GeschäftsberichtGesundheit und Ernährung - Fundament für ein gutes Leben

2020

wacker als innovatives Chemieunternehmen leistet einen wichtigen Beitrag, die Lebensqualität der Menschen auf der Welt zu verbessern. Wir wollen auch in Zukunft Lösungen entwickeln und anbieten, die unseren eigenen Anspruch erfüllen: Mehrwert für unsere Kunden und Aktionäre schaffen und nachhaltig wachsen.

wacker auf einen Blick

Mio. €

31.12.2020

31.12.2019

Veränderung in %

Ergebnis / Rendite /Cashflow

Umsatz

4.692,2

4.927,6

-4,8

EBITDA1

666,3

783,4

-14,9

EBITDA-Marge2 (%)

14,2

15,9

-10,7

EBIT3

262,8

-536,3

n. a.

EBIT-Marge2 (%)

5,6

-10,9

n. a.

Finanzergebnis

- 44,9

-54,9

-18,2

Egebnis vor Ertragsteuern

217,9

-591,2

n. a.

Jahresergebnis

202,3

- 629,6

n. a.

Ergebnis je Aktie (unverwässert/verwässert) (€)

3,81

-12,94

n. a.

Kapitalrendite (ROCE) (%)

5,6

-11,3

n. a.

Bilanz / Cashflow

Bilanzsumme

6.950,5

6.491,0

7,1

Eigenkapital

1.691,8

2.029,0

-16,6

Eigenkapitalquote (%)

24,3

31,3

-22,1

Finanzierungsverbindlichkeiten

1.405,5

1.258,9

11,6

Nettofinanzschulden4

67,5

713,7

-90,5

Investitionen5

224,4

379,5

-40,9

Abschreibungen

- 403,5

-1.319,7

- 69,4

Netto-Cashflow6

697,7

184,4

>100

Forschung

Forschungsaufwand

156,6

173,3

-9,6

Mitarbeiter

Personalaufwand

1.329,4

1.253,8

6,0

Mitarbeiter (Stand 31.12., Anzahl)

14.283

14.658

-2,6

1 EBITDA ist EBIT vor Abschreibungen/Zuschreibungen auf Anlagevermögen.

2 Margen sind jeweils bezogen auf die Umsatzerlöse.

  • 3 EBIT ist das Ergebnis fortgeführter Geschäftstätigkeiten für die betreffende Berichtsperiode vor Zins- und übrigem Finanzergebnis und Steuern vom Einkommen und vom Ertrag. Abschreibungen 2019 sind geprägt durch die außerplanmäßige Abschreibung von 760 Mio. € auf das Anlagevermögen von WACKER POLYSILICON.

  • 4 Summe aus Zahlungsmitteln und Zahlungsäquivalenten, lang- und kurzfristigen Wertpapieren und lang- und kurzfristigen Finanzschulden

  • 5 Immaterielle Vermögenswerte, Sachanlagen, als Finanzinvestition gehaltene Immobilien, ohne Nutzungsrechte

  • 6 Summe aus Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit und dem Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit (ohne Wertpapiere)

Geschäftsbericht

2020

wackerGesundheit und Ernährung - Fundament für ein gutes Leben

Wichtige Ereignisse 2020 2 Gesundheit und Ernährung - Fundament

für ein gutes Leben 3

a

An unsere Aktionäre

Brief an die Aktionäre 33

Der Vorstand 39

Bericht des Aufsichtsrats 40

Die wacker-Aktie 2020 46

b

Zusammengefasster Lagebericht

Grundlagen des Konzerns 51

Ziele und Strategien 56

Steuerungssystem 57

Übernahmerechtliche Angaben 60

Wirtschaftsbericht 61

Ertragslage 66

Vermögenslage 71

Finanzlage 74 Weitere Informationen zu Forschung und Entwicklung, Mitarbeiter, Einkauf,

Produktion, Vertrieb und Marketing 77

Lagebericht der Wacker Chemie ag 82

Risikobericht 87

Prognosebericht 101

cKonzernabschluss

Gewinn- und Verlustrechnung 109

Gesamtergebnisrechnung 110

Bilanz 111

Kapitalflussrechnung 113

Entwicklung des Eigenkapitals 114

Entwicklung der übrigen Eigenkapitalposten 115

Segmentdaten nach Bereichen 116

Segmentdaten nach Regionen 118

Anhang des wacker-Konzerns 119 Erklärung des Vorstands zur

Rechnungslegung und zur Prüfung 178

Wiedergabe des Bestätigungsvermerks 179

dWeitere Informationen

Aufsichtsrat, Vorstand, Erklärung zur Unternehmens-führung und nichtfinanzieller Bericht

Aufsichtsrat 189

Vorstand 190

Erklärung zur Unternehmensführung 191 Zusammengefasster gesonderter nichtfinanzieller Bericht für den wacker-

Konzern und die Wacker Chemie ag 205 Vermerk des unabhängigen

Wirtschaftsprüfers 222

Mehrjahresübersicht 224

Chemisches Glossar / Finanzglossar 226

Tabellen- und Grafikverzeichnis 230

Wichtige Ereignisse - 2020

Januar

Am Produktionsstandort Burghausen läuft nach der Inbetriebnahme im Jahr 2019 die neue Gasturbine für das eigene Kraftwerk. Dadurch werden 300.000 Tonnen weniger CO2 ausgestoßen sowie 30 Prozent weniger Stickoxide. Der erzeugte Strom lässt sich besser auf den tat- sächlichen Strombedarf anpassen. Mit einer elektrischen Leistung von 135 Megawatt steuert das Kraftwerk einen wichtigen Teil zur sicheren Ver- sorgung des Werks mit Energie und

Strom bei.

März wacker spendet auf Grund der Corona-Pandemie rund 11.000 Liter Isopropanol zur Herstellung von 15.000 Litern Desinfektionsmittel für bayerische Krankenhäuser und

Pflegeeinrichtungen.

April

Seit dem Beginn der Produktion von Siliconkartuschen durch wacker am Standort Nünchritz zur Jahres-wende 1998/99 sind dort insgesamt eine Milliarde Kartuschen vom Band geflossen.

Mai wacker verzeichnet den stärksten Umsatzeinbruch in einem Monat durch die Corona-Pandemie.

Juli wacker investiert am Standort Amsterdam in seine Produktions-anlagen für Biopharmazeutika, lmps (lebende mikrobielle Produkte) und

Impfstoffe.

Wichtige Ereignisse

2020

August

Auf Grund der Corona-Pandemie veranstaltet wacker seine Haupt- versammlung erstmals virtuell.

September wacker eröffnet in Shanghai ein Kompetenzzentrum für Wärmeleit- materialien.

wacker zeichnet SeungA Lee und JungEun Lee aus Südkorea mit dem Alexander-Wacker-Innovationspreis aus. Sie haben neue Siliconharze für Optical-Bonding-Anwendungen entwickelt.

Oktober

Der Vorstand von wacker und die Arbeitnehmervertretungen unter- zeichnen eine Rahmenvereinbarung zum Effizienzprogramm "Zukunft ge- stalten". Bis Ende 2022 sollen rund

1.200 Stellen im Konzern wegfallen und insgesamt 250 Millionen € einge- spart werden, jeweils zur Hälfte Sach- und Personalkosten.

wacker erweitert Produktionskapa- zitäten für Polymerprodukte in Nanjing.

Die Wacker Chemie ag erweitert ihre chinesischen Polymeraktivitäten und investiert dazu rund 100 Millionenusd in den Bau von zwei neuen Produkti- onsanlagen am Standort Nanjing.

November wacker und das Biotechnologie-Unter- nehmen CureVac unterzeichnen einen Vertrag zur Produktion eines mRNA- basierten Impfstoffes gegen covid-19.

Am Produktionsstandort von wacker in Amsterdam sollen pro Jahr rund 100 Millionen Dosen des Impfstoffes von CureVac hergestellt werden.

Dezember

Der Aufsichtsrat von wacker stimmt einer Vereinbarung zu, die Anteile von wacker an der börsennotier-ten Tochtergesellschaft Siltronic ag an das taiwanesische Unternehmen GlobalWafers Co., Ltd. zu veräußern. wacker hält rund 30,8 Prozent an der Siltronic ag. Der Angebotspreis je

Aktie liegt bei 125 €.

Der Aufsichtsrat beschließt wesentli- che personelle Weichenstellung für die Zukunft. Dr.Christian Hartel wird im Mai 2021 neuer Vorstandsvorsitzender der Wacker Chemie ag. Er wird Nach- folger von Dr.Rudolf Staudigl, der nach Ablauf der Hauptversammlung in den Ruhestand tritt. Neu in den Vorstand wird Angela Wörl berufen, die die Funktion der Arbeitsdirektorin übernehmen wird.

Gesundheit und Ernährung - Fundament für ein gutes Leben

Gesundheit und Ernährung

Fundament für ein gutes Leben

Nichts hat für Menschen einen höheren Stellenwert als ihre Gesundheit. Wie wichtig es ist, gesund zu sein, führt uns die andauernde Corona-Pandemie in aller Deutlichkeit vor Augen. Wer gesund ist, fühlt sich besser, ist leistungsfähiger, nimmt aktiv am Leben teil, pflegt seine sozialen Kontakte und lebt am Ende länger. Wir bei wacker stellen Rohstoffe, Technologien und Produkte her, die einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit und - ganz aktuell - auch für den Kampf gegen Corona leisten. Wenn wir von Gesundheit sprechen, fällt oft auch der Begriff der gesunden Ernährung. Gutes Essen ist ein wichtiger Schlüssel für ein gesundes Leben. Auch hier leisten innovative Inhaltsstoffe von wacker einen wert-vollen Beitrag. Sie stärken die Herzgesundheit, senken den Cholesterinspiegel und den Blutzuckerspiegel. Über welches Know-how wacker in den Bereichen Gesundheit und Er-nährung verfügt, welche Produkte wir herstellen und welche Anwendungen damit möglich sind, zeigen wir in diesem Geschäftsbericht.

Produkte und Anwendungen

Schutz für Hautund Hände

Desinfektionsmittel und häufiges Hände-waschen schaden der Haut. Unsere Sili-cone schützen die Hände und machen sie weich und geschmeidig.

Gut verpackt zum Patienten

Unsere Harze tragen dazu bei, dass Medikamente sicher und unbeschadet zum Patienten gelangen. Bei der Verpackung im Tablettenblister sorgen sie dafür, dass Alufolie und Kunststoff fest aneinanderhaften und die Packung dennoch leicht zu öffnen ist. Keime und Luftfeuchtigkeit, die dem Medi-kament gefährlich werden könnten, haben keine Chance.

Hau(p)tsache Sicherheit

Polymere Bindemittel machen Vliesstoffe für Schutz-kleidung angenehm und strapazierfähig. Cyclodextrine sorgen dank antiviraler Eigenschaften für zusätzliche

Sicherheit.

Garantiert kein Trennungsschmerz

Verletzungen und Wunden optimal zu versorgen, ist nicht immer einfach. Deshalb verwenden Ärzte und chronisch Kranke Wundauf-lagen, die mit Silicon beschichtet sind. Solche Verbände lassen sich angenehmer wechseln und sorgen für eine optimale Wundheilung.

Elementarer Baustein für alle Silicone

Silicium und Sauerstoff sind für Silicone elementar. Das gilt auch für unsere medizinischen Silicon-kautschuke. Sie sind elastisch, rein und gut ver-träglich, weshalb sie häufig in Beatmungsgeräten oder Infusionssets eingesetzt werden. Auch Her-steller von Prothesen und orthopädischen Hilfs-mitteln setzen darauf.

Gesund werden, gesund bleiben

Im Auftrag von Pharmafirmen stellen wir biopharmazeutische Produkte her: thera-peutische Proteine, Impfstoffe und Pro-dukte mit Lebendbakterien.

Unsere Dispersionen verbinden Fasern zu Vliesstoffen, aus de-nen Einwegwischtücher herge-stellt werden: reißfest, saugfä-hig, universal einsetzbar.

Kleintransporter

Unsere Cyclodextrine helfen dabei, schwer lösliche Arzneistoffe in den Körper zu trans-portieren, damit diese ihre Wirkung entfalten können. Die ringförmigen Zuckermoleküle verbessern die Löslichkeit solcher Substan-zen und erhöhen so die Bioverfügbarkeit.

Wir erzeugen naturidentische Pflanzenstoffe und machen Naturstoffe besser für den Körper verfügbar. Unsere bio-aktiven Inhaltsstoffe bieten Lösungen für die Formulierung effektiver Nahrungsergänzungsmittel - zur Förderung einer gesunden Lebensweise.

Fit und gesund bleiben

Fitness Tracker und Smart Textiles messen den Puls oder geben elektro-nische Impulse für den Muskelaufbau. Unsere Hightech-Silicone sorgen für eine ideale Verbindung zwischen der Haut und der Sensorik.

a

Wirkstoffe

Impfstoffe im Sekundentakt

Auf dem Weg vom Impfstoff zum weltweiten Sieg über die Corona-Pandemie müssen viele Rädchen ineinandergreifen. Wacker Biotech ist eines davon. Das Unternehmen stellt im Auftrag von Pharmafirmen Wirkstoffe her. Bald auch einen Wirkstoff, der Bestandteil eines Impfstoff-Kandidaten gegen das

Coronavirus sars-CoV-2 ist.

Alexander Fleming hatte es im Gefühl, als er vor fast 100 Jah- ren das Penicillin entdeckte: Er ist einer großen Sache auf der Spur. Und er sollte Recht behalten: Antibiotika haben bis heute millionenfach Leben gerettet. Allerdings dauerte es von Flemings Fund bis zum heilsamen Einsatz mehr als ein Jahrzehnt. Es hakte am Produktionsprozess und an den

Produktionskapazitäten. Wertvolle Zeit ging verloren.

Die Geschichte des Penicillins zeigt: Der Kampf gegen Bakterien und Viren wird nicht nur im Reagenzglas geführt.

Von der Entwicklung eines Wirkstoffs über die Produktion bis zur Verteilung: Bezwungen werden Krankheiten, wenn viele Rädchen ineinandergreifen.

"Wir sind alle unglaublich stolz, einen Beitrag im Kampf gegen die Corona-

Pandemie leisten zu können."

Sandra Verhaagh,

Leiterin der Produktion bei Wacker Biotech

In den vergangenen Monaten war eine ganze Heerschar von Wissenschaftlern erneut einer großen Sache auf der Spur: Unter Hochdruck wurde ein Impfstoff gegen das Corona- virus sars-CoV-2 gesucht. Die Suche war erfolgreich.

Mittlerweile liegen mehrere Impfstoffe vor, deren Wirksam- keit belegt ist. Die Entwicklungszeit eines Impfstoffs ver- kürzte sich von acht bis zehn Jahren auf nur zwölf Monate.

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Wacker Biotech hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Impf-stoff-Herstellung.

b

Die Produktion in Amsterdam erstreckt sich über mehrere

Stockwerke.

Nun geht es um die Produktion. Milliarden von Impfdosen sind nötig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Das Rennen um die verfügbaren Produktionskapazitäten hat längst begonnen. Einige Kandidaten werden seit Monaten hergestellt. Vorsorglich. Schaffen sie die Zulassung nicht, war die Arbeit umsonst. Pharmafirmen, Forscher und Regierungen weltweit arbeiten eng zusammen, um die

Bemühungen zum Erfolg zu bringen.

Edelstahltanks und Bildschirme aneinander. Eine Produkti- on speziell für die Herstellung sogenannter mRNA-Impfstoffe ist hier in den vergangenen Monaten entstanden. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie ruhen auf dieser neuen Impf- stoff-Klasse große Hoffnungen. Im Falle einer erfolgreichen Zulassung ist geplant, mehr als 100 Millionen Dosen des mRNA-Wirkstoffs von CureVac künftig bei Wacker Biotech pro Jahr zu produzieren. Das sind drei Impfdosen pro Sekunde.

20 Jahre Erfahrung in der Impfstoff-Herstellung

Ein Rädchen im Getriebe der Impfstoff-Maschinerie ist Wacker Biotech. Das Unternehmen stellt seit 20 Jahren Impfstoffe her. Dabei ist das Tochterunternehmen der Wacker Chemie ag hinter den Kulissen tätig. Die Biotech- Experten entwickeln in ihren Laboren Produktionsprozesse und produzieren in ihren Anlagen Wirkstoffe, die später in Impfstoffen und anderen innovativen Biopharmazeutika stecken. Die Kunden kommen aus der Pharma- und

Biotech-Industrie.

Einer der Kunden heißt CureVac. Das Tübinger Biotech- Unternehmen hat Wacker Biotech mit der Wirkstoff- Herstellung seines covid-19-Impfstoffkandidaten CVnCoV beauftragt. Die Produktion am Standort Amsterdam soll im ersten Halbjahr 2021 beginnen. Die Vorbereitungen da- für laufen bereits.

Das Backsteingebäude von Wacker Biotech liegt im Süd- osten von Amsterdam, im Stadtteil Zuid Oost. Der Glas-Dom, ein transparenter Aufbau im Zentrum des Baus, bringt Tageslicht ins Innere. Hier reihen sich Reaktoren,

Wacker Biotech

Wacker Biotech bündelt als sogenannte cdmo (Con- tract and Development Manufacturing Organisation) die Aktivitäten des wacker-Konzerns im Bereich Biopharmazeutika. Im Auftrag von Pharma- und Bio- tech-Firmen stellt das Unternehmen therapeutische Proteine, lebende mikrobielle Produkte und Impfstof- fe auf der Basis mikrobieller Systeme her. Das Port- folio reicht von der Stamm- und Prozessentwicklung über die analytische Prüfung bis hin zur Produkti- on für die klinische sowie die kommerzielle Versor- gung nach den Richtlinien der Good Manufacturing Practice (gmp). Wacker Biotech unterhält drei Produktionsstandorte in Jena und Halle (Wacker Bio- tech GmbH) sowie im niederländischen Amsterdam

(Wacker Biotech b.v.).

"Wir sind alle unglaublich stolz, einen Beitrag im Kampf gegen die Corona-Pandemie leisten zu können", sagt Sandra Verhaagh, die bei Wacker Biotech die Produkti- on leitet. Normalerweise dauere es mehrere Monate, um den Produktionsprozess für einen Impfstoff vom Kunden zu transferieren, damit die ersten Testläufe bei Wacker Biotech beginnen können. Im Fall von CVnCoV ist der Zeitplan ein anderer. "Wir haben den Prozess sozusagen in Lichtge- schwindigkeit transferiert", berichtet Verhaagh. Spezielles Equipment für den Produktionsprozess wurde beschafft, Rohmaterialien eingekauft, die Prozesse für Analytik und Dokumentation aufgebaut. Ein Kraftakt für alle Beteiligten.

Breites Impfstoff-Portfolio mRNA-Impfstoffe sind auch für Wacker Biotech Neuland.

Bislang reichte die Palette der produzierten Impfstoffe von klassischen Lebend- und Totimpfstoffen über proteinbasierte Impfstoffe bis hin zu Polysaccharid- und Konjugatimpf- stoffen. Wie zum Beispiel gegen Cholera oder Meningitis A.

"Mich fasziniert es, etwas herzustellen, das Menschen nicht nur heilt, sondern präventiv dafür sorgt, dass sie gesund bleiben", sagt Verhaagh. Die Molekularbiologin beschäftigt sich schon beinahe ihr ganzes Arbeitsleben mit Impfstoffen in all ihren Ausprägungen. "Impfstoff ist nicht gleich Impfstoff" erklärt sie. "Eine Möglichkeit ist es, bei der Entwicklung den Erreger als Impfstoff zu verwenden - in abgeschwächter oder inaktiver Form", so Verhaagh. Dabei enthalten Lebendimpfstoffe vermehrungsfähige Erreger, die keine Krankheit mehr verursachen können. Viele solcher Impfstoffe - etwa gegen die Kinderkrank-heiten Mumps, Masern und Röteln - bewirken lebens- langen Impfschutz. Inaktivierte Impfstoffe, die man auch Totimpfstoffe nennt, enthalten dagegen abgetötete Erreger oder Teile eines inaktiven Virus, auf die das Immunsystem reagiert. Bei Totimpfstoffen hält der Immunschutz meist nur einige Jahre und muss dann erneuert werden.

Die meisten Impfstoffe sind heute Totimpfstoffe, bei deren Entwicklung nur ausgewählte Moleküle eines Erregers ver- wendet werden. Hergestellt werden sie oft mit Hilfe von Gentechnik. Solche Impfstoffe auf Proteinbasis enthalten einzelne, charakteristische Eiweiße eines Erregers, die eine Immunreaktion im Körper hervorrufen. Damit das funkti- oniert, werden meistens Wirkstoffverstärker, sogenannte

cdefgc/d/g

Regelmäßige Qualitäts-kontrolle: Impfstoff-Proben werden untersucht.

e

Bei der Herstellung klassischer Impfstoffe kommen Fermenter zum Einsatz.

f

Probenentnahme am Fermenter: Der größte Bio-reaktor am Standort hat ein Fassungsvermögen von

1.500 Litern.

9

Die mRNA wird mit Hilfe von Enzymen und einer dna-Vorlage hergestellt.

Der Impfstoff enthält lediglich die Bauanleitung für ein Antigen.

Die mRNA liefert der Zelle Anweisungen zur Anti-gen-Produktion und stimuliert das Immunsystem.

Adjuvantien, hinzugefügt. Das gilt auch für sogenannte Polysaccharid-Impfstoffe, bei denen die Polysaccharide aus der Hülle eines Erregers verwendet werden, um eine Immunreaktion hervorzurufen. Um ihre Wirksamkeit zu er- höhen, werden Polysaccharide oft an Proteine gebunden.

Man spricht von Konjugatimpfstoffen.

Eine neue Impfstoffklasse

Einen neuen Ansatz bieten genbasierte Impfstoffe. Hier werden keine Krankheitserreger - oder Teile davon - bei der Impfung injiziert. Die Impfstoffe enthalten lediglich die genetischen Informationen für die Herstellung eines einzelnen Antigens. Man unterscheidet zwischen mRNA-, dna- und Vektorimpfstoffen.

Im Fall von mRNA-Impfstoffen dreht sich alles um das Mole- kül Ribonukleinsäure (messenger ribonucleic acid). Es ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Organismus.

Als Bote dient es dazu, Bauanleitungen zwischen dem Erbgut und den Proteinfabriken der Zellen zu transportie- ren. Wer mRNA synthetisch herstellen kann und in Zellen transportiert, kann so den Körper anleiten, ein bestimmtes Protein herzustellen, das eine Immunreaktion auslöst. Im Fall von CureVacs Impfstoff CVnCoV zum Beispiel ist die mRNA auf das Spike-Protein des sars-CoV-2-Virus kodiert.

Ein wichtiger Aspekt: Wird ein mRNA-Impfstoff einem Patienten injiziert, gelangt die mRNA nicht in den Zellkern.

Zudem ist die einzelsträngige RNA nicht mit der doppel- strängigen dna kompatibel. Eine Veränderung des Erbguts ist daher ausgeschlossen, versichern Wissenschaftler - etwa des Paul-Ehrlich-Instituts, das in Deutschland für die Zulas- sung von Impfstoffen zuständig ist.

Impfstoff-Produktion: eine Wissenschaft für sich So unterschiedlich die verschiedenen Impfstoffklassen sind, so unterschiedlich sind die Impfstoffe in ihrer Herstellung.

"Die Impfstoff-Produktion ist eine Wissenschaft für sich", sagt Sandra Verhaagh. "Jeder Impfstoff ist anders, jeder Produktionsprozess einmalig, was ein hohes Maß an wissenschaftlicher und technischer Expertise erfordert."

Die Herstellung läuft in mehreren Schritten ab, die je nach Impfstofftyp variieren. Zunächst werden im kleinen Maßstab sogenannte Vorkulturen des Impfstoffkandidaten hergestellt, den der Kunde geliefert hat. Im Falle eines klassischen Impf- stoffs beginnt danach die Produktion in größerem Maßstab in Edelstahltanks, sogenannten Fermentern, oder in Einweg- reaktoren. Hier vervielfältigen und produzieren Bakterien den gewünschten Wirkstoff - im Falle eines Konjugatimpfstoffes werden die gewünschten Polysaccharide gebaut. Diese wer- den im Anschluss in mehreren Schritten gereinigt. Es folgen

die chemische Aktivierung und die Gefriertrocknung. Im letzten Schritt folgt die Bindung an das Trägerprotein zum fertigen Konjugatimpfstoff. Ein langwieriger Prozess.

strenger sind die Vorschriften", sagt Verhaagh. Für die Mit- arbeiter bedeutet das: Schutzkleidung von Kopf bis Fuß.

Bereits ein Staubkorn ist zu viel.

Im Vergleich dazu ist die Herstellung eines mRNA-basier- ten Impfstoffs effizienter. "Der Krankheitserreger selbst muss nicht gezüchtet werden. So fällt ein sehr zeitinten- siver Schritt weg", erklärt Verhaagh. Plasmid-dna, die Teile des Krankheitserregers enthält, bildet die Ausgangs- basis für die Herstellung. Enzyme transkribieren diese in mRNA. Danach wird der Wirkstoff mittels Chromato- graphie gereinigt. "Im Produktionsprozess darf es nicht zu spezifischen Verunreinigungen kommen", sagt Verhaagh.

Die Impfstoff-Herstellung unterliegt daher sehr strengen hygienischen Vorgaben.

Von der klinischen Studie bis zur Marktversorgung Für die Produktion von biopharmazeutischen Therapeutika und klassischen Impfstoffen stehen in Amsterdam sowie an den beiden deutschen Standorten in Jena und Halle mehrere Fermenter mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1.500 Litern zur Verfügung. So kann je nach Bedarf die Produktionsmenge angepasst werden - kleine Mengen für klinische Studien, größere für die spätere Marktversorgung.

Je nachdem, in welcher Entwicklungsphase sich der Impf- stoff des Kunden gerade befindet. Dazu kommt die neue Produktion für mRNA-basierte Impfstoffe in Amsterdam, die kurz vor der Inbetriebnahme steht.

Hochreine Produktionsbedingungen

In der gesamten Produktion herrscht Reinraumumgebung.

Werden fertige Impfstoffe abgefüllt, unterliegt das sogar der höchsten Reinraumklasse. In Amsterdam können ver- schiedene Impfstoffklassen nach der Herstellung gefrier- getrocknet oder in Fläschchen abgefüllt werden. "Es gilt das Prinzip: Je näher man zum Endprodukt kommt, umso

Es laufen aktuell mehrere Impfstoff-Projekte in Amster-dam: Während Sandra Verhaagh und ihre Kollegen den Produktionsstart für CVnCoV vorbereiten, wird parallel ein klassischer Konjugatimpfstoff produziert, der eben- falls kurz vor der Zulassung steht - allerdings nicht gegen sars-CoV-2. Bei erfolgreicher Zulassung von CVnCoV wird die Produktion zur mRNA-Wirkstoff-Herstellung ausgewei- tet. Nur so kann die hohe Zahl an benötigten Impfdosen produziert werden. Sandra Verhaagh führt deshalb gera- de eine Menge Vorstellungsgespräche. In der Produktion, für die Qualitätskontrolle und für die Qualitätssicherung: Wacker Biotech braucht zusätzliches Personal am Standort Amsterdam. Damit das Rädchen auch weiterhin rundläuft.

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Am Standort Amsterdam können Impfstoffe nach der Produktion auch in Fläschchen abgefüllt werden.

Eckpfeiler der modernen Medizin

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Auf der Haut, im Darm, in der Luft und auf dem Meeres- boden: Milliarden von Bakterien und Viren umgeben uns.

Für das bloße Auge unsichtbar, sind die meisten die- ser Winzlinge ungefährlich, manche lebensnotwendig.

Einige aber machen krank. Sie können schwere, zum Teil lebensbedrohliche Erkrankungen hervorrufen. Dauer- haften Schutz vor einer Reihe von Infektionskrankheiten bieten Impfungen. Sie gaukeln dem Körper vor, sich mit einem Erreger infiziert zu haben. Das Immunsystem reagiert mit der Bildung von Antikörpern, die den Erre- ger bekämpfen. Kommt es zu einem späteren Zeitpunkt

zu einer Infektion, erinnert sich das Immunsystem an den Erreger und wird erneut aktiv. So funktioniert der Impfschutz gegen Kinderlähmung, Typhus, Cholera, Hepatitis A und B, hpv und die Pocken, die dank einer weltweiten Impfkampagne seit 1980 als besiegt gel- ten. Die Liste ist lang. Und sie macht deutlich: Neben der Entwicklung des Antibiotikums sind Impfungen die Eckpfeiler der modernen Medizin. Die Weltgesundheits- organisation geht davon aus, dass durch Impfungen jährlich zwei bis drei Millionen Leben gerettet und un- zählige Erkrankungen verhindert werden.

Körperpflege

Wirkungsvoller Hautschutz

Shampoos, Cremes und Make-up sind für das Siliconegeschäft von wacker wichtige Anwendungen. Es handelt sich dabei um margenstar-ke Spezialsilicone im Bereich "Consumer Care". Vor allem die Pflege der Haut hat im letzten Jahr weltweit an Bedeutung gewonnen. Schließlich ist die wegen Corona verstärkt notwendige Handhygiene auch eine

Herausforderung für das größte Organ des Menschen.

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Cássia Picirili geht es gerade wie vielen Menschen, nicht nur in Brasilien: Ihr Leben spielt sich zuhause ab. Die fünf Frauen aus ihrem Team hat sie seit Monaten nur durch die Laptop-Kamera gesehen. "Wir bleiben brav zuhause", sagt sie - und lacht. Ihre gute Laune hat die Siliconexpertin be- halten, die seit drei Jahren in der Südamerika-Zentrale von wacker bei São Paulo arbeitet.

Trotz der Arbeit zuhause hat ihr Team eine ganze Reihe von Ideen für Pflege- und Kosmetikprodukte entwickelt, die auf die geänderten Anforderungen in Zeiten von Corona einzahlen. Sie ist stolz darauf, dass sie ein neues Desinfektionsmittel für Hände formuliert haben, das die Haut schützt. Häufiges Waschen macht die Hände rau und rissig. Außerdem greift der Alkohol im Desinfektionsmittel die Haut an. Also testete Picirilis Team Desinfektionsmittel mit Silicon - an Brombeerblättern. Mit schützendem Silicon sieht das Blatt nach 24 Stunden noch grün und frisch aus, ohne Silicon ist es dunkelgrün und vertrocknet.

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Siliconexpertin Cássia Picirili aus São Paulo entwickelte hautschonende Desinfektions-mittel für die Handhygiene.

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Brombeerblätter reagieren auf aggressive Desinfektionsmittel äußerst empfindlich - wie die menschliche Haut.

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In São Paulo produziert wacker unter anderem Silicon- emulsionen für die Kosmetik-und Körperpflegeindustrie.

"Wir sind ja alle von den aktuellen Markt-entwicklungen betroffen und der Know-how-Transfer funktioniert in alle

Richtungen."

Dr.Timo Hagemeister, Leiter Consumer Silicones emea

Ihre und die Ideen ihres Teams finden auch global Be- achtung. In Deutschland wiederholten wacker-Kollegen den Versuch - mit Himbeerblättern und ebenso guten Resultaten. "Wir sind ja alle von den aktuellen Marktent- wicklungen betroffen und der Know-how-Transfer funk-tioniert in alle Richtungen", sagt Dr.Timo Hagemeister, der den Bereich Silicone für die Konsumgüterindustrie in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten leitet. "Das Consumer-Care-Team verfügt global über die Produkt- und Anwendungskompetenz, die Konzerne wie Unilever oder

L'Oréal von uns erwarten."

Stark im Kommen sind dabei Produkte, die nachhal-tig produziert werden. Seit der Einführung von belsil® eco kann auch wacker solche Rohstoffe anbieten. Bei der Herstellung wird biobasiertes Methanol verwen-det. Dadurch werden fossile Bestandteile kompensiert. Das ist klimafreundlich und schont Ressourcen. Beste

Voraussetzungen also für nachhaltig hergestellte Haut- cremes, Haarwaschmittel, Spülungen und Lotionen. Im- mer mehr wacker-Kunden ordern solche Silicone. Denn für Kosmetikkonzerne, deren Kunden klimafreundlichere Produkte verlangen, ist "fossilfrei" eine wichtige Botschaft.

"Wir sind hier mit allen Großen im Gespräch", verrät Timo

Hagemeister.

Silicone eignen sich auch, die Haut bei größtmöglicher Belastung zu schützen. In asiatischen Millionenstädten ist die schlechte Luftqualität eines der größten Probleme der Menschen. Feinstaub, Ozon, Abgase und Zigaretten- rauch strapazieren tagtäglich die Haut. Anwendungstechni- ker von wacker haben deshalb eine Formulierung mit dem naturidentischen Hydroxytyrosol htessence® entwickelt.

Es schützt vor schädlichen Umwelteinflüssen, mindert oxi- dativen Stress und unterstützt die Erneuerung der Haut.

In Brasilien, dort wo Cássia Picirili wohnt, spielt der Sonnen- schutz der Haut eine große Rolle. Ihr Team hat im Labor neue Formulierungen mit Spezialsiliconen entwickelt. Solche Cremes sind in hohem Maße wasser- und sandabweisend und lassen sich optimal auf der Haut auftragen. Je besser sich der lebenswichtige uv-Filter verteilen lässt, desto grö- ßer ist der Schutz. Wissenschaftliche Untersuchungen ha- ben gezeigt, dass die Nutzung von Sonnencreme steigt, je leichter sie sich auf der Haut auftragen lässt.

Mikroinjektion

Pumpgenaue Dosierung

Handliche Medizingeräte erleichtern den Alltag von Menschen mit chronischen Beschwerden. Automatisierte Dosiersysteme können mittlerweile das regel- mäßige Spritzen wichtiger Medikamente übernehmen. Herzstück eines solchen Geräts ist eine Mikroinjektionspumpe, deren Pumpgehäuse vom Polymerverarbeiter Trelleborg entwickelt wurde. Dafür brauchte es auch ein neues Siliconelastomer mit ganz besonderen Eigenschaften.

Morgens, mittags oder abends: Menschen mit chronischen

Krankheiten müssen ihren Körper rund um die Uhr über- wachen. Stimmt der Insulinpegel im Falle von Diabetes? Brauche ich mehr Apomorphin im Falle von Parkinson?

