Zürich (awp) - Die Hypothekarzinsen dürften laut ZKB-CEO Martin Scholl im laufenden Jahr in der Schweiz steigen. Für die Banken werde die Refinanzierung teurer, der Markt werde anspruchsvoller, sagte Scholl in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Samstagsausgabe). Dazu komme der antizyklische Puffer, dessen Kosten der Konsument zumindest teilweise tragen müsse: "Tendenziell deutet alles auf höhere Hypothekarzinsen hin."

Trotz höherer Zinsen dürften aber die Immobilienpreise weiter ansteigen, gab sich der CEO der grössten Schweizer Kantonalbank überzeugt. "Wenn hohe Nachfrage auf zu knappes Angebot trifft, steigen die Preise." Die Preise hätten sich letztes Jahr erhöht und würden auch dieses und nächstes Jahr steigen. "Wir haben eine Unterversorgung an Wohneigentum. Bauprojekte dauern sehr lang."

Alles wird teurer

Wegen des Ukraine-Kriegs sehe die ZKB derzeit einige Schwankungen in der Erfolgsrechnung, so Scholl. Weil die ZKB breit diversifiziert seien, sind die Auswirkungen übers Ganze gesehen gegenwärtig überblickbar. "Der Zürcher Kantonalbank läuft es ganz ordentlich. Die Zweit- und Drittrundeneffekte können wir momentan aber nicht abschätzen." So wisse die ZKB nicht, was der Krieg für die Wirtschaft und für die Kunden der Bank bedeute "Sicher ist nur: Es wird alles viel teurer."

Bezüglich der Sanktionen gegen russische Oligarchen-Vermögen setzen die ZKB um, was die westlichen Staaten beschliessen, betonte ZKB. "Für die Banken war von Vornherein klar: Es ist irrelevant, was der Bundesrat entscheidet, solange er bei den Sanktionen nicht weiter geht als die führenden westlichen Staaten." Spätestens seit dem US-Steuerstreit sei klar, dass Massnahmen von den USA und der EU, zum Beispiel Sanktionen, "zeitverzugslos und vollständig" umgesetzt werden müssten. "Alle Banken haben das getan."

Keine Aktivitäten in Russland

Die konkrete Umsetzung der Sanktionen sei oft nicht ganz einfach, aber machbar, so der ZKB-Chef. So müsse in der Rohstoffhandelsfinanzierung beispielsweise eruiert werden, woher die Ware komme und wohin sie gehe, bevor Transaktionen ausgelöst werden können. "Das beschäftigt im Moment viele Leute." In der Risikoorganisation und im Legal & Compliance müssten ebenfalls Fragen beantwortet werden.

Die ZKB habe aber kein russisches Private-Banking-Team und Aktivitäten im russischen Markt habe die Bank nie zugelassen, betonte Scholl. Auch in London, wo viele reiche Russen leben, habe die ZKB kein Private Banking. "Im Asset Management gibt es allerdings Fonds mit russischen Papieren, die nun - in sehr bescheidenem Umfang - gelitten haben."

Scholl steht seit 2007 an der Spitze der ZKB. Seit vergangenem Mai ist bekannt, dass er das Amt des ZKB-CEO per Ende August 2022 niederlegen wird. Zu seinem Nachfolger ist Urs Baumann ernannt worden.

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