Frankfurt (Reuters) - Gefangen zwischen der Hoffnung auf nachlassenden geldpolitischen Gegenwind und Konjunktursorgen haben sich Europas Börsen zum Wochenschluss nur schwerfällig voranbewegt.

Der Dax lag rund 0,5 Prozent höher bei 15.904 Punkten, was auf Wochensicht ein Minus von 0,4 Prozent bedeutete. Der EuroStoxx50 notierte am Freitagnachmittag 0,3 Prozent im Plus bei 4321 Punkten. An der Wall Street legten die Kurse zur Eröffnung ebenfalls leicht zu. Aktien von US-Regionalbanken gingen auf Stabilisierungskurs, nachdem ein Kurssturz von PacWest von rund 23 Prozent am Donnerstag für Unruhe gesorgt hatte. Das angezählte Institut ringt um zusätzliche Liquidität.

Die zuletzt gesunkene US-Teuerungsrate habe dem angeschlagenen Finanzsektor insgesamt aber eine Atempause verschafft, sagte Geir Lode, Leiter des Bereichs Global Equities beim Vermögensverwalter Federated Hermes Limited. "Sollte die Inflation weiter zurückgehen und sich als weniger hartnäckig erweisen, könnten Zinssenkungen folgen und den Weg für eine niedrigere Inflation und erschwinglichere Schulden ebnen."

SCHULDENGESPRÄCHE IN DEN USA VERTAGT

Als Bremsklotz für die Börsen erweist sich hingegen der anhaltende Streit über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Rund drei Wochen vor einem drohenden Zahlungsausfall der USA sind die Gespräche der Demokraten und Republikaner über die Anhebung der Schuldenobergrenze auf Anfang kommender Woche vertagt worden. "In dem Worst-Case-Szenario droht den Finanzmärkten ein Kollaps", sagte Christian Henke, Stratege bei IG Markets. Bislang sei das jedoch immer in letzter Minute verhindert worden.

Am Devisenmarkt konnte der Dollar etwas zulegen. Der Dollar-Index notierte 0,2 Prozent höher bei 102,25 Stellen. Bitcoin fiel um bis zu 3,4 Prozent auf 26.099 Dollar, den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Neben einer rückläufigen Liquidität am Markt sei es unter anderem auch die harte Haltung der US-Regulierungsbehörden gegenüber der Branche, die Investoren zum Rückzug bewege, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. An den Anleihemärkten trennten sich Investoren überwiegend von Staatspapieren. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg auf 2,248 nach 2,217 Prozent.

Glänzen konnten europäische Luxusaktien nach einem Rekordumsatz bei Richemont. Die Aktien des Schweizer Konzerns mit Schmuckmarken wie Cartier und Van Cleef & Arpels sprangen um 7,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 161,10 Franken. Die Titel der Gucci-Mutter Kering und des Luxuskonzerns LVMH legten in der Spitze 2,6 und 1,5 Prozent zu. "Dem Luxussegment geht es sehr gut, weil es in China mehr um die Erholung im Inland und nicht so sehr um die Produktion geht", sagte Anthi Tsouvali, Stratege bei State Street Global Markets.

Im Dax zählten Rheinmetall mit einem Plus von rund zwei Prozent zu den größten Gewinnern. Die Bundeswehr will nach Angaben aus Verteidigungskreisen 18 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 kaufen, um die Lücken nach Lieferungen an die Ukraine zu schließen. Zudem schloss der Rüstungskonzern ein Joint Venture zum Bau und zur Reparatur von Panzern in der Ukraine. Im SDax geriet der Autozulieferer Vitesco unter die Räder. Das Unternehmen musste im ersten Quartal Gewinneinbußen hinnehmen, die Aktien gaben knapp vier Prozent nach.

(Bericht von Anika Ross, Daniela Pegna. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)