HÄLT NICHT AN

Der Euro fiel nach der Veröffentlichung auf 1,0530 Dollar von zuvor 1,0560 Dollar. Auch US-Staatsanleihen flogen aus den Depots. Die Rendite der zehnjährigen Bonds stieg auf 3,531 Prozent von 3,493 Prozent am Vortag. Gleichzeitig grenzte der Goldpreis Gewinne ein. Eine Unze des Edelmetalls kostete zuletzt 0,4 Prozent mehr bei 1795,81 Dollar.

Die Nervosität der Anleger im Vorfeld der geldpolitischen Entscheidungen überlagerte Börsianern zufolge auch den vorsichtigen Optimismus nach den Lockerungen der strikten Corona-Beschränkungen in China. So fielen etwa die anfänglichen Gewinne bei Industriemetallen wie Kupfer in sich zusammen, nachdem die Hoffnung auf einen wieder steigenden Rohstoffhunger im Reich der Mitte die Kurse kräftig angekurbelt hatte. An den Ölmärkten ging es nach einigen Schwankungen wieder aufwärts. Die Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI notierten jeweils rund ein halbes Prozent im Plus bei 76,45 beziehungsweise 71,80 Dollar pro Barrel (159 Liter).

MEILENSTEIN FÜR CREDIT SUISSE - WORLDLINE IM MINUS

Nach erfolgreicher Bezugsrechtsemission ging es für die Schweizer Großbank Credit Suisse um 6,4 Prozent aufwärts. Wie geplant sammelte das krisengeplagte Institut 2,24 Milliarden Franken ein. Dabei zeichneten mit 98,2 Prozent überraschend viele Aktionäre neue Aktien zu einem Abschlag. Für die Credit Suisse sei das ein Meilenstein auf ihrem Sanierungsweg, urteilten die Analysten von JP Morgan.

Eine Herabstufung durch die US-Investmentbank JP Morgan (JPM) schickte Worldline auf Talfahrt. Die Papiere des französischen Zahlungsabwicklers fielen um 4,8 Prozent und waren damit das Schlusslicht im Pariser Leitindex CAC 40. Die Analysten von JPM setzten die Titel auf "Neutral" von zuvor "Overweight". Der Konzern wird sich demnach schwertun, das zweistellige Wachstum seiner Händlerdienstleistungs-Sparte auch 2023 aufrechtzuerhalten.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)