NEW YORK (awp international) - Die Wall Street droht nach der jüngsten Erholung am Donnerstag wieder etwas zurückzufallen. Angesichts des anhaltenden, teilweisen Regierungsstillstands in Washington und der langwierigen Verhandlungen im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit hätten die Anleger gute Gründe zur Vorsicht, schrieb Analyst Dean Popplewell vom Broker Oanda. Dazu kamen enttäuschende Geschäftszahlen der Investmentbank Morgan Stanley sowie weitere negative Unternehmensmeldungen.

Überraschend gute Konjunkturnachrichten hellten die Stimmung anschliessend allerdings ein wenig auf: Der Broker IG taxierte den US-Leitindex Dow Jones Industrial gut eine halbe Stunde vor Handelsbeginn nur noch 0,37 Prozent tiefer bei 24 119 Punkten.

Im Zollstreit der beiden weltgrössten Volkswirtschaften gab es jüngst widerstrebende Signale: Chinas Telekom-Gigant Huawei steht einem Medienbericht zufolge wegen angeblicher Ausspähung von Geschäftsgeheimnissen im Fokus einer strafrechtlichen Untersuchung der US-Justizbehörden. Das änderte allerdings nichts daran, dass beide Staaten ihre Gespräche über eine Beendigung des seit Monaten anhaltenden Konflikts Ende Januar fortsetzen werden. Der zuständige Vizepremier Liu He wird nach Washington reisen. Damit werden die Verhandlungen auf eine höhere Ebene gebracht und in eine entscheidende Phase treten.

Zudem hellte sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Januar überraschend deutlich auf, wie der Indikator der regionalen Notenbank (Philly-Fed-Index) belegte. Auch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschten positiv. Der Philly-Fed-Index liege wieder weit im Expansionsbereich, und die Zahl der Erstanträge bleibe trotz des teilweisen Regierungsstillstands niedrig, betonte Experte Patrick Boldt von der Landesbank Helaba. "Insgesamt sollte der freundliche Konjunkturausblick somit nicht angezweifelt werden."

Niedrigere Steuern und florierende Finanzmarktgeschäfte bescherten Morgan Stanley im vergangenen Jahr zwar Rekordergebnisse. Anleger reagierten aber enttäuscht auf das schwache Schlussquartal, so dass die Aktien vorbörslich über vier Prozent einbüssten.

Morgan Stanley legte als letzte der grossen US-Banken die Bilanz vor. Insgesamt konnten sich die Ergebnisse sehen lassen. Der amerikanische Finanzsektor profitierte im vergangenen Jahr wegen der Steuersenkungen der Trump-Regierung von niedrigeren Abgaben, und auch sonst liefen die Geschäfte der Banken rund.

Der US-Klebstoffhersteller HB Fuller konnte am Markt weder mit seinen Geschäftszahlen noch mit dem Ausblick überzeugen: Die Anteilsscheine sackten um über acht Prozent ab.

Amerikanische Halbleiterunternehmen zeigten sich unterschiedlich stark beeindruckt von einem überraschend vorsichtigen Ausblick des Apple -Zulieferers Taiwan Semiconductor (TSMC): Während es für AMD vorbörslich um knapp ein Prozent bergab ging und Micron Technology 0,8 Prozent verloren, hielt sich das Minus bei Intel mit 0,3 Prozent in Grenzen.

Dass Apple nach dem schlechter als erwartet gelaufenen Weihnachtsgeschäft offenbar auf die Bremse bei Neueinstellungen treten will, schreckte die Anleger nur wenig: Die Titel des iPhone-Herstellers sanken lediglich um rund ein halbes Prozent./gl/jha/