Fehlerhafte Über- oder Unterdosierungen können lebens- gefährlich sein. Einige solcher Krankheiten sind durch Medikamente, die direkt unter die Haut gespritzt werden müssen, gut zu beherrschen. Kleine Pikser mit lebens- wichtiger Funktion. Tragbare Medizingeräte, wie etwa In- sulin-Pens, machen die schnelle und sichere Injektion von Flüssigmedikamenten im Alltag besonders praktisch. Sie passen in jede Handtasche und können unauffällig verwen- det werden. Die Dosierung und die Zeitpunkte muss der

Patient jedoch trotzdem genau im Kopf haben.

Einen Schritt weiter gehen nun automatisierte Dosier- systeme. Solche handtellergroßen Medizingeräte lassen sich etwa durch Klebepflaster direkt auf der Haut befestigen. An der Kontaktfläche zum Patienten befindet sich eine äußerst feine Nadel, die automatisch ausfährt und eine vorprogram- mierte Arzneimittelmenge unter die Haut injiziert - ohne ei- nen einzigen Handgriff des Patienten. Eine präzise Steue- rung reguliert die gleichmäßige Abgabe weniger Mikroliter Wirkstoff über Minuten, Stunden oder sogar einige Tage. So verbessert sich die Lebensqualität Betroffener, da sie ihren

a

Alltag flexibel und unbeschwert gestalten können.

Herzstück eines solchen Medizingeräts ist eine winzige Mikroinjektionspumpe, die das lebensnotwendige Medi-

kament zuverlässig fördert und exakt dosiert. Trelleborg

Unscheinbares Bauteil in technischer Perfektion: Der Pumpzylinder aus Kunst-stoff ist mit einer feinen, aber multifunktionalen Schicht aus Siliconelastomer ausgekleidet.

"Die extrem genaue Dosierung der Medikamente durch die Pumpe war ausschlaggebend für den Erfolg des gesamten Geräts."

Felix Schädler, Projektmanager für Innovation und Technologie bei Trelleborg

wurde hier von einem weltweit führenden Anbieter von Pharma- und Medizinprodukten beauftragt, gemeinsam ein Pumpengehäuse aus Kunststoff und Silicon zu entwickeln.

Tief im Inneren des Bauteils sorgt dabei eine einzigartige Materialinnovation von wacker für reibungslosen Betrieb.

"Die extrem genaue Dosierung der Medikamente durch die Pumpe war ausschlaggebend für den Erfolg des gesamten Geräts", berichtet Felix Schädler, Projektmanager für Inno- vation und Technologie bei Trelleborg, der maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war.

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Kaum größer als ein Finger-nagel ist die Mikroinjektions-pumpe, welche Felix Schädler und sein Team bei Trelleborg entwickelt hat.

"Auf Grund der geringen Maße und Toleranzen konnte das Bauteil nur im Zwei-Komponenten-Spritzgießen mit Dich- tungen aus Flüssigsilicon hergestellt werden", sagt Schädler.

Durchmesser vom Umfang einer Stecknadel machen das nachträgliche Einsetzen punktueller Dichtungen unmöglich.

Das spezielle 2k-Materialverarbeitungsverfahren verbindet zwei verschiedene Werkstoffe effizient in einem Prozess. Die Idee war, dass eine fast komplette Innenauskleidung des Pumpenzylinders mit Elastomer den beweglichen Kolben abdichten und gleichzeitig schmieren sollte.

Winzlinge in Serie produziert

Die feingliedrige Mikroinjektionspumpe besteht aus einem zylindrischen Hohlkörper, in dem ein Kolben elektrisch auf und ab bewegt wird. Damit wird das Medikament aus ei- nem Vorratsgefäß angesaugt und in die Injektionsnadel befördert. Das Pumpengehäuse gibt es in verschiedenen Varianten, die jeweils 2 μl beziehungsweise 10 μl Flüssig- medikament fördern können. Die kleinere Pumpe ist mit 15mm Länge kaum größer als ein Fingernagel. Reibung, Abdichtung und die Verbindung von zwei verschiedenen Materialien auf engstem Raum waren von Anfang an eine Herausforderung für die Entwickler. Neben dem Wunsch nach kompakter Bauweise legte der Kunde auch Wert auf möglichst niedrige Kosten, da es sich bei der Injekti- onspumpe in dem späteren Medizingerät um ein Einmal- produkt handelt. Sämtliche Elemente des Dosiersystems, die mit dem Medikament oder dem Patienten in Berüh- rung kommen, müssen aus Sicherheitsgründen nach dem Gebrauch entsorgt werden. Dazu gehört auch die Injekti- onspumpe. Andere Bestandteile, wie etwa das Gehäuse, der Motor und die Batterie, können hingegen wieder- verwendet werden.

Die Verarbeitung von Flüssigsilicon (Liquid Silicone Rubber, lsr) ist das Spezialgebiet von Trelleborg am schweizeri- schen Standort Stein am Rhein, wo im vollautomatisierten Betrieb Ein- und Mehrkomponenten-Spritzgussbauteile aus lsr gefertigt werden. Neben Produkten für den Automobil- sektor und die Industrie gibt es in Stein am Rhein auch eine umfassende Reinraumfertigung für medizintechnische Anwendungen. In aktuell vier Reinräumen wird unter streng kontrollierten und überwachten Bedingungen produziert - mit steigender Tendenz. Die Stellplätze durch die letzte Reinraumerweiterung vor fünf Jahren sind bereits komplett ausgelastet, sodass aktuell erneut vergrößert wird, verrät Schädler. 2k-Spritzgießen war zwar bisher für Automo- bilbauteile gängig, in Medizinanwendungen aber weniger gefragt. Das ändere sich gerade, da die Branche zuneh- mend höherem Druck hinsichtlich Risiko- und Kosten- verringerung ausgesetzt ist, so der Experte. "Außerdem sind mittlerweile selbsthaftende lsr-Typen auch für Lebensmittelkontakt- und Medizinanwendungen verfügbar", begründet Schädler, "Das hat den 2k-Spritzguss für diese Anwendungen überhaupt erst möglich gemacht." Dem können Dr. Ulrich Frenzel und Dr. Florian Liesener, beide

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Blick in das Zwei-Komponen-ten-Spritzgießwerkzeug. Auf den zwei Werkzeughälften wird zunächst das Kunststoffbauteil gefertigt und unmittelbar danach das Siliconelastomer in einem Produktionszyklus angespritzt.

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Siliconexperte Dr. Florian Liesener testet die 2k-Ver-bindung. Das selbsthaftende Silicon verbindet sich zuver-lässig mit dem thermoplas-tischen Grundkörper.

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Die Materialinnovation silpuran® 6760/50, bestehend aus Siliconharz und Vernetzer-komponente, ermöglicht Dich-tung und hohe Reibung auf geringstem Raum.

Mit silpuran® 6700 kam 2008 die erste selbsthaftende Flüssigsiliconreihe speziell für die Medizintechnik von wacker auf den Markt. Die sehr gute Anbindung dieser Produkte an zahlreiche Thermoplaste prädestiniert diese Typen für das 2k-Spritzgießen. Direkt angespritzt und fest verbunden lassen sich damit auch für die Medizintechnik Funktionsbauteile in Großserie kostengünstig, schnell und prozesssicher herstellen.

Nachdem sich tpe für diese spezifische Anwendung als ungeeignet erwiesen hatte, setzten Schädler und sein Team zunächst auf den selbsthaftenden Flüssigsiliconkautschuk silpuran® 6700. Unter der Marke silpuran® bietet wacker seit etwas über zehn Jahren speziell für die Medizintechnik entwickelte Silicone an. "Verglichen mit Siliconen für tech- nische Produkte verwenden wir für sensible Anwendungen spezielle Rezepturen, da besondere Reinheitsanforderungen erfüllt werden müssen", präzisiert Chemiker Frenzel.

im technischen Marketing bei wacker, nur zustimmen.

Sie arbeiten eng mit Trelleborg zusammen und können im Falle der Mikroinjektionspumpe auf eine ganz besondere

Materialentwicklung zurückblicken.

Spezialserie ermöglicht effiziente Fertigung

In Zusammenarbeit mit dem Medizinproduktehersteller und dem Elastomerlabor von Trelleborg in Stuttgart be- stand silpuran® 6700 unter anderem langfristige Einlage- rungstests mit dem Medikament. Da die Medikamente mit den Dichtungen in direkten Kontakt kommen, durfte es keinerlei Wechselwirkungen geben. Beim Funktionstest der Pumpe stellte sich jedoch heraus, dass die Reibung zwischen dem Kolben und den Zylinderoberflächen aus silpuran® 6700 zu hoch war. Schon kleinste Über- und Unterdosierungen der Medikamente können beim Pati- enten zu lebensgefährlichen Situationen führen, daher ist ein ruckelfreier Betrieb der Pumpe essentiell. Bei hoher Reibung zwischen Kolben und Zylinder wäre mehr Kraft für die Pumpbewegung notwendig gewesen, was einen anderen Antrieb und damit ein insgesamt größeres Gerät erfordert hätte. Alternativ hätte der Kunde Schmiermittel verwenden können. Diese würden jedoch zwangsläufig mit dem geförderten Medikament in Kontakt kommen und es möglicherweise beeinträchtigen oder im schlimmsten Falle verunreinigen. Aus dem gleichen Grund schied auch eine Verwendung ölausschwitzender Silicone aus, wie sie wacker etwa für Anwendungen im Automobilbau anbietet. Diese Typen weisen zwar sehr geringe Reibungs- werte auf, können aber für medizinische Anwendungen

nicht eingesetzt werden. Es gilt unbedingt zu verhindern, dass sich Öl mit dem Medikament vermischt und einem Patienten ungewollt subkutan injiziert wird. Die Material- spezialisten von wacker fanden eine Lösung, die ohne

Öl auskommt.

"Auf Grund unserer langjährigen, sehr guten Partnerschaft haben wir uns bei dieser Herausforderung an die Werk- stoffentwickler von wacker gewandt", sagt Schädler. Die Chemiker hatten sehr schnell erste Ideen für eine passende Neuentwicklung. Innerhalb nur eines Jahres konnte eine neue Werkstofftechnologie zur Marktreife gebracht werden.

Konträre Eigenschaften

"Wir hatten bereits Flüssigsilicone mit selbsthaftenden Eigenschaften im Portfolio sowie Produkte mit niedrigen Reibungskoeffizienten, aber keine für sensible Anwendun-gen, die beides zusammen bieten", erinnert sich Liesener, "Die Mikropumpe war für uns daher die richtige Gelegen- heit, beide Eigenschaften in einem Silicon zu kombinieren." Dem lsr sollten dabei physikalisch scheinbar unvereinbare Eigenschaften verliehen werden: hohe Haftung und geringe Gleitreibung, gewissermaßen Festhalten und Loslassen gleichzeitig. Unmöglich, könnte man meinen, "und doch wurde es von wacker nachweislich ohne Probleme che- misch gelöst", sagt Schädler anerkennend.

Von der Werkstofftechnologie wollen die Materialexperten nur so viel verraten: Ein zusätzlicher Rezepturbestand- teil modifiziert das selbsthaftende Silicon derart, dass die Reibung gegenüber dem Materialpartner deutlich redu- ziert wird. Auch ohne Zusatz ausschwitzenden Öls bildet sich dadurch eine dauerhaft reibungsmodifizierte Ober- fläche. "Das ist die entscheidende Voraussetzung für diese

Anwendung", sagt Florian Liesener.

Im Jahr 2016 wurde die Materialentwicklung unter dem Namen silpuran® 6760/50 zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Bis heute ist es das einzige selbsthaftende, reibungsmodifizierte Flüssigsilicon mit Marktreife und Biokompatibilitätszertifikaten.

"Die Mikropumpe war eine gute Gelegenheit, um verschiedene Material-eigenschaften zu kombinieren."

Dr. Florian Liesener,

Technisches Marketing bei wacker

Neben der erfolgreichen Zusammenarbeit bei der Material- entwicklung bescheinigt Siliconexperte Liesener den Fach- leuten bei Trelleborg enorm viel Know-how und Erfahrung beim Produktionsprozess. Der feste Pumpenzylinder besteht aus einem glasfaserverstärkten technischen Kunststoff. Er wird zuerst in Spritzgießwerkzeug gefertigt. In einem zwei- ten Schritt wird die Zylinderinnenwand dann hauchdünn mit silpuran® 6760/50 ausgekleidet. "Wir hatten dabei Fertigungstoleranzen von zwei hundertstel Millimeter ein- zuhalten", erinnert sich Schädler, "und die Materialien selbst schwinden teilweise schon um bis zu 35 Prozent." Um dieses Problem und weitere kritische Produktionsaspekte zu lösen, hat Trelleborg das Bauteildesign zusammen mit seinem Kun- den so verbessert, dass es technisch überhaupt machbar wurde. "Dafür mussten wir auch unsere Herstellungs- technologie weiterentwickeln", so Schädler. Die Injektions- pumpe wird im Reinraum gefertigt und gehört aktuell zu den kleinsten 2k-Bauteilen, die Trelleborg am Standort Stein am Rhein herstellt. Kleiner wäre sie nach dem heutigen Stand der Fertigungstechnik nicht zu produzieren, da sind sich die Experten einig. silpuran® 6760/50 hat in dem kompak- ten Gerät zur Arzneimittelabgabe eine wichtige und sichere Doppelfunktion. Sie mag für die Anwender unsichtbar sein, ermöglicht ihnen aber ganz neue Freiheiten.

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Hygiene und Sauberkeit

Schützend. Sicher. Sauber.

Der steigende Lebensstandard in aufstrebenden Ländern sorgt seit Jahren dafür, dass der globale Markt für Kosmetik und Körperpflege wächst. 2020 kam überall auf der Welt ein neuer, starker Wachstumstreiber hinzu: das Bedürfnis, sich und seine Familie zu schützen. Vor einer unsichtbaren Gefahr, dem neuartigen Coronavirus sars-CoV-2. Nicht nur der Absatz von Desinfektionsmitteln ist in die Höhe geschnellt, auch Reinigungstücher und

Schutzkleidung sind gefragt. Von Toilettenpapier ganz zu schweigen.

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An das Material von medizini-schen Schutzanzügen werden hohe Anforderungen gestellt. Bindemittel von wacker hel-fen, diese zu erfüllen.

Die Verkaufszahlen auf dem Laptop von Russell Thorpe sind ein guter Gradmesser dafür, wie die Corona-Pandemie unser Leben durcheinanderwirbelt. Thorpe kümmert sich als Marketing Manager um den Markt für Vliesstoffe und techni- sche Textilien im Geschäftsbereich wacker polymers. Die Effekte der Pandemie seien bei einigen Endprodukten stär- ker zu beobachten als bei anderen, sagt er. Die Nachfrage nach Produkten, die in der Gastronomie verwendet wer- den, wie Papierservietten und Papiertischdecken, ist zum Beispiel zurückgegangen. Die weltweite Nachfrage nach Papierhandtüchern, Feuchttüchern und feuchten Toiletten- tüchern ist dagegen gestiegen. "Sauberkeit ist zu einem

Megathema geworden", sagt Thorpe.

Dispersionen verkleben Fasern zu Vliesstoffen

In Supermärkten und Drogerien ist der Trend deutlich sicht- bar. Wer die Regale abläuft, findet die neuen Buzzwords in allen Abteilungen: Schützend. Sicher. Sauber. Auf Sham- poos, Waschmittelkartons und selbst auf Socken prangt in großen Buchstaben: Hygienisch.

wacker profitiert davon im Polymergeschäft. vinnapas®- Bindemittel verkleben kurze Fasern aus Zellstoff oder Viskose zu riesigen Rollen aus Vlies. Aus ihnen entste- hen anschließend die verschiedensten Produkte, vom

bb /c vinnapas®-Dispersionen sorgen für kontrollierte

Saugfähigkeit.

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Auch in nassem Zustand zeigt sich der Vliesstoff reißfest.

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Hygieneartikel bis hin zum feuchten Toilettenpapier. "2020 erlebten einige unserer Kunden, die Feuchttücher und in- dustrielle Wischtücher herstellen, einen starken Nachfra- geanstieg. Sie sind an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen, um mit den Marktanforderungen Schritt zu halten", so

Thorpe.

Trockene Wischtücher kommen normalerweise in Werkstät- ten, Läden oder Tankstellen zum Einsatz. In Corona-Zeiten sorgen sie zusammen mit einem Desinfektionsspray für saubere und virenfreie Oberflächen. Beim Händewaschen ersetzen sie weniger hygienische Stoffhandtücher.

Saugfähig, reißfest und gleichzeitig flexibel

Die Produktion von medizinischen Einwegkitteln und die Nachfrage nach polymeren Bindemitteln für diese Anwen- dung gingen ebenfalls rasant nach oben. "Hersteller, die ihre Vliese normalerweise an die Landwirtschaft und die Automobilindustrie liefern, haben innerhalb von Tagen ihre Produktion umgestellt", erzählt Zoltan Sattler, der sich um den Verkauf von Bindemitteln für Konsumgüter und indus- trielle Anwendungen bei wacker in Westeuropa kümmert. Die vinnapas®-Bindemittel von wacker machen Vliesstoff saugfähig, reißfest und gleichzeitig flexibel. Die Schutz- kleidung für Rettungssanitäter, Krankenhauspersonal und

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Altenpfleger wird dank der Bindemittel außerdem weich und damit angenehmer zu tragen. "Durch die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen können wir unsere Kun- den zudem bei ihren Nachhaltigkeitsinitiativen unterstüt- zen. Unter der Marke vinneco® sind unsere Bindemittel in chemisch identischer Form erhältlich. Wir verwenden einen Biomasse-Bilanzansatz, um den Beitrag zur Gesamt- reduktion der Kohlendioxid-Emissionen zu zeigen", erklärt

Sattler.

Cyclodextrine für zusätzlichen Schutz Cyclodextrine von wacker können Oberflächen und Schutzkleidung in Zukunft zudem noch sicherer machen.

Ersten wissenschaftlichen Studien zufolge binden die ringförmigen Zuckermoleküle aus Maisstärke perfekt an die Fettlipide auf der Oberfläche von Viren, wodurch die Funktion der Virusmembran gestört wird. Das Virus wird inaktiv. "Ziel ist es, dass die Viren dadurch zerstört wer- den", sagt Dr. Mark Harrison, der bei wacker für industri- elle Anwendungen von Cyclodextrinen zuständig ist. An- ders als bei hochprozentigem Alkohol oder Bleichmitteln reizen sie nachweislich die Haut und die Schleimhäute nicht. Schließlich kommen die vollkommen ungefährlichen Multitalente seit Jahren in Lebensmitteln und Kosmetik zum Einsatz.

Wundauflagen

Wunden optimal versorgt

Verletzungen und Wunden gehören zum Leben. Sie optimal zu versorgen, ist nicht immer einfach. Wundauflagen, die mit Silicon beschichtet sind, leisten dabei wertvolle Hilfe. Sie schützen die Wunde vor dem Austrock- nen, sind atmungsaktiv und haften auf diese Weise schonend auf der Haut. Beim Wechseln des Verbandes hat der Patient deutlich weniger Schmerzen. Silicone sorgen somit für ein optimales Wundheilungsmilieu und verbessern den Therapieverlauf.

Die Lebenserwartung steigt weltweit - eigentlich eine gute Nachricht für jeden von uns. Doch der demografi-sche Wandel stellt die Gesellschaft vor immense Her- ausforderungen. "Mit einem höheren Lebensalter wächst auch die Zahl der Menschen, die unter chronischen oder

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großflächigen Wunden leiden", sagt Dr. Manuela Beckmann, die bis Ende letzten Jahres bei wacker für das globale Marketing von Siliconen für die Wundversorgung verant- wortlich war.

Im Laufe eines Lebens verliert die Haut ihre Widerstands-fähigkeit. Sie wird empfindlicher, dünner und anfälliger für Verletzungen. Außerdem wird sie nicht mehr so gut durch- blutet und die Hautzellen teilen sich nicht mehr so schnell. Die Folge: Wunden heilen langsamer und nicht mehr so gut wie früher. Umso wichtiger ist die richtige Pflege.

Schmerzarme Wundversorgung

Mit Siliconen beschichtete Wundauflagen und Verbände haben neue Möglichkeiten in der Wundversorgung eröffnet. wacker produziert seit rund 25 Jahren medizinische Sili- cone für ein breites Kundenspektrum und ist auf diesem

Gebiet in Europa führend.

Die professionelle Wundversorgung ist ohne Silicone nicht mehr denkbar. Dafür gibt es mehrere Gründe: Siliconkleber, sogenannte Siliconadhäsive, können direkt auf der Wun- de aufliegen. Weil sie hydrophob, also wasserabweisend sind, haften sie nur auf trockener Haut, nicht aber auf feuchter. Siliconauflagen verkleben weder mit der meist feuchten Wunde noch mit den Wundrändern. Auch mit neu gebildetem Gewebe können sie nicht verwachsen.

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Anbringen einer Trennfolie auf einen siliconbeschich-teten Träger. Beim Abziehen muss sich die Folie wie bei einer Wundauflage leicht und rückstandsfrei ablösen lassen.

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Anwendungstechniker Dr. Thomas Gröer entwickelt in Burghausen Siliconadhäsive für die Wund- und Stoma-versorgung.

Die atmungsaktive Siliconschicht schützt vor äußeren Ein- flüssen wie Bakterien und Feuchtigkeit. Da sie den Aus- tausch von Wasserdampf, Flüssigkeit und Luft ermöglicht, sorgt die Beschichtung für ein optimales Milieu der Wund- heilung. Außerdem verhindert sie, dass Wundsekret auf ge- sunde Hautpartien gelangt und diese aufweicht.

Siliconbeschichtete Verbände bieten aber noch andere Vor- teile: Sie haften weniger stark und lassen sich dadurch angenehmer entfernen. Dabei verursachen sie kaum Schmerzen oder Wundschäden - für Patienten mit chro- nischen oder großflächigen Wunden ist das eine enorme Erleichterung. Zudem sind Siliconverbände weich und flexibel und dadurch komfortabler zu tragen als herkömm- liche Pflaster.

"Kunden entscheiden sich immer mehr für den Klebstoff mit dem größeren Mehrwert. Und das sind eindeutig unsere Silicone."

Egbert Klaassen,

Leiter Segment Wundversorgung

Und noch etwas zeichnet Silicon aus: Eine falsch aufge- klebte Auflage kann man ohne weiteres wieder abnehmen und neu positionieren - der Verband hält danach genauso gut wie vorher. Das ist ein großer Vorteil gegenüber konventionellen Verbänden, die beim Abziehen Hautzellen schädigen können und beim erneuten Aufkleben nicht mehr richtig halten.

wacker hat intensiv daran gearbeitet, Silicone mit diesen herausragenden Eigenschaften für die medizinische Wund- versorgung zu entwickeln. Die hydrophoben, also wasser- abweisenden Silicone mussten aber zunächst für die Wundversorgung nutzbar gemacht werden. "Die Silicon- auflage muss Feuchtigkeit aufnehmen und diese nach außen weiterleiten können", erklärt Dr.Thomas Gröer, der in der Burghauser Anwendungstechnik für die neuartigen

Siliconadhäsive zuständig ist.

Silicone sind in der professionellen

Wundversorgung erste Wahl

Hightech-Wundauflagen bestehen meist aus mehreren Schichten, von denen jede einzelne wichtig ist. Direkt der Haut zugewandt und damit auf der Wunde liegt die Silicon- klebeschicht. Sie ist auf einer Polyurethan-Trägerfolie fixiert und perforiert, damit Wundsekret und Blut zum Absorp- tionskörper gelangen können. Als Nächstes folgen eine dünne Acrylatschicht und eine absorbierende Auflage, welche die austretende Wundflüssigkeit aufnimmt. Man- che Verbände erhalten zur Stabilisierung noch eine zusätz- liche Schicht aus Polyurethanschaum.

"Für die Versorgung von chronischen Wunden sind solche Siliconverbände unverzichtbar", sagt Sascha Casu, ver- antwortlich für den Bereich Akute Wundversorgung beim Verbandhersteller Essity in Hamburg. Das schwedische Unternehmen ist auf medizinische Produkte für die Wund- versorgung, Kompressionstherapie und Orthopädie spe- zialisiert und vertreibt sowohl klassische Verbände und Pflaster mit acrylbasiertem Klebstoff als auch Hightech- Produkte mit Silicon. "Beide Technologien haben ihre Daseinsberechtigung", sagt Casu, der seit Jahren eng mit wacker zusammenarbeitet. "Silicone sind wesentlich

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Großflächige Pflaster, beispiels-weise für die Versorgung chro-nischer Wunden, werden immer häufiger mit Silicon beschichtet. Die Beschichtung ist atmungsaktiv und verbessert somit die Wundheilung.

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Siliconadhäsive sind hautverträg-lich und verkleben nicht mit der Wunde. Sie eignen sich deshalb insbesondere für sensible Haut.

schonender zur Haut und haben bessere Klebe- und Ablöseeigenschaften. Dagegen sind Acrylate preisgünsti-ger und kleben beim ersten Aufbringen stärker."

Silicone mit höherer Klebkraft

In der professionellen Versorgung von schwerwiegenden oder nässenden Wunden, vor allem im Krankenhaus, sind Silicone erste Wahl, betont Casu. Aber auch bei der Behandlung von chronischen Wunden oder bei Menschen mit Hautkrankheiten und empfindlicher Haut kommen immer mehr siliconbeschichtete Wundauflagen zum Ein- satz. "Die Nachfrage nach professionellem Verbandmaterial für den Heimgebrauch und der Verkauf solcher Produkte in

Apotheken steigen", sagt Manuela Beckmann.

Lange wurden Siliconauflagen hauptsächlich im Kranken- haus für die Versorgung chronischer Wunden eingesetzt.

Jetzt erobern Siliconadhäsive für die akute Versorgung auch den Massenmarkt. "Es ist uns gelungen, Silicon- adhäsive zu entwickeln, die auch bei geringerem Auftrag gut haften", sagt Thomas Gröer.

Um die gleiche Klebkraft mit weniger Material zu erhalten, hat wacker viele Versuche unternommen. Der Durchbruch ließ nicht lange auf sich warten. "Wir konnten die Silicon- adhäsive so adaptieren, dass sie deutlich stärker kleben. Auf diese Weise ist auch eine dünnere Siliconschicht völ- lig ausreichend", fasst Gröer zusammen. Dies eröffnet Herstellern von Wundauflagen ganz neue Möglichkeiten. "Kunden entscheiden sich immer mehr für den Klebstoff mit dem größeren Mehrwert. Und das sind eindeutig un- sere Silicone", betont Egbert Klaassen, der Beckmann als neuer Segmentmanager für den Bereich Wundversorgung nachgefolgt ist.

Chancen für die Stomaversorgung

Auch in einem anderen medizinischen Bereich hat wacker mittlerweile Fuß gefasst: in der Versorgung von Menschen mit einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen Harnableitung. Um sich frei bewegen zu können, tragen die Patienten einen Auffangbeutel. Er ist am Körper auf- geklebt und umschließt den Ausgang. Die Haut steht also unter Dauerstress.

Eine schonende und sanfte Versorgung dieser Hautpartien ist für das Wohlbefinden entscheidend. Die innovativste Entwicklung auf diesem Gebiet kommt von der Firma Trio Healthcare. Das britische Unternehmen bringt als erster Hersteller eine komplette Serie zur Stomaversorgung mit maßgeschneiderten patentierten Siliconklebern auf den Markt. Die verwendeten Silicone stammen von wacker. "Solche Adhäsive zu entwickeln, war eine Herausforde- rung", erklärt Gröer. "Es darf keine Flüssigkeit daneben- gehen. Jede Art von Feuchtigkeit muss absorbiert werden, damit es zu keinen Hautirritationen kommt."

"Für die Versorgung von chronischen Wunden sind solche Siliconverbände unverzichtbar."

Sascha Casu,

Director Acute Wound Care bei Essity

Trio Healthcare hat deshalb die erste atmungsaktive Basisplatte mit Silicon entwickelt. Sie wird auf die Haut geklebt und sichert somit den Stomabeutel am Körper. Unter der 12 bis 15 Zentimeter großen Platte kommt die Haut allerdings schnell ins Schwitzen. Der Klebstoff hat die Aufgabe, den Schweiß zügig aufzunehmen und abzuleiten, ohne dass die Klebkraft darunter leidet. "Unsere neuen Siliconadhäsive sind dazu in der Lage und damit für die

Stomaversorgung geeignet", sagt Gröer.

Stomaversorgung neu gedacht

Die Lebensqualität von Stomapatienten steigt dadurch enorm. Für Lloyd Pearce, ceo von Trio Healthcare, war es eine Herzensangelegenheit, nach neuen Lösungen in

der Stomaversorgung zu suchen, da auch ein Mitglied aus seinem Familienkreis davon betroffen ist. "Die Hälfte aller Patienten leidet an Hautkrankheiten und unter wunder

Haut. Dagegen wollte ich etwas tun."

2006 gründete er deshalb Trio Healthcare. Seitdem setzen er und seine Kollegen alles daran, die in der Stomaver- sorgung verbreitete Hydrokolloid-Technik abzulösen. Sol- che Kleber haften zwar gut und können auch Feuchtig- keit gut absorbieren. Sie sind aber nicht atmungsaktiv. Die Folge: Die Haut weicht langsam auf und wird anfällig für Verletzungen und Schäden, die durch Ausscheidungen ver- ursacht werden. Mit den Produkten von Trio Healthcare, die auf medizinischen Siliconklebern von wacker basieren, kann das nicht passieren. Sie sind feuchtedurchlässig und lassen die Haut "atmen". Dadurch können Hautirritationen oder Wunden gar nicht erst entstehen. Die Stomascheiben kleben sicher und dicht auf der Haut, ohne diese zu reizen.

Viel Entwicklungspotenzial

Die Produkte von Trio Healthcare sind inzwischen in 22 Ländern verfügbar. Weiteres Potenzial gibt es laut Pearce reichlich. "Wir werden nicht aufhören zu forschen und Neues auszuprobieren. Kein Stomaträger soll unter starken Hautreizungen leiden müssen."

Der Einsatz von hautschonenden Siliconadhäsiven in me- dizinischen Anwendungsfeldern ist längst noch nicht aus- gereizt. "Da ist noch viel Luft nach oben", sagt Thomas Gröer. Silicone sind für alles geeignet, was Menschen sich auf die Haut kleben: Insulinpumpen, eeg-Sensoren, Lage- oder Positionssensoren für Demenzpatienten - sogar Wea- rables werden inzwischen mit Silicon verklebt, betont der Siliconexperte. "Wir werden also auch weiterhin viel zu tun haben."

Sanfter Halt - Aufbau einer Wundauflage

Prothetik

Wie eine zweite Haut

Um mobil zu bleiben, sind viele Menschen auf orthopädische Hilfsmittel oder Prothesen angewiesen. Dass Prothesen, Schuheinlagen oder Bandagen optimal passen und den Betroffenen ein weitgehend normales Leben ermöglichen, verdanken sie Hochleistungsmaterialien wie Siliconen.

Beweglichkeit bedeutet Leben. Das merken viele Menschen oft erst, wenn ihnen Bewegungen schwerfallen oder nur unter Schmerzen möglich sind. Die Probleme fangen bei vermeintlichen "Kleinigkeiten" an wie einem Tennisarm oder einem schmerzenden Fuß. Im schlimmsten Fall kann der Verlust eines Körperteils die Beweglichkeit und Mobilität von Betroffenen massiv beschränken.

Die Gründe, warum ein Mensch auf eine Arm- oder Bein- prothese oder auch ein künstliches Ohr angewiesen ist, sind vielfältig. Dank moderner Medizin lassen sich heute aber viele dieser Verluste ausgleichen, optisch wie funk- tional. Künstliche Körperteile können niemals die echten ersetzen. Aber sie helfen den Betroffenen im Alltag und ver- bessern deren Lebensqualität. Im günstigsten Fall spüren sie ihre Prothesen nicht und ihren Mitmenschen fällt der

Ersatz nicht einmal auf.

Dem menschlichen Gewebe so ähnlich wie möglich Prothetiker arbeiten heute mit den besten Materialien, um für Betroffene den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Dazu gehören auch Silicone. Wie nachgiebig, wie fest, wie widerstandsfähig der Werkstoff auch sein soll - wacker bietet ein umfassendes Siliconportfolio an, mit dem sich das gewünschte Einsatz- und Eigenschafts-profil der Prothese optimal steuern lässt. Das Anwen- dungsspektrum reicht vom kosmetischen Ersatz bis zur Hand- oder Teilfußprothese. "Der Ersatz soll dem mensch- lichen Gewebe so gut wie möglich ähneln, damit er sich

perfekt an den Körper anpassen kann - und der Betrof- fene ihn kaum spürt", erklärt Dr.Manuela Beckmann, die das Thema Prothetik bei wacker bis letztes Jahr weltweit koordiniert hat.

Das gilt auch für Brustprothesen, sogenannte Epithesen.

Sie sollen die Haptik und das Bewegungsmuster einer natürlichen Brust imitieren. Für deren Herstellung wird Silicongel in eine Hülle aus Polyurethanfolie gefüllt. An- schließend kommt das Silicon in eine Negativform, wo es in der richtigen Konfektionsgröße und Gestalt aushärtet.

"Damit die Epithesen nicht zu schwer werden, vermischen wir die Silicongele mit leichten Füllstoffen. Das können beispielsweise Hohlkügelchen aus Polypropylen sein", er- klärt Dr.Thomas Gröer, Anwendungstechniker und Silicon- spezialist bei wacker. Mit solchen Tricks kommen die Techniker einem Brustimitat, das sich wie Körpergewebe anfühlt, immer näher.

Ein Material, auf das Verlass ist

Silicone sind äußerst vielfältig. Sie können, je nach For-mulierung, nachgiebig, isolierend, entlastend oder dämpfend wirken. Auf Grund dieser Eigenschaften sind Siliconkautschuke auch das perfekte Ausgangsmaterial für sogenannte Liner. Sie werden wie eine Socke über den Arm- oder Beinstumpf gezogen und beugen somit Druck- und Reibungsstellen vor. "Liner aus Silicon sind die perfekte Verbindung zwischen Stumpf und Prothese. Sie absorbieren Druck und entlasten das Gewebe", so Gröer.

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Für den Tragekomfort einer Prothese spielen Flexibilität, Weichheit und Dämpfungs-eigenschaften eine entschei-dende Rolle. Silicone werden gezielt für solche Anwendun-gen eingestellt.

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Der Siliconkautschuk wird passend zur Haut eingefärbt und zur Weiterverarbeitung blasenfrei ausgewalzt.

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Bein- oder Handprothesen werden auch heute noch von Hand angefertigt. Silicone von wacker sorgen dabei für eine perfekte Passform.

