FRANKFURT (awp international) - Nach dem neuerlichen Kurssprung vom Freitag hat sich der Dax zum Wochenauftakt kaum bewegt. Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel sieht den Aktienmarkt weiter im Spannungsfeld zwischen dem Handelsstreit USA/China und - aktuell besonders - der "Black Box Brexit". Nach dem klaren Nein des britischen Unterhauses zum EU-Austrittsabkommen vor knapp zwei Wochen suchen die Abgeordneten am Dienstag einen möglichen Ausweg aus dem Schlamassel.

Die Anleger üben sich derweil in Zurückhaltung: So lag der Dax am späten Vormittag mit 0,14 Prozent im Minus bei 11 265,94 Punkten. Er verteidigt damit das am Freitag eroberte höchste Niveau seit Anfang Dezember des Vorjahres. Der MDax der mittelgrossen Unternehmen gab um 0,18 Prozent auf 23 780,42 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag etwas deutlicher im Minus.

"Wenn schon Queen Elisabeth, die sich sonst eigentlich nie zur Innenpolitik äussert, die britischen Politiker dazu aufruft, eine gemeinsame Basis zu finden und das grosse Bild nicht aus den Augen zu verlieren, dann zeigt das ihre (berechtigten) grossen Sorgen, dass es zu einem Brexit-Unfall kommen könnte", heisst es bei den Devisenexperten der Commerzbank. Auch die Notenbanksitzung in den USA am Mittwoch wirft ihre Schatten voraus. Interessant könnte es vor allem werden, wenn sich Fed-Chef Jerome Powell zum "Government Shutdown" äussert. Denn zunächst gilt der Übergangshaushalt nur bis zum 15. Februar.

Unter den Einzelwerten profitierten die Aktien der Deutschen Bank mit plus 0,7 Prozent von Spekulationen um eine höhere Beteiligung des Emirats Katar an dem Geldhaus. Derzeit hält Katar gut 6 Prozent an der Bank. Bereits am Freitagnachmittag hatten die Deutsche-Bank-Titel kräftig zugelegt und mit einem Plus von knapp 4 Prozent geschlossen.

Dagegen sind die RWE-Aktien nach dem angekündigten Ausstieg Deutschlands aus der Kohleverstromung mit minus 0,2 Prozent etwas eingeknickt. Allerdings waren sie in den vorigen drei Handelstagen in der Hoffnung auf eine Einigung und hohe Entschädigungszahlungen um fast 9 Prozent auf den höchsten Stand seit September 2018 gestiegen. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen entsprechend dem Motto "buy the rumour, sell the fact". Ein anderer Börsianer verwies auf Aussagen von RWE-Chef Rolf Martin Schmitz, wonach der vereinbarte Kohleausstieg sehr ambitioniert sei und bei RWE einen signifikanten Stellenabbau zur Folge haben werde.

Nach einer negativen US-Gerichtsentscheidung sackten Morphosys-Papiere am MDax-Ende um rund 6 Prozent ab. Im Patentstreit mit den Konkurrenten Janssen Biotech und Genmab erklärte ein US-Bezirksgericht drei Patente des deutschen Biotech-Unternehmens für ungültig. Eine für Morphosys günstige Entscheidung hätte dem Unternehmen laut dem Analysten Gunnar Romer von der Deutschen Bank deutliche Umsatzbeteiligungen für das Krebsmittel Darzalex von Janssen gebracht./ag/fba