FRANKFURT (awp international) - Der Zinsanstieg in den USA ist den Anlegern am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch etwas auf den Magen geschlagen. Der Dax beendete vorerst die Neujahrs-Rally und büsste am Nachmittag 0,92 Prozent auf 13 263,05 Punkte ein. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg auf den höchsten Stand seit März 2017. Steigende Zinsen wirken tendenziell belastend für Aktien, weil sie Anleihen als Anlageklasse attraktiver machen und weil sie die Finanzierung der Unternehmen verteuern und so die Gewinne schmälern.

Öl ins Feuer goss die Meldung, dass China künftig die Käufe von US-Staatspapieren verringern oder gar ganz einstellen könnte. lnsidern zufolge überdenkt das Reich der Mitte seine Position als grösster Gläubiger der USA. Der Dollar gab nach Veröffentlichung des Bloomberg-Berichts deutlich nach und trieb den Euro im Gegenzug auf ein Tageshoch von 1,20 US-Dollar. Auch die Eurostärke lastete auf dem stark von Exportunternehmen geprägten deutschen Aktienmarkt.

"Einige rufen einen Bärenmarkt für Anleihen und eine grundlegende Trendwende aus", schrieb der Analyst Mike van Dulken vom Broker Accendo Markets. Weltweit niedrige Zinsen waren eine massgebliche Ursache für den Run auf Aktien in den vergangenen Jahren. Wieder steigende Zinsen könnten die Partielaune möglicherweise trüben. Doch so weit wollte Jens Klatt von JFD Brokers nicht gehen, der Analyst sprach angesichts der Kursverluste von einer "gesunden Korrektur nach den dynamischen Aufschlägen vergangene Woche".

Der MDax der 50 mittelgrossen Börsenwerte gab um 0,98 Prozent auf 26 860,60 Zähler nach. Der von Technologie- und Telekomwerten dominierte TecDax fiel mit 1,65 Prozent auf 2641,91 Punkte stärker zurück.

Profiteure der steigenden Zinsen waren die Aktien von Banken, denn damit verbessert sich für die Geldhäuser tendenziell das Geschäft mit Krediten und festverzinsten Wertpapieren. Deutsche Bank -Aktien stiegen um 1,1 Prozent und Commerzbank sogar um 4,1 Prozent. Der europäische Branchenindex stieg auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren.

Lufthansa legten um 0,7 Prozent zu. Die Aktien profitierten von einer Hochstufung von "Neutral" auf "Outperform" durch die Credit Suisse . Angesichts selten guter Preisaussichten hätten die Markterwartungen für die Lufthansa noch deutliches Potenzial, begründete die Bank die Hochstufung.

Continental litten mit einem Abschlag von 3,5 Prozent nach dem starken Kursanstieg vom Vortag unter Gewinnmitnahmen. Hier beklagten Händler zudem, dass es vom Automobilzulieferer bislang keine Details zur am Vortag angekündigten neuen Konzernstruktur gibt.

ProSiebenSat.1 fielen um 4 Prozent zurück. Sie waren im November auf ein Mehrjahrestief gefallen. Das Unternehmen hatte wegen eines schwachen TV-Werbegeschäfts seine Prognosen zusammenstreichen müssen. Bis Anfang Januar hatte sich die Papiere dann um mehr als ein Fünftel erholt.

Eine Abstufung der Papiere von Dialog Semiconductor von "Outperform" auf "Neutral" durch die Credit Suisse drückte den Kurs des Chip-Produzenten um 2,2 Prozent nach unten. Auch andere Titel aus dem Umfeld der Halbleiterbranche wie Infineon , Aixtron und Siltronic gaben nach. Hier sprachen Händler von Gewinnmitnahmen nach den kräftigen Kursanstiegen im vergangenen Jahr.

Eine Kaufempfehlung von Warburg Research verhalf der Nordex -Aktie zu einem Plus von 4,3 Prozent. Damit setzten die Papiere des Herstellers von Windkraftanlagen die Erholung der vergangenen Wochen fort.

Die Papiere von Drillisch büssten 4,3 Prozent ein und United Internet 3,1 Prozent. Das Investmenthaus Kepler Cheuvreux hatte die Aktien der beiden Telekomdienstleister von "Buy" auf "Hold" gesenkt und dies mit dem bereits hohen Kursniveau beider Papiere begründet.

Die Steuerreform in den USA führt beim Salz- und Düngemittelproduzenten K+S zu einer aussergewöhnlich hohen Steuerquote. Der Aufwand hierfür dürfte das Ergebnis im vierten Quartal 2017 belasten. Der Kurs gab um 1,6 Prozent nach.

Am Rentenmarkt verlor der Rentenindex Rex 0,15 Prozent auf 140,30 Punkten. Der Bund-Future gab um 0,02 Prozent auf 161,16 Punkte leicht nach. Der Euro kostete zuletzt 1,1999 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1932 (Montag: 1,1973) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8381 (0,8352) Euro gekostet./bek/jha/