"Liner aus Silicon sind die perfekte Verbindung zwischen Stumpf und Prothese. Sie absorbieren Druck und entlasten das

Gewebe."

Dr. Thomas Gröer,

Leiter Anwendungstechnik Prothetik

Auch orthopädische Produkte wie Schuheinlagen, Orthe- sen oder Zehentrenner profitieren von der Flexibilität und Mechanik von Silicon. In der Orthopädie werden vor al- lem Siliconkautschuke eingesetzt, die eine hohe Schock- und Vibrationsdämpfung aufweisen. Solche Produkte sind hitze- und kältebeständig, altern nicht und halten jedem Wetter stand. Dank Silicon behalten orthopädische Hilfs- mittel und Prothesen dauerhaft ihre Funktionalität und leis- ten Patienten jahrelang nützliche Dienste.

Fitness und Gesundheit

Kleidung, die mitdenkt

Wenn Mensch und Maschine aufeinandertreffen, ist im besten Fall ein Stück Stoff dazwischen. Smarte Textilien kommen in der Medizin und im Sport zum Einsatz. Sie messen mit Sensoren den Puls oder geben elektronische Impulse für den Muskelaufbau. Für die ideale Verbindung verwendet ein schwäbischer Textilpionier in den intelligenten Stoffen Hightech-Silicone von wacker. Bereits vor 50 Jahren entwickelte das Unternehmen die ersten

Siliconprodukte für die Textil- und Lederindustrie.

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In normaleren Zeiten kommen Sportmultis und Textil- konzerne aus aller Welt in den Showroom von Hans Bauer am Rande der Schwäbischen Alb, um mit dem Textilunter- nehmer neue Kleidungsstücke zu entwickeln. Jetzt sitzt er alleine da, umgeben von Schaufensterpuppen in futuris- tischer Sportkleidung, und führt seine Muster und Proto- typen in Videokonferenzen vor. Das Geschäft laufe weiter, sagt er. Innovative Kleidung ist ein boomendes Geschäft.

"Wir waren die Ersten, die Elektronik und Silicone aufs Textil gebracht haben."

Hans R. Bauer,

Gründer und Geschäftsführer von ntt

Bauer hält einen Sport-bh eines allseits bekannten Sport- artikelherstellers in die Kamera. "Da haben wir als Erste weltweit 2004 einen Pulsmesser integriert", erzählt er. Am Übergang von der Elektronik zum Körper setzte er Flüssig- silicone ein, die den Strom leiten. "Wir waren die Ersten, die Elektronik und Silicone aufs Textil gebracht haben", er- zählt der Erfinder. Silicone schützen die Elektroden beim Waschen und vor Abrieb und sind dabei extrem dehnbar, hautfreundlich und gut zu verarbeiten.

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Training mit Elektrostimulation:

Im hautengen Anzug fördern

mit leitfähigem Silicon

beschichtete Elektroden das

Muskelwachstum.

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Polyamidverstärktes Silicon erhöht den Tragekomfort von Sporttextilien. Auch Sensoren lassen sich mit Silicon integrieren.

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Die Branche war euphorisiert. Smarte Textilien würden den Fitnessmarkt revolutionieren, hieß es überall. Doch dann passierte lange nichts. Viele Sporthersteller, die auf den Zug aufgesprungen waren, wurden enttäuscht. Hans Bauer blieb gelassen. Er hat gelernt, dass bei Innovationen dem ersten Hype oft eine Phase der Desillusionierung folgt. Mittlerweile, sagt er, sind die smarten Stoffe dort angekommen, wo sie ihre Vorteile wirklich sinnvoll ausspielen können.

Ideen für den Arbeitsschutz

Seit ein paar Jahren hat der Textilexperte vor allem Anfra- gen aus dem Arbeitsschutz - und auch vom Militär. Zum Beispiel erkennen Unterhemden für Starkstromtechniker, wenn der Arbeiter stürzt, und schlagen Alarm. Bei Minenar- beitern in Südamerika erkennen Sensoren in der Kleidung, wenn die Sauerstoffsättigung im Blut zu niedrig wird. Sol- daten tragen integrierte Sensoren, die lebensgefährliche Verwundungen melden. Kleidung, die Leben retten kann.

"In diesem Bereich wird es noch viele sinnvolle Anwendun- gen geben", ist Hans Bauer überzeugt.

Gelenkschonendes Training

Auch die Fitnessbranche hat funktionierende Geschäfts- modelle gefunden. Zum Beispiel im boomenden Markt für ems-Training. Die Sportler tragen hier hautenge Anzüge mit Elektroden, die das Muskelwachstum anregen. 20 Minuten

Training pro Woche sollen für effektiven Muskelaufbau reichen, versprechen die Anbieter. Vor allem für ältere, schwache und übergewichtige Menschen ist ems eine gute, weil gelenkschonende Alternative zur Hantelbank. Hans Bauer arbeitet aktuell mit mehreren Herstellern an ems-Anzügen, bei denen die Elektroden anders als bisher komplett mit leitfähigen Spezialsiliconen von wacker be- schichtet sind. Der Schweiß unter dem Silicongummi ver- bindet Elektrode und Haut so gut, dass die Elektroden nicht mehr wie bisher angefeuchtet werden müssen - was für die

Kunden viel angenehmer ist.

Hilfe für Senioren - selbstbestimmt in den eigenen Wänden

Einen großen Zukunftsmarkt für die smarten Textilien sehen Analysten bei alten und kranken Menschen. Mit Kleidung, die Vitalfunktionen überwacht, werden zum Beispiel Senioren länger selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Menschen mit spastischen Lähmungen können mit Elektrodenanzügen wieder ohne Hilfe gehen. Hans Bauer ist mit seinem Unternehmen an solchen Entwicklungen beteiligt - und setzt auch hier auf Produkte aus Burghausen: "wacker ist da einfach sehr in- novativ, bietet eine Riesenpalette an Siliconen und auch die Zusammenarbeit mit den Anwendungstechnikern im

Labor ist super."

Ernährung

Helfer für ein starkes Herz

Es schlägt unermüdlich - jeden Tag etwa 100.000 Mal: Das Herz ist als Antriebsmotor unser wichtigstes Organ. Es pumpt Blut und damit Nährstoffe und lebenswichtigen Sauerstoff durch unseren Körper. Versagt es seinen Dienst, stecken meist Herz-Kreislauf-Erkrankungen dahinter. Sie sind nach wie vor die Todesursache Nummer eins: Jedes Jahr sterben rund um den Globus fast 18 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beson- ders tückisch ist: Viele Menschen spüren lange Zeit kaum etwas davon, dass ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit in Gefahr ist, weil sich die Erkrankungen schleichend und fast unbemerkt entwickeln.

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Gelbwurz enthält das natürliche Antioxidans

Curcumin.

Cholesterin drosseln - und das Herz schützen Während wir bei Zahnschmerzen oder verspannten Muskeln sofort spüren, dass etwas nicht stimmt, und meist wissen, was zu tun ist, machen uns Herz und Kreislauf die Selbstdiagnose schwer. Meist offenbart erst eine Vor- sorgeuntersuchung, ob alles in Ordnung ist - oder eben nicht. Vorbeugende Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle, Herz und Kreislauf zu schützen. Wer das Rauchen aufgit, weniger Alkohol zu sich nimmt, Sport treibt, tut sich und seinem Herzen etwas Gutes. Dass gesunde Ernährung ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit leistet, er- kennen immer mehr Menschen. Dazu gehört unter anderem eine fettarme Kost, um die Cholesterinwerte im Normbe- reich zu halten. Insbesondere erhöhte ldl-Cholesterinwerte gehen mit einem steigenden Risiko für koronare Herz- erkrankungen und Arteriosklerose einher. Die Abkürzung ldl steht für Low Density Lipoprotein, also Lipoprotein niederer Dichte, wobei es sich bei Lipoproteinen um Fett- Eiweiß-Verbindungen handelt. Nahrungsergänzungsmittel und funktionelle Inhaltsstoffe können dazu beitragen, die Blutkonzentration von ldl-Cholesterin, das umgangs- sprachlich auch als "schlechtes" Cholesterin bezeichnet wird, positiv zu beeinflussen. In einer Umfrage gaben Kon- sumenten an, die 55 Jahre und älter waren: Ihre Herzge- sundheit ist einer der wichtigsten Gründe dafür, warum sie zu funktionellen Lebensmitteln greifen.

Super-Molekül aus der Olive

Diesen Trend unterstützt wacker mit zwei Produkten - eines davon ist das Hydroxytyrosol htessence®. Bei Hydroxytyrosol handelt es sich um einen sekundären Pflanzenstoff, der in Oliven und ihren Blättern enthalten ist. Die Substanz ist nicht nur ein wirksames Antioxidans, ihr werden auch blutdrucksenkende und entzündungs-hemmende Eigenschaften zugesprochen. Zwei Studien bestätigen, dass der Inhaltsstoff von wacker das "schlech- te" ldl-Cholesterin im Blut um bis zu acht Prozent senken kann - und damit auch das Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Das us-amerikanische nationale Programm zur Cholesterinerziehung (us National Cholesterol Educa- tion Program, ncep) schätzt: Um jeden Prozentpunkt, den der ldl-Cholesterinspiegel sinkt, reduziert sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu zwei Prozent. htessence® kann demnach das Risiko für Herzkrankheiten um bis zu 16 Prozent reduzieren.

Um Hydroxytyrosol direkt aus Oliven zu gewinnen, muss die Substanz allerdings in einem aufwendigen und teuren Verfahren extrahiert werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass das gewonnene Extrakt nur einen geringen Prozentsatz des gewünschten Naturstoffs enthält. Das konnte wacker enorm verbessern: Mit Hilfe eines eigens entwickelten und patentierten Verfahrens kann das Unternehmen hoch- reines, naturidentisches Hydroxytyrosol herstellen - ohne

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Hydroxytyrosol wurde bisher aus Oliven gewonnen.

unerwünschte Nebenprodukte, mit konstanter Qualität und mit einem definierten Wirkstoffgehalt. Die Substanz liegt dann als geruchloses, wasserlösliches Pulver oder in flüssiger Form vor. Dadurch eignet sich das gewonnene Hydroxytyrosol für den Einsatz in funktionellen Lebens- mitteln und Nahrungsergänzungsmitteln.

Vitalstoff für den Lebensmotor

Unser Herz gesundzuhalten sollte eigentlich für jeden selbstverständlich sein, denn schließlich hat es einen 24/7-

Job - und das ein Leben lang. Der wichtigste Muskel des Körpers verbraucht viel Energie, die von den Mitochon- drien, den Mikrokraftwerken in jeder Zelle, bereitgestellt wird. Im Energiestoffwechsel nimmt unter anderem das Molekül Coenzym Q10, kurz CoQ10, eine Schlüssel- funktion ein. Es wird deswegen häufig mit einer Zündkerze verglichen, weil es den Funken für die zelluläre Energie- produktion liefert und das Zellkraftwerk erst dadurch sei- ne Arbeit verrichten kann. Unser Organismus ist in der Lage, das vitaminähnliche Coenzym Q10 in gewissem Maß auch selbst zu erzeugen. Aber die körpereigene Produk- tion nimmt mit dem Alter ab. Weitere Faktoren, die sich ungünstig auswirken, sind chronische Erkrankungen und die Einnahme von Medikamenten: Vor allem Statine, die wegen zu hoher Cholesterinwerte in der Regel verschrie- ben werden, wirken sich negativ auf die körpereigene Co- enzym-Q10-Biosynthese aus. Forschungsergebnisse haben zudem gezeigt, dass die CoQ10-Werte bei Patienten mit Herzinsuffizienz niedriger sind. Um diesen Mangel auszu- gleichen und dem alternden Energiestoffwechsel und dem Herzmuskel das so wichtige Molekül bereitzustellen, spie- len Nahrungsergänzungsmittel eine immer größere Rolle.

Gutes zugänglich machen

Doch Coenzym Q10 mit der Nahrung aufzunehmen, ist kein leichtes Unterfangen. Der Grund: Die Substanz ist fettlöslich, während im Darm dagegen ein wässriges Milieu vorliegt. In der Folge verbinden sich die einzelnen CoQ10-Moleküle zu größeren Strukturen, die unsere Zellen nur sehr schlecht aufnehmen können. Die Bioverfügbarkeit

zu erhöhen war deshalb das Ziel der wacker-Experten. Ihre Strategie: Coenzym Q10 mit Hilfe von Cyclodextrinen zum Produkt cavaq10® kombinieren. Die ringförmigen Kohlen- hydrate stellt wacker auf biotechnologischem Weg durch den enzymatischen Abbau von Stärke her. Dank ihres dreidimensionalen Aufbaus können sie ein lipophiles, also fettliebendes, Molekül in ihrem Innern aufnehmen, voraus- gesetzt Größe und Form dieses Gastes stimmen - wie bei CoQ10. Die Außenhülle der Cyclodextrine ist dagegen hydrophil, also wasserliebend. Die Zuckerringe verkap-seln einzelne CoQ10-Moleküle und machen sie dadurch besser löslich. Gleichzeitig separieren sie die Moleküle voneinander, sodass eine molekulare Dispersion entsteht.

Die Cyclodextrine verhindern also eine Agglomeration und sorgen dafür, dass den Körperzellen gleichzeitig eine größere Anzahl an Molekülen zur Verfügung steht. Damit wird der CoQ10-Übertritt in die Zellen wahrscheinlicher und dadurch die Bioverfügbarkeit erhöht: Im Fall von cavaq10® steigt sie - verglichen mit einem herkömmlichen Produkt - um den Faktor 18.

Dass Cyclodextrine gesundheitsfördernden Molekülen die Türen in unsere Körperzellen öffnen, belegt ein zweites Bei- spiel: Curcumin. Der biologisch aktive Bestandteil der Gelb- wurz ist ein wahrer Tausendsassa, wenn es um sein thera- peutisches und präventives Wirkungsspektrum geht. Es ist belegt, dass das Antioxidans entzündungshemmende, antibakterielle sowie weitere gesundheitsfördernde Eigen- schaften besitzt. Aber es ist schlecht wasserlöslich und damit nur wenig bioverfügbar. Oral aufgenommenes Curcumin wird sogar zu 90 Prozent wieder ausgeschieden.

Die Cyclodextrine von wacker helfen - ähnlich wie beim Coenzym Q10 - auch dem Curcumin, seine positiven Eigen- schaften im Körper ausspielen zu können. Wird die Subs- tanz aus der Gelbwurz mit den Zuckerringen komplexiert, erhöht sich die Bioverfügbarkeit immens. Das hat eine

klinische Studie wissenschaftlich belegt: Die Formulierung mit Cyclodextrin zum Produkt cavacurmin® führte zu einer etwa 40-fach effizienteren Aufnahme.

Muntermacher für Muskeln

Der traditionsreiche deutsche Hersteller von Nahrungs-ergänzungsmitteln Dr.Wolz vertreibt den Curcumin-Cyclodextrin-Komplex schon seit einigen Jahren - und etablierte damit eines seiner erfolgreichsten Produkte.

Gerade sekundären Pflanzenstoffen, zu denen Curcumin zählt, werden eine Vielzahl von präventiven Wirkungen zugeschrieben. Vor allem die antientzündlichen und an-tioxidativen Eigenschaften spielen in mehrerlei Hinsicht eine Rolle: Bei trainingsbedingten Muskelverletzungen zeigte sich, dass Curcumin die Entzündungswerte redu- zieren und entstehenden Muskelkater verzögern kann. Die beanspruchte Muskulatur regeneriert sich zudem besser. Das Gelbwurz-Molekül hilft zudem, die tückische "Silent Inflammation" in Schach zu halten, also verborgene Ent- zündungen im Körper. Meist bemerken wir selbst solche schleichenden Erkrankungen - genauso wie erhöhten Blutdruck oder schlechtere Cholesterinwerte - erst spät. Umso wichtiger sind präventive Maßnahmen, damit Herz und Muskeln gesund bleiben.

Nützlicher Ballast

Sich von Ballast befreien - das klingt erstmal positiv. Dennoch sind Ballaststoffe, obwohl sie der Organis- mus einfach wieder ausscheidet, alles andere als überflüssig. Insgesamt kann eine ballaststoffreiche Ernährung also Magen-Darm-, Stoffwechsel- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Unlösliche Ballaststoffe können beispielsweise große Mengen Wasser binden und verhalten sich wie ein Quell-stoff. Das regt die Darmbewegung an und beugt Verstopfungen vor. Für den Stoffwechsel spielen wasserlösliche Ballaststoffe, zu denen auch das wacker-Produkt cavamax® w6 Alphadextrin zählt, eine

Rolle: Eine klinische Studie hat nachgewiesen, dass es sich positiv auf den sogenannten glykämischen Index (gi) auswirkt. So ließ sich der gi von Weißbrot um 50 Prozent senken. Der Vorteil: Nahrungsmittel, die einen niedrigen glykämischen Index aufweisen, werden langsamer verdaut - und daraus resultiert ein stabilerer Blutzuckerspiegel. Die Kommission der Europäischen Union hat Alpha-Cyclodextrinen einen nachweislich gesundheitsfördernden Effekt (Health Claim) bescheinigt. Demnach kann cavamax® w6 Alphadextrin als zusätzliche Ballaststoffquelle einen gesunden Lebensstil unterstützen.

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An unsere Aktionäre 31 - 48

wacker stellt im Auftrag von Pharmafirmen Impfstoffe her. Sie machen den Körper fit für den Kampf gegen Krankheitserreger.

aAn unsere Aktionäre

Brief an die Aktionäre 33

Der Vorstand 39

Bericht des Aufsichtsrats 40

Die wacker-Aktie 2020 46

2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft mit voller Wucht und unvorbereitet getroffen. In vielen Ländern der Welt kam das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen. Nach wie vor stellt uns die Pandemie alle vor gewaltige Herausforderungen - ökonomisch, politisch und gesellschaftlich. Um dieser Ausnahmesituation zu begegnen, hatten und haben für uns drei Dinge oberste Priorität:

  • - der Schutz und die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

  • - das Aufrechterhalten der Produktion und die Lieferung an unsere Kunden.

  • - die langfristige Sicherung unseres Unternehmens.

Heute, ein Jahr nach diesem Schockereignis, können wir feststellen: Es ist uns bisher gelungen, wacker gut durch diese Zeit zu steuern. Dass wir das Räderwerk des Unternehmens unter diesen kritischen Bedingungen ununterbrochen am Laufen gehalten haben, ist das Verdienst unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie haben eine starke Leistung vollbracht. Für diesen außerordentlichen Einsatz und die gezeigte Flexibilität, aber auch für die Disziplin und das Verant-wortungsbewusstsein beim Schutz vor dem Coronavirus danke ich jedem Einzelnen auch im Namen meiner Vorstandskollegen.

Wenn die Welt fast zum Stillstand kommt, hinterlässt das auch bei wacker Spuren. Mit 4,69 Milliarden Euro liegt der Umsatz 4,8 Pro-zent unter dem Vorjahr. Besonders im 2.Quartal 2020 verzeichne-ten wir einen starken Umsatzeinbruch. In der zweiten Jahreshälfte konnten wir einen Großteil davon durch eine steigende Nachfrage nach unseren Produkten wieder aufholen. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ebitda) sind wir mit 666,3 Millionen Euro 14,9 Prozent unter dem Vorjahr geblieben. Allerdings haben wir im Jahr 2019 im ebitda einen Sonderertrag aus Versicherungsleistungen in Höhe von 112,5 Millionen Euro verbucht. Bereinigt um diesen Betrag istdas ebitda im Jahresvergleich trotz Corona nur leicht um 0,7 Prozent zurückgegangen. Sehr positiv ist: wacker weist nach einem Verlust im Jahr 2019 mit 202,3 Millionen Euro wieder einen Jahresüberschuss aus.

Wie gut wir dieses schwierige Geschäftsjahr bewältigt haben, zeigt sich auch an anderen Finanzkennzahlen. wacker legt schon immer sein Augenmerk auf stabile Finanzen. Sie sind die Grundlage für Investitionen, für profitables Wachstum und damit für die Zukunfts-fähigkeit des Unternehmens. Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir unser Investitionsbudget an der wirtschaftlich herausfordernden Situation ausgerichtet. Aus diesem Grund haben wir die Investitionen auf rund 225 Millionen Euro zurückgefahren, ohne uns dadurch Chancen für die Zukunft zu verbauen. Mit dem konsequenten Abbau von Vorräten haben wir außerdem unser Umlaufvermögen deutlich verringert. Beides hat unseren Netto-Cashflow gestärkt, der sich mit rund 700 Millionen Euro nahezu vervierfacht hat. Der hohe Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft und die Sicherstellung ausreichender Liquidität sind wesentlich dafür verantwortlich, dass unsere Nettofinanzschulden nur noch bei rund 68 Millionen Euro liegen.

Die finanzielle Stabilität des Unternehmens ist die Basis unserer Dividendenpolitik. Sie sieht vor, dass wir etwa 50 Prozent des Netto-ergebnisses an Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre, ausschütten. Aufsichtsrat und Vorstand werden daher der Hauptversammlung im Mai 2021 eine Dividende von 2,00 Euro je Aktie vorschlagen. Das ent-spricht gut der Hälfte des Jahresergebnisses 2020.

Unser Chemiegeschäft ist der Umsatz- und Ertragsmotor von wacker. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir 2020 im Umsatz nicht gewachsen sind. Niedrigere Durchschnittspreise für Standardsilicone und geringere Absatzmengen auf Grund der Corona-Pandemie haben den Umsatz und das Ergebnis von wacker silicones gebremst. wacker polymers konnte das ebitda dank der robusten Nachfrage aus der Bauindustrie und niedrigerer Rohstoffpreise deutlich steigern. wacker biosolutions verzeichnete sowohl im Umsatz als auch im ebitda einen Zuwachs.

Nach zwei schwierigen Jahren hat sich unser Polysiliciumgeschäft 2020 stabilisiert. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Erstens: Die Durchschnittspreise für Solarsilicium sind nicht weiter gesunken.

Zweitens: Wir haben unseren Marktanteil mit Kunden aus der Halbleiterindustrie weiter ausgebaut.

Und drittens: Wir konnten unsere Herstellungskosten deutlich verringern.

Im Ergebnis hat sich das ebitda auf vergleichbarer Basis um rund 60 Millionen Euro verbessert und war damit leicht positiv.

Neben der Corona-Pandemie hat ein zweites großes Thema das Jahr 2020 von wacker geprägt: das Programm "Zukunft gestalten". Die Ziele, die wir damit verbinden, sind klar definiert: schlanke Unternehmensabläufe und Strukturen, stärkere regionale Verantwortung und deutlich niedrigere Kosten. Ab Ende 2022 wollen wir 250 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Die Hälfte dieser Summe kommt aus Sach-kosten, die andere Hälfte aus Personalkosten. Insgesamt fallen welt-weit rund 1.200 Stellen weg, davon etwa 1.000 in Deutschland. Nach intensiven Verhandlungen haben wir Ende Oktober 2020 mit den Arbeitnehmervertretern eine Betriebsvereinbarung unterzeichnet. Darin ist ein sozialverträglicher Stellenabbau vereinbart worden - über Altersteilzeit, freiwillige Abfindungsangebote und natürliche Fluktua-tion. Ich bin sicher, dieses Programm trägt dazu bei, dem intensiven Wettbewerb in unseren Geschäften und dem Kostendruck erfolgreich zu begegnen.

Das dritte große Thema im Jahr 2020 war der Verkauf unserer Siltronic-Anteile an das taiwanesische Unternehmen GlobalWafers. Nach dem erfolgreichen Börsengang der Siltronic ag im Jahr 2015 und der jetzt vollzogenen Abgabe unseres Aktienpakets von 30,8 Prozent geht eine mehr als 50-jährige Verbindung zu Ende. Wir sind fest da-von überzeugt: Der geplante Zusammenschluss beider Unternehmen festigt die Top-3-Position im Markt für Siliciumwafer.

Corona hat uns gezeigt: Unsere Welt ist noch unberechenbarer ge-worden, noch ein Stück volatiler. Diese Volatilität wird uns weiter begleiten. Permanenter Wandel ist die neue Konstante. wacker ist im Wandel geübt. Das haben wir nicht nur im Jahr 2020 bewiesen. Der Mut zu Wandel und Veränderung hat uns stark gemacht. Dieser Mut ist gefragt in schwierigen Zeiten.

Bei aller Vorsicht, die nach wie vor mit Blick auf Corona geboten ist, gehen wir zuversichtlich in das Jahr 2021. Die neue Organisation in unseren Geschäfts- und Zentralbereichen ist seit Anfang des Jahres umgesetzt.

Mit dem Kauf des Plasmid-dna-Herstellers Genopis Inc. verfügen wir jetzt auf dem wichtigen amerikanischen Markt für biopharmazeuti-sche Produkte über einen eigenen Produktionsstandort. Wir ergänzen damit auch das Produktportfolio von wacker biosolutions auf dem Gebiet mikrobieller Technologien. Auf unser Know-how auf diesem Gebiet greift auch das Biotechnologieunternehmen CureVac zurück, um bei erfolgreicher Zulassung einen Teil seines mRNA-basierten covid-19-Impfstoffkandidaten von uns herstellen zu lassen.

Auch operativ sind wir dynamisch in das neue Jahr gestartet. In allen Geschäftsbereichen verzeichnen wir in den ersten Wochen steigende Umsätze. Insgesamt gehen wir von einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Gegenwind bekommen wir vor allem bei den Rohstoffpreisen, die zurzeit deutlich anziehen. Das wirkt sich auf die ebitda-Entwicklung aus. Das ebitda soll gegen-über dem Vorjahr um zehn bis 20 Prozent steigen. Sollte die Dynamik der Wirtschaft im Jahresverlauf noch stärker zunehmen, ergeben sich daraus zusätzliche Chancen. Nachdem wir bewusst unsere Investitionen im vergangenen Jahr zurückgeschraubt haben, werden wir in diesem Jahr wieder mehr investieren. Unser Investitions-fokus liegt dabei auf den Chemiebereichen und auf Polysilicium für Halbleiteranwendungen.

Ein Thema, das wir derzeit mit Sorge betrachten, sind unsere Pensionsverpflichtungen. Sie belaufen sich auf fast 40 Prozent unserer Bilanzsumme. Das sind rund 2,7 Milliarden Euro. Die Ursache dafür kennen Sie alle: die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir rund 150 Millionen Euro zusätzlich in die wacker-Pensionskasse eingezahlt. Geld, das uns für das künftige Wachstum des Unternehmens nicht zur Verfügung steht und uns bei unseren Investitionen einschränkt. Aus diesem Grund arbeiten wir daran, unser System der betrieblichen Alters-versorgung grundlegend zu reformieren.

Mit dem Programm "Zukunft gestalten" haben wir die Vorausset-zungen für den weiteren Erfolg von wacker geschaffen. Wir haben eine klare Strategie. Wir wissen, wo wir hinwollen. Wir setzen stark auf nachhaltige Lösungen - bei unseren Produkten, in unseren Produk-tionsprozessen und in der Lieferkette. Wir besitzen die richtigen Pro-dukte und wir sind nah an unseren Kunden. Ohne Chemie lassen sich die Herausforderungen unserer Zeit nicht lösen. Nicht beim Kampf gegen das Coronavirus, nicht beim Klimaschutz, nicht bei der Digitali-sierung. Das ist unser Ansporn. Dafür arbeiten wir Tag für Tag.

Erlauben Sie mir zum Schluss ein Wort in eigener Sache. Im nächsten Jahr wird an meiner Stelle mein Vorstandskollege Dr.Christian Hartel Rechenschaft über das Geschäftsjahr 2021 ablegen und Ihnen die Perspektiven des Unternehmens darstellen. Mit Christian Hartel arbeite ich seit mehr als fünf Jahren im Vorstand eng und vertrauens-voll zusammen. Ich bin davon überzeugt, dass er wacker weiter konsequent auf Erfolgskurs halten wird. Ich werde mit dem Ablauf der Hauptversammlung am 12. Mai 2021 nach mehr als 38 Jahren aus dem Unternehmen ausscheiden. Für mich war es eine Ehre, wacker 13 Jahre lang zu führen. Diese Aufgabe war für mich Verpflichtung und Leidenschaft zugleich.

Ein Unternehmen erfolgreich zu lenken, ist nicht allein die Aufgabe eines Einzelnen. Jeder Vorstandsvorsitzende ist immer so gut wie seine Mannschaft - und wacker besitzt eine hervorragende Mann-schaft. Daher danke ich sehr herzlich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie sind es, die mit ihrem Können, ihrem Einsatz und ihrer Leistung einen wesentlichen Anteil am Erfolg des Unterneh-mens haben. Dafür gebührt Ihnen mein größter Respekt und meine Anerkennung. Für das Vertrauen, das mir in meiner Zeit als Vor-standsvorsitzender entgegengebracht wurde, möchte ich mich bei unseren Kunden und Lieferanten bedanken. Mein Dank gilt auch den Aktionärinnen und Aktionären, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Und nicht zuletzt gilt mein Dank dem Aufsichtsrat und den Familien-gesellschaftern. Ihr Bekenntnis zu wacker und ihr langfristig angeleg-tes Denken und Handeln im Sinne des Unternehmens sind einzigartig.

Es gibt in Zukunft viel zu gestalten - für meinen Nachfolger und das gesamte Team.

Ich bin mir sicher: wacker wird auf diesem Weg weiter erfolgreich sein.

München, im März 2021

Dr. Rudolf Staudigl

Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie ag

An unsere Aktionäre - Der Vorstand

Der Vorstand

dr. christian harteldr. rudolf staudigldr. tobias ohler

auguste willems

Vorsitzenderwacker polymers wacker biosolutions

wacker polysilicon

Bilanzierung und Steuern Konzerncontrollingwacker siliconesPersonal / Soziales (Arbeitsdirektor) Forschung und Entwicklung Intellectual Property Zentrale Ingenieurtechnik Region Asien

Obere Führungskräfte Konzernentwicklung Corporate Communications Investor Relations Konzernrevision Recht Compliance Retirement Benefits

Finanzen und Versicherungen Information Technology Procurement & Logistics Region Amerika

Sales & Distribution Werkleitungen Corporate Security

Umwelt /Gesundheit / Sicherheit, Product Stewardship

Regionen Europa, Mittlerer Osten

Bericht des Aufsichtsrats

dr.peter-alexander wacker

Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie ag

2020 war für wacker ein Jahr größter Kraftanstrengung. Die Corona-Pandemie hat die Welt vor Herausforderungen gestellt, für die es in der Neuzeit keine Blaupause gibt. Um dieser kritischen Situation zu begegnen, haben wir uns vor allem auf die finanzielle Stabilität des Unternehmens konzentriert. Drei Hebel waren dabei von besonderer Bedeutung: ein starker Netto-Cashflow, ein geringeres Investitionsbudget, ausgerichtet an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sowie deutliche Kosteneinsparungen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist, dass wir die langfristige Finanzierung von wacker rechtzeitig sichergestellt haben.

Das Zahlenwerk des abgelaufenen Geschäftsjahres beweist: wacker ist sehr stabil durch diese schwierige Zeit gekommen. Der Netto-Cashflow hat sich mit rund 700 Millionen Euro fast vervierfacht und die Nettofinanz- schulden sind mit rund 70 Millionen Euro äußerst gering.

Alle Bereiche des Unternehmens haben eine hervorragende Leistung vollbracht und sind wesentlich verantwortlich für dieses sehr gute Ergebnis. Der Aufsichtsrat dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diesen großen Erfolg in dieser Ausnahmesituation.

Von größter Bedeutung für die weitere Zukunft des Unternehmens war auch der Abschluss einer Vereinbarung mit den Arbeitnehmervertretern zum Programm "Zukunft gestalten". Damit ist wacker in der Lage, das Unternehmen so aufzustellen, dass wir international auf Augenhöhe mit unseren Wettbewerbern bleiben. Mein ausdrücklicher Dank geht deshalb an alle Arbeitnehmervertreter im Unternehmen, die dieses Ergebnis voll und ganz mittragen.

Mit der Abgabe der Siltronic-Anteile an das taiwanesische Unternehmen GlobalWafers vollenden wir unser strategi- sches Ziel, uns mit ganzer Kraft auf unseren ursprünglichen Kern zu konzentrieren - das Chemiegeschäft. GlobalWafers ist es bis Anfang Februar 2021 gelungen, sich die Aktien- mehrheit an der Siltronic ag zu sichern. Noch ist die Trans- aktion nicht endgültig, weil verschiedene fusionskontroll- rechtliche und außenwirtschaftliche Freigaben noch nicht erteilt worden sind. Aber eine wichtige Hürde ist damit genommen. Wir sind zuversichtlich, dass der Zusammen- schluss wie geplant vollzogen wird und Siltronic dann ihren weiteren Weg gemeinsam mit GlobalWafers erfolgreich gestalten kann.

Für wacker geht es jetzt darum, die richtigen Investitionen für die Zukunft zu tätigen. Unser Geschäftsbereich wacker biosolutions ist ein gutes Beispiel dafür. Der Erwerb des Plasmid-dna-Herstellers Genopis Inc. rundet das Produkt- portfolio auf dem Gebiet mikrobieller Technologien ab. Gleichzeitig setzen wir mit einem eigenen Produktions- standort einen Fuß auf den großen amerikanischen Markt für biopharmazeutische Produkte.

Ein Thema ist nach wie vor ungelöst: die hohen Pensions- verpflichtungen. Für die Zukunftsfähigkeit des Unter-nehmens ist es sehr wichtig, die Belastungen aus den Pensionsverpflichtungen zu mindern. Das Niedrigzinsumfeld für Kapitalanlagen ist eine schwere Bürde für die finanzielle Ausstattung von wacker. Die außerordentlichen Zahlungen an die Pensionskasse, die wir schon geleistet haben und in Zukunft leisten müssen, fehlen für Wachstumsinvestitionen.

Auf Dauer gefährdet das die wirtschaftliche Substanz des Unternehmens, weil wir Finanzmittel nicht für Innovationen und das Wachstum unserer Geschäfte einsetzen können.

Deshalb müssen wir Lösungen finden, die das Unternehmen entlasten. Dazu gibt es keine Alternative.

Mit dem Ablauf der Hauptversammlung am 12. Mai 2021 gibt es einen Wechsel an der Spitze des Unternehmens.

Dr. Rudolf Staudigl wird nach 25 Jahren im Vorstand, davon 13 Jahre als Vorstandsvorsitzender, sowie nach 38 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand gehen.

