Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor anhaltend hohen Zinsen in den USA trübt die Kauflaune der Dax-Anleger.

An Fronleichnam verlor der deutsche Leitindex 0,1 Prozent auf 18.463 Zähler. Seit Wochenbeginn kommt er auf ein Minus von mehr als einem Prozent. Der EuroStoxx50 notierte am Donnerstag minimal im Plus. Das "höher für länger"-Zinsszenario und der anhaltende Inflationsdruck erfüllten die Märkte mit Sorge, sagte Ben Laidler vom Online-Broker eToro.

In den USA wird wegen der hartnäckigen Teuerung mittlerweile erst im Herbst mit einer Zinswende gerechnet. Nach teils aggressiven Erhöhungen hält die Notenbank Fed den Leitzins seit geraumer Zeit in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent konstant. Am Mittwoch markierte die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen mit 4,6380 Prozent ein Vier-Wochen-Hoch. Am Donnerstag lag sie knapp darunter. Steigende Anleiherenditen spiegeln in der Regel die Erwartung höherer Zinssätze wider, was für die Unternehmen kostspieligere Finanzierungen und geringere Gewinnspannen bedeutet.

ANLEGER SEHEN EZB AUF ZINSSENKUNGSKURS

Neue Hinweise auf das Vorgehen der Fed erhoffen sich die Anleger nun von dem am Freitag anstehenden PCE-Index der privaten Konsumausgaben, der für die Fed ein wichtiges Inflationsmaß bildet. Ebenfalls in den Fokus dürften zum Wochenschluss die Verbraucherpreise für die Eurozone rücken. Anders als bei der Fed rechnen die Investoren bei der Europäischen Zentralbank fest mit baldigen Zinssenkungen. Für Volkswirte gilt laut einer Umfrage ein erster Zinsschritt nach unten bei der EZB-Sitzung in der kommenden Woche als so gut wie sicher. Die Mehrheit der befragten Experten geht zudem von zwei weiteren Zinssenkungen im September und im Dezember aus.

Dollar und Euro fanden vor den mit Spannung erwarteten Daten nur schwer eine Richtung. Gegen Mittag lag der Dollar-Index mit 104,91 Stellen knapp im Minus. Die Gemeinschaftswährung rückte um 0,1 Prozent auf 1,0812 Dollar vor. An den Rohstoffmärkten ging es wegen der ungewissen US-Zinsaussichten vor allem beim Kupferpreis bergab. Das Industriemetall, das in diesem Jahr über 20 Prozent zugelegt hat, verbilligte sich zeitweise um 2,8 Prozent auf 10.168 Dollar je Tonne. Auch Öl wurde niedriger gehandelt. Anleger fürchten, dass eine anhaltende Hochzinspolitik in den USA der Konjunktur und damit auch der Nachfrage nach Rohstoffen schaden könnte.

SAP FOLGEN SALESFORCE INS MINUS

Auf der Unternehmensseite rückte SAP in den Fokus. Nach einem enttäuschenden Ausblick des US-Rivalen Salesforce für das zweite Quartal fielen SAP-Papiere um 2,6 Prozent und zählten damit zu den größten Dax-Verlierern. Die Salesforce-Aktie rutschte im vorbörslichen US-Handel um 16 Prozent ab.

Noch schwächer als SAP notierten im Dax nur die Papiere von Volkswagen mit einem Abschlag von 5,5 Prozent - diese wurden allerdings ex Dividende gehandelt.

An der Mailänder Börse mussten die Aktien von Reifenhersteller Pirelli nach einem Anteilsverkauf des chinesischen Silk Road Fund Federn lassen. Die Titel gaben in der Spitze 5,8 Prozent nach. Die Aktien des Autozulieferers Continental gewannen gut zwei Prozent und gehörten mit Bayer zu den stärksten Werten im deutschen Leitindex.

(Bericht von Daniela Pegna, redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)