FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag mit weiteren Rekorden für Aufsehen gesorgt. Der Dax hatte gleich zum Handelsauftakt eine neue Bestmarke erreicht und anschliessend weiter zugelegt bis auf 13 596 Punkte. Höher stand der deutsche Leitindex in seiner bisher knapp 30-jährigen Geschichte noch nie. Am Nachmittag belief sich das Plus bei 13 559,78 Punkten noch auf 0,71 Prozent.

Auslöser ist eine weltweit gute Börsenstimmung, vor allem in den USA. Dort hatte es am Vortag dank einiger milliardenschwerer Übernahmen und des beendeten Zwangsstillstands der US-Regierung ebenfalls neue Rekorde gegeben. Einige Experten sehen für den Dax nun in nächster Zeit Kurspotenzial bis 14 000 Punkte. Damit dies klappt, wäre es laut Börsianern aber wichtig, dass der Dax über seinem alten Hoch bei 13 525 Punkten schliesst.

Der MDax erreichte am Dienstagfrüh ebenfalls einen Höchststand, drehte später aber ins Minus. Zuletzt gab der Index der mittelgrossen Werte um 0,16 Prozent nach auf 27 368,06 Punkte. Der TecDax kletterte zunächst auf das höchste Niveau seit Februar 2001, doch zuletzt ging es um 0,49 Prozent auf 2692,52 Punkte bergab. Auch dem Nebenwerteindex SDax gelang am Vormittag ein weiterer Rekord.

Gestützt hatte den Dax zum Wochenauftakt zunächst die Politik: CDU/CSU und SPD hatten Koalitionsverhandlungen beschlossen, damit ist die Bildung einer Regierung hierzulande wahrscheinlicher geworden. Zudem setzen die Investoren auf eine erfolgreich verlaufende Berichtssaison der Konzerne zum abgelaufenen Jahr. Eine noch immer sehr lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt dem Aktienmarkt zusätzlich Auftrieb.

Es sei positiv, dass die politische Hängepartie in Berlin nun ein Ende finden dürfte, sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Der Euro ist zwar weiterhin stark, aber die Angst vor neuen sprunghaften Anstiegen ist nach der verbalen Intervention der EZB-Spitze in der vergangenen Woche kleiner geworden", so der Experte.

Aktien aus der Pharma- und Medizinbranche waren im Dax am Dienstagnachmittag die stärksten Werte. Händler verwiesen als Treiber auf die hohen Vortages-Kursgewinne im US-Pharma- und Biotechnologie-Sektor, der von Übernahmen profitiert hatte.

Bayer gewannen an der Index-Spitze 2,72 Prozent. Dahinter folgten Fresenius SE mit plus 2,72 Prozent, Fresenius Medical Care (FMC) mit plus 1,82 Prozent und Merck KGaA mit plus 1,76 Prozent. In den USA sorgten zudem die jüngsten Zahlen von Johnson & Johnson am Dienstag für vorbörsliche Kursgewinne bei den Papieren des Dow-Jones Konzerns.

Am Dax-Ende verloren die Papiere von Vonovia 0,2 Prozent. Sie litten unter einer negativen Studie der Credit Suisse , die sie von "Neutral" auf "Underperform" abgestuft hatte.

Im MDax rutschten die Anteile der Gea Group um knapp zweieinhalb Prozent ab. Die Schwäche der Milchverarbeitungsindustrie macht dem Anlagenbauer weiter zu schaffen. Zudem drückt der in den vergangenen Monaten deutlich aufgewertete Euro auf den Umsatz. Das laufende Jahr stuft Gea als anspruchsvoll ein. Laut der DZ Bank dürfte der Druck seitens der aktivistischen Investoren nun steigen. Für die Anteile des Autozulieferers Norma Group ging es als Index-Favorit um mehr als 3 Prozent hinauf. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser sprach eine Kaufempfehlung aus.

Eine Attacke von Leerverkäufern drückte im TecDax die Aktien des Zahlungsabwicklers Wirecard zeitweise im zweistelligen Prozentbereich ins Minus. Zuletzt verloren sie annähernd 6 Prozent. Nicht zum ersten Mal stellte ein selbst ernannter Research-Dienst das Geschäftsmodell des Bezahl-Dienstleisters in Frage. Das Unternehmen wies die Vorwürfe jedoch als falsch und substanzlos zurück. Die Papiere von SMA Solar gerieten mit einem Minus von rund 3,5 Prozent unter die Räder, weil laut Händlern anstehende Strafzölle auf Solarmodule in den USA belasten.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,39 Prozent am Vortag auf 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,12 Prozent auf 140,04 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,16 Prozent auf 160,83 Punkte. Der Euro notierte zuletzt bei 1,2252 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Montagnachmittag auf 1,2239 (Freitag: 1,2255) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8171 (0,8160) Euro./ajx/ag

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---