Zürich (awp) - Das anhaltend tiefe Zinsniveau zwingt Schweizer Pensionskassen dazu, an den Finanzmärkten mehr Risiko einzugehen und die Umwandlungssätze zu senken. Um die finanzielle Stabilität längerfristig zu erhalten, seien zudem weitere Senkungen des technischen Zinssatzes unumgänglich, stellt die ZKB-Tochter Swisscanto in der am Mittwoch veröffentlichten "Schweizer Pensionskassenstudie 2017" fest. Zusätzliche Renditeträger orten die Experten in der Ausschöpfung des Anlagepotenzials.

Grundsätzlich konnten die Vorsorgegelder dank den freundlichen Kapitalmärkten im vergangenen Jahr zwar gut verzinst werden, heisst es in der Studie. So betrug die durchschnittliche Verzinsung der Sparkapitalien über alle Kassen hinweg 1,72%. Und die im Anlagejahr 2016 erzielten Kapitalrenditen sind laut den 507 befragten Pensionskassen "zufriedenstellend" ausgefallen.

TIEFERE UMWANDLUNGSÄTZE TROTZ MEHR RISIKO

Konkret betrugen die Kapitalrenditen im Durchschnitt 3,6%, wesentlich mehr als im schwachen Anlagejahr 2015, in dem es gerademal 1,1% waren. Die Zunahme geht aber laut Swisscanto mit einer erhöhten Risikoneigung im Anlagebereich einher. Während der Anteil der festverzinslichen Anlagen und liquiden Mittel rückläufig sei, hätten Investitionen in Aktien und Immobilien zugenommen.

Die Pensionskassen versuchten zudem, die demographische Entwicklung und das schwierige Marktumfeld abzufedern, indem sie die Anlagestrategien sowie die Umwandlungssätze anpassen. Der Umwandlungssatz falle daher im Gleichschritt mit dem technischen Zinssatz, der als Bewertungszinssatz angibt, wie hoch das zurückgestellte Vorsorgekapital erwartungsgemäss verzinst werden kann.

Bei den privaten Kassen liegt dieser laut Studie nun bei durchschnittlich 2,19%, bei den öffentlich-rechtlichen bei 2,55%. Vor zehn Jahren betrug er bei privatrechtlichen Pensionskassen noch 3,51% und bei öffentlich-rechtlichen 3,69%. Die ZKB rechnet ausserdem vor, dass seit 2005 der Mittelwert des Umwandlungssatzes von 6,9% auf 6,0% bei Männern im Rücktrittsalter von 65 Jahren gesunken ist. Dies bedeutet, dass die Umwandlungssätze der meisten Pensionskassen deutlich tiefer liegen als im BVG-Obligatorium vorgesehen.

Als Grund dafür nennt die Studie die Organisationsform der meisten Pensionskassen, die es ermöglicht, die Umwandlungssätze im überobligatorischen Bereich nach unten anzupassen. Für 85% der Versicherten gelte nämlich der umhüllende Umwandlungssatz, welcher mittlerweile auf 6,0% gesunken sei, was dem in der "Altersvorsorge 2020" vorgesehenen Mindestumwandlungssatz entspreche.

WEITERE SENKUNGEN WEGEN NEGATIVVZINS ZU ERWARTEN

Grosse Pensionskassen investierten zudem vermehrt in alternative Anlagen und erzielen damit eine überdurchschnittliche Performance von 4,0% im Vergleich zu kleinen Pensionskassen, die 3,3% erreichen, heisst es. Auf lange Sicht lasse sich die grössere Rendite auf die breitere Diversifikation zurückführen.

Im Unterschied zu kleinen Pensionskassen sind die grossen Pensionskassen häufiger von Negativzinsen betroffen. 67% der Kassen mit über 500 Mio CHF an verwalteten Vermögen bezahlten im vergangenen Jahr Negativzinsen. Bei den kleinen Pensionskassen betrug dieser Anteil 52%. Insgesamt nahm die Anzahl an Pensionskassen, die Negativzins entrichten mussten, um 3% auf 58% zu.

sta/mk