Der Aufsichtsrat dankt Dr.Rudolf Staudigl für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohle von wacker. Er hat das Unternehmen mitgeprägt wie nur wenige vor ihm. Seine Nachfolge übernimmt Dr.Christian Hartel, der seit 2003 bei wacker tätig ist. Wir besetzen damit die wichtigste Position in der operativen Führung aus den eigenen Reihen. Das zeigt, dass wacker immer wieder hervorragende Führungs- persönlichkeiten hervorbringt, die diese Aufgabe erfüllen können. Wir haben mit diesem Schritt die Kontinuität in der Leitung des Konzerns sichergestellt und den Genera-tionswechsel an der Spitze des Unternehmens vollzogen.

Kontinuierlicher Dialog mit dem Vorstand

Für wacker ist gute Unternehmensführung und -kontrolle damit verbunden, dass Vorstand und Aufsichtsrat vertrau- ensvoll im Unternehmensinteresse zusammenarbeiten. Der Aufsichtsrat hat die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben im Geschäftsjahr 2020 mit großer Sorgfalt wahrgenommen. Der Aufsichtsrat war in alle Entscheidungen, die von grundlegender Bedeu- tung für das Unternehmen waren, frühzeitig eingebunden.

Dazu hat uns der Vorstand regelmäßig, sowohl schriftlich als auch mündlich, zeitnah und umfassend über die Unter- nehmensplanung, die strategische Weiterentwicklung, das operative Geschäft und die Lage der Wacker Chemie ag sowie des Konzerns einschließlich der Risikolage sowie über Compliance- und Nachhaltigkeits-Themen informiert. Auch außerhalb der Aufsichtsratssitzungen stand der Auf- sichtsratsvorsitzende in engem Kontakt mit dem Vorstand, insbesondere mit dessen Vorsitzendem, und wurde über die aktuelle Entwicklung, die Geschäftslage und die we- sentlichen Geschäftsvorfälle informiert. Abweichungen des Geschäftsverlaufs von den Plänen und Zielen wurden im Einzelnen erläutert.

Zu den Berichten und Beschlussvorschlägen des Vorstands hat der Aufsichtsrat, soweit dies nach den gesetzlichen und satzungsmäßigen Bestimmungen erforderlich war, nach gründlicher Prüfung und Beratung sein Votum abgegeben.

Unser besonderes Augenmerk galt im Berichtsjahr den Investitionsprojekten, der aktuellen Ertragssituation ein- schließlich der Risikolage und des Risikomanagements sowie der Liquiditäts- und Finanzlage des Unternehmens.

Im Geschäftsjahr 2020 ist der Aufsichtsrat zu vier ordent- lichen Sitzungen, zwei im ersten und zwei im zweiten Halb- jahr, zusammengetreten. Zwischen den Sitzungen hat uns der Vorstand in schriftlichen Berichten ausführlich über die Projekte und Vorhaben informiert, die für die Gesellschaft von besonderer Bedeutung waren. Für das Unternehmen wichtige Geschäftsvorgänge hat der Aufsichtsrat auf Basis der Berichte des Vorstands in den Ausschüssen und im Plenum ausführlich erörtert. Die Sitzungen des Plenums wurden von den Vertretern der Anteilseigner und der Mit- arbeiter jeweils in getrennten Sitzungen vorbereitet.

Schwerpunkte der Beratungen im Aufsichtsrat Gegenstand der regelmäßigen Beratungen im Plenum waren die Umsatz-, Ergebnis- und Beschäftigungsentwick- lung des Konzerns und seiner Segmente. In allen Sitzungen hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführung des Vorstands auf der Grundlage der von ihm erstatteten Berichte geprüft und die strategischen Entwicklungsmöglichkeiten sowie Themenschwerpunkte mit dem Vorstand erörtert. Zusätz- liche Prüfungsmaßnahmen, wie die Einsichtnahme in Un- terlagen der Gesellschaft und die Beauftragung besonderer Sachverständiger, waren nicht notwendig.

Themenschwerpunkte, mit denen sich der Aufsichtsrat befasst hat, waren

  • - die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die in diesem Zusammenhang zu ergreifenden Maßnahmen

  • - das darüber hinausgehende herausfordernde globale Marktumfeld, insbesondere die hohen Energiekosten und die Entwicklung des Poly-Marktes

  • - die Zunahme von Protektionismus und Handelsstrei-tigkeiten, insbesondere die Antidumpingverfahren gegen die Solar- und weitere Industrien in den usa, der eu und China, ihre Auswirkungen auf wacker und entsprechende Handlungsmöglichkeiten

  • - die Veräußerung der Siltronic-Anteile an das taiwa-nesische Unternehmen GlobalWafers

  • - verschiedene M & A-Projekte

  • - das Projekt "Zukunft gestalten"

  • - die auf Grund des niedrigen Diskontierungszinses gestiegenen Pensionsrückstellungen und die Neuordnung der Pensionssysteme

  • - Finanzierungsmaßnahmen

  • - Personalangelegenheiten des Vorstands

    (die Verlängerung des Vertrags von Dr.Ohler um weitere fünf Jahre sowie die personellen Änderungen im Vorstand im nächsten Jahr)

  • - das neue Vorstandsvergütungssystem

  • - das Umsetzungsgesetz zur Zweiten Aktionärs-rechterichtlinie und die Neufassung des Deutschen Corporate Governance Kodex

Die Planung des wacker-Konzerns für das Geschäftsjahr 2021 hat der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 09.Dezem- ber 2020 behandelt. In dieser Sitzung befasste sich der Auf- sichtsrat auch mit der Mittelfristplanung 2021-2025 des Un- ternehmens. Ebenfalls erörtert und verabschiedet wurde das Investitionsbudget für das Jahr 2021.

Arbeit der Ausschüsse

Die Arbeit des Aufsichtsrats wird unterstützt durch die von ihm eingerichteten Ausschüsse. Der Aufsichtsrat von wacker hat drei Ausschüsse gebildet: den Prüfungsaus- schuss, den Präsidialausschuss und den Vermittlungs-ausschuss gemäß §27 Abs.3 MitbestG. Die Aufgaben und Mitglieder der Ausschüsse sind in der Erklärung zur Unternehmensführung auf Seite 191 im Einzelnen aufgeführt.

Der Prüfungsausschuss hielt im abgelaufenen Geschäfts- jahr vier Sitzungen ab. Er befasste sich mit der Prüfung des Jahres- und Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2020, der Prüfung des Konzernzwischenabschlusses zum Halbjahr, der Durchsprache der Quartalsfinanzzahlen des Konzerns, der csr-Berichterstattung sowie mit Fragen des Risikomanagements, der Rechnungslegungsprozesse und internen Kontrollsysteme, der Compliance und der Revisi-on. Er überwachte die Unabhängigkeit des Abschlussprü-fers und befasste sich darüber hinaus mit den von diesem zusätzlich erbrachten Leistungen. Weiter unterbreitete der Prüfungsausschuss dem Aufsichtsrat eine Empfehlung für dessen Vorschlag an die Hauptversammlung zur Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2020, erteilte den Prüfungsauftrag für das Geschäftsjahr 2020 und bestimmte die Prüfungsschwerpunkte.

Der Präsidialausschuss tagte im Geschäftsjahr 2020 zweimal, Gegenstand der Beratungen waren jeweils Personalangelegenheiten des Vorstands (die Festlegung der Gesamtbezüge sowie der Erfolgsziele für die variable Vergütung, die Vertragsverlängerung von Herrn Dr.Ohler für weitere fünf Jahre bis zum 31. Dezember 2025, das neue Vergütungssystem für den Vorstand sowie die personellen Änderungen im Vorstand im Jahr 2021).

Der Vermittlungsausschuss musste im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht einberufen werden.

Der Aufsichtsrat wurde regelmäßig über die Arbeit der Ausschüsse informiert.

Aus- und Fortbildung

Die Aufsichtsratsmitglieder sind angehalten, sich regelmä- ßig fortzubilden. Die Gesellschaft unterstützt die Mitglieder dabei, insbesondere auch durch die Gewährung einer groß- zügig bemessenen Pauschale für Auslagen, die unter ande- rem für Fortbildungsmaßnahmen genutzt werden kann und soll. Zur Amtseinführung erhalten neue Aufsichtsratsmit- glieder ein Informationspaket zu den Rechten und Pflichten eines Aufsichtsratsmitglieds einschließlich Merkblättern zu Insiderverboten und Eigengeschäften von Führungskräften.

Regelmäßig werden die Aufsichtsratsmitglieder außerdem über wesentliche Gesetzesänderungen und Gerichtsurteile, die ihre Arbeit betreffen, unterrichtet. So wurde im ver- gangenen Jahr über das Umsetzungsgesetz zur Zweiten Aktionärsrechterichtlinie und die Neufassung des Deut- schen Corporate Governance Kodex berichtet.

Individualisierte Offenlegung der Sitzungsteilnahme Sowohl an den Aufsichtsratssitzungen als auch an den Sit- zungen der Ausschüsse haben im Geschäftsjahr 2020 sämt- liche Mitglieder der jeweiligen Gremien teilgenommen. Die Teilnahme der Mitglieder des Aufsichtsrats an den Sitzungen des Aufsichtsrats und der Ausschüsse wird im Folgenden in individualisierter Form offengelegt:

Aufsichtsratsplenum

Dr. Peter-Alexander Wacker Manfred Köppl

Peter Áldozó

Dr. Andreas H. Biagosch Dr. Gregor Biebl Matthias Biebl Markus Hautmann Ingrid Heindl

Konrad Kammergruber* Jörg Kammermann** Eduard-Harald Klein Franz-Josef Kortüm Barbara Kraller Beate Rohrig

Dr. Birgit Schwab*** Ann-Sophie Wacker Dr. Susanne Weiss

Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker

Präsidialausschuss

Dr. Peter-Alexander Wacker Manfred Köppl Franz-Josef Kortüm

Prüfungsausschuss

Dr. Peter-Alexander Wacker Manfred Köppl Franz-Josef Kortüm

Vermittlungsausschuss

Dr. Peter-Alexander Wacker Manfred Köppl Franz-Josef Kortüm Eduard-Harald Klein

* Bis 30. September 2020 ** Bis 31. Dezember 2020 *** Seit 01. Oktober 2020

Sitzungsteilnahmewährend Amtszeit

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Corporate Governance

Der Aufsichtsrat hat sich auch im abgelaufenen Geschäfts- jahr wieder mit den Corporate Governance Standards auseinandergesetzt. Die Umsetzung des Kodex haben wir im Aufsichtsrat in der Sitzung vom 09.Dezember 2020 behandelt und die gemeinsam mit dem Vorstand abzuge- bende jährliche Entsprechenserklärung nach §161 AktG verabschiedet. Sie ist den Aktionären auf der Website des Unternehmens zugänglich und auch in der Erklärung zur Unternehmensführung auf Seite 191 wiedergegeben.

Weitere Informationen zur Corporate Governance bei wacker finden Sie ebenfalls in der Erklärung zur Unter- nehmensführung auf Seite 191.

In seiner Sitzung im Dezember 2020 hat der Aufsichtsrat ebenfalls die Effizienz seiner Tätigkeit erörtert und dabei festgestellt, dass der Aufsichtsrat − auch auf Grund der regelmäßigen Vorgespräche zu den Aufsichtsratssitzun- gen sowie der umfassenden Berichterstattung durch den Vorstand und der frühzeitig vor den Sitzungen erhaltenen Unterlagen − effizient arbeitet. Weitere Informationen zur regelmäßigen Selbstbeurteilung des Aufsichtsrats finden Sie in der Erklärung zur Unternehmensführung auf Seite 191.

Jahres- und Konzernabschlussprüfung

Die kpmg ag Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss der Wacker Chemie ag für das Geschäftsjahr 2020, den Kon- zernabschluss sowie den zusammengefassten Lagebericht (Bilanzstichtag 31.Dezember 2020) geprüft.

Die Abschlussunterlagen einschließlich der Prüfungsberich- te des Abschlussprüfers, der zusammengefasste Lagebe- richt sowie der Vorschlag des Vorstands zur Gewinnver- wendung lagen jedem Aufsichtsratsmitglied rechtzeitig vor.

Der Prüfungsausschuss hat in seiner Sitzung vom 23.Fe- bruar 2021 die Abschlüsse, den zusammengefassten Lagebericht und den zusammengefassten nichtfinanziellen Bericht für die Wacker Chemie ag und den Konzern (§§ 289b, 315b hgb) sowie die Prüfungsberichte des Abschlussprüfers ausführlich diskutiert und geprüft. Der Gesamtaufsichts- rat hat in seiner Sitzung vom 04.März 2021 in Kenntnis und unter Berücksichtigung des Berichts des Prüfungsaus- schusses sowie der Prüfungsberichte des Abschlussprü- fers die betreffenden Abschlussunterlagen - einschließlich des zusammengefassten nichtfinanziellen Berichts für die Wacker Chemie ag und den Konzern - intensiv geprüft und diskutiert. Die Abschlussprüfer nahmen an den Beratungen beider Gremien teil. Sie berichteten über die wesentlichen Ergebnisse der Prüfung, insbesondere auch über die im Bestätigungsvermerk beschriebenen besonders wichtigen Prüfungssachverhalte (Key Audit Matters), und standen für Fragen und ergänzende Auskünfte zur Verfügung.

Nach dem abschließenden Ergebnis unserer eigenen Prü- fung erheben wir keine Einwendungen gegen den Jahres- abschluss der Wacker Chemie ag, den Konzernabschluss, den zusammengefassten Lagebericht und den zusam-mengefassten nichtfinanziellen Bericht für die Wacker Chemie ag und den Konzern sowie die Prüfungsberichte des Abschlussprüfers.

Den Prüfauftrag hatte der Prüfungsausschuss des Auf-sichtsrats entsprechend dem Beschluss der Hauptver- sammlung vom 04. August 2020 vergeben. Der Abschluss- prüfer hat die Prüfung in Übereinstimmung mit § 317 hgb und der eu-Abschlussprüferverordnung unter Beachtung der vom Institut für Wirtschaftsprüfer (idw) festgestellten Grund- sätze ordnungsgemäßer Abschlussprüfung durchgeführt und uneingeschränkte Bestätigungsvermerke erteilt.

Weiterhin unterzog der Abschlussprüfer den zusammenge- fassten nichtfinanziellen Bericht für die Wacker Chemie ag und den Konzern einer freiwilligen prüferischen Durchsicht.

Diese ergab, dass der Bericht ebenfalls die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.

Wir billigen daher den vom Vorstand aufgestellten Jahres- abschluss der Wacker Chemie ag sowie den Konzernab- schluss zum 31. Dezember 2020. Der Jahresabschluss der Wacker Chemie ag ist damit festgestellt. Dem Vorschlag des Vorstands für die Verwendung des Bilanzgewinns schließen wir uns an.

Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand

Der langjährige Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Konrad Kammergruber schied mit Eintritt in den Ruhestand Ende September 2020 aus dem Aufsichtsrat aus. Der Auf- sichtsrat dankt Herrn Kammergruber für seine stets part- nerschaftliche, wertvolle und bereichernde Arbeit in den vergangenen Jahren und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute.

Als neues Mitglied rückte Frau Dr.Birgit Schwab als gewähl- tes Ersatzmitglied als Vertreterin der Arbeitnehmerseite in den Aufsichtsrat nach.

Mit Wirkung zum 31. Dezember 2020 legte der Arbeitneh- mervertreter Jörg Kammermann sein Mandat in unserem Aufsichtsrat nieder. Auch Herrn Kammermann dankt der Aufsichtsrat für seine konstruktive und geschätzte Mitarbeit in unserem Gremium.

Als sein Nachfolger wurde Markus Hautmann auf Antrag des Vorstands mit Wirkung ab dem 01. Januar 2021 gericht- lich bestellt.

Im Vorstand stehen im Jahr 2021 ebenfalls Veränderungen an: In seiner Sitzung am 09. Dezember 2020 hat der Auf-sichtsrat wesentliche personelle Weichenstellungen zur langfristigen Sicherung der Kontinuität in der Führung des Unternehmens beschlossen. Dr.Rudolf Staudigl, Vor- sitzender des Vorstands der Wacker Chemie ag, wird mit Ablauf der kommenden Hauptversammlung, die für den 12. Mai 2021 geplant ist, in den Ruhestand treten. Zu sei- nem Nachfolger hat der Aufsichtsrat zum gleichen Zeitpunkt Dr.Christian Hartel berufen, der dem Vorstand des Unter- nehmens bereits seit 2015 angehört. Ebenfalls mit Wirkung zum Ablauf der ordentlichen Hauptversammlung 2021 wurde Frau Angela Wörl als Arbeitsdirektorin in den Vorstand der Wacker Chemie ag bestellt. Frau Wörl leitet gegenwärtig bei wacker den Zentralbereich Personal. Ihr Vertrag hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Der Aufsichtsrat dankt dem Vorstand, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Arbeitnehmervertretungen für ihre engagierte Arbeit in einem für uns alle in jeglicher Hinsicht herausfordernden Geschäftsjahr 2020.

München, 04.März 2021

Der Aufsichtsrat

Dr. Peter-Alexander Wacker

Vorsitzender des Aufsichtsrats der Wacker Chemie ag

Die wacker-Aktie 2020

Nachdem die Aktienmärkte im Jahr 2020 gut gestartet waren, kam es infolge der Corona-Pandemie weltweit zu massiven Kursrückgängen, innerhalb weniger Wochen sank die Marktkapitalisierung um mehrere Billionen Dollar.

Gestützt von staatlichen Hilfspaketen sowie Notfall-Maß- nahmen der großen Notenbanken haben sich die Aktien- kurse mit Beginn des 2.Quartals wieder erholt. Mit den schrittweisen Lockerungen der Beschränkungen, die auf Grund der Pandemie verhängt worden waren, kam es zu einer wirtschaftlichen Erholung zu Beginn des 3.Quartals. Das hat sich weltweit positiv auf die Aktienkurse ausge- wirkt. Der Kurs der wacker-Aktie profitierte zudem von der verbesserten Nachfrage- und Ertragssituation für Solar-Polysilicium und einer wieder höheren Nachfrage in den Chemiebereichen, insbesondere aus dem Baubereich.

Während die deutschen Indizes dax und mdax im Verlauf des Jahres 2020 um vier und neun Prozent zulegen konnten, gewann die wacker-Aktie im gleichen Zeitraum 73 Prozent an Wert.

Zum Jahresauftakt lag der Kurs der wacker-Aktie bei 67,64 € (Jahresschlusskurs 30. Dezember 2019). Ihren Tiefst- stand im Berichtszeitraum erreichte die wacker-Aktie am 19. März mit 33,03 € mit der Vorlage der endgültigen Bilanz- zahlen und dem Ausblick für das Geschäftsjahr 2020, in dem die operativen Risiken für den weiteren Geschäftsverlauf kommuniziert wurden. Nachdem in den Monaten April bis Juni der Umsatz stark rückläufig war, zogen zu Beginn des 3.Quartals die Umsätze wieder an, was sich auch in der Entwicklung des Aktienkurses widerspiegelte.

a.2 Kursverlauf der wacker-Aktie (indiziert auf 100)1

200 180 160 140 120

Jan

Feb

10080

Mär

60 40 ¹ 100 = 67,64€ (Jahresschlusskurs 30.12.2019)

Im Rahmen ihrer quartalsweisen Überprüfung der Index- zusammensetzung von dax, mdax, sdax und tecdax hat die Deutsche Börse am 03.September 2020 bekanntgegeben, dass die wacker-Aktie mit Wirkung zum 21.September 2020 aus dem sdax wieder in den mdax zurückkehrt.

Bis zum Jahresende erholte sich der Kurs dann weiter und reagierte mit Kursgewinnen auf verschiedene positive Nachrichten aus den Geschäftsbereichen wie etwa der Produktion von covid-19-Impfstoffen für das Unternehmen CureVac. Ebenfalls positiv aufgenommen wurde vom Kapitalmarkt die strategische Entscheidung von wacker, die verbliebenen Anteile an der Siltronic ag zu veräußern. Ihren Jahreshöchststand erreichte die wacker-Aktie mit 118,05 € am 17. Dezember 2020. Zum Jahresende am 30.Dezember 2020 ging die Aktie dann mit einem Schluss-kurs von 116,75 € aus dem Handel.

a.1 Daten und Fakten zur Aktie der Wacker Chemie ag

Jahreshöchstkurs (am 17.12.2020) 118,05

Jahrestiefstkurs (am 19.03.2020) 33,03

Jahresschlusskurs (am 30.12.2019) 67,64

Jahresschlusskurs (am 30.12.2020) 116,75

Jahresperformance (ohne Dividende) (%) 72,6 Marktkapitalisierung zum Jahresende

(ausstehende Aktien; Vorjahr 3,36) (Mrd.) 5,80

Durchschnittlicher Tagesumsatz1 (Vorjahr 16,6) (Mio.) 22,0 Ergebnis je Aktie aus fortgeführten Aktivitäten

(Vorjahr -12,94) 3,81

Dividendenvorschlag je Aktie 2,00

Dividendenrendite2 (%) 2,9

¹ Handelsplattformen (Xetra, Deutschland Börsen, Tradegate und Quotrix)

² Dividendenvorschlag bezogen auf durchschnittlich gewichteten Aktienkurs von 69,58 € in 2020

Apr

Mai

Jun

Jul

Aug

Sep

Okt

Nov

DezWACKER¹

MDAX

DAX30

Dividendenzahlung von 0,50 € je Stückaktie

Die Hauptversammlung der Wacker Chemie ag, die am 04.August 2020 pandemiebedingt virtuell abgehalten wurde, nahm alle Vorschläge der Verwaltung mit großer Mehrheit an. Die Dividende pro dividendenberechtigte Aktie belief sich auf 0,50 € (2018: 2,50 €). Bezogen auf den durchschnittli- chen Börsenkurs der wacker-Aktie im Jahr 2019 ergibt sich eine Dividendenrendite von 0,7 Prozent (2018: 2,1 Prozent).

a.3 Dividendenentwicklung

Dividende

Sonderbonus aus Anlass der Veräußerung von Siltronic-Anteilen Gesamtdividende Dividendenrendite (%) Jahresergebnis nach Steuern (für WACKER-Aktionäre) (Mio.) Jahresergebnis aus fortgeführten Aktivitäten

(für WACKER-Aktionäre) (Mio.) Ausschüttungssumme (Mio.) Ausschüttungsquote (%)1

2019

2018 2017

0,50

2,50 2,50

-

0,50 0,7

- 2,00

  • 2,50 4,50

  • 2,1 4,0

    • - 642,6

  • 246,1 866,7

    • - 642,6

  • 246,1 240,5

  • 24,8 124,2 223,6

  • n. a. 50,5 51,6

¹ Ohne Berücksichtigung des Sonderbonus und bezogen auf das Jahresergebnis aus fortgeführten Aktivitäten (für wacker-Aktionäre)

Aktionärsstruktur

Größter Aktionär der Wacker Chemie ag ist nach wie vor die Dr.Alexander Wacker Familiengesellschaft mbH, München.

Sie hält mehr als 50 Prozent (2019: mehr als 50 Prozent) der Stimmrechtsanteile an der Wacker Chemie ag. Die Blue Elephant Holding GmbH, Bad Wiessee, hat auch im Jahr 2020 keine Veränderung ihrer Stimmrechtsanteile mitgeteilt.

Somit hält sie immer noch mehr als zehn Prozent (2019: mehr als zehn Prozent) an der Wacker Chemie ag.

a.4 Wissenswertes über die wacker-Aktie

ISIN WKN

Frankfurter Börse Bloomberg Reuters Börsengang Grundkapital

Handelssegment AktienartAnzahl der Aktien

DE000WCH8881 WCH888

WCH

CHM / WCH.GR CHE / WCHG.DE 10.04.2006 (IPO) 260.763.000 €

Regulierter Markt (Prime Standard), Börse Frankfurt/Main Inhaberaktien

(zum 31.12.2020) 52.152.600 Anzahl ausgegebener

Stückaktien 49.677.983

Zahlstelle

Deutsche Bank, Frankfurt/Main

Marktkapitalisierung und Gewichtung (Gewichtung am 31. Dezember 2020)

Die Marktkapitalisierung des wacker-Konzerns stieg bis zum Jahresende von 3,36 auf 5,80 Mrd.€ (Gesamtaktien ohne eigene Aktien). Im mdax wurde wacker mit 0,6 Prozent gewichtet und belegt aktuell Rang 55 (Marktkapitalisierung) und Rang 45 (Umsatz zwölf Monate) unter den 60 dort ge-listeten Unternehmen.

Handelsvolumen

Das durchschnittliche Handelsvolumen der wacker-Aktie je Handelstag auf den Handelsplattformen Xetra, Deutschland Börsen, Tradegate und Quotrix lag im Berichtsjahr bei rund 315.000 Stück und damit etwa 40 Prozent über dem Niveau des Vorjahres von rund 225.000 Stück.

wacker im engen Dialog mit dem Kapitalmarkt Nachhaltiges Wachstum, Innovationskraft und eine über alle Segmente abnehmende Kapitalintensität sind Kernelemente der Unternehmensstrategie, die wir durch eine kontinuier- liche und offene Kommunikation mit institutionellen Inves- toren, Privatanlegern und Analysten unterstützen. In vielen Gesprächen beantworteten wir die Fragen der Kapital- marktteilnehmer. Mittels Nutzung moderner Kommunikati-onstechnologien und virtueller Konferenztechnik schafften wir es, trotz der Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen unsere Investorenkontakte weiterhin zu pflegen und sogar zu intensivieren. 2020 veranstalteten wir zwei virtuelle Kapitalmarkttage, die auf großes Inter- esse bei unseren Investoren stießen. In den Diskussionen dominierten im Jahresverlauf Fragen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Geschäft sowie zur Nach- haltigkeit der Preiserholung bei Solarsilicium im 2. Halb-jahr. Positiv wurden dann insbesondere die Nachrichten zum guten Geschäftsverlauf im 3.Quartal aufgenommen, ebenso zu den Plänen, die verbliebenen Anteile an der Siltronic ag zu veräußern. Die Biopharma-Aktivitäten des Geschäftsbereichs biosolutions zogen das Interesse der Anleger auf sich, nachdem Ende November der Aufbau von Produktionskapazitäten zur Herstellung des mRNA-basierten covid-19-Impfstoffs von CureVac am wacker- Biotech-Standort in Amsterdam bekanntgegeben wurde.

Die Zahl der Analysten, die über wacker berichten, erhöhte sich wieder leicht und lag im Jahr 2020 bei 20 (2019: 19). Im Laufe des Geschäftsjahrs stieg das gemittelte Kursziel der Analysten für die wacker-Aktie deutlich. Zu Beginn des Jahres lag das durchschnittliche Kursziel für die wacker-Aktie bei 73 € (20 Schätzungen, Februar 2020). Am Jahresende dagegen setzten die Analysten das faire Kursziel im Durchschnitt auf 108 € (18 Schätzungen) und damit rund 48 Prozent höher als zum Jahresanfang.

a.5 Banken und Investmenthäuser, die wacker beobachten und bewerten

Baader Helvea Bank of America Berenberg Citigroup Commerzbank Corporates & Markets Credit Suisse

DZ Bank AG Exane BNP Paribas Fairesearch GmbH & Co. KG Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG

Stand: Ende Dezember 2020

HSBC

J.P. Morgan Cazenove Ltd. Kepler Cheuvreux

Landesbank Baden-Württemberg

Morgan Stanley

On Field Investment Research Société Générale

Stifel

UBS Ltd.

Warburg Research GmbH

Auf unserer Website berichten wir regelmäßig über den Konsensus der Analystenerwartungen für das laufende Jahr. Zusätzlich finden sich dort auch umfangreiche Informationen rund um die wacker-Aktie. Neben dem Geschäftsbericht, Finanzberichten, Fact Book, Präsen- tationen und Publikationen, die online und zum Download bereitstehen, haben wir dort alle wichtigen Finanzmarkt- termine und Ansprechpartner für Ihre Fragen aufgeführt. Veranstaltungen wie die Bilanzpressekonferenz werden im Video- oder Audioformat angeboten und können online verfolgt werden.

b

Zusammengefasster

Lagebericht

49 - 106

Oliven enthalten Hydroxy-tyrosol - ein hochwirksames Antioxidans, das sich positiv auf die Herzgesundheit auswirkt.

b

Zusammengefasster

Lagebericht

Grundlagen des Konzerns 51

Ziele und Strategien 56

Steuerungssystem 57

Übernahmerechtliche Angaben 60

Wirtschaftsbericht 61

Ertragslage 66

Vermögenslage 71

Finanzlage 74

Weitere Informationen zu Forschung und

Entwicklung, Mitarbeiter, Einkauf, Produktion,

Vertrieb und Marketing 77

Lagebericht der Wacker Chemie ag 82

Risikobericht 87

Prognosebericht 101

Grundlagen des Konzerns

Geschäftsmodell des Konzerns

26 Produktionsstandorte

Der globale Produktionsverbund von wacker be- steht aus 26 Produktionsstandorten. Davon sind zehn in Europa, acht in Amerika und acht in Asien. Der wichtigste Produktionsstandort für wacker ist Burghausen.

» Siehe Grafik b.2 auf Seite 52

wacker ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit hoch entwickelten chemischen Spezialprodukten, die sich in unzähligen Dingen des täglichen Lebens wiederfinden. Die Bandbreite reicht vom Fliesenkleber bis zur Solarzelle. Unser Produktportfolio besteht aus mehr als 3.200 Produkten, die in über 100 Länder geliefert werden.

Wichtigster Grundstoff ist Silicium

Der größte Teil unserer Produkte basiert auf anorganischen Ausgangsmaterialien. Rund 65 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit Produkten, deren Grundstoff Silicium ist.

Für die restlichen 35 Prozent wird überwiegend Ethylen ver- wendet. Unsere wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Chemie-, die Bau-, die Elektro- und Elektronik- sowie die Photovoltaikindustrie.

Rechtliche Unternehmensstruktur

Seit November 2005 hat wacker die Rechtsform einer Aktiengesellschaft nach deutschem Recht mit Sitz in München. Die ag ist direkt oder indirekt an 53 Gesell- schaften beteiligt, die zum wacker-Konzern gehören. Im Konzernabschluss sind 49 Gesellschaften voll konsolidiert. Vier Unternehmen werden nach der Equity-Methode einbe- zogen. Darüber hinaus unterhalten die Wacker Chemie ag und einige Tochtergesellschaften Zweigniederlassungen, die für den Konzern unbedeutend sind.

» Nähere Angaben zu den Änderungen des Konsolidierungskreises und den sich daraus ergebenden Effekten finden sich im Konzernanhang im Kapitel Konsolidierungskreis.

Technische Kompetenzzentren dienen als Grundlage für die Vertriebsarbeit wacker ist überall auf der Welt vertreten. Im Mittelpunkt unserer Vertriebsstrategie steht der Ausbau der Präsenz in Wachstumsmärkten. Mit einem Netz von technischen Kompetenzzentren, in denen sich die Kunden mit der Pro-duktpalette von wacker vertraut machen können, und mit der wacker academy, in der wir fachspezifische Trainings zu unseren Produkten und Anwendungsgebieten anbie- ten, ergänzen wir unsere Vertriebsorganisation. Im Jahr 2020 haben wir in Shanghai ein Kompetenzzentrum für wärmeleitfähige Silicone sowie siliconbasierte Lösungen für eine wachsende Zahl von Anwendungen in der Unter- haltungselektronik und der Telekommunikationsindustrie eröffnet.

b.1 Wesentliche Standortfaktoren der Mehrbereichsstandorte

Vier operative Geschäftsbereiche wacker arbeitet in einer Matrixorganisation mit klar defi- nierter Geschäftsordnung und gliedert sich in vier operative Geschäftsbereiche.

Die operativen Geschäftsbereiche verantworten welt- weit zugeordnete Produkte, Produktionen, Märkte sowie Kunden und tragen Ergebnisverantwortung. Die Regional- organisationen sind zuständig für das gesamte Geschäft in ihrem Land. Die Zentralbereiche erbringen größtenteils dienstleistungs-, aber auch produktionsnahe Funktionen für den gesamten Konzern.

» Siehe Grafik b.4 auf Seite 54

WACKER-KonzernBurghausen

Charleston

NünchritzEigene Energie-versorgungVerbund-produktion

Qualifizierte Mitarbeiter aus der Region

Langfristige Lieferanten-beziehungen

Erweiterungs-flächen innerhalb des Werks

Nord- / Südamerika

  • 1 Adrian/Michigan USA

  • 2 Allentown/Pennsylvania USA

  • 3 Ann Arbor/Michigan USA

  • 4 Calvert City/Kentucky USA

  • 5 Charleston/Tennessee USA

  • 6 Chino/Kalifornien USA

  • 7 Dalton/Georgia USA

  • 8 Eddy ville / Iowa USA

  • 9 North Canton/Ohio USA

  • 10 San Diego/Kalifornien USA

  • 11 Jandira/São Paulo Brasilien

  • 12 Bogota Kolumbien

  • 13 Mexico City Mexiko

Europa

  • 14 Burghausen Deutschland

  • 15 Halle (Saale) Deutschland

  • 16 Jena Deutschland

  • 17 Köln Deutschland

  • 18 München Deutschland

  • 19 Nünchritz Deutschland

  • 20 Riemerling Deutschland

  • 21 Stetten Deutschland

  • 22 Stuttgart Deutschland

  • 23 Lyon Frankreich

  • 24 Bracknell Großbritannien

  • 25 Mailand Italien

  • 26 Amsterdam Niederlande

  • 27 Krommenie Niederlande

  • 28 Kyrksæterøra/Holla Norwegen

  • 29 Warschau Polen

  • 30 Moskau Russland

  • 31 Solna Schweden

  • 32 Barcelona Spanien

  • 33 León Spanien

  • 34 Plzeň Tschechische Republik

  • 35 Istanbul Türkei

  • 36 Kiew Ukraine

  • 37 Budapest Ungarn

Asien

  • 38 Dhaka Bangladesch

  • 39 Beijing China

  • 40 Chengdu China

  • 41 Guangzhou China

  • 42 Hongkong China

  • 43 Nanjing China

  • 44 Shanghai China

  • 45 Shunde China

  • 46 Zhangjiagang China

  • 47 Bengaluru Indien

  • 48 Chennai Indien

  • 49 Dankuni Indien

  • 50 Delhi Indien

  • 51 Kalkutta Indien

  • 52 Mumbai Indien

  • 53 Jakarta Indonesien

  • 54 Tokyo Japan

  • 55 Tsukuba (Akeno) Japan

  • 56 Kuala Lumpur Malaysia

  • 57 Yangon Myanmar

  • 58 Makati City Philippinen

  • 59 Singapur Singapur

  • 60 Anyang Südkorea

  • 61 Jincheon Südkorea

  • 62 Seoul Südkorea

  • 63 Ulsan Südkorea

  • 64 Taipeh Taiwan

  • 65 Bangkok Thailand

  • 66 Dubai Ver. Arabische Emirate

  • 67 Hanoi Vietnam

  • 68 Ho Chi Minh City Vietnam

Australien

69 Melbourne/Victoria Australien

ProduktionsstandortVertriebsstandort

Technisches Kompetenzzentrum ¹ Nur Mehrheitsbeteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen

Leitung und Kontrolle

Wie im deutschen Aktiengesetz (AktG) vorgeschrieben, besitzt die Wacker Chemie ag ein duales Führungssystem, bestehend aus Vorstand und Aufsichtsrat. Der Vorstand der Wacker Chemie ag besteht aus vier Mitgliedern.

Aufsichtsrat Dr.Christian Hartel berufen, der von diesem Zeitpunkt an den Vorstandsvorsitz übernimmt. Zum glei- chen Zeitpunkt rückt Angela Wörl als Arbeitsdirektorin in den Vorstand auf.

» Angaben zur Ressortverteilung im Vorstand finden sich im Kapitel Weitere Informationen.

Als konzernführende Gesellschaft bestimmt die Wacker Chemie ag die Unternehmensstrategie und die übergeord- nete Steuerung, die Ressourcenallokation, die Finanzierung und die Kommunikation mit den wichtigen Zielgruppen des Unternehmensumfelds, insbesondere mit dem Kapitalmarkt und den Aktionären.

Vorstand und Aufsichtsrat im Geschäftsjahr 2020

Das langjährige Aufsichtsratsmitglied Konrad Kammergruber hat auf Grund seiner Pensionierung sein Mandat im Auf- sichtsrat der Wacker Chemie ag niedergelegt und ist mit Wirkung zum Ablauf des 30.September 2020 aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Als neues Mitglied rückte Frau Dr. Birgit Schwab als gewähltes Ersatzmitglied als Vertre- terin der Arbeitnehmerseite in den Aufsichtsrat nach. Mit Wirkung zum 31. Dezember 2020 ist Jörg Kammermann, ehemaliger Bezirksleiter der ig bce Altötting, aus dem Auf- sichtsrat der Wacker Chemie ag ausgeschieden. Zu seinem Nachfolger wurde zum 01. Januar 2021 Markus Hautmann, Bezirksleiter der ig bce Altötting, bestellt.

Im Vorstand der Wacker Chemie ag gab es im Geschäftsjahr 2020 keine Änderungen. In seiner Sitzung vom 11. März 2020 hat der Aufsichtsrat den Vertrag von Dr.Tobias Ohler um fünf Jahre bis 2025 verlängert.

In seiner Sitzung vom 09. Dezember 2020 hat der Aufsichts- rat wesentliche personelle Weichenstellungen beschlossen.

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Rudolf Staudigl wird mit Ab- lauf der kommenden Hauptversammlung am 12.Mai 2021 in den Ruhestand treten. Zu seinem Nachfolger hat der

b.3 Unternehmensstruktur von wacker

Erklärung zur Unternehmensführung

Die nach §315d i.V.m. §289f hgb abzugebende Erklärung zur Unternehmensführung ist im Corporate Governance Bericht enthalten. Sie ist nicht Teil des zusammengefassten Lageberichts und steht auch im Internet zur Verfügung. Darin enthalten sind die Arbeitsweise von Vorstand und Aufsichtsrat, die Entsprechenserklärung gemäß § 161 AktG sowie Angaben zu wesentlichen Unternehmensführungs- praktiken. Auch Zielgrößen und Fristen für den Frauenan- teil im Aufsichtsrat, Vorstand und in den beiden Führungs- ebenen unter dem Vorstand, gesetzliche Mindestquoten bei der Besetzung des Aufsichtsrats sowie Angaben zum Diversitätskonzept werden dort angegeben.

»www.wacker.com/corporate-governance

Nichtfinanzielle Konzernerklärung

Die nach §§ 315b, 315c sowie §§ 289b, 289c hgb abzugebende nichtfinanzielle Erklärung ist in Form eines nichtfinanziel- len Konzernberichts im Geschäftsbericht enthalten. Der nichtfinanzielle Konzernbericht ist nicht Teil des zusam- mengefassten Lageberichts und steht auch im Internet, im Online-Geschäftsbericht 2020, zur Verfügung. Er wird außerdem im Bundesanzeiger veröffentlicht. Darin enthal-ten sind die Darstellung des Geschäftsmodells und Anga- ben zu Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen, zur Achtung der Menschenrechte sowie zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung. Der nichtfinanzielle Konzern- bericht wurde einer prüferischen Durchsicht durch den Konzernabschlussprüfer unterzogen.

»https://www.wacker.com/geschaeftsbericht

WACKER-KonzernZentralbereiche

Geschäftsbereiche

WACKER

WACKER

WACKER

WACKER

SILICONES

POLYMERS

BIOSOLUTIONS

POLYSILICON

Wacker Chemie AG - Geschäftsbericht 2020

Vergütung von Vorstand und Aufsichtsrat

Die Vergütung des Vorstands enthält als Elemente feste und variable Bezüge. Die Grundzüge des Vergütungssystems für Vorstand und Aufsichtsrat sind im Vergütungsbericht des Corporate Governance Berichts nachzulesen. Der Ver- gütungsbericht ist gleichzeitig Bestandteil des zusammen- gefassten Lageberichts.

Wichtige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsprozesse

Das Produkt- und Dienstleistungsangebot der einzelnen Geschäftsbereiche hat sich im Geschäftsjahr 2020 ins- gesamt nicht verändert. In einigen Anwendungsgebieten haben wir unser Produktportfolio erweitert.

Der Geschäftsbereich wacker silicones bietet die brei- teste Produktpalette des Unternehmens. Aus den beiden Rohstoffen Siliciummetall und Methanol werden über 2.800 Siliconprodukte in sieben Produktgruppen produ- ziert, darunter Silane, Siloxane, Siliconöle, Siliconemulsi- onen, Siliconelastomere, Siliconharze und Kieselsäuren. Silicone besitzen eine Vielzahl chemischer, mechanischer und haptischer Eigenschaften, die sich ganz gezielt einstel- len und immer wieder neu kombinieren lassen. Eine solche Vielseitigkeit und Anwendungsbreite bietet kein anderer Kunststoff. Silicone sind extrem langlebig, widerstandsfä- hig, wasserabweisend und uv-stabil. Als Werkstoffe sind sie in alltäglichen Anwendungen genauso unverzichtbar wie für die Entwicklung innovativer und neuer Technologien.

Der Geschäftsbereich wacker polymers stellt hoch ent- wickelte Bindemittel und polymere Additive wie Disper- sionspulver und Dispersionen her. Sie kommen in vielfältigen industriellen Anwendungen oder als Grundchemikalien zum Einsatz. Hauptabnehmer für polymere Bindemittel ist die Bauindustrie. Weitere Abnehmerbranchen sind die Lack- und Farben-, Papier- und Klebstoffindustrie.

Der Geschäftsbereich wacker biosolutions liefert maß- geschneiderte Biotech-Produkte sowie Katalogprodukte für die Feinchemie. Dazu zählen Pharmaproteine und

Impfstoffe, Cyclodextrine und Cystein, Polyvinylacetat- festharze für Kaugummirohmasse sowie Acetylaceton. Der Geschäftsbereich konzentriert sich auf kundenspezifische Lösungen für Wachstumsbereiche wie Pharmawirkstoffe, Lebensmittelzusatzstoffe und Agrochemikalien.

Der Geschäftsbereich wacker polysilicon stellt hoch-reines Polysilicium für die Halbleiter- und für die Solar- industrie her.

Integrierte Verbundproduktion ist die größte Stärke von wacker

Ein wesentlicher Vorteil, den wacker gegenüber Wettbewer- bern besitzt, sind die hochintegrierten Stoffkreisläufe, über die wir an den großen Produktionsstandorten Burghausen, Nünchritz, Charleston und Zhangjiagang verfügen. Das Grundprinzip der Verbundproduktion: Anfallende Neben- produkte aus einem Produktionsschritt werden als Aus- gangsmaterial für weitere Produkte verwendet. Die dafür benötigten Hilfsstoffe, beispielsweise Silane, werden in einem geschlossenen Kreislauf bewegt. Die Abwärme aus den Produktionsprozessen wird dabei für weitere chemische Prozesse genutzt. Damit senkt die Verbundproduktion den Energie- und Ressourcenverbrauch, verbessert die Nutzung der Rohstoffe nachhaltig und integriert den Umweltschutz in die Produktionsprozesse.

Wesentliche Absatzmärkte und Wettbewerbspositionen (Kapitel ungeprüft)

wacker zählt in seinen drei größten Geschäftsbereichen zu den Top-3-Anbietern weltweit.

Wettbewerbspositionen der einzelnen Geschäftsbereiche von wacker

Der Geschäftsbereich wacker silicones, weltweit die Nummer zwei, nimmt in Europa die führende Marktposition ein. Bei Siliconen für den Bautenschutz ist wacker Welt- marktführer. Silicone kommen auf Grund ihrer vielfältigen Produkteigenschaften in allen wichtigen Industrien zum Einsatz. Das größte Wachstumspotenzial hat Asien.

b.4 Konzernstruktur aus der Perspektive der Managementverantwortung

Managementverantwortung

Struktur gemäß der Entscheidungsverantwortung und den BerichtslinienVorstandGeschäftsbereiche

Zentralbereiche

Regionen

Konzernkoordinatoren

Bei vae-Dispersionen und -Dispersionspulvern ist der Geschäftsbereich wacker polymers der weltweit größte Hersteller. Als einziges Unternehmen am Markt verfügen wir über eine geschlossene Wertschöpfungskette bei Dis- persionen und Dispersionspulvern in Europa, Amerika und Asien. Das größte Wachstumspotenzial sehen wir in Asien.

Bei den Produkten Cyclodextrine und Cystein aus vege- tarischen Rohstoffen sowie bei Polyvinylacetatfestharzen für Kaugummirohmasse ist der Geschäftsbereich wacker biosolutions Weltmarktführer. Bei der Herstellung pharma- zeutischer Proteine auf bakterieller Basis verfügen wir über eine kleine, aber aussichtsreiche Marktposition, die wir wei- ter ausbauen.

Hohe Wettbewerbsintensität zeichnet den Geschäfts-bereich wacker polysilicon aus. Verantwortlich dafür sind vor allem die Nachfrage der Solarindustrie nach Poly- silicium und die Entwicklung des globalen Marktumfeldes in der globalen Solarindustrie. Eigenen Analysen zufolge ist wacker polysilicon nach Produktionsmenge weltweit die Nummer eins bei Polysilicium für die Halbleiterindustrie und bei monokristallinem Polysilicium für die Solarindustrie.

Wirtschaftliche und rechtliche Einflussfaktoren

wacker verkauft seine Produkte und Dienstleistungen in fast alle Branchen. Wir können uns konjunkturellen Schwankungen in einzelnen Geschäftsbereichen nicht entziehen. Ausprägung und Eintrittszeitpunkt können aber unterschiedlich sein. Auf Grund des Produktportfo- lios und der breiten Kundenbasis haben wir jedoch auch die Möglichkeit, diese konjunkturellen Schwankungen in ihrem Ausmaß abzufedern.

Auftragsentwicklung

Die Auftragsvergabe ist in den einzelnen Geschäfts- bereichen von wacker sehr unterschiedlich. Im Geschäfts- bereich wacker silicones ist der größte Teil der Bestel- lungen kurzfristiger und zu einem geringeren Teil auch längerfristiger Natur. Das Geschäft im Geschäftsbereich

b.5 Wettbewerbspositionen von wacker

WACKER SILICONES WACKER POLYMERS

WACKER POLYSILICON Solaranwendungen WACKER POLYSILICON Halbleiteranwendungen

(Tabelle B.5 ungeprüft)

wacker polymers ist geprägt von Verträgen und Rahmen- vereinbarungen mit Laufzeiten bis zu einem Jahr. Im Ge- schäftsbereich wacker polysilicon schließen wir kurz- und langfristige Verträge ab; ein Anteil der Auftragseingänge sind kurzfristige Bestellungen anhand von Marktreferenzen. Der Ausweis des Auftragsbestands ist für den wacker-Kon- zern auf Grund der Unterschiede in der Auftragsvergabe wenig aussagekräftig und wird deshalb als Kennzahl in un- serem monatlichen Berichtswesen nicht aufgeführt.

Operative Frühindikatoren als Gradmesser für künftige Entwicklungen

Anhand ausgewählter operativer Frühindikatoren ver-suchen wir voraussichtliche Entwicklungen in unserer Geschäftsplanung zu berücksichtigen und unsere Kapazi- täten zu steuern. Da wir in unterschiedlichen Geschäften und Märkten zu Hause sind, bedienen wir uns dabei einer Reihe verschiedener Frühindikatoren, die uns in den einzel- nen Geschäftsbereichen Aufschluss über mögliche Entwick- lungen geben können. Dazu zählen beispielsweise die Ent- wicklung von Rohstoff- und Energiepreisen, aber auch Daten aus unserer Marktforschung und aus Kundengesprächen.

Wirtschaftliche Einflüsse auf unser Geschäft

Die wirtschaftlichen Faktoren, die das Geschäft von wacker maßgeblich beeinflussen, sind in vielen Bereichen gleichgeblieben.

Rohstoff- und Energiekosten

Als chemisches Unternehmen gehören wir einer energie- intensiven Branche an und benötigen eine Reihe von Rohstoffen zur Herstellung unserer Produkte. Ein Anstieg der Rohstoff- und Energiekosten hat deshalb mit zeitlicher Verzögerung Auswirkungen auf unsere Kostenstruktur. wacker strebt an, die Kosten auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten. Durch unsere eigene Energieversorgung an den Standorten Burghausen und Nünchritz verringern wir den Zukauf von Energie und damit das Kostenrisiko.

Anpassungen des Regulierungsrahmens beispielsweise bei Netzentgelten, Energie- und Stromsteuer, CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems (ets) oder dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (eeg) können die Energiekosten von wacker direkt wie indirekt negativ

Rang 1

Dow WACKER Yongxiang WACKER

Rang 2

WACKER Celanese Daqo Hemlock

Rang 3

KCC + Momentive Dairen

WACKER Tokuyama

Zusammengefasster Lagebericht - Grundlagen des Konzerns - Ziele und Strategien

beeinflussen. Auf Grund der hohen Strompreise in Deutsch- land ergeben sich Nachteile für wacker gegenüber Wettbe- werbern. Wir fordern deshalb die Einführung eines Indus- triestrompreises und wirken diesbezüglich auf die politisch Verantwortlichen ein. Wir arbeiten zudem ständig daran, unsere Energieeffizienz zu verbessern. Im Zeitraum von 2007 bis 2022 soll der spezifische Energieverbrauch halbiert wer- den. Beim Rohstoffeinkauf schließen wir teilweise Verträge mit verschiedenen Laufzeiten, flexiblen Abnahmemengen oder regelmäßiger Anpassung der Großhandelsmarktpreise ab, um uns ein günstiges Preisniveau zu sichern, aber auch Preisflexibilität zu erhalten.

Währungsschwankungen

Grundsätzlich sichert sich wacker gegen Währungsschwan- kungen ab. Für rund die Hälfte unserer Dollar-Exposures des Folgejahres haben wir mit einem Mix aus Währungs- sicherungsgeschäften das Währungsrisiko begrenzt. Bei der Ermittlung der Sensitivität simulieren wir eine Abwer- tung von zehn Prozent des us-Dollar gegenüber dem Euro. Ein Anstieg des Euro gegenüber dem us-Dollar hätte sich ungesichert im ebitda mit rund 39 Mio. € negativ ausgewirkt.

Zusätzlich haben wir im Jahr 2020 Sicherungsgeschäfte in japanischen Yen (jpy) abgeschlossen.

Ziele und Strategien

Strategie des wacker-Konzerns

Die fünf übergreifenden strategischen Ziele von wacker gelten nach wie vor. Im Mittelpunkt stehen profita-bles Wachstum und das Ziel, in der Mehrzahl unserer Geschäftsfelder führende Wettbewerbspositionen einzu- nehmen. Wir richten unser Handeln dabei an einer nach- haltigen Entwicklung aus.

» Weitere Informationen finden Sie unterwww.wacker.com

Die strategischen Geschäftsziele für den wacker-Konzern lauten weiterhin:

  • - Ausbau unserer Produktionskapazitäten mit Investi- tionen unterhalb der Abschreibungen.

  • - Höheres Wachstum schaffen als der Durchschnitt der Chemieindustrie.

  • - Starker Fokus auf Nachhaltigkeit.

  • - Attraktive Margen im Wirtschaftszyklus erzielen.

  • - Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft steigern.

Staatlich festgelegte Förder- und Vergütungssysteme für erneuerbare Energien

Als einer der weltweit führenden Hersteller von polykris- tallinem Reinstsilicium sind wir abhängig von regulatorischen Änderungen staatlich festgelegter Förder- und Vergütungs- systeme für erneuerbare Energien. Auf Grund der deut- lich niedrigeren Preise für Solarmodule und -zellen hat die Solarenergie gegenüber fossilen Energieträgern und anderen Formen der Energieerzeugung ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht. Weitere absehbare Kostenrückgänge bei der Herstellung von pv-Produkten werden die Abhängigkeit von staatlich festgelegten Förder- und Vergütungssystemen in den nächsten Jahren weiter verringern. Wir gehen davon aus, dass die Solarenergie in ein paar Jahren sogar ohne spezielle Förderung auskommt, insbesondere in Kombi- nation mit kostengünstigen Speichermöglichkeiten.

Rechtliche Einflüsse auf unser Geschäft

China hat Antidumping- und Antisubventionszölle gegen us-Hersteller von Polysilicium für Solaranwendungen erlassen. Aktuell fallen die Polysiliciumlieferungen für Solar- anwendungen aus unserem Produktionsstandort Charleston im us-Bundesstaat Tennessee unter die entsprechende Regelung. Die usa haben ihrerseits Safeguard-Zölle im Rahmen eines "Section 201-Verfahrens" (Globale Abwehr- zölle auf Solarmodule und -zellen) und weiterer "Section-Ver- fahren" eingeführt, die die Handelsbeziehungen mit China zusätzlich belasten. Eine gütliche Einigung der Handelsstrei- tigkeiten bei Solarprodukten könnte sich im Gesamtkontext einer übergreifenden Handelsvereinbarung zwischen den usa und China erreichen lassen.

Die Investitionen konzentrieren sich auf Produktionsanlagen für Zwischen- und Fertigprodukte in den einzelnen Regionen, die eine niedrigere Kapitalintensität haben als Großanlagen von Vorprodukten.

Mit den neuen Kapazitäten, Expansion in aufstrebenden Märkten und Regionen, Innovationen sowie Substitution von Konkurrenzprodukten durch wacker-Produkte wollen wir stärker wachsen als der Durchschnitt der Chemie- industrie. Wir wollen dabei den Anteil von Spezialproduk- ten weiter erhöhen. Die Fokusregionen und -länder für das weitere Wachstum sind unverändert China, Südostasien, Indien, der Nahe und Mittlere Osten sowie Brasilien. Aber auch in unseren etablierten Märkten in Europa und den usa sehen wir für unser Chemiegeschäft Wachstumspotenziale.

Im Mittelpunkt unseres Programms "wacker Operating System" (wos) stehen: geringerer Rohstoffeinsatz und eine höhere Prozesseffizienz unserer Anlagen. Ziel ist es, die spezifischen Betriebskosten weiter zu verringern.

Außerdem entwickeln wir eine Vielzahl neuer, nachhaltiger Produkte, die den CO2-Ausstoß mindern. Wir liefern unter anderem Polysilicium als Ausgangsmaterial für Solar- anlagen sowie eine Vielzahl von Produkten für die moderne, ressourcenschonende Bauindustrie.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, attraktive Margen mit unseren Produkten zu erzielen. Für die Chemiebereiche streben wir eine Ziel-ebitda-Marge von > 16 Prozent an.

Zusammengefasster Lagebericht - Ziele und Strategien - Steuerungssystem

Um unsere Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren, streben wir einen positiven Cashflow an und wollen den Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft stetig steigern.

Steuerungssystem

Mit dem Programm "Zukunft gestalten", das wir Ende 2019 gestartet haben, wollen wir die Kosten verringern und die Effizienz steigern. Die Geschäfts- und Zentralbereiche stellen sich organisatorisch neu auf und vereinfachen dabei ihre Abläufe und Strukturen. Gleichzeitig stärken wir die Verantwortung in den Regionen. Bis Ende 2022 will wacker insgesamt 250 Mio. € einsparen. Dazu gehört auch der Abbau von mehr als 1.000 Arbeitsplätzen vor allem in Deutschland.

Ein weiteres Thema, das sich über alle Geschäftsprozesse erstreckt, ist die Digitalisierung. Seit 2017 haben wir ein Digitalisierungsprogramm, das alle Kerngeschäftsprozesse umfasst - von der Logistik über die Produktionssteuerung, Instandhaltung bis hin zu unseren Vertriebssystemen und neuen Geschäftsmodellen. Die einzelnen Projekte aus die- sem Programm werden seit Dezember 2019 in den verant-wortlichen Bereichen weitergeführt.

Strategie der einzelnen Geschäftsbereiche wacker silicones will als weltweiter Hersteller von Sili- conen den Anteil an margenstarken Spezialitäten weiter erhöhen und so profitabel wachsen. Bei Standardproduk- ten liegt der Fokus darauf, als Komplettanbieter mit globa- lem Profil über erzielte Skaleneffekte Kostenführer zu sein. wacker polymers setzt für sein Wachstum auf den Trend zu qualitativ höherwertigen Bauprodukten und treibt die entsprechenden Standards in der Bauindustrie aktiv voran (Transformation). Mit den Vorteilen, die Dispersionen und Dispersionspulver auf vae-Basis bieten, sollen herkömmli- che Technologien ersetzt (Substitution) und neue Anwen- dungsfelder erschlossen werden. wacker biosolutions legt den Fokus darauf, seine Biotechnologie-Aktivitäten auszubauen und weitere Kunden zu gewinnen. Dazu nutzt es sein umfassendes Know-how und seine Anlagen, die die Herstellung biotechnologischer Produkte im industriellen Maßstab erlauben.

Im Geschäft mit Polysilicium konzentriert sich wacker polysilicon auf Effizienz in den Geschäftsprozessen. Im Vordergrund steht dabei, die Herstellungskosten deutlich zu senken, die Mengenausbeute der bestehenden Produk- tionsanlagen weiter zu erhöhen sowie den Energie- und Rohstoffeinsatz zu verringern. Gleichzeitig halten wir den hohen Qualitätsstandard, mit dem wir den Maßstab in der Industrie setzen. Der Fokus unseres Geschäfts liegt darauf, die Mengen bei Kunden aus der Halbleiterindustrie auszu- bauen und das Wachstum von monokristallinen Anwendun- gen für die Solarindustrie zu begleiten.

Wertorientiertes Management ist zentraler Bestandteil der Unternehmenspolitik

Wertorientiertes Management ist ein zentraler Bestand- teil unserer Unternehmenspolitik. Es dient dazu, den Unternehmenswert langfristig und nachhaltig zu steigern. Bei der Steuerung unterscheiden wir Performance- und Budgetgrößen. Die Performancegrößen dienen der fi- nanziellen Steuerung des Unternehmens. Zu den Perfor- mancegrößen gehören die ebitda-Marge und der roce. Die ebitda-Marge als Zielgröße zeigt den Erfolg des Un- ternehmens im Vergleich zum Wettbewerb und der roce die Kapitalrentabilität. Weiter werden die Budgetgrößen ebitda und Netto-Cashflow zur Steuerung verwendet. Zusätzlich zu diesen Kennzahlen wird der bvc (Business Value Contribution) als reine Budgetgröße in das variable Vergütungssystem der Mitglieder des Vorstands einbezo- gen. Für die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt ist die ebitda-Entwicklung die anerkannt wichtigste finanzielle Steuerungskennzahl.

Wichtige finanzielle Steuerungskennzahlen für den wacker-Konzern

Die wichtigsten finanziellen Steuerungskennzahlen für das Wertmanagement sind im Geschäftsjahr 2020 unverändert geblieben:

- die ebitda-Marge (ebitda, bezogen auf den Umsatz).

Wir vergleichen die historische Performance mit der Planung und dem Wettbewerb und berechnen daraus eine Ziel-ebitda-Marge. Für den Konzern ermitteln wir die Zielmarge als gewichteten Durchschnitt der Geschäftsbereiche.

-

der roce, also die Rendite auf das eingesetzte Kapital beziehungsweise der Return on Capital Employed. Der roce ist definiert als Ergebnis vor Zinsen und Steuern (ebit), dividiert durch das eingesetzte Kapital. Der über vier Quartale gebildete Durchschnitt der lang- fristigen betriebsnotwendigen Vermögenswerte und des Working Capital bilden das eingesetzte Kapital. Die Ermittlung erfolgt zeitversetzt ein Quartal rück- wirkend. Das Equity-Ergebnis der Siltronic ag sowie der entsprechende Equity-Buchwert fließen nicht in die Berechnung des roce ein. Mit dem roce wird deutlich, wie profitabel das für den Geschäftsbetrieb notwen- dige Kapital genutzt wird.

- das ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschrei- bungen). Es zeigt die operative Leistungsfähigkeit des Unternehmens vor Kapitalaufwand. Den Geschäftsbe-

reichen geben wir absolute ebitda-Zielwerte vor. Um

den Kapitalkosten Rechnung zu tragen, setzen wir für

die interne Budgetvorgabe den bvc (Business Value

Contribution) ein. Zur Berechnung des bvc werden

die Kapitalkosten sowie nicht operative Faktoren und

Abschreibungen vom ebitda abgezogen. Die Entwick-

lung des bvc ist im Wesentlichen abhängig von der

ebitda-Veränderung.

-

der Netto-Cashflow (definiert als Summe aus Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit und aus langfristiger Inves- titionstätigkeit vor Wertpapieren). Der Netto-Cashflow zeigt, ob der laufende Geschäftsbetrieb und die not- wendigen Investitionen aus der eigenen operativen Tätigkeit finanziert werden können. wacker hat das Ziel, einen nachhaltig positiven Netto-Cashflow zu erreichen. Die wesentlichen Einflussgrößen auf den

Netto-Cashflow sind neben der Profitabilität ein wirk- sames Management des Nettoumlaufvermögens sowie die Höhe der Investitionen.

Ergänzende finanzielle Steuerungskennzahlen

Die wichtigsten finanziellen Steuerungskennzahlen ergänzen wir durch weitere Steuerungskennzahlen, die uns Informa- tionen geben über die Umsatz- und Liquiditätsentwicklung sowie über die Verschuldung des Konzerns.

Zu den ergänzenden finanziellen Steuerungskennzahlen gehören:

  • - der Umsatz: Profitables Wachstum ist ein wichtiger Faktor für die langfristige Steigerung unseres Unter- nehmenswerts und ein wesentlicher Treiber für eine positive Cashflow-Entwicklung.

  • - die Investitionen: Im Rahmen unserer Mittelfristpla- nung legen wir Investitionsschwerpunkte und das In- vestitionsbudget fest. Die Investitionen enthalten keine Nutzungsrechte der Leasingbilanzierung.

  • - die Nettofinanzschulden: Wir definieren die Net-tofinanzschulden als Summe aus Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten, lang- und kurzfris-tigen Wertpapieren sowie lang- und kurzfristigen Finanzschulden.

Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren dienen nicht der Konzernsteuerung

Wir setzen keinen einzigen nichtfinanziellen Indikator ein, der durchgängig zur Steuerung des Unternehmens dient.

Entwicklung der wichtigsten finanziellen Steuerungskennzahlen im Jahr 2020 ebitda-Marge: Im Jahr 2020 betrug die Zielmarge 20 Pro- zent. Tatsächlich erreicht haben wir eine ebitda-Marge im Konzern von 14,2 Prozent.

b.6 Soll / Ist-Abgleich

Mio. €

EBITDA-Marge (%)

EBITDA

ROCE (%)Netto-Cashflow

Ist 2020

Prognose 2020 2019

leicht unter

14,2

Vorjahr 15,9 rund 20%

666,3 unter Vorjahr 783,4 deutlich positiv, deutlich über

5,6

Vorjahr -11,3 deutlich positiv, deutlich über

697,7

Vorjahr 184,4

ebitda: Für das Jahr 2020 haben wir ein ebitda erwartet, das um etwa 20 Prozent unter dem Vorjahr liegt. Mit einem Rückgang von 14,9 Prozent bewegte sich das ebitda im Rahmen unserer Erwartungen. Maßgeblich verantwortlich für das geringere ebitda ist ein Sonderertrag aus Versiche- rungsleistungen in Höhe von 112,5 Mio. €, den wir im Jahr 2019 verbucht haben. Bereinigt um diesen Betrag ist das ebitda im Jahresvergleich um 0,7 Prozent zurückgegan- gen. Im Jahr 2020 betrug der Kapitalkostensatz vor Steuern zehn Prozent. Im Jahr 2020 haben wir unser bvc-Ziel auf Konzernebene erreicht. Der bvc war mit -169 Mio. € (2019: -1,1 Mrd. €) weiterhin negativ, aber deutlich besser als im Vorjahr.

b.7 roce und Wertbeitrag

b.8 Strategische und operative Planung

2020

2019

EBIT

262,8

-536,3

Capital Employed¹

4.111,4

5.183,5

ROCE² (%)

5,6

-11,3

Kapitalkosten vor Steuern (%)

-10,1

10,0

BVC³

-169,3

-1.102,4

Mio. €

¹ Das Capital Employed (gebundenes Kapital) setzt sich aus den durchschnitt-lichen langfristigen Vermögenswerten abzüglich langfristiger Wertpapiere und aktiven latenten Steuern zuzüglich Vorräten und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen abzüglich der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zusammen. Es ist die Bezugsgröße für die Berechnung der Kapitalkosten.

² Return on Capital Employed ist die Rentabilitätsgröße in Bezug auf das gebun-dene Kapital. Das Equity-Ergebnis der Siltronic AG sowie der entsprechende Equity-Buchwert fließen nicht in die Berechnung des ROCE ein.

³ Zur Ermittlung des BVC wird das EBIT um nicht operative Faktoren korrigiert.

roce: Erreicht hat wacker im Jahr 2020 einen roce von 5,6 Prozent. In unserer Prognose vom März 2020 sind wir davon ausgegangen, dass der roce positiv und deutlich über Vorjahr sein wird.

c

e

b

  • a Prognosefestlegung für das laufende Jahr

  • b Strategieklausur

    a

  • c Abbildung der Strategie in der operativen Planung

  • d Planungsklausur

  • e Verabschiedung operative Planung (durch Aufsichtsrat)

Netto-Cashflow: Die Prognose für 2020 war ein deutlich positiver und deutlich über dem Vorjahr liegender Netto-Cashflow. Mit 697,7 Mio. € hat sich der Netto-Cash- flow deutlich besser entwickelt als prognostiziert. Verant- wortlich dafür sind geringere Investitionen und deutliche Reduzierungen im Umlaufvermögen.

Planungszyklus

Die strategische Planung legt fest, wie die Wert- und Unter- nehmensziele erfüllt werden können. Zunächst ermitteln die Geschäftsbereiche ihre Markt- und Wettbewerbspositionen sowie ihre wertmäßige Attraktivität. Die Ergebnisse fließen in einen Vorschlag zur strategischen Ausrichtung und zu den geplanten Maßnahmen ein. Das Ganze wird um die geplanten Innovations- und Investitionsvorhaben ergänzt und in der Strategieklausur verabschiedet.

Die operative Planung in der zweiten Jahreshälfte nimmt die Entscheidungen der strategischen Planungen in einem Zeithorizont von fünf Jahren mit auf. Vorstand und Aufsichtsrat verabschieden gemeinsam die Jahresplanung.

Auf dieser Basis werden dann Anfang Februar die Basis- prognosen für das laufende Jahr festgelegt. Im Ziel-Ist- Vergleich wird monatlich überprüft, ob wir unsere Prog- nosen erreichen.

Finanzierungsstrategie

Mit der Finanzierungsstrategie verfolgt wacker das Ziel, das nachhaltige Wachstum und die Stabilität des Unternehmens sicherzustellen. Dabei setzen wir sowohl auf Finanzierung aus eigener Kraft als auch auf Fremdfinanzierungsinstrumente.

Die permanente Zahlungsfähigkeit stellen wir durch die rollierende Cashflow-Steuerung wie auch durch einen ausreichenden Bestand an schriftlich zugesagten Kredit- linien sicher. Der Finanzbedarf wird für den Gesamtkonzern ermittelt und Finanzierungen in der Regel zentral abge- schlossen. In Einzelfällen existieren für bestimmte Projekte bzw. Regionen Sonderfinanzierungen.

» Einzelheiten zu den Finanzierungsmaßnahmen im Jahr 2020 finden Sie im Kapitel zur Finanzlage auf Seite 74.

Operative Steuerungsinstrumente

Die operativen Prozesse steuern wir über unser Integrier- tes Managementsystem (ims). Es definiert konzernweit ein- heitliche Standards zu den Themen Qualität, Sicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz. Unser Konzern-Manage- mentsystem lassen wir durch eine weltweit tätige Zertifi- zierungsgesellschaft nach einheitlichen Maßstäben nach iso 9001 (Qualität) und iso 14001 (Umweltschutz) bewerten.

Zusammengefasster Lagebericht - Übernahmerechtliche Angaben

Übernahmerechtliche Angaben

b.9 Angaben nach §315a Abs.1 hgb

Zu der nach §315a Abs.1 HGB geforderten Berichterstattung geben wir die folgende Übersicht:

§315a (1) 1

§315a (1) 2 §315a (1) 3

§315a (1) 4 §315a (1) 5

§315a (1) 6

§315a (1) 7

§315a (1) 8

§315a (1) 9

Zusammensetzung des gezeichneten Kapitals:Beschränkungen, die Stimmrechte oder die Übertragung von Aktien betreffen:

Direkte oder indirekte Beteiligungen am Kapital:Inhaber von Aktien mit Sonderrechten:Art der Stimmrechtskontrolle im Falle von Arbeitnehmerbeteiligungen:

Gesetzliche Vorschriften und Satzungs-bestimmungen über die Ernennung und Abberufung von Vorstandsmitgliedern und über Satzungsänderungen:Befugnisse des Vorstands zur Ausgabe und zum Rückkauf von Aktien:

Wesentliche Vereinbarungen, die unter der Bedingung eines Kontrollwechsels infolge eines Übernahmeangebots stehen:Entschädigungsvereinbarungen mit dem Vorstand und Arbeitnehmern im Fall eines Übernahmeangebots:

Das gezeichnete Kapital der Wacker Chemie AG besteht aus 52.152.600 nennwertlosen Stimmrechtsaktien. Es bestehen keine unterschiedlichen Aktiengattungen. Von der Gesamtanzahl der Aktien werden momentan 49.677.983 von außenstehenden Aktionären gehalten, während 2.474.617 im Bestand der Wacker Chemie AG sind. Diese eigenen Aktien stammen aus dem Rück-kauf von damaligen GmbH-Anteilen im August 2005. Von diesem Bestand dürfen 1.692.317 Stück vom Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats verwendet bzw. veräußert werden; der verbleibende Restbestand von 782.300 Stück darf nur nach Zustimmung des Aufsichtsrats und Beschluss der Hauptversammlung vom Vorstand veräußert bzw. verwendet werden.

Es bestehen keine Beschränkungen bezüglich der Stimmrechte oder der Übertragung von Aktien.

Am gezeichneten Kapital sind die Dr. Alexander Wacker Familien-gesellschaft mbH, München, die Blue Elephant Holding GmbH, Pöcking, sowie Herr Dr. Peter-Alexander Wacker, Bad Wiessee, dem die Stimmrechte der Blue Elephant Holding GmbH zuzurechnen sind, zu jeweils mehr als zehn Prozent beteiligt.

Sonderrechte von Aktionären, die Kontrollbefugnisse verleihen, bestehen nicht.

Sofern Arbeitnehmer am Kapital der Wacker Chemie AG beteiligt sind, üben sie die ihnen hieraus entstehenden Kontrollrechte unmittelbar aus.

Die Regelungen zur Ernennung und Abberufung von Vorstands-mitgliedern bei der Wacker Chemie AG ergeben sich aus §§84f. AktG. Die Satzung der Wacker Chemie AG enthält dies-bezüglich keine weitergehenden Regelungen. Die Anzahl der Vorstandsmitglieder wird gemäß §4 der Satzung durch den Aufsichtsrat bestimmt; dieser ernennt auch ein Vorstandsmitglied zum Vorsitzenden. Satzungsänderungen sind in den §§133, 179 AktG geregelt. Die Befugnis zu Änderungen der Satzung, die nur die Fassung betreffen, wurde gemäß §179 Abs.1 Satz 2 AktG an den Aufsichtsrat delegiert.

Der Vorstand der Wacker Chemie AG ist gemäß Hauptversamm-lungsbeschluss vom 04. August 2020 ermächtigt, innerhalb der gesetzlichen Regelung des §71 Abs.1 Nr.8 AktG eigene Aktien in Höhe von maximal zehn Prozent des Grundkapitals zu erwerben. Ein genehmigtes Kapital zur Ausgabe neuer Aktien existiert nicht. In mehreren Verträgen mit Joint-Venture-Partnern existieren Change-of-Control-Klauseln. Gegenstand dieser Klauseln sind mögliche Folgen aus Übernahmen eines der jeweiligen Joint-Venture-Partner. Diese Vereinbarungen entsprechen üblichen Standards für solche Joint-Venture-Verträge. Weiterhin bestehen Change-of-Control-Klauseln in mehreren Kreditverträgen. Auch hier handelt es sich um übliche Klauseln für diese Art von Verträgen. Entschädigungsvereinbarungen o.Ä. mit Arbeitnehmern bzw. Mitgliedern des Vorstands für den Fall eines Übernahmeangebots existieren nicht. Hierfür verweisen wir auf den Vergütungsbericht.

Wirtschaftsbericht

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 zur schwersten globalen Rezession seit fast 100 Jahren geführt. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (iwf) ist die Weltwirtschaft um 3,5 Prozent geschrumpft. Besonders stark ging die Wirtschaftsleistung in den Ländern der Eurozone zurück. In Italien lag das Bruttoinlandsprodukt (bip) laut den Konjunkturforschern etwa 9,2 Prozent unter dem Vorjahreswert, in Spanien um 11,1 Prozent. Trotz zum Teil umfangreicher staatlicher Hilfsmaßnahmen führte die Pandemie in vielen Ländern zu einem bedeutenden An- stieg von Arbeitslosigkeit und Armut. Auch in China, wo die Pandemie Anfang des Jahres ihren Ausgang nahm, brach die Wirtschaft zeitweise ein. Die Volksrepublik wies jedoch bereits im 2.Quartal 2020 wieder ein Wachstum aus.

b.10 Entwicklung Bruttoinlandsprodukt 2020 in %

Quellen: weltweit: IWF, Europa: OECD, Asien: ADB, China: Nationales Statistikamt, Indien: ADB, Japan: OECD, USA: IWF

Branchenspezifische Rahmenbedingungen

2,3

Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Branchen. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Chemie-, die Bau-, die Elektro- und Elektronik- sowie die Photovoltaikindustrie.

Pandemie trifft chemische Industrie

Auf Grund der Corona-Pandemie sind die Umsätze in der chemischen Industrie im 1. Halbjahr 2020 weltweit

zurückgegangen. Im Sommer setzte eine Erholung ein, die bis zum Jahresende anhielt. Die Nachfrage nach Chemi- kalien und Pharmazeutika stabilisierte sich. Der weltweite Branchenumsatz der chemischen Industrie (inkl. Pharma- zeutika) lag im Jahr 2019 nach Angaben des Verbandes der Chemischen Industrie (vci) bei 5,1 Bio. €, mehr als 50 Pro- zent davon kamen aus Asien. In den vergangenen Jahren haben sich die Wachstumszentren immer mehr in Richtung der aufstrebenden Schwellenländer verschoben. Investitio- nen finden verstärkt in Ländern mit geringen Energie- und Rohstoffkosten statt. Europa profitiert über den Außenhan- del von den Wachstumsmärkten. Dieser Trend setzte sich 2020 fort.

Für die chemische Industrie in Deutschland war 2020 ein schwieriges Jahr. Der Umsatz in Deutschlands drittgrößter Branche verringerte sich laut vci um sechs Prozent auf 186 Mrd. € (2019: 193 Mrd. €). Unter dem Corona-bedingten Auftragsrückgang litt das Auslandsgeschäft in nahezu allen Exportmärkten (-6,5 Prozent) ebenso wie der Umsatz im Inland (-5,5 Prozent). Die Produktion fiel um drei Prozent. Die Chemie alleine ohne die fast stabile Pharmabranche verbuchte ein Minus von vier Prozent.

Rückgang der Bauinvestitionen

Auch wenn andere Wirtschaftsbereiche deutlich stärker betroffen waren, hat sich die Corona-Pandemie 2020 auch auf die Bauwirtschaft negativ ausgewirkt. Projekte wurden verzögert, Investitionen verschoben. Laut einer Analyse des Marktforschungsinstituts b+l Marktdaten GmbH waren die Bauinvestitionen in fast allen Märkten rückläufig. Weltweit ging das Bauvolumen 2020 um -2,3 Prozent auf insgesamt 9,11 Bio. us-$ zurück. (2019: 9,32 Bio. us-$). Am stärksten fiel der Rückgang mit -6,4 Prozent in Südamerika aus. Aber auch in Westeuropa (-5,5 Prozent) lag das Bauvolumen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.

b.11 Wachstumsrate der Bauleistungen nach Regionen 2020 in %

Naher Osten/AfrikaAsienNordamerikaWesteuropaSüdamerika

-6,4

Quelle: B+L Marktdaten GmbH, Stand 11/2020

0,3

Markt für Elektrotechnik- und Elektronikindustrie im Minus

Das Volumen des weltweiten Elektrotechnik- und Elektronik- marktes ist im Jahr 2020 nach Schätzungen des Zentralver- bandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (zvei) um drei Prozent zurückgegangen und lag bei rund 4,37 Bio. € (2019: 4,51 Bio. €). Während die Folgen der Corona-Pandemie in den Industrieländern für einen Rückgang um rund sieben Prozent sorgten, fiel das Minus in den Schwellenländern mit einem Minus von einem Prozent vergleichsweise moderat aus.

Photovoltaik etabliert sich als tragende Säule der weltweiten Energieversorgung

Die globale Solarbranche ist im Jahr 2020 weitergewachsen. Nach Angaben verschiedener Marktstudien sowie eigener Marktuntersuchungen wurden weltweit ca. 140 Gigawatt (gw) neu installiert (2019: ca. 120 gw). Das sind rund 17 Pro- zent mehr als im Vorjahr. Zum Jahresende 2020 waren damit weltweit mehr als 700 gw Photovoltaikleistung installiert.

Rund die Hälfte der Neuinstallationen wurden 2020 in China, Japan und den usa getätigt. Trotz der negativen Auswir- kungen der Corona-Pandemie konnte damit ein Wachstum der globalen pv-Märkte im Vergleich zum Vorjahr erreicht werden. Neben Fördermaßnahmen haben insbesondere die stark gesunkenen Systemkosten erheblich zum weltweiten Ausbau der pv-Installationen beigetragen. Photovoltaik ist bereits heute wettbewerbsfähig mit der Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern. Nicht geförderter Solarstrom hat sich weiter verbilligt. In einzelnen Ausschrei- bungen in sonnenreichen Regionen lag sein Handelspreis bereits bei unter 15 us-$ pro Megawattstunde.

b.12 Neu installierte pv-Leistungen 2020 und 2019

Neu installierte PV-Leistungen

(MW)Wachstum 2020

2020

2019

%

Deutschland Spanien Übriges Europa USA

Japan China Indien Übrige Welt Gesamt

2.600

4.800

4.000 4.700

20 -45

13.000

13.000 0

19.000

13.300 43

8.200

7.500 9

48.200

30.100 60

3.500

7.300 -52

40.700

40.100 1

140.000

120.000

17

Quellen: Bundesnetzagentur, Solar Energy Industries Association (SEIA), China National Energy Agency, Ministry of New and Renewable Energy, Bridge to India, Marktstudien, eigene Marktuntersuchungen von WACKER

(Tabelle B.12 ungeprüft)

Trotz der global gestiegenen Neuinstallationen blieben die Marktbedingungen in der Photovoltaikindustrie her- ausfordernd. In den usa und Indien sorgen Strafzölle auf importierte Solarzellen und Module für höhere Preise und damit für ein gebremstes Wachstum. In China wurde trotz

schwieriger Rahmenbedingungen ein Wachstum im Ver- gleich zum Vorjahr erzielt. Der hohe Wettbewerbsdruck hält auf allen Wertschöpfungsstufen an.

b.13 Marktpreisentwicklung der für wacker wichtigsten Rohstoffe in Europa

2018

Siliciummetall (€/t)

Drei-Jahres-Hoch 2.210 €

2019

3.000

2.000

1.000

0

Ø 2.046 €Ø 1.702 €

Ethylen (€/t)

1.500

1.000

500

0

Drei-Jahres-Hoch 1.150 €

Ø1.100 €

Ø 1.007 €

Methanol (€/t)

600

400

200

0

Drei-Jahres-Hoch 379 €

Ø 334 €

Ø 238 €

Vinylacetatmonomer (€/t)

2.000

1.000

0

Drei-Jahres-Hoch 1.370 €

Ø 1.143 €

Ø jeweiliger Jahresdurchschnitt (Tabelle B.13 ungeprüft)

2020

Drei-Jahres-Tief 1.500 €

Ø 1.791 €

Drei-Jahres-Tief 620 €

Ø

797 €

Drei-Jahres-Tief 155 €

Ø215 €

Drei-Jahres-Tief 715 €

Ø 950 €

Ø 823 €

Rohstoffpreise niedriger als im Vorjahr

Die Rohstoffpreise waren 2020 insgesamt niedriger als im Vorjahr, wobei sich die Preisverläufe der einzelnen Mate- rialien unterschiedlich darstellten. Die Preisentwicklung war geprägt durch die teils abrupten Nachfrageverände- rungen infolge der Corona-Pandemie. Das hat sich auf die gesamten Wertschöpfungsketten ausgewirkt. Nachdem es zu Beginn des Jahres einen Preisanstieg gab, fielen die Preise für metallurgisches Silicium infolge verminderter Nachfrage insbesondere für Aluminiumanwendungen im 2. und 3.Quartal. Zum Jahresende kam es zu einer Erholung der Preise. Die Ethylenpreise in Europa wurden im Wesent- lichen durch den Hauptkostenfaktor Naphtha und damit durch die Entwicklung der Erdölpreise bestimmt. Die sehr gute Angebotssituation sowie die Bewegungen der Kohle- und Ölpreise, welche für die fundamentale Preisbildung von Methanol ausschlaggebend sind, führten zu stark sin-

kenden Methanolpreisen bis zur Jahresmitte. Im Anschluss

b.14 Marktpreisentwicklung der für wacker relevanten EnergieträgerBörsenstrompreis Deutschland (eex Frontjahr) (€/MWh)

Drei-Jahres-Hoch 53,9 €

60

40

20

0

CO2 (€/t)

stiegen die Preise dann stark an infolge höherer Vorpro- 40 duktkosten sowie einer geringeren Mengenverfügbarkeit.

Eine ähnliche Entwicklung war bei Vinylacetatmonomer zu 30

sehen. Getrieben durch eine schwächere Nachfrage infolge der Pandemie sowie durch niedrigere Preise der Vorpro- dukte sanken zunächst die Preise. Im 2. Halbjahr zogen sie dann wieder an.

Strom- und CO2-Preise sinken

Die Preise der für wacker wichtigsten Energieträger sanken infolge der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 temporär in erheblichem Umfang. Auf dem globalen Rohölmarkt fielen die Preise auf Grund des Nachfrageeinbruchs auf ein Drei- Jahres-Tief. Nach Reduzierungen der opec-Fördermengen und Lockerungen der pandemiebedingten Einschränkun- gen erholten sich die Preise im Jahresverlauf langsam, erreichten jedoch nicht ihr vorheriges Niveau. Die deut-schen Strompreise gaben unter dem Einfluss historisch niedriger Gas- und Kohlepreise, hoher Einspeisemengen erneuerbaren Stroms sowie einer geringeren Nachfrage von Seiten der Industrie zunächst weiter nach und stabi- lisierten sich im Jahresverlauf bei einem Preis von rund 40 €/MWh. Getrieben von stark steigenden Gas-, Kohle- und CO2-Preisen erreichten die Strompreise zum Jahres- ende ihren Jahreshöchstwert. Zusätzlich sind die Strom- preise in Deutschland mit Abgaben und Umlagen belastet. Dazu zählen unter anderem Netzentgelte, Stromsteuer und die eeg-Umlage.

Die Preise für CO2-Emissionszertifikate fielen auf Tages- basis im 1.Quartal auf rund 16 € pro Tonne. Die einsetzende Erholung ließ die Preise auf Tagesbasis zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren über 30 € pro Tonne steigen. In der zweiten Jahreshälfte stabilisierten sich die Preise zunächst im Bereich von 25 € pro Tonne, ehe sie im Dezember auf über 30 € pro Tonne stiegen. Dabei wies der Preisverlauf eine erhebliche Volatilität auf.

2018

2019

2020

Drei-Jahres-Tief 34,1 €

Ø 44,2 €

Ø48,1 €

Ø40,5 €

Drei-Jahres-Hoch 30,5 €

Drei-Jahres-Tief 20 8,3 €

10

0

Ø 15,8 €

Öl/Brent (€/bbl)

80

60

40

20

Drei-Jahres-Hoch 70,2 €

Ø60,6 €

0

Ø jeweiliger Jahresdurchschnitt (Tabelle B.14 ungeprüft)

Ø 24,8 €

Ø24,6 €

Ø 57,3 €

Drei-Jahres-Tief 24,5 €

Ø 37,8 €

Gesamtaussage des Vorstands zu den Rahmenbedingungen

Die wirtschaftspolitischen Risiken haben sich im Ge-schäftsjahr 2020 vor allem durch die Corona-Pandemie deutlich erhöht. Das hat die Entwicklung der Weltwirt- schaft maßgeblich beeinflusst. Mit Ausnahme von China verzeichnen alle großen Volkswirtschaften eine Abnahme ihrer Wirtschaftsleistung. Seit der Finanzkrise 2009 war der Rückgang der Weltwirtschaft nicht mehr so stark wie im abgelaufenen Jahr.

Das Chemiegeschäft von wacker hat sich unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen im Jahr 2020 ordent- lich entwickelt. Besonders im 2.Quartal 2020 verzeichnete wacker einen deutlichen Rückgang im Umsatz. Mit Beginn des 3.Quartals setzte eine Erholung des Geschäfts ein, die sich im 4.Quartal weiter fortsetzen konnte. Deutlich un- ter Vorjahr blieb der Umsatz im Geschäftsbereich wacker silicones. Der Geschäftsbereich wacker polymers blieb dagegen nur leicht unter dem Vorjahreswert. Der Ge- schäftsbereich wacker biosolutions verzeichnete einen leichten Umsatzanstieg. Das operative Ergebnis der Che- miebereiche blieb leicht unter dem Vorjahr. Der wesent- liche Grund dafür sind niedrigere Durchschnittspreise für Standardprodukte in unserem Silicongeschäft. Das hat das ebitda von wacker silicones vermindert. wacker polymers und wacker biosolutions konnten beim ebitda zulegen. Das Polysiliciumgeschäft ist im Umsatz durch höhere Absatzmengen leicht gewachsen. Das Ergebnis von wacker polysilicon liegt auf Grund einer im Jahr 2019 verbuchten Sonderzahlung aus Versicherungsleistungen deutlich unter Vorjahr. Auf vergleichbarer Basis hat sich das operative Ergebnis aber deutlich verbessert.

In den drei großen Regionen Europa, Asien und Amerika sind die Umsätze auf Grund der Corona-Pandemie zurück- gegangen. In Europa und Asien blieb der Umsatz im mitt-leren einstelligen Prozentbereich unter Vorjahr, in Amerika im hohen einstelligen Prozentbereich.

Für den Geschäftsverlauf wesentliche Ereignisse

Akquisitionen / Beteiligungen wacker hat im Geschäftsjahr 2020 keine Unternehmen er-worben und hat sich auch nicht an Unternehmen beteiligt.

Desinvestitionen wacker hat im Geschäftsjahr 2020 eine Vereinbarung mit GlobalWafers Co. Ltd., Taiwan, getroffen, seine Anteile in Höhe von 30,83 Prozent an der Siltronic ag abzugeben, vorausgesetzt die verschiedenen fusionskontrollrechtlichen und außerwirtschaftlichen Freigaben werden erteilt.

Investitionen

Die Investitionen sind im Vergleich zum Vorjahr wie geplant geringer. Sie beliefen sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 224,4 Mio. € (2019: 379,5 Mio. €).

Im Mittelpunkt der Investitionstätigkeit von wacker stan- den mehrere Projekte in verschiedenen Ländern für unse- re drei Chemiebereiche. In Ulsan, Südkorea, ist ein neuer Dispersionsreaktor fertiggestellt worden. In Nanjing, China, erweitern wir unsere Produktionskapazitäten um einen neu- en Reaktor für Dispersionen und einen Sprühtrockner für Dispersionspulver. In Amsterdam haben wir in den Aufbau der Impfstoffproduktion gegen das Coronavirus investiert sowie in Anlagen zur Produktion von Biopharmazeutika. Daneben hat wacker in eine Reihe kleiner und mittelgroßer Projekte für Zwischen- und Endprodukte investiert sowie in Infrastrukturmaßnahmen an unseren vollintegrierten Ver-bundstandorten in Burghausen und Nünchritz.

Vergleich des tatsächlichen mit dem prognostizierten Geschäftsverlauf

wacker hat seine im Geschäftsbericht 2019 ausgegebe- nen Ziele für 2020 im Laufe des Jahres den Auswirkungen der Corona-Pandemie angepasst. Ausschlaggebend dafür war der vor allem im 2.Quartal massive Einbruch der Welt- wirtschaft. Bereits bei der Vorlage des Geschäftsberichts 2019 Mitte März hatte das Unternehmen wegen der nicht verlässlich abzuschätzenden Folgen der Pandemie für die Ertrags- und Finanzlage seine Jahresprognose unter Vor- behalt gestellt.

Verzicht auf Prognose nach Abschluss des 1.Quartals wacker hat Anfang des Jahres 2020 prognostiziert, sei- nen Umsatz um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz zu steigern. Die ebitda-Marge sollte leicht unter Vorjahr liegen, das ebitda um rund 20 Prozent unter dem Vorjah- reswert. Der roce sollte positiv sein und deutlich über Vor- jahr liegen. Der Netto-Cashflow wurde deutlich positiv und deutlich über Vorjahr erwartet. Die Investitionen sollten bei rund 350 Mio. € und die Abschreibungen bei rund 425 Mio. € liegen. Die Nettofinanzschulden wurden deutlich niedriger als im Vorjahr erwartet.

Mit der Veröffentlichung der Zwischenmitteilung zum 1.Quartal im April 2020 hat wacker davon Abstand genom- men, eine Jahresprognose zu geben. Zu diesem Zeitpunkt war nicht verlässlich abzusehen, wie lange und wie stark die weltweit getroffenen staatlichen Maßnahmen zur Ein- dämmung von Infektionen das Geschäft des Unternehmens beeinträchtigen werden.

Mit der Vorlage des Zwischenberichts zum 2.Quartal hat wacker erneut auf einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr 2020 verzichtet, da die Auswirkungen des welt- weiten Infektionsgeschehens auf das Geschäft des Unter- nehmens weiterhin nicht hinreichend genau zu beziffern waren. wacker hat jedoch deutlich gemacht, dass infolge der Pandemie sowohl der Umsatz als auch das ebitda und die ebitda-Marge des Geschäftsjahres 2020 unter dem Niveau des Vorjahres erwartet werden. Der Netto-Cashflow sollte über dem Vorjahreswert liegen.

In seiner Zwischenmitteilung zum 3.Quartal hat wacker seine Erwartungen für den Umsatz, das ebitda und die ebitda-Marge beibehalten. Der Netto-Cashflow sollte nun deutlich über dem Wert des Vorjahres liegen.

wacker schließt das Geschäftsjahr 2020 im Rahmen seiner Erwartungen ab wacker hat 2020 einen Umsatz von 4,69 Mrd.€ (2019: 4,93 Mrd. €) erzielt und blieb damit um 4,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Wegen der Auswirkungen der Coro- na-Pandemie ging der Umsatz im 2.Quartal 2020 stark zu-rück. Im 3. und 4.Quartal hat wacker diesen Einbruch vor allem dank der robusten Nachfrage aus der Bauindustrie sowie bei Polysilicium teilweise wieder aufgeholt, konnte ihn aber nicht vollständig ausgleichen. Neben den im Jah- resvergleich insgesamt etwas niedrigeren Absatzmengen haben auch Preisveränderungen und Währungseffekte die Umsatzentwicklung gebremst.

b.16 Vergleich tatsächlicher mit prognostiziertem Geschäftsverlauf

Wichtige finanzielle

Ergebnis

Prognose

Steuerungskennzahlen

2019

März 2020

EBITDA-Marge (%)

15,9

leicht unter Vorjahr

rund 20 Prozent

EBITDA (Mio.€)

783,4

unter Vorjahr

deutlich positiv,

ROCE (%)

-11,3

deutlich über Vorjahr

deutlich positiv,

Netto-Cashflow (Mio. €)

184,4

deutlich über Vorjahr

Ergänzende finanzielle

Steuerungskennzahlen

niedriger einstelliger

Umsatz (Mio.€)

4.927,6

Prozentsatz höher

Investitionen (Mio. €)

379,5

rund 350

deutlich niedriger

Nettofinanzschulden (Mio.€)

713,7

als im Vorjahr

Abschreibungen (Mio.€)

1.319,7

rund 425

Das ebitda blieb mit 666,3 Mio. € (2019: 783,4 Mio. €) um 14,9 Prozent unter Vorjahr. Entsprechend ist auch die ebitda- Marge niedriger als im Vorjahr. Maßgeblich für den Rückgang des ebitda ist der Sonderertrag des Vorjahres aus Versiche- rungsleistungen in Höhe von 112,5 Mio.€. Bereinigt um die- sen Betrag ist das ebitda im Jahresvergleich um 0,7 Prozent zurückgegangen.

Der Netto-Cashflow ist mit 697,7 Mio.€ (2019: 184,4 Mio.€) deutlich über Vorjahr. Ursächlich für diesen starken Anstieg sind unter anderem deutliche Reduzierungen im Umlauf- vermögen und deutlich geringere Investitionen. Der roce ist mit 5,6 Prozent deutlich positiv und deutlich über dem Niveau des Vorjahres.

Im Geschäftsjahr 2020 beliefen sich die Investitionen auf 224,4 Mio.€. Sie lagen damit deutlich unter dem Wert des Vorjahres von 379,5 Mio. €.

Die Nettofinanzschulden lagen zum Jahresende bei 67,5 Mio. € (2019: 713,7 Mio. €) und waren damit deutlich nied- riger als im Vorjahr.

b.15 Aufwand Kostenarten

% vom Umsatz

Personalkosten Rohstoffkosten Energiekosten Abschreibungen

2020 2019

28,4 25,6

28,1 30,0

7,7 8,1

8,6 26,8

Prognose April 2020

Prognose Juli 2020

- - - -

-

<300

unter dem Niveau des Vorjahres unter dem Niveau des Vorjahres

-

über Vorjahrunter dem Niveau des Vorjahres

<250

PrognoseErgebnisOktober 2020 2020

unter dem Niveaudes Vorjahres 14,2

unter dem Niveau

des Vorjahres 666,3

- 5,6

deutlich über Vorjahr 697,7

unter dem Niveaudes Vorjahres 4.692,2

<250 224,4

- - - 67,5

- - - 403,5

Ertragslage

Konzernumsatz liegt mit 4,69 Mrd.€ fünf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres von 4,93 Mrd.€

Der wacker-Konzern blieb im Geschäftsjahr 2020 beim Umsatz unter dem Niveau des Vorjahres. Insbesondere in den Monaten April bis Juni ging der Umsatz auf Grund der Corona-Pandemie deutlich zurück. Niedrigere Preise und Absatzmengen, vor allem im Geschäftsbereich wacker silicones, sind der wesentliche Grund dafür. Ausgewirkt haben sich aber auch Produktmixeffekte sowie Wechsel- kursveränderungen durch den im Jahresvergleich schwä-cheren us-Dollar. Im Geschäftsbereich wacker polymers sank der Umsatz nur leicht und der Geschäftsbereich wacker biosolutions verzeichnete einen leichten Umsatz- anstieg. Der Geschäftsbereich wacker silicones erziel- te einen Jahresumsatz von 2,24 Mrd. € (2019: 2,45 Mrd. €) und blieb damit auf Grund geringerer Absatzmengen und Preise für Standardprodukte um neun Prozent unter dem Wert des Vorjahres. wacker polymers erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 1,30 Mrd.€ (2019: 1,32 Mrd.€). Das ist ein leichtes Minus von einem Prozent. Der Umsatz von wacker biosolutions erhöhte sich leicht um ein Prozent auf 246,1 Mio.€ (2019: 243,0 Mio.€). Der Umsatz im Ge-schäftsbereich wacker polysilicon stieg insbesondere auf Grund höherer Absatzmengen im zweiten Halbjahr um zwei Prozent auf 792,2 Mio.€ (2019: 780,0 Mio.€).

» Wir verweisen für weitere Informationen zu den Geschäftsbereichen auf den Segmentbericht Seite 68.

b.17 Umsatzentwicklung im Jahresvergleich in Mio. €

Einen wesentlichen Teil des Konzernumsatzes erzielte wacker im Ausland. Der Auslandsumsatz belief sich auf 3,91 Mrd. € (2019: 4,13 Mrd. €). Bezogen auf den Gesamtum-satz sind das 83 Prozent.

» Wir verweisen für weitere Informationen auf den Regionenbericht Seite 70.

Konzern-ebitda liegt bei 666,3 Mio.€, ebitda-Marge beträgt 14,2 Prozent

Das operative Ergebnis (ebitda) des Konzerns ist im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gesunken. Es beläuft sich auf 666,3 Mio. € (2019: 783,4 Mio. €). Die ebitda-Marge liegt mit 14,2 Prozent unter dem Vorjahr (2019: 15,9 Prozent).

Im ebitda des Vorjahres ist eine verbuchte Sonderzah-lung aus Versicherungsleistungen für den Schadensfall am us-Standort Charleston im Jahr 2017 enthalten. Die- se Sonderzahlung in Höhe von 112,5 Mio.€ hat wacker in den Herstellungskosten ausgewiesen. Bereinigt um diesen Betrag beläuft sich das ebitda des Geschäftsjahres 2020 auf 670,9 Mio. €. Auf vergleichbarer Basis ist das ebitda um ein Prozent gesunken. Trotz des deutlichen Umsatzrück- gangs auf Grund der Corona-Pandemie im 2.Quartal konnte wacker durch Einsparungen bei den laufenden Sachkosten und durch geringere Rohstoffkosten die Herstellungskosten und Funktionskosten reduzieren. Das hat das ebitda positiv beeinflusst. Bestandteil des Effizienzprogramms ist auch ein Personalabbau. wacker hat für freiwillige Abfindungen an Mitarbeiter 48,0 Mio.€ im 4.Quartal zurückgestellt. Die Kosten dafür haben das ebitda belastet.

Positiv auf das ebitda hat sich das Equity-Ergebnis des Konzerns ausgewirkt. Es beläuft sich auf 34,9 Mio.€ (2019: 54,3 Mio. €). Das Ergebnis der Siltronic trägt in Höhe von 32,7 Mio.€ (2019: 51,4 Mio.€) zum Equity-Ergebnis bei.

» Wir verweisen für weitere Informationen zu den Geschäftsbereichen auf den Segmentbericht Seite 68.

Konzernumsatz

Absatzmengen-

Preiseffekte

Währungseffekte

Konzernumsatz

Gesamtjahr 2019

und Produktmixeffekte

Gesamtjahr 2020

4.928

4.692

-38

-150

-48

b.18 Überleitung ebitda auf ebit

Mio. €

EBITDA

Abschreibungen / Zuschreibungen auf Anlagevermögen

EBIT

ebit liegt bei 262,8 Mio. €

2020

2019

Veränderung in %

666,3

783,4

-14,9

- 403,5 262,8

-1.319,7 -536,3

- 69,4 n. a.

Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (ebit) summierte sich im Geschäftsjahr auf 262,8 Mio.€ (2019: -536,3 Mio.€). Das entspricht einer ebit-Marge von 5,6 Pro- zent (2019: -10,9 Prozent). Das negative ebit im Vorjahr ist zurückzuführen auf eine Wertberichtigung auf das Anlage- vermögen des Geschäftsbereichs wacker polysilicon in Höhe von 760,0 Mio. € auf Grund der niedrigen Preise für Polysilicium. Im Geschäftsjahr 2020 beliefen sich die Ab- schreibungen auf 403,5 Mio. € (2019: 1,32 Mrd. €).

b.19 Überleitung ebit auf Periodenergebnis

Mio. €

EBIT

Finanzergebnis

Ergebnis vor Ertragsteuern

Ertragsteuern

Jahresergebnis

davon auf Aktionäre der Wacker Chemie AG entfallend

auf andere Gesell-schafter entfallend

Ergebnis je Aktie in € (unverwässert / verwässert)

Durchschnittliche Anzahl der ausgegebenen Aktien (gewichtet)

2020

2019

262,8 - 44,9

-536,3 -54,9

217,9 -15,6

-591,2 -38,4

  • 202,3 - 629,6

  • 189,2 - 642,6

    13,1

    13,0

  • 3,81 -12,94

Veränderung in %

n. a. -18,2

n. a. -59,4 n. a.

n. a.

0,8

n. a.

49.677.983

49.677.983

-

Herstellungskosten rückläufig im Vergleich zum Vorjahr Das Bruttoergebnis vom Umsatz ist mit 869,9 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr (2019: 803,2 Mio. €) um acht Pro- zent gestiegen. Die Herstellungskosten belaufen sich auf 3,82 Mrd.€ (2019: 4,12 Mrd.€). Die Bruttoumsatzmarge be- trug 18,5 Prozent (2019: 16,3 Prozent). wacker konnte die Herstellungskosten durch Effizienzmaßnahmen reduzie- ren. Auch geringere Rohstoff- und Energiekosten haben die Herstellungskosten verbessert. Die im September 2019

verbuchte Versicherungsleistung in Höhe von 112,5 Mio.€ aus dem Schadensfall am us-Standort Charleston ist in den Herstellungskosten des Vorjahres ausgewiesen. Be- standsabwertungen erhöhten die Herstellungskosten um 22,5 Mio.€ (2019: 46,3 Mio.€). Die Herstellungskostenquote des Konzerns ist von 84 Prozent auf 81 Prozent gesunken.

Funktionskosten deutlich rückläufig

Die übrigen Funktionskosten (Vertrieb, Forschung und Entwicklung sowie allgemeine Verwaltungskosten) sind im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zurückgegangen. Sie sanken auf 586,7 Mio.€ (2019: 633,4 Mio.€). Zurückzufüh- ren ist dieser Rückgang vor allem auf geringere Sach- und Reisekosten sowie Effizienzmaßnahmen in allen Bereichen.

Sonstige betriebliche Erträge und Aufwendungen

Der Saldo der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwen- dungen belief sich im Geschäftsjahr 2020 auf -57,4 Mio.€

(2019: -760,4 Mio. €). Der sonstige betriebliche Aufwand ent- hält 48,9 Mio.€ Aufwendungen für Abfindungsleistungen, die im Rahmen eines Freiwilligenprogramms im Wesentli- chen im Jahr 2021 ausgezahlt werden. Im Vorjahr enthielt der sonstige betriebliche Aufwand eine Wertminderung auf das Anlagevermögen des Geschäftsbereichs wacker polysilicon in Höhe von 760 Mio. €. Verluste aus dem Wäh- rungsergebnis belasteten das sonstige betriebliche Ergeb- nis mit -7,8 Mio. € (2019: -12,7 Mio. €).

Beteiligungsergebnis

Das Equity-Ergebnis ging auf Grund des niedrigeren Ergeb- nisses der Siltronic ag zurück. Es belief sich auf 34,9 Mio. € (2019: 54,3 Mio.€). Siltronic steuerte ein Ergebnis in Höhe von 32,7 Mio. € (2019: 51,4 Mio. €) bei.

Finanz- und Zinsergebnis

Das Finanzergebnis des wacker-Konzerns verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr. Es belief sich auf -44,9 Mio. € (2019: -54,9 Mio. €). Zinserträge von 8,1 Mio. € (2019: 10,6 Mio. €) standen Zinsaufwendungen in Höhe von 22,0 Mio.€ (2019: 20,3 Mio. €) gegenüber. Das Zinsergebnis belief sich somit auf -13,9 Mio. € (2019: -9,7 Mio. €). wacker hat in 2020 weitere Finanzschulden aufgenommen, um die Liquiditätsbasis zu stärken.

Das übrige Finanzergebnis belief sich auf -31,0 Mio. € (2019: -45,2 Mio. €). Neben geringeren Zinseffekten aus Pensions- und anderen Rückstellungen sind hier Kurseffekte und Kos- ten der derivativen Finanzinstrumente enthalten, die zur Sicherung von Konzernfinanzierungen eingesetzt werden.

Ertragsteuern

Der Konzern weist für das Jahr 2020 einen Steueraufwand von 15,6 Mio. € (2019: 38,4 Mio. €) aus. Die Steuerquote des Konzerns beträgt 7,1 Prozent (2019: 22,7 Prozent bereinigt um den Wertminderungsaufwand von 760 Mio.€). Das bereits nach Steuern ausgewiesene Equity-Ergebnis der Siltronic ag, das Bestandteil des Vorsteuerergebnisses ist, mindert die Steuerquote ebenso wie steuerfreie Erträge und periodenfremde Steuern.

Konzernergebnis

Das Konzernergebnis beträgt auf Grund der genannten Effekte 202,3 Mio.€. Im Vorjahr hat wacker einen Jahres- fehlbetrag in Höhe von -629,6 Mio.€ ausgewiesen.

Kapitalrendite (roce)

Die Kapitalrendite (roce) setzt das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (ebit) in Bezug zum für die Geschäftstätigkeit notwendigen Kapital (Capital Employed). Das Equity-Ergeb- nis der Siltronic sowie der entsprechende Equity-Buchwert fließen nicht in die Berechnung des roce ein.

Die Kapitalrendite (roce) belief sich im Berichtsjahr auf 5,6 Prozent (2019: -11,3 Prozent). Ursächlich für den An- stieg ist das deutlich bessere ebit. Die Mittelbindung ist auf Grund eines verbesserten Working Capital zurückge- gangen. Das Capital Employed sank im Geschäftsjahr von 5.183,5 Mio. € auf 4.111,4 Mio. €.

Segmentberichterstattung wacker silicones

Der Umsatz im Geschäftsbereich wacker silicones ist im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen. Er belief sich auf 2,24 Mrd. € (2019: 2,45 Mrd. €). Das sind im Vergleich 8,5 Pro- zent weniger als im Vorjahr. Dafür verantwortlich sind nied- rigere Preise bei Standardsiliconen sowie rückläufige Men- gen und negative Währungseffekte. Regional betrachtet ist der Umsatz von wacker silicones in Amerika, Asien und Europa zurückgegangen.

Das ebitda ist gegenüber dem Vorjahr ebenfalls gesunken.

Es verringerte sich um 19,0 Prozent auf 387,8 Mio.€ (2019: 478,5 Mio.€). Dafür verantwortlich sind deutlich niedrigere Mengen und Preise für Standardsilicone und rückläufige Mengen. Die ebitda-Marge belief sich auf 17,3 Prozent (2019: 19,5 Prozent).

Die Investitionen sind gegenüber dem Vorjahr um 49,9 Prozent gesunken. Sie beliefen sich auf 96,9 Mio. € (2019: 193,6 Mio.€). Die Mittel gingen in neue Anlagen vor- wiegend an den deutschen Standorten. Zum 31.Dezem- ber 2020 waren im Geschäftsbereich 5.076 Mitarbeiter be- schäftigt (31.Dezember 2019: 5.267).

b.20 Segmentdaten wacker silicones

Mio. €

2020

2019

2018

2017

2016

Gesamtumsatz

2.244,0

2.453,0

2.499,6

2.200,2

2.001,1

EBITDA

387,8

478,5

616,6

444,9

361,2

EBITDA-

Marge (%)

17,3

19,5

24,7

20,2

18,1

EBIT

276,8

375,3

536,7

362,2

280,8

Investitionen

96,9

193,6

222,7

142,8

88,6

Forschungs-

aufwand

60,2

65,0

60,9

58,6

53,7

Mitarbeiter

(Anzahl, 31.12.)

5.076

5.267

5.114

4.737

4.566

wacker polymers

Der Umsatz im Geschäftsbereich wacker polymers ist im Jahr 2020 leicht um 1,3 Prozent gesunken. Er belief sich auf 1,30 Mrd. € (2019: 1,32 Mrd. €). Niedrigere Preise und negative Währungseffekte haben das Umsatzwachstum gebremst.

Während im Geschäft mit Dispersionspulver mehr Mengen abgesetzt wurden, gingen die Absatzmengen bei Disper- sionen zurück.

Die Umsätze von wacker polymers in Europa und Asien bewegten sich auf dem Niveau des Vorjahres, in Amerika ging der Umsatz zurück. Gut entwickelt hat sich im Jahr 2020 das Geschäft mit Polymeranwendungen für die Bauindustrie.

Die Investitionen sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Sie beliefen sich auf 19,9 Mio. € (2019: 13,2 Mio. €). Das sind 50,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Schwerpunkt der Inves- titionen war der neue Produktionsstandort zur Herstellung von Biopharmazeutika in Amsterdam.

Das ebitda lag mit 270,5 Mio. € (2019: 194,2 Mio. €) 39,3 Prozent über dem Vorjahr. Hier haben sich Verbesserungen bei den Herstellungskosten sowie im Vergleich zum Vorjahr niedri- gere Rohstoffpreise positiv ausgewirkt. Die ebitda-Marge belief sich auf 20,8 Prozent (2019: 14,8 Prozent).

Die Investitionen sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Sie betrugen 35,6 Mio. € (2019: 62,4 Mio. €).

Die Investitionen flossen im Wesentlichen in den Ausbau der Kapazitäten in Nanjing, China und nach Deutschland.

Die Zahl der Mitarbeiter ist zum 31. Dezember 2020 auf 1.540 gesunken (31.Dezember 2019: 1.630).

b.21 Segmentdaten wacker polymers

Mio. €

2020

2019

2018

2017

2016

Gesamtumsatz

1.298,5

1.315,1

1.282,2

1.245,1

1.194,8

EBITDA

270,5

194,2

147,7

205,6

261,0

EBITDA-

Marge (%)

20,8

14,8

11,5

16,5

21,8

EBIT

229,3

153,7

108,0

168,1

223,7

Investitionen

35,6

62,4

71,0

48,1

37,5

Forschungs-

aufwand

32,2

33,9

30,0

29,3

30,3

Mitarbeiter

(Anzahl, 31.12.)

1.540

1.630

1.600

1.539

1.484

wacker biosolutions

Der Geschäftsbereich wacker biosolutions konnte im Geschäftsjahr 2020 seinen Umsatz um 1,3 Prozent auf 246,1 Mio. € (2019: 243,0 Mio. €) steigern. Maßgeblich für den Anstieg waren höhere Absatzmengen im Geschäft mit biopharmazeutischen Produkten und bei Cyclodextrinen.

Niedrigere Absatzmengen bei einigen Produkten haben den Umsatzanstieg gebremst. Regional betrachtet hat sich der Umsatz in Europa sehr positiv entwickelt, in Amerika und in Asien kam es zu Umsatzrückgängen.

Das ebitda liegt mit 38,1 Mio. € (2019: 31,1 Mio. €) deutlich über dem Vorjahr. Dafür verantwortlich sind das Mengenwachs- tum und eine bessere Kostenstruktur. Die ebitda-Marge belief sich auf 15,5 Prozent (2019: 12,8 Prozent).

Die Zahl der Mitarbeiter hat sich zum 31. Dezember 2020 auf 764 erhöht (31.Dezember 2019: 754).

b.22 Segmentdaten wacker biosolutions

Mio. €

Gesamtumsatz EBITDA

EBITDA-Marge (%)

EBIT Investitionen

Forschungs-aufwand

Mitarbeiter (Anzahl, 31.12.)

2020

2019

246,1 38,1 15,5 21,6 19,9 5,7 764

243,0 31,1 12,8 14,0 13,2 6,4 754

wacker polysilicon

2018

2017 2016

227,0 23,5 10,4 9,8 17,9 6,3 709

205,9 206,4 37,5 37,0 18,2 17,9 26,1 25,7 15,7 9,1 6,0 6,2 533 510

Der Umsatz im Geschäftsbereich wacker polysilicon hat sich im Geschäftsjahr 2020 leicht erhöht. Er belief sich auf 792,2 Mio.€ (2019: 780,0 Mio.€). Das ist ein Anstieg von 1,6 Prozent. Die wesentlichen Gründe dafür sind höhere Absatzmengen sowie ein besserer Produktmix. Asien war auch im Jahr 2020 die wichtigste Absatzregion für die Pro-dukte des Geschäftsbereichs.

Das ebitda von wacker polysilicon summierte sich auf 4,7 Mio. € (2019: 56,9 Mio. €). Das sind 91,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Bereinigt um den Sonderertrag des Vorjah-res aus Versicherungsleistungen aus dem Schadensfall in Charleston in Höhe von 112,5 Mio.€ hat der Geschäftsbe- reich sein ebitda allerdings um 60,3 Mio. € erhöht. Vor allem weitere Verbesserungen bei den Herstellkosten haben sich hier positiv bemerkbar gemacht. Die ebitda-Marge belief sich auf 0,6 Prozent (2019: 7,3 Prozent).

Die Investitionen von wacker polysilicon haben sich er- neut verringert auf 24,9 Mio.€ (2019: 35,3 Mio.€). Die Zahl der Beschäftigten ist auf 2.180 zurückgegangen (31.Dezem- ber 2019: 2.333).

b.23 Segmentdaten wacker polysilicon

Regionenbericht

Mio. €

2020

2019

2018

2017

2016

Gesamtumsatz

792,2

780,0

823,5

1.124,0

1.095,5

EBITDA

4,7

56,9

72,4

290,4

285,9

EBITDA-

Marge (%)

0,6

7,3

8,8

25,8

26,1

EBIT

-147,8

-1.012,9

-257,3

- 87,6

-117,1

Investitionen

24,9

35,3

62,2

57,6

130,0

Forschungs-

aufwand

21,3

30,0

32,8

22,6

18,3

Mitarbeiter

(Anzahl, 31.12.)

2.180

2.333

2.549

2.538

2.490

Sonstiges

Das operative Geschäft von wacker ist stark vom Ausland geprägt. Von den 4,69 Mrd.€ (2019: 4,93 Mrd.€) erwirtschaf- teten wir 83,3 Prozent (2019: 83,8 Prozent) im Ausland. Der Umsatzanteil in Deutschland lag bei 16,7 Prozent.

Region Asien mit Umsatzrückgang

Im Geschäftsjahr 2020 ist der Umsatz in der Region Asien zurückgegangen. Er sank um 4,3 Prozent auf 1,69 Mrd. € (2019: 1,76 Mrd.€). Der Umsatz in Greater China bewegte sich mit 1,02 Mrd. € (2019: 1,05 Mrd. €) leicht unter dem Niveau des Vorjahres. In Südostasien verzeichnete wacker einen deutlichen Rückgang. Der Anteil der Region Asien am Ge- samtumsatz des wacker-Konzerns betrug 36,0 Prozent (2019: 35,8 Prozent).

Der unter "Sonstiges" ausgewiesene Umsatz belief sich im Geschäftsjahr 2020 auf 128,0 Mio.€ (2019: 157,6 Mio.€). Das sind 18,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

b.24 Umsatzanteile der Geschäftsbereiche vom Umsatz mit Dritten

in %

2,8

Sonstiges

5,2wacker biosolutions

16,9wacker polysilicon

27,3wacker polymers

47,8 wacker silicones

Das ebitda aus "Sonstiges" betrug im abgelaufenen Geschäfts- jahr -35,3 Mio.€ (2019: 22,4 Mio.€). Der Rückgang ist auf das niedrigere Equity-Ergebnis der Siltronic zurückzuführen und auf Einmalaufwendungen aus dem Programm "Zukunft gestalten".

Das ebit aus "Sonstiges" lag bei -117,6 Mio. € (2019: -66,7 Mio. €).

Zum 31. Dezember 2020 waren im Segment "Sonstiges" 4.723 Mitarbeiter beschäftigt (31.Dezember 2019: 4.674). wacker erfasst in diesem Segment unter anderem die Werkleitungen und die Mitarbeiter der Infrastruktur-einheiten seiner Standorte Burghausen und Nünchritz sowie Zentralfunktionen.

Geschäft in Europa ebenfalls schwächer

In Europa hat sich das Geschäft von wacker abge- schwächt. Der Umsatz verringerte sich um 3,8 Prozent auf 1,93 Mrd. € (2019: 2,00 Mrd. €). Der Anteil am Konzernumsatz lag bei 41,1 Prozent (2019: 40,7 Prozent).

b.25 Außenumsatz am Sitz des Kunden

Mio. €

Europa Amerika Asien Sonstige Regionen Gesamtumsatz

2020

2019

2018

1.927,2 832,9 1.687,7 244,4 4.692,2

2.004,0 919,5 1.763,8 240,3 4.927,6

2.096,7 878,2 1.756,9

247,0 4.978,8

Region Amerika verzeichnet deutlichen Umsatzrückgang

2017

2016

1.970,4 1.850,9

838,7 825,6

1.886,2 1.751,6

228,9 206,1

4.924,2

4.634,2

Der Umsatz in der Region Amerika ist um 9,4 Prozent auf 832,9 Mio. € (2019: 919,5 Mio. €) gesunken. Der Anteil der Region Amerika am Konzernumsatz belief sich auf 17,8 Pro- zent (2019: 18,7 Prozent).

b.26 Außenumsatz am Sitz der Gesellschaft

Mio. €

2020

2019

2018

2017

2016

Europa

3.798,2

3.977,5

4.018,3

4.029,5

3.825,2

Amerika

1.134,6

1.249,7

1.106,1

1.167,7

1.116,2

Asien

918,2

980,5

979,5

859,5

731,2

Sonstige

Regionen

11,2

13,1

13,0

12,1

10,4

Konsolidierung

-1.170,0

-1.293,2

-1.138,1

-1.144,6

-1.048,8

Gesamtumsatz

4.692,2

4.927,6

4.978,8

4.924,2

4.634,2

Zusammengefasster Lagebericht - Ertragslage - Vermögenslage

Sonstige Regionen

In den sonstigen Regionen der Welt ist der Umsatz leicht gestiegen. Er erhöhte sich um 1,7 Prozent auf 244,4 Mio. € (2019: 240,3 Mio. €).

Vermögenslage

Die Bilanzsumme des wacker-Konzerns hat sich im Ver- gleich zum 31. Dezember 2019 um sieben Prozent erhöht. Sie stieg um 459,5 Mio. € und belief sich zum 31. Dezember 2020 auf 6,95 Mrd. € (31. Dezember 2019: 6,49 Mrd. €). Die größten Veränderungen betreffen die Liquidität. wacker weist zum 31. Dezember 2020 auf Grund des hohen Mittelzuflusses aus dem operativen Geschäft sowie zusätzlicher Kreditaufnah- men liquide Mittel in Höhe von 1,34 Mrd.€ aus. wacker hat im Dezember 2020 ein Angebot von GlobalWafers Co. Ltd.,

Taiwan, angenommen, seine Siltronic-Anteile an GlobalWa- fers Co. Ltd. im Rahmen eines Übernahmeangebots abzu- geben, falls dieses erfolgreich ist. Aus diesem Grund haben wir die at-Equity-Beteiligung in den Posten zur Veräußerung gehaltener Vermögenswerte umgegliedert. Auf der Passiv- seite erhöhten sich die Pensionsrückstellungen auf Grund der niedrigen Diskontierungszinssätze. Dies führt zu einem deutlichen Rückgang des Eigenkapitals.

b.27 Vermögens- und Kapitalstruktur

b.28 Bilanzentwicklung Aktiva

Mio. €

2020

2019

Immaterielle Vermögenswerte, Sach-

anlagen, als Finanzinvestition gehaltene

Immobilien und Nutzungsrechte

2.527,8

2.801,8

At equity bewertete Beteiligungen

49,1

640,4

Sonstige langfristige Vermögenswerte

794,6

700,8

Langfristige Vermögenswerte

3.371,5

4.143,0

Vorräte

879,5

979,8

Forderungen aus Lieferungen und

Leistungen

627,0

631,5

Sonstige kurzfristige Vermögenswerte

2.072,5

736,7

Kurzfristige Vermögenswerte

3.579,0

2.348,0

Summe Aktiva

6.950,5

6.491,0

Anlagevermögen sinkt auf Grund der Umgliederung der Siltronic-Anteile

Das Anlagevermögen einschließlich der at-Equity- Beteiligungen hat sich im Vergleich zum Ende des letzten Geschäftsjahres um 865,0 Mio.€ auf 2,58 Mrd.€ verringert (31. Dezember 2019: 3,44 Mrd. €). Das Sachanlagevermögen sank dabei auf 2,39 Mrd.€ (31.Dezember 2019: 2,64 Mrd.€) auf Grund planmäßiger Abschreibungen. Die laufenden Ab- schreibungen beliefen sich auf 403,5 Mio.€. Die Investitio- nen sind im Geschäftsjahr auf 224,4 Mio.€ (2019: 379,5 Mio.€) zurückgegangen. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf die Geschäftsbereiche wacker silicones und wacker polymers sowie auf Infrastrukturmaßnahmen. wacker hat auf die wirtschaftlichen Risiken, die mit der Corona-Pan- demie verbunden sind, flexibel reagiert und Investitionen zum Teil verschoben. Mehr als die Hälfte der Investitionen

2020

Bilanzsumme 6.950,5 Mio. €

2019

Bilanzsumme 6.491,0 Mio. €

Aktiva

Passiva

AktivaPassiva

wurden in Deutschland getätigt. Währungsveränderungen haben den Bilanzwert des Sachanlagevermögens um rund 100 Mio.€ reduziert. Grund ist der im Jahresverlauf stärkere Euro im Vergleich zum us-Dollar.

Auf der Aktivseite wurden Nutzungsrechte aus Leasing- verträgen in Höhe von 110,8 Mio.€ (31.Dezember 2019: 119,8 Mio. €) bilanziert. Gleichzeitig beliefen sich die Finanzierungsverbindlichkeiten aus Leasingverträgen auf 122,8 Mio. €. (31. Dezember 2019: 137,8 Mio. €). In den als Finanzinvestitionen gehaltenen Immobilien werden Nut-zungsrechte in Höhe von 1,2 Mio. € (31. Dezember 2019: 7,1 Mio. €) ausgewiesen, da wacker langfristige Untermiet-verträge für Teile der Münchener Hauptverwaltung einge-gangen ist.

Das Working Capital war zum 31. Dezember 2020 um 14 Pro- zent geringer als zum Stichtag 2019. Es belief sich auf 1,08 Mrd.€ (31.Dezember 2019: 1,26 Mrd.€). Hier haben sich die Rückgänge bei den Vorräten um zehn Prozent ausge- wirkt. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen blieben mit 627,0 Mio. € nahezu konstant. Die Verbindlich- keiten aus Lieferungen und Leistungen erhöhten sich um 20 Prozent. Der Anstieg bei den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ist auf das höhere Einkaufs- volumen im 2. Halbjahr 2020 und verlängerte Zahlungsziele zurückzuführen. wacker hatte zuvor auf Grund geringerer Absatz- und Produktionsmengen sein Einkaufsvolumen im 2. Quartal reduziert.

b.29 Working Capital

Die Wacker Chemie ag hat mit GlobalWafers Co. Ltd., einem taiwanesischen Mitbewerber der Siltronic ag, am 09. Dezember 2020 eine Vereinbarung über den Verkauf ihrer Siltronic-Anteile von 30,83 Prozent im Rahmen eines Über- nahmeangebots unterzeichnet. Der Andienungszeitraum endete am 10. Februar 2021 mit einer mehr als 50-prozentigen

Annahme des Angebots von 145 € pro Anteil durch die Siltronic-Aktionäre. wacker hat die Siltronic-Beteiligung in Höhe von 550,4 Mio. € zum Stichtag 31. Dezember 2020 in zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte umgegliedert.

Damit weist wacker aktuell geringere at Equity bewertete Beteiligungen in Höhe von 49,1 Mio. € (31. Dezember 2019: 640,4 Mio.€) aus.

Langfristige Vermögenswerte

Die sonstigen langfristigen Vermögenswerte summierten sich zum 31. Dezember 2020 auf 794,6 Mio. € (31. Dezem- ber 2019: 700,8 Mio. €). Sie erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahresende um 13 Prozent. Deutlich gestiegen sind die aktiven latenten Steuern von 632,9 Mio.€ auf 770,8 Mio.€.

Hier wirkte sich der Anstieg der Pensionsrückstellungen aus.

Eine Ausleihung an ein Joint-Venture-Unternehmen wurde in Höhe von 50,8 Mio. € getilgt.

Working Capital sinkt um 14 Prozent

Die kurzfristigen Vermögenswerte sind im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent gestiegen. Sie beliefen sich auf 3,58 Mrd.€ (31.Dezember 2019: 2,35 Mrd.€). Zurückzufüh- ren ist das im Wesentlichen auf den Aufbau von liquiden Mitteln. Die Vorräte gingen um zehn Prozent zurück von 979,8 Mio. € auf 879,5 Mio. €. Dafür verantwortlich ist vor allem die erhöhte Nachfrage nach unseren Produkten im 2. Halbjahr 2020, nachdem es im 2. Quartal 2020 durch die Corona-Pandemie einen deutlichen Umsatzrückgang gegeben hatte.

Mio. €

Forderungen aus Liefe-rungen und Leistungen Vorräte Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Working Capital

2020

627,0 879,5

- 424,2 1.082,3

Liquidität steigt auf 1,34 Mrd.€

Veränderung

2019

in %

631,5 979,8

- 0,7 -10,2

-355,0 1.256,3

19,5 -13,9

Ein wesentlicher Bestandteil der sonstigen kurzfristigen Vermögenswerte sind Wertpapiere und Festgelder sowie Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente. Die kurzfris- tigen Wertpapiere und Festgelder beliefen sich zum Ende des 4.Quartals 2020 auf 712,0 Mio.€ (31.Dezember 2019: 109,4 Mio. €). Hier hat wacker liquide Mittel als Festgeld mit fixer Laufzeit und in Fonds angelegt. Es ergaben sich Zah- lungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente zum 31. Dezem- ber 2020 von 626,0 Mio. € (31. Dezember 2019: 435,8 Mio. €).

Insgesamt stiegen die liquiden Mittel (lang- und kurzfristige Wertpapiere, Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquiva- lente) im Vergleich zum Vorjahr damit auf 1,34 Mrd. € an (31. Dezember 2019: 545,2 Mio. €). Das sind 145 Prozent mehr als im Vorjahr. Die wesentlichen Gründe für den Anstieg sind Rückgänge im Working Capital und in der Investiti- onstätigkeit des Unternehmens. Im Juni hat wacker neue Schuldscheindarlehen in Höhe von 300 Mio. € aufgenommen (2019: 200 Mio.€). Gegenläufig wirkte sich eine Sonderzah- lung an die Pensionskasse in Höhe von 73,4 Mio. € (2019: 70,7 Mio.€) aus, die wacker im 4.Quartal geleistet hat. Die Dividendenzahlung der Wacker Chemie ag in Höhe von 24,8 Mio.€ (2019: 124,2 Mio.€) hat im 3. Quartal 2020 ebenfalls zu einem Rückgang der liquiden Mittel geführt. Im Vorjahr wirkte sich der Zahlungseingang der Versicherungsleistung aus dem Schadensfall am us-Standort Charleston in Höhe von 112,5 Mio. € positiv aus.

2020

2019

Eigenkapital

1.691,8

2.029,0

Langfristige Rückstellungen

2.947,2

2.507,9

Finanzierungsverbindlichkeiten

1.322,7

1.049,0

Sonstige langfristige Verbindlichkeiten

162,5

152,8

davon langfristige Anzahlungen

71,1

61,0

Langfristige Schulden

4.432,4

3.709,7

Finanzierungsverbindlichkeiten

82,8

209,9

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und

Leistungen

424,2

355,0

Sonstige kurzfristige Rückstellungen

und Verbindlichkeiten

319,3

187,4

Kurzfristige Schulden

826,3

752,3

Schulden

5.258,7

4.462,0

Summe Passiva

6.950,5

6.491,0

Capital Employed

4.111,4

5.183,5

Mio. €

b.30 Bilanzentwicklung Passiva

Eigenkapitalquote liegt bei 24,3 Prozent

Das Konzerneigenkapital ist im Vergleich zum Vorjahr deut- lich gesunken. Es belief sich zum 31. Dezember 2020 auf 1,69 Mrd. € (31. Dezember 2019: 2,03 Mrd. €). Damit beträgt die Eigenkapitalquote 24,3 Prozent (31. Dezember 2019: 31,3 Pro- zent). Der Jahresüberschuss erhöhte die Gewinnrückla- gen um 202,3 Mio. €. Im Vorjahr ergab sich ein negatives Jahresergebnis in Höhe von 629,6 Mio. €. Die Dividenden- zahlung der Wacker Chemie ag hat die Gewinnrücklagen um 24,8 Mio.€ gemindert. Die erfolgsneutrale Anpassung der Pensionsrückstellungen führte zu einem Rückgang der übrigen Eigenkapitalposten um 340,8 Mio.€. Effekte aus der Währungsumrechnung haben das Eigenkapital um 179,8 Mio. € negativ beeinflusst. Der Anteil der anderen Gesellschafter am Eigenkapital belief sich zum Bilanzstich- tag auf 66,6 Mio. € (31. Dezember 2019: 62,1 Mio. €).

Die sonstigen langfristigen Verbindlichkeiten liegen insge- samt auf Vorjahresniveau bei 162,5 Mio. € (31. Dezember 2019: 152,8 Mio. €). Sie enthalten im Wesentlichen Verkaufsver- tragsverbindlichkeiten in Form von erhaltenen Anzahlungen und langfristigen Ertragsteuerverbindlichkeiten.

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen stiegen deutlich auf 424,2 Mio. € (31. Dezember 2019: 355,0 Mio. €). Ein höheres Einkaufsvolumen im 4. Quar- tal und längere Zahlungsziele sind im Wesentlichen dafür verantwortlich.

Die sonstigen kurzfristigen Rückstellungen und Verbind- lichkeiten sind um 70 Prozent auf 319,3 Mio. € (31. Dezem- ber 2019: 187,4 Mio. €) gestiegen. Hier wirkt sich ein Anstieg der Personalverbindlichkeiten und Personalrückstellungen aus. Die erfolgswirksame Vergütung für das Jahr 2020 ist im Vergleich zum Vorjahr erheblich gestiegen und erhöht die Verbindlichkeiten. Ferner wurden im Rahmen eines Freiwil- ligenprogramms Rückstellungen für Abfindungen in Höhe von 48,0 Mio.€ gebildet. Die kurzfristigen erhaltenen An- zahlungen beliefen sich zum Bilanzstichtag auf 46,7 Mio. € (31. Dezember 2019: 46,3 Mio. €).

Finanzierungsverbindlichkeiten steigen

Die lang- und kurzfristigen Finanzierungsverbindlichkei- ten sind zum Bilanzstichtag um 146,6 Mio. € auf 1,41 Mrd. € (31.Dezember 2019: 1,26 Mrd.€) gestiegen. Währungseffekte haben die Finanzierungsverbindlichkeiten um rund 35 Mio. € reduziert. wacker hat im 2.Quartal 2020 neue Darlehen in Höhe von 300 Mio.€ zu günstigen Konditionen aufgenom- men. Damit haben wir das niedrige Zinsumfeld zur Refi- nanzierung genutzt. Die Finanzierungsverbindlichkeiten valutieren im Wesentlichen auf Euro und us-Dollar. Der wesentliche Teil der Finanzierungsverbindlichkeiten wird fest verzinst.

Schulden steigen durch höhere Pensionsrückstellungen

Die Schulden des wacker-Konzerns sind im Jahresver-gleich um 796,7 Mio. € gestiegen. Das ist ein Anstieg um 17,9 Prozent auf 5,26 Mrd. €. Die Pensionsrückstellungen er- höhten sich um 438,1 Mio. € gegenüber dem Vorjahr und be- laufen sich auf 2,71 Mrd. €. Der Grund dafür sind niedrigere Diskontierungszinssätze. Die Diskontierungssätze betrugen im Inland 0,70 Prozent (31. Dezember 2019: 1,25 Prozent) und in den usa 2,29 Prozent (31. Dezember 2019: 3,16 Prozent). Die sonstigen langfristigen Rückstellungen enthalten im Wesentlichen Jubiläumsrückstellungen sowie Rückstel-lungen für Umweltschutzmaßnahmen und Altersteilzeit.

wacker weist zum 31. Dezember 2020 Leasingverbindlichkei- ten in Höhe von 122,8 Mio. €. (31. Dezember 2019: 137,8 Mio. €) aus.

Für weitere Informationen über unsere Finanzierungsver- bindlichkeiten siehe Ziffer 16 im Konzernanhang. Für wei- tere Informationen zu den Angaben und Zielen des Finanz- managements siehe Ziffer 13 im Konzernanhang.

Finanzlage

Grundsätze und Ziele unseres Finanzmanagements Wichtigstes Ziel unseres Finanzmanagements ist, die Finanzkraft von wacker langfristig zu sichern. Im Mittel- punkt steht dabei die Aufgabe, den Finanzbedarf des operativen Geschäfts sowie den Finanzbedarf für Investi- tionen ausreichend zu decken. Das Finanzmanagement bei wacker umfasst das Kapitalstrukturmanagement, das Cash- und Liquiditätsmanagement und das Management von Marktpreisrisiken (Währung, Zinsen). Das Kapitalstruk- turmanagement gestaltet die Kapitalstruktur des Konzerns und seiner Tochtergesellschaften.

Im Rahmen des Liquiditätsmanagements werden die Zahlungsströme aus dem operativen Geschäft und aus Finanzgeschäften in einer rollierenden Planung erfasst. Die entstehenden Liquiditätsbedarfe deckt wacker mit- tels geeigneter Instrumente wie beispielsweise der internen Konzernfinanzierung durch Ausleihungen oder durch lokale externe Bankdarlehen.

wacker folgt einer bedachten Finanzierungspolitik, die auf ein ausgewogenes Finanzierungsportfolio, ein diversi- fiziertes Fälligkeitsportfolio und ein komfortables Liquidi- tätspolster ausgerichtet ist. Es ist unser Ziel, die finanziellen Strukturen so zu halten, dass die Bonität des Unternehmens mindestens im Investment-Grade-Bereich liegt.

Die wichtigste Liquiditätsquelle des Konzerns ist die ope- rative Geschäftstätigkeit unserer Konzerngesellschaften und die daraus resultierenden Einzahlungen. Der zentrale konzerninterne Finanzausgleich verringert das Volumen der benötigten Fremdfinanzierung und unseren Zinsaufwand. Das Management von Marktpreisrisiken hat die Aufgabe, die Auswirkungen von Schwankungen bei Währungen und Zinssätzen auf das Ergebnis des Konzerns zu begrenzen.

Finanzierungsmaßnahmen im Jahr 2020

Im April 2020 hat wacker eine weitere Tranche seines us-Private Placements in Höhe von 130 Millionen us-Dollar planmäßig zurückgezahlt. Im Juni 2020 ist ein Schuld-scheindarlehen in Höhe von 300 Mio. € abgeschlossen worden. Es hat Laufzeiten von vier und sechs Jahren. Das Schuldscheindarlehen löst eine kurzfristige Zwischenfinan- zierung in Höhe von 250 Mio.€ ab. Im 4. Quartal hat wacker einen Kredit mit der Europäischen Investitionsbank (eib) in Höhe von 290 Mio. € unterzeichnet. Er hat eine Laufzeit von fünf Jahren ab Inanspruchnahme. Die Ziehung wird in 2021 oder 2022 erfolgen.

Finanzierungsanalyse

Ein wesentliches Instrument des Liquiditätsmanagements stellt die Cashflow-Entwicklung des Konzerns dar. Als interne Kennzahl zur Liquiditätsmessung des operativen Geschäfts dient der Netto-Cashflow.

Netto-Cashflow

Das langfristige Ziel von wacker, Investitionen im Wesentli- chen aus dem eigenen Cashflow zu finanzieren, hat wacker im Jahr 2020 deutlich erreicht. Der Netto-Cashflow belief sich im Geschäftsjahr 2020 auf 697,7 Mio.€ (2019: 184,4 Mio.€).

b.31 Netto-Cashflow

Verände-

Mio. €

2020

2019

rung in %

Cashflow aus betrieblicher

Geschäftstätigkeit (Brutto-Cashflow)

873,7

605,0

44,4

Cashflow aus langfristiger Investi-

tionstätigkeit vor Wertpapieren

-176,0

- 420,6

-58,2

Netto-Cashflow

697,7

184,4

>100

Der Netto-Cashflow ist definiert als Summe aus dem Cash- flow der betrieblichen Geschäftstätigkeit und dem Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit (ohne Wertpapiere).

b.32 Netto-Cashflow in Mio. €

2020

2019 2018

86,2

2017 358,1

2016 361,1

Brutto-Cashflow

697,7

184,4

Der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit (Brutto-Cashflow) belief sich im Geschäftsjahr 2020 auf 873,7 Mio.€ (2019: 605,0 Mio.€). Außer dem Jahresergebnis von 202,3 Mio.€ (2019: -629,6 Mio.€) verbesserten positive Veränderungen des Working Capital von 100,0 Mio. € (2019: 35,4 Mio. € höhere Auszahlungen) den Brutto-Cashflow.

Die im Periodenergebnis enthaltenen Abschreibungen von 403,5 Mio. € (2019: 1,32 Mrd. €) erhöhen den operativen Cash- flow. Im Vorjahr war in den Abschreibungen die Wertmin- derung auf das Anlagevermögen des Geschäftsbereichs wacker polysilicon enthalten. Die Verbesserung des Wor- king Capital beruht im Wesentlichen auf Rückgängen bei den

Vorräten und auf höheren Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zum Jahresende. Das im Periodenergebnis enthaltene Equity-Ergebnis von 34,9 Mio. € (2019: 54,3 Mio. €) hat den Brutto-Cashflow verringert. Die Dividendenzahlung der Siltronic ag von 27,8 Mio.€ erhöhte den Brutto-Cash- flow. Zahlungswirksam war ebenfalls die Sonderzahlung in die Pensionskasse in Höhe von 73,4 Mio. €.

b.33 Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit

(Brutto-Cashflow)

in Mio. €

2020873,7

2019 605,0

2018 509,6

2017 613,0

2016 621,0

Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit

Der Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit wird durch die Investitionsprojekte des Konzerns geprägt. Im Jahr 2020 lagen die Auszahlungen für Investitionen mit -226,5 Mio. € unter dem Vorjahresniveau (2019: -415,1 Mio. €). wacker hat auf Grund der Corona-Pandemie seine Investi- tionsausgaben reduziert. Mehr als die Hälfte dieser Inves-titionen hat wacker im Inland getätigt. Aus einer strategi- schen Ausleihung an das at Equity bilanzierte Unternehmen Dow Siloxanes (Zhangjiagang) Co., Ltd. erhielt wacker eine Teilzahlung in Höhe von 50,1 Mio. € zurück. Der Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit belief sich im Berichts- zeitraum Januar bis Dezember 2020 auf -176,0 Mio. € (2019: -420,6 Mio. €).

b.35 Nettofinanzschulden in Mio. €

b.34 Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit vor Wertpapieren

in Mio. €

2020

2019 2018 2017 2016

- 176,0

  • - 420,6

  • - 423,4

    - 325,0

  • - 420,3

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit belief sich im Ge- schäftsjahr auf 117,1 Mio. € (2019: -26,2 Mio. €). Er zeigt die Net- to-Aufnahme von externen Finanzierungsverbindlichkeiten in Höhe von 177,1 Mio. € (2019: 142,0 Mio. €). Die Dividendenzah- lung der Wacker Chemie ag in Höhe von 24,8 Mio.€ führte im 3. Quartal zu einem Mittelabfluss. Rückzahlungen von Leasingverbindlichkeiten beliefen sich auf -31,8 Mio. € (2019: -34,8 Mio.€).

Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente

Der Finanzmittelbestand erhöhte sich auf 626,0 Mio. € (2019: 435,8 Mio. €). Die Liquidität aus Zahlungsmitteln sowie lang- und kurzfristigen Wertpapieren ist deutlich von 545,2 Mio.€ auf 1.338,0 Mio. € gestiegen.

Nettofinanzschulden rückläufig auf Grund hoher Liquidität

Die Kennzahl Nettofinanzschulden definiert wacker als den Saldo aus der Bruttofinanzverschuldung (lang- und kurzfristige Finanzierungsverbindlichkeiten) und der vor- handenen langfristigen und kurzfristigen Liquidität, beste- hend aus Wertpapieren, Zahlungsmitteln und Zahlungs- mitteläquivalenten. Die Nettofinanzschulden beliefen sich zum 31. Dezember 2020 auf 67,5 Mio. € (31. Dezember 2019: 713,7 Mio. €). Das sind 91 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Nettofinanz-schulden zum 31.12.2019

Cashflow aus betr. Geschäfts-tätigkeit (Brutto-

Cashflow)Cashflow aus langfr. Investi-tionstätigkeit vor Wertpapieren

Gewinn-ausschüttung

Wacker Chemie AG

Leasing-verbindlichkeiten

Wechselkurs-einflüsse, Veränderung Konsolidie-rungskreis und

873,7

Nettofinanz-schulden zum 31.12.2020

Sonstiges

0

-713,7

Der Rückgang der Nettofinanzschulden ist im Wesentlichen auf die Einzahlungen aus dem operativen Geschäft sowie geringere Investitionsauszahlungen zurückzuführen.

Neben den im Bericht zur Vermögenslage ausgewiesenen Finanzierungsverbindlichkeiten verfügt wacker über ausreichende nicht in Anspruch genommene Kreditlinien mit einer Laufzeit von über einem Jahr in Höhe von über 600 Mio. €. Über die bestehenden Kreditlinien haben wir genügend finanziellen Spielraum, das weitere Wachstum des Konzerns sicherzustellen. Außerbilanzielle Finanzie- rungselemente setzt der Konzern nicht ein.

Rating wacker verfügt über ausreichende Kreditlinien bei Banken und nimmt geratete Finanzierungsinstrumente wie Anleihen und Commercial Papers nicht in Anspruch. Aus diesem Grund hat wacker bisher kein Kreditrating veröffentlicht.

Vorschlag zur Gewinnverwendung

Die Wacker Chemie ag weist für das Jahr 2020 nach handelsrechtlichen Vorschriften einen Bilanzgewinn von 1.198,6 Mio.€ aus. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung eine Dividende von 2,00 € je Aktie vor. Bezogen auf die am 31. Dezember 2020 dividendenberech- tigten Aktien entspricht die Bardividende einer Ausschüt- tungssumme von 99,4 Mio. €. Bezogen auf den durchschnitt- lichen Börsenkurs der wacker-Aktie im Jahr 2020 ergibt sich eine Dividendenrendite von 2,9 Prozent.

Gesamtaussage zum Geschäftsverlauf und zur wirtschaftlichen Lage des Konzerns durch den Vorstand

Das operative Geschäft von wacker war im Geschäfts-jahr 2020 geprägt von den weltweiten Auswirkungen der Corona-Pandemie. Vor allem im 2. Quartal verzeichneten wir deutliche Einbußen im Umsatz. Im zweiten Halbjahr 2020 zogen die Umsätze insgesamt wieder an. In unserem Chemiegeschäft verzeichnete wacker silicones den größten Rückgang beim Umsatz auf Grund geringerer Absatzmengen und niedrigerer Durchschnittspreise für Standardsilicone. wacker polymers blieb nur leicht unter dem Vorjahresniveau. wacker biosolutions konnte seinen Umsatz leicht steigern. Ebenfalls einen leichten Umsatz- anstieg verzeichnete der Geschäftsbereich wacker polysilicon auf Grund höherer Absatzmengen.

Die Ertragsentwicklung in den Chemiebereichen war ge- kennzeichnet von zum Teil niedrigeren Durchschnittsprei- sen für einige Produktgruppen, geringeren Absatzmengen sowie negativen Währungseffekten. Auf der anderen Seite haben sich niedrigere Rohstoffkosten und Produktivitäts- maßnahmen positiv auf das ebitda ausgewirkt. Der roce ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert. wacker polysilicon hat im Geschäftsjahr 2020 ein leicht positives ebitda erwirtschaftet. Maßgeblich dafür verantwortlich sind erfolgreiche Kostensenkungsmaßnahmen und höhe- re Absatzmengen.

Der Personalaufwand ist sowohl absolut als auch im Ver- hältnis zum Umsatz gestiegen. Die Gründe dafür liegen in höheren Aufwendungen für Altersvorsorge und variable Vergütungen. Die Rohstoffkosten sind absolut und im Ver- hältnis zum Umsatz gesunken. Die Energiekosten sind im Vergleich zum Vorjahr geringer, vor allem auf Grund niedri- gerer Preise für Erdgas. Die Abschreibungen sind absolut und im Verhältnis zum Umsatz deutlich niedriger.

Das Konzerneigenkapital ist mit 1,69 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr um 337,2 Mio. € gesunken. Im Wesentlichen dafür verantwortlich ist die erfolgsneutrale Anpassung der Pen- sionsrückstellungen. Die Eigenkapitalquote hat sich von 31,3 auf 24,3 Prozent verringert. Die Nettofinanzschulden des Konzerns sind deutlich zurückgegangen. Die Ursachen dafür sind unter anderem erhebliche Reduzierungen im Umlaufvermögen bei deutlich niedrigeren Investitionen. Die Nettofinanzschulden belaufen sich zum 31. Dezember 2020 auf 67,5 Mio. €. Die Investitionen haben sich gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert. Mit 224,4 Mio. € lagen sie klar unter den Abschreibungen. Der Netto-Cashflow be- wegt sich mit 697,7 Mio. € ganz erheblich über dem Vorjahr.

Gemessen an den gravierenden Auswirkungen, die die Corona-Pandemie auf die Weltwirtschaft hatte, konnte sich wacker im Geschäftsjahr 2020 insgesamt gut behaupten. Die Aufstellung des Geschäftsportfolios, mit der sich Schwächen in einzelnen Branchen zumindest zum Teil kompensieren lassen, hat sich in der gegenwärtigen Krise einmal mehr bewährt.

Weitere Informationen zu Forschung und Entwick-lung, Mitarbeiter, Einkauf, Produktion, Vertrieb und Marketing

Forschung und Entwicklung

Mit seiner Forschung und Entwicklung (f&e) verfolgt wacker drei Ziele:

Wir haben in neue Labore und deren Ausstattung sowie in Pilotanlagen und Pilotreaktortechnologien investiert. Die Arbeitsprozesse unserer internationalen f&e-Kompetenz- zentren haben wir weiter automatisiert und digitalisiert. Am Standort Nünchritz haben wir eine Pilotanlage für eine innovative Harztechnologie errichtet.

b.37 Investitionen in f&e-Einrichtungen in Mio. €

20205,7

2019 5,6

2018

20175,5

20165,4

6,7

  • - Wir suchen nach Lösungen für die Bedürfnisse unserer Kunden, um einen Beitrag zu deren Markterfolg zu leisten.

  • - Wir optimieren unsere Verfahren und Prozesse, um in der Technologie führend zu sein und nachhaltig zu wirtschaften.

  • - Wir konzentrieren uns darauf, innovative Produkte und Anwendungen für neue Märkte zu schaffen sowie Zukunftsfelder zu bedienen wie Energiespeicherung, Erzeugung regenerativer Energie, Elektromobilität, modernes Bauen und Biotechnologie.

Die f&e-Quote - das Verhältnis der Forschungs- und Ent- wicklungsaufwendungen zum Konzernumsatz - liegt mit 3,3 Prozent (2019: 3,5 Prozent) leicht unter dem Vorjahr.

b.36 Ausgaben für Forschung und Entwicklung

Mio. €

Forschungs-und Entwick-lungskosten

2020

2019

2018

2017

2016

156,6

173,3

164,6

153,1

150,0

Im Geschäftsjahr 2020 haben wir 91 Erfindungen zum Patent angemeldet (2019: 99). Unser Patentportfolio umfasst der- zeit weltweit rund 4.200 aktive Patente sowie 1.400 laufende Patentanmeldungen. f & e-Know-how mittels Lizenzen von Dritten erwerben wir in geringem Umfang. Bei Forschungs- kooperationen mit Hochschulen sind uns die Ergebnisse in der Regel mittels Übertragung der Nutzungsrechte oder kostenlos zugänglich.

Ein Großteil der f&e-Kosten entfiel darauf, Produkte und Produktionsverfahren zu entwickeln. Die Zukunftsfelder, in denen wacker tätig ist, sind insbesondere Energie- gewinnung und -speicherung, Elektronik, Automobil, Bau, Produkte für Haushalt, Medizin/Health Care und Kosmetik sowie Nahrungsmittel und Biotechnologie.

b.38 Struktur der f&e-Aufwendungen 2020 in %

17Grundlagenforschung

20Technologie-entwicklung

24Prozess- und Produktoptimierung

Mit unserer Initiative "New Solutions" entwickeln wir tech-nisch und kommerziell überlegene Lösungen für neue An- wendungen. Wir bündeln unsere Kompetenzen konzernweit und setzen sie bereichsübergreifend bedarfsgerecht ein.

Einige unserer Forschungsprojekte werden durch Zuwen- dungen von öffentlicher Hand gefördert. Der Schwerpunkt dieser Projekte lag im Berichtszeitraum auf Prozessthemen, Elektromobilität und Leichtbau.

Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf zwei Ebenen wacker forscht und entwickelt auf zwei Ebenen: im Zen- tralbereich f&e sowie dezentral in den Geschäftsberei- chen, die anwendungsnah forschen und entwickeln. Der Zentralbereich f&e koordiniert diese Arbeiten unterneh- mensweit und bindet andere Bereiche ein. Im Projekt Sys- tem Innovation (psi) steuern wir unsere Produkt- und Pro- zessinnovationen konzernweit, indem wir Kundennutzen, Umsatzpotenzial, Profitabilität und Technologieposition systematisch bewerten.

Strategische Zusammenarbeit mit Kunden und Forschungseinrichtungen

Wir kooperieren mit Kunden, wissenschaftlichen Instituten und Universitäten, um schneller und effizienter Forschungs- erfolge zu erzielen. Die Themen unserer Kooperationen sind unter anderem Stromspeicherung, Bauanwendungen sowie Prozesssimulation und -entwicklung.

Die Wacker Chemie ag gründete im Jahr 2006 gemeinsam mit der Technischen Universität München (tum) das am Forschungscampus Garching beheimatete wacker-Institut für Siliciumchemie, das wir seither fördern.

Forscher: Amit Paul von wacker Metroark Chemicals in Kalkutta ist es gelungen, durch wasserfreie Silan-Oligomer/ Tensid-Mischungen hydrophobem Zement sowie Beton- und Mörtelmassen wasserabweisende Eigenschaften zu verleihen.

Zudem entwickelte er eine Siliconölemulsion mit niedriger Partikelgröße, die in Haarpflegeprodukten und Hochleis- tungsadditiven für Kosmetik, Lackformulierungen und den Pflanzenschutz zum Einsatz kommt.

Ausgewählte Forschungsthemen des Zentralbereichs Forschung und Entwicklung

Im Fokus unserer zentralen Forschung liegen Projekte, die nachhaltige Themen voranbringen, z.B. Kreislaufwirt- schaft und nachwachsende Rohstoffe. Wir forschen am Einsatz nachhaltiger Verfahren, um den CO2-Fußabdruck unserer Produkte und Produktionsverfahren kontinuierlich zu verringern. Für Siliconprodukte und Vinylacetat-Ethylen (vae) arbeiten wir an der Entwicklung von Polymerbaustei- nen, die aus CO2 hergestellt und gleichzeitig biologisch abbaubar sind. Dabei kooperiert die zentrale Forschung in- tensiv mit den Geschäftsbereichen wacker silicones und wacker polymers. Die Effizienz unserer Forschung steigern wir auch, indem wir uns in öffentlich geförderten Projekten engagieren, z.B. dem Kopernikus-Projekt P2X. Hier unter- suchen wir Technologien, die erneuerbaren Strom in andere Energieformen umwandeln, z. B. in chemische Rohstoffe und Synthesebausteine.

»https://www.kopernikus-projekte.de/projekte/p2x/

Forschungsarbeit bei wacker

In der f&e waren im Jahr 2020 konzernweit 752 Mitarbeiter beschäftigt (2019: 766). Dies entspricht 5,3 Prozent der Mit- arbeiter (2019: 5,2 Prozent). Davon arbeiteten 590 Mitarbeiter bei der f & e in Deutschland und 162 im Ausland.

Ein Schwerpunkt unserer Grundlagenforschung bleibt die Chemie des niedervalenten Siliciums und Germaniums zum industriellen Einsatz, beispielsweise in der Katalyse und Syn- these. Dabei kooperieren wir eng mit dem wacker-Institut für Siliciumchemie an der tum.

Alexander Wacker Innovationspreis

Den mit 10.000 € dotierten Alexander Wacker Innovati- onspreis verleihen wir seit dem Jahr 2006 im Rahmen der wacker Innovation Days, eines jährlichen Forschungs-symposiums, das im Berichtsjahr als Online-Veranstal- tung stattfand. SeungA Lee und JungEun Lee vom Center of Excellence Electronics, einer Forschungseinrichtung des wacker-Konzerns in Seoul, Korea, hatten Siliconhar- ze für Optical-Bonding-Anwendungen entwickelt. Damit ermöglichen sie maßgeschneiderte Lösungen für den stark wachsenden Markt hochwertiger, entspiegelter Display- anwendungen. Beim Optical Bonding verbinden Silicongele das dünne Deckglas mit den Schichten darunterliegender Elektronik. Die Entspiegelung wird bewirkt, indem der Spalt mit einem Gel ausgefüllt und dabei Luft verdrängt wird.

In der Preiskategorie Lifetime Achievement würdigte wacker erstmals herausragende Entwicklungsleistungen während eines Berufslebens. Die Auszeichnung ging an einen indischen

Die zur Vernetzung von Siliconen benötigten Katalysatoren enthalten Edelmetalle wie Platin, was die Herstellung teuer macht. Zudem verbleiben die Edelmetalle im Silicon. For- schern des wacker-Instituts für Siliciumchemie und des wacker-Konzerns gelang es im Berichtsjahr, Siliconkaut- schuke ohne edelmetallhaltige Katalysatoren zu vulkani- sieren. Statt der sonst üblichen Vernetzer verwendeten sie Siliconbausteine, die Siliraneinheiten enthalten. Die auf diese Weise hergestellten Siliconelastomere zeichnen sich durch sehr hohe Reinheit aus. Sie enthalten weder flüchtige Sub-stanzen noch Spuren von Edelmetallen.

Internationale Partner testen, für welche Anwendungen sich unsere hochinnovativen, auf Silicium basierenden Anoden- materialien eignen, z.B. für Konsumentenelektronik oder Antriebsbatterien in Elektrofahrzeugen. Gemeinsam mit Forschern unserer britischen Beteiligung Nexeon Ltd. inten- sivieren wir unsere Arbeiten an siliciumbasierten Materialien für Hochleistungsbatterien.

Unsere Forschung legt einen Fokus auf biotechnologische Verfahren und Produkte. Mit esetec®-Stämmen der drit- ten Generation können wir erstmals gezielt auslösen, dass korrekt gefaltete Pharmaproteine aus einer Bakterienzelle freigesetzt werden. Ein solches Verfahren entwickeln wir zur Produktion von Nukleinsäuren als wichtige Klasse der Biopharmazeutika. Wir nutzen unsere biotechnologischen Produktionsplattformen, um neue Herstellverfahren für funktionelle Zusätze zu erarbeiten, die wir auf dem stark wachsenden Markt alternativer, nicht tierischer Nahrungs- mittel-Proteine anbieten. Unsere moderne Systembiologie ermöglicht, die Aminosäure L-Cystein kostengünstig und nachhaltig herzustellen. Auf dieser Basis erarbeiten wir mit Partnern fermentative Produktionsverfahren für schwefel- haltige Naturstoffe, die als Nahrungsmittel und Nahrungs- zusatzstoffe eingesetzt werden.

Ausgewählte Forschungsprojekte aus unseren Geschäftsbereichen

Nachhaltigkeit im Allgemeinen und Bioabbaubarkeit im Besonderen gewinnen weiter an Bedeutung. Unsere Forscher in Burghausen arbeiten an Siliconsystemen mit Materialien oder organischen Bausteinen, die abbaubar sind. Im Kompetenzzentrum Shanghai forscht wacker silicones an Wärmeleitmaterialien insbesondere für die Elektronikindustrie. Ein Schwerpunkt des Burghauser Kom- petenzzentrums lag im Berichtsjahr auf Faserverbundstof- fen für temperaturstabile, feuerfeste Leichtbauelemente, die aus Kohle- oder Glasfasern und Siliconharzen beste- hen. Zum Einsatz in Sensoren hat wacker silicones druck- bare, elastische Elektrodenmaterialien entwickelt. Unsere harzgefüllten, optisch klaren Siliconsysteme für Optical Bonding erhöhen die Funktionalität von Bildschirmen.

Wir forschen weiter an uv-aktivierbaren Siliconen, deren Einsatz im Vergleich zur thermischen Härtung Energie spart. Am Forschungsstandort Ann Arbor/Michigan, usa, arbeiten wir an Siliconsystemen zum gezielten Freisetzen von Wirkstoffen in der Wundversorgung. Unsere For- schungsaktivitäten digitalisieren wir durch Molekülsimula- tion und Big-Data-Analysen. In interdisziplinären hit-Teams (High Innovation ImpacT) prüfen wir mit Innovationsmetho- den wie Design Thinking, ob unsere Entwicklungsprojekte umsetzbar und marktfähig sind. Dabei haben die hit-Teams im Berichtsjahr einen Schwerpunkt auf die Themen Hygiene und Pandemie gesetzt.

wacker polymers legt einen Forschungsschwerpunkt weiter auf nachhaltige, funktionelle polymere Bindemit- tel für die Baubranche und Konsumgüter. Wir verbessern fortlaufend Produkte, die frei von flüchtigen organischen Verbindungen (voc) sind und den Einsatz nachhaltiger For- mulierungskomponenten in den verschiedensten Materia- lien ermöglichen. Im Fokus stehen nachwachsende Roh- stoffe sowie polymere funktionelle Additive zur Produktion

bioabbaubarer Materialien. Im Berichtszeitraum haben wir funktionalisierte Polymerdispersionen, polymere Disper- sionspulver und polymere Harze auf den Markt gebracht, mit denen unsere Kunden veredelte Dispersionsfarben und leistungsfähige Kompositmaterialien herstellen. Wir haben nachhaltige Bindemittel für Klebstoffe sowie für zementäre Baustoffe eingeführt.

Das Karlsruher Institut für Technologie (kit) unterstützen wir beim Aufbau einer Innovationsplattform für nachhaltiges Bauen. Das Angebot unseres gemeinsamen Förderprojekts "ChangeLab! wacker/kit Innovation Platform for Pionee- ring Sustainable Construction" richten wir an Studenten des kit sowie an Architekten, Ingenieure und Bauexperten. Wir wollen die Stufen der Bauwertschöpfungskette stärker mit der Forschung vernetzen, indem wir den Austausch über Ideen und Denkansätze für Materialentwicklung sowie kreislaufgerechte Konstruktionen fördern.

»https://changelab.exchange

Die Forschung von wacker biosolutions stärkt weiter ihre technologischen Kernkompetenzen Biotechnologie und Mikrobiologie. Für den covid-19-Impfstoffkandida-ten CVnCoV des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac n.v. produzieren wir bei erfolgreicher Zulassung am Standort Amsterdam mit der gmp(Good Manufacturing Practice)-Produktion diesen Impfstoff. Unsere fermenta- tiven Herstellprozesse von hochwertigen, biobasierten und natürlichen Inhaltsstoffen für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel erneuern und verbessern wir kontinuierlich. Wir ermöglichen unseren Pharmakunden die Produktion schwierig zugänglicher aktiver Proteine mit der mikrobiellen Produktionsplattform esetec®, die wir konti- nuierlich weiterentwickeln. Im Berichtszeitraum haben wir Herstellprozesse für Lebendbakterien optimiert, die unsere Kunden als pharmazeutisch aktive Wirkstoffe einsetzen. Für unsere vielfältig einsetzbaren Cyclodextrine entwickeln wir Anwendungen in der Lebensmittelbranche, Landwirtschaft und Pharmazie weiter.

Die technologische Entwicklung der Solarmodule macht über alle Schritte der Wertschöpfungskette enorme Fort- schritte, was sich in kontinuierlich steigenden Zellwirkungs- graden widerspiegelt. Höchste Zellwirkungsgrade können nur mit höchstreinem Polysilicium erzielt werden, wie wacker polysilicon es produziert. Referenzstudien wie die International Technology Roadmap for Photovoltaics (itrpv) weisen für monokristalline Solarzellen mit perc-Techno- logie (Passivated Emitter Rear Cell) Wirkungsgrade von mittlerweile über 22 Prozent aus. Der Wirkungsgrad gibt an, wie viel der eingestrahlten Energie eine Solarzelle in Strom umwandelt. Monokristalline Hochleistungszellen, z.B. Heterojunction- oder Interdigitated-Back-Contact- Solarzellen, erreichen Wirkungsgrade von 23 bis 25 Prozent.

Solche Hochleistungssegmente setzen die hohe Qualität

Zusammengefasster Lagebericht - Weitere Informationen zu Forschung und Entwicklung, Mitarbeiter, Einkauf, Produktion, Vertrieb und Marketing

des Polysiliciums von WACKER voraus. Der Initiative Alliance for Ultra Low Carbon Solar (ULCSA) sind wir im Berichtsjahr beigetreten. Die internationalen Mitglieder dieser in den USA gegründeten Organisation engagieren sich für den Einsatz von Photovoltaikkomponenten mit einem niedrigen CO2-Fußabdruck.

»https://ultralowcarbonsolar.org/

Mitarbeiter

Belegschaft leicht verringert

Die Zahl der Mitarbeiter bei WACKER hat sich im Geschäfts- jahr 2020 um 2,6 Prozent verringert. In Deutschland arbeiten 70,7 Prozent der Mitarbeiter von WACKER; 29,3 Prozent sind an ausländischen Standorten beschäftigt.

Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona- Pandemie abzufedern, hat WACKER im zweiten Quartal des Berichtsjahres Kurzarbeit in mehreren produktionsnahen und administrativen Einheiten in Deutschland eingeführt.

Zwischen April und Dezember 2020 befanden sich zeitweise fast 2.000 Mitarbeiter an den Standorten München, Burg- hausen, Stetten und Nünchritz in Kurzarbeit.

80

Bei der Umsetzung des Effizienzprogramms "Zukunft ge- stalten" hat sich das Unternehmen im Oktober 2020 mit den Arbeitnehmervertretungen auf ein Rahmenkonzept zum ge- planten Stellenabbau geeinigt. Konzernweit sollen bis Ende des Jahres 2022 rund 1.200 Stellen in der Verwaltung und den nicht operativen Funktionen der Geschäftsbereiche wegfallen, davon rund 1.000 in Deutschland. Umgesetzt werden soll der Stellenabbau in Deutschland ausschließ- lich mit sozialverträglichen und freiwilligen Maßnahmen wie Altersteilzeitregelungen oder Aufhebungsverträgen. Be- triebsbedingte Kündigungen im Rahmen dieses Projekts sind in Deutschland ausgeschlossen.

WACKER hat als produzierendes Unternehmen einen hohen Anteil gewerblicher Arbeitnehmer (47,9 Prozent). Rund jede achte gewerbliche Stelle wird von einer Frau besetzt (12,1 Prozent).

B.39 Anzahl Mitarbeiter zum Stichtag 31.Dezember

2020

2019

2018

2017

2016

Deutschland

10.096

10.356

10.291

9.984

9.775

Ausland

4.187

4.302

4.251

3.827

3.673

Konzern

14.283

14.658

14.542

13.811

13.448

Der Personalaufwand lag mit 1.329,4 Mio. € über dem Niveau des Vorjahres (2019: 1.253,8 Mio. €).

Wacker Chemie AG - Geschäftsbericht 2020

B.40

Personalaufwand

Mio. €

2020

2019

2018

2017

2016

1.253,8

1.231,5

1.198,0

1.101,2

Personalaufwand

1.329,4

Darin enthalten sind Aufwendungen für Sozialleistungen und die betriebliche Altersversorgung in Höhe von 288,7 Mio.€ (2019: 263,2 Mio.€). Entsprechend dem Tarifvertrag von IG BCE und den Arbeitgebern der chemischen Industrie vom November 2019 stiegen die Tarifentgelte im Jahr 2020 durch die vereinbarte Einmalzahlung für die ersten sechs Monate des Jahres und die erste Stufe der Tariferhöhung, die zum 01.Juli 2020 in Kraft trat.

Die betriebliche Altersversorgung ist für WACKER ein wich- tiger Bestandteil der Vergütung. Sie wird an den meisten Standorten im In- und Ausland gewährt. In Deutschland bietet WACKER den Mitarbeitern eine betriebliche Altersver- sorgung über die Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG.

Die Mitarbeiter können ihre betriebliche Altersversorgung durch eigene Beiträge ergänzen. Die ergänzende Vorsorge wird von WACKER nach den tarifvertraglichen Bestimmungen gefördert. Mitarbeiter in Deutschland erhalten zur Absiche- rung des Gehaltsteils oberhalb der Beitragsbemessungs- grenze außerdem eine Zusatzversorgung. Die Pensions- kasse hat rund 17.800 Mitglieder und leistet an rund 8.800 Rentenbezieher Pensionsleistungen. Die durchschnittlich ausgezahlte Rente betrug rund 675 € pro Monat. Zu den Beiträgen der Mitglieder steuerte WACKER je nach Vertrags- art bis zum Vierfachen der Eigenbeiträge bei. Auf Grund des Niedrigzinsumfeldes haben wir der Pensionskasse von WACKER eine Sonderzahlung in Höhe von 73,4 Mio.€ zugeführt, um eine ausreichende Deckung der Pensions- verpflichtungen sicherzustellen. WACKER arbeitet intensiv daran, die betriebliche Altersversorgung zu reformieren, um die Belastungen auf die Vermögens-, Finanz- und Er- tragslage des Unternehmens zu verringern.

Einkauf und Logistik (Kapitel ungeprüft)

Das Beschaffungsvolumen von WACKER ist im Geschäfts- jahr 2020 auf 2,8 Mrd. € (2019: 3,4 Mrd. €) gesunken. Die wich- tigsten Gründe dafür sind deutlich niedrigere Rohstoff- und Energiepreise, aber auch die insgesamt reduzierten Ein- kaufsleistungen, die aus den niedrigeren Investitionen und dem Kostenprogramm "Zukunft gestalten" resultieren. Die Einkaufsquote - die Beschaffung für Rohstoffe, Dienstleis- tungen und Material, bezogen auf den Umsatz - lag mit 61 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau (2019: 69 Pro- zent). Die Zahl der Lieferanten blieb mit ca. 11.000 auf dem Vorjahresniveau.

Das Beschaffungsvolumen für Energie und Rohstoffe liegt mit 1,7 Mrd. € (2019: 1,9 Mrd. €) rund elf Prozent unter dem Vor- jahr. Der Großteil dieses Rückgangs ist auf geringere Preise zurückzuführen, der Rest entfällt auf weniger Mengen.

b.41 Beschaffungsvolumen

(inkl. Beschaffung für Investitionen)

Mio. €

2020

2019

2018

2017

2016

Beschaffungs-

volumen

2.847

3.414

3.603

3.144

2.890

Produktion (Kapitel ungeprüft)

Die Produktionsmengen sind im Vergleich zum Vorjahr um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz gestiegen. Die Pro- duktionskosten sind dagegen leicht gesunken.

b.42 Produktionsauslastung 2020

Auslastung

der Produk-

%

tionsanlagen

WACKER SILICONES

95

WACKER POLYMERS

87

WACKER POLYSILICON

85

Im Geschäftsjahr 2020 betrugen die Investitionen 224,4 Mio.€ (2019: 379,5 Mio. €). Die Instandhaltungskosten beliefen sich auf rund 386,2 Mio. €.

b.43 Wichtige Inbetriebnahmen

Inbetrieb-

Standort

Projekte

nahme

Kapazitätserweiterung

Burghausen

der Stickstofferzeugung

2020

Neue Mittelspannungs-

Köln

versorgung

2020

Errichtung von Lager-

Nanjing, China

tanks für Dispersionen

2020

Ulsan, Südkorea

Dispersionsreaktoranlage

2020

Schwerpunkte des Produktivitätsprogramms

Mit dem kontinuierlichen Programm "wacker Operating Systems" (wos) steigern wir unsere Produktivität über die gesamte Wertschöpfungskette. Wichtigstes Ziel ist es, die spezifischen Betriebskosten Jahr für Jahr weiter zu verringern. Im Geschäftsjahr 2020 haben wir 500 Projekte bearbeitet. Dabei betreffen die Kosteneinsparungenalle Kostenarten. Die Schwerpunkte lagen auf Themen der Arbeitsproduktivität und der spezifischen Energie-verbräuche. Die wos-Academy konnte auf Grund der Corona-Pandemie deutlich weniger Schulungen und Trainings durchführen.

Vertrieb und Marketing (Kapitel ungeprüft)

Die Umsatzentwicklung von wacker war im Geschäfts-jahr 2020 beeinflusst durch die Corona-Pandemie, die sich weltweit ausgebreitet hat. Der größte Rückgang mit neun Prozent entfiel dabei auf den Geschäftsbereich wacker silicones, während der Geschäftsbereich wacker polymers nur ein leichtes Minus verzeichnete und die Geschäftsbereiche wacker biosolutions und wacker polysilicon im Umsatz leicht zulegen konnten. In allen Bereichen verzeichneten wir gegenüber dem Vorjahr rück- läufige Preise, bei wacker silicones auch geringere Ab- satzmengen. Dagegen konnten wacker polymers, wacker biosolutions und wacker polysilicon ihre Absatzmengen steigern.

Unser Chemiegeschäft wird bestimmt von drei Kunden- kategorien: Key Accounts, regionale Kunden und Distri- butoren. Aktuell hat wacker 37 Key Accounts, mit denen wir im Jahr 2020 rund 23 Prozent unseres Umsatzes in den Chemiebereichen erwirtschaftet haben. Mehr als 50 Pro- zent des Umsatzes resultieren aus dem Geschäft mit rund 5.000 aktiven Kundenbeziehungen. Rund 22 Prozent entfal- len auf Umsätze mit unseren Distributoren.

Die Marketingkommunikation ist ein zentrales Element, um den Markenauftritt und den Absatz unserer Produkte zu unterstützen. Im Jahr 2020 haben wir dafür 7,5 Mio.€ (2019: 14,8 Mio. €) ausgegeben.

Präsenzmessen auf Grund der Corona-Pandemie so gut wie nicht möglich

Die Präsentation auf internationalen Messen ist im Jahr 2020 fast zum Erliegen gekommen. Die Zahl der Messen sank deutlich auf 32 (2019: 114), davon elf Präsenzmessen. Den Erfolg unserer Messekommunikation analysieren wir qualitativ und quantitativ.

Lagebericht der Wacker Chemie ag

(Ergänzende Erläuterungen nach hgb)

Der Lagebericht der Wacker Chemie ag und der Konzernla- gebericht für das Geschäftsjahr 2020 sind nach § 315 Abs. 5 hgb in Verbindung mit § 298 Abs. 2 hgb zusammengefasst.

Der Jahresabschluss der Wacker Chemie ag nach hgb und der zusammengefasste Lagebericht werden zeitgleich im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlicht.

die für den Konzern gemachten Erläuterungen. Die wirt- schaftlichen Rahmenbedingungen der Wacker Chemie ag entsprechen im Wesentlichen denen des Konzerns.

Der Jahresabschluss der Wacker Chemie ag ist nach den Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuches (hgb) und des Aktiengesetzes (AktG) aufgestellt. Wesentliche Abweichungen zu den ifrs-Werten bestehen beim Anlage- vermögen, bei den Abschreibungen, bei Nutzungsrechten sowie Finanzverbindlichkeiten im Rahmen der Leasing- bilanzierung, den Pensionsrückstellungen und den latenten Steuern. Bezogen auf das ebitda ergeben sich nur gering- fügige Unterschiede zwischen ifrs und hgb.

Der zusammengefasste Lagebericht umfