NEW YORK (awp international) - Schwindende Hoffnungen auf rasch sinkende Leitzinsen in den USA und Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung in China dürften am Mittwoch den Handelsstart an der Wall Street belasten. Hinzu kommen die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten, die wegen der Möglichkeit eines Flächenbrands, beunruhigen. Im Fokus stehen zudem US-Konjunkturdaten.

Knapp eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenauftakt taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial 0,5 Prozent tiefer auf 37 192 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 wird mit minus 0,6 Prozent auf 16 725 Punkte erwartet.

Nachdem tags zuvor zunächst US-Notenbank-Direktor Christopher Waller die Erwartungen an rasch sinkende Zinsen 2024 gedämpft hatte, folgte am Mittwoch Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Sie verwies für die Eurozone auf ein gewisses Mass an Unsicherheit und einige Frühindikatoren, die noch nicht das gewünschte Niveau erreicht hätten.

Ökonomen sehen die Lage in China, der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft, kritisch. Die Erholung verlaufe insgesamt schleppend, konstatierte etwa Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Und die Analysten vom Bankhaus Metzler sehen die Wirtschaft dort "unverändert in grossen Schwierigkeiten". Sie verwiesen auf deflationäre Tendenzen, aber auch auf rückläufige Auslandsinvestitionen, Verlagerungen ins Ausland und eine wachsende Skepsis hinsichtlich der Wachstumsaussichten.

Aus den USA selbst wurden vor dem Börsenstart vor allem die viel beachteten Einzelhandelsdaten für Dezember bekannt gegeben, die besser als erwartet ausfielen. Die Daten zur Industrieproduktion folgen kurz nach dem Handelsauftakt. "Dass die US-Wirtschaft bisher nicht in eine Rezession abgeglitten ist, liegt auch am robusten privaten Verbrauch", hatte Experte Christoph Balz von der Commerzbank noch vor der Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze geschrieben. Das ist zwar durchaus positiv, schürt aber wiederum Sorgen, dass die Zinsen erst später im Jahr gesenkt werden könnten.

Unter den Einzelwerten dürfte die Aktie von Boeing im Fokus bleiben, die tags zuvor ihre Talfahrt beschleunigte und um fast 8 Prozent absackte. Vorbörslich fiel das Papier nun um weitere 0,7 Prozent. Seit Jahresbeginn steht ein Verlust von 23 Prozent zu Buche. Weiterhin belastet die Beinahe-Katastrophe einer Maschine des Typs 737-9 Max. Während eines Fluges am 5. Januar war ein Rumpfteil aus einem solchen Jet herausgebrochen.

Milliarden-Abschreibungen bei Verizon , die mit einem fortgesetzt harten Wettbewerb begründet wurden, drückten das Papier des Telekomunternehmens mit 0,6 Prozent ins Minus.

Um etwas mehr als 16 Prozent brachen vorbörslich die Anteile von Spirit Airlines ein, die tags zuvor bereits um 47 Prozent abgesackt waren. Jetblue zeigten sich kaum verändert, nachdem sie tags zuvor um knapp 5 Prozent gestiegen waren. Ein US-Gericht hatte die Übernahme der angeschlagenen Spirit durch Jetblue blockiert, was JPMorgan-Analyst Jamie Baker als "bestmögliches Ergebnis" für Jetblue sieht. Die Fluggesellschaft werde damit "von einer kostspieligen Fusion befreit", schrieb er.

Mit der US Bancorp legte eine weitere Bank Quartalszahlen vor. Zwar sank im vierten Quartal der Gewinn, dennoch übertraf das Finanzinstitut die Erwartungen des Marktes. Für den Anteilsschein ging es im schwächer erwarteten Gesamtmarkt dennoch vorbörslich um 0,9 Prozent abwärts. Die Papiere der Grossbank Morgan Stanley , die tags zuvor über ihr abgelaufenes Quartal berichtet hatte, litten vorbörslich mit minus 1,3 Prozent unter eine Abstufung durch JPMorgan. Analyst Kian Abouhossein sieht kaum mehr Aufwärtspotenzial für die Aktie und strich daher sein Anlageurteil "Buy".

Für die Anteile von Interactive Brokers ging es vorbörslich um 3,4 Prozent abwärts, nachdem die Nettozinserträge des Brokers im vierten Quartal die Erwartungen verfehlt hatten. Für die Papiere des Brokers Charles Schwab ging es nach einem rückläufigen, aber besser als erwarteten Quartalsgewinn zugleich um 2,1 Prozent abwärts./ck/jha/