Frankfurt (Reuters) - Die schlechte Stimmung bei US-Anlegern und der Kurseinbruch bei Index-Schwergewichten setzen den europäischen Börsen zu.

Der Dax gab anfängliche Gewinne am Dienstagnachmittag wieder ab und drehte rund ein Prozent ins Minus auf 12.810 Punkte. Angetrieben wurde der Verlauf durch die Kursverluste bei den Dax-Schwergewichten Linde und Adidas. Der EuroStoxx50 fiel um 0,3 Prozent auf 3517 Zähler. Die Futures an der Wall Street deuteten nach enttäuschend gewerteten Konzernbilanzen auf einen schwächeren Handelsauftakt hin. Auch die später am Dienstag erwarteten Quartalsberichte von Microsoft und der Google-Mutter Alphabet machten die Investoren nervös.

Zudem ließen die Konjunktursorgen nur begrenzt nach. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im Oktober zwar weniger stark als im Vorfeld erwartet. Die Daten "deuten darauf hin, dass zumindest die Stimmung in der Wirtschaft einen Tiefpunkt erreicht hat", sagte Carsten Brzeski, Chef-Volkswirt der ING Bank in Deutschland. "Das bedeutet aber nicht, dass eine Verbesserung der Wirtschaftslage in Sicht ist."

Am Gasmarkt entspannte sich die Lage zunächst weiter. Nachdem der Gaspreis zum Wochenstart unter 100 Euro gefallen war, verbilligte sich der europäische Erdgas-Future weiter um 4,7 Prozent auf 99,50 Euro je Megawattstunde, bevor er wieder leicht zulegte. "Niedrige Gaspreise heißt niedrige Inflation, heißt weniger stark steigende Leitzinsen, so die schnelle Rechnung der Investoren", konstatierten die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg. Wetten auf weniger rasant steigende Zinsen in den USA zur Bekämpfung der Inflation hatten zum Wochenanfang den Dax beflügelt.

Das Pfund zeigte sich vor der Amtsübergabe an den designierten britischen Premierminister Rishi Sunak fester. Es stieg um ein Prozent auf 1,1390 Dollar. Devisenexperten rechnen aber damit, dass das Pfund Sterling weiter unter Druck bleibt. Die britische Landeswährung hat in diesem Jahr bereits mehr als 16 Prozent zum Dollar verloren. "Das makroökonomische Umfeld in Großbritannien bleibt schwierig", sagte Anlagestratege Jeremy Stretch von der Bank CIBC.

ADIDAS UND LINDE IM STURZFLUG

Bei den Einzelwerten dominierte Adidas mit einem Kurseinbruch von acht Prozent, nachdem der zweitgrößte Sportartikelkonzern der Welt seine lukrative Partnerschaft mit dem Rapper Kanye West gekündigt hatte. Auch Linde musste einen Kurseinbruch von bis zu knapp acht Prozent verkraften. Der amerikanisch-deutsche Industriegase-Konzern will sich von der Frankfurter Börse zurückziehen und seine Aktien nur noch in New York handeln lassen. Als größter Index-Wert zog Linde den Dax deutlich ins Minus. Ein Gewinneinbruch verschreckte auch die Anleger bei der Großbank HSBC. Die Aktien der Bank brachen in London sechs Prozent ein. Die steigende Risikovorsorge und Belastungen aus dem Verkauf des französischen Geschäfts ließen den Vorsteuergewinn im dritten Quartal um 42 Prozent sinken.

In den USA kehrten Anleger General Electric nach einem Gewinneinbruch den Rücken. Die Titel des US-Industriekonzerns gaben vorbörslich mehr als sieben Prozent nach. General Motors überzeugte die Anleger dagegen mit einem überraschend hohen Quartalsgewinn. Die Titel des größten US-Autobauers zogen vorbörslich um fast fünf Prozent an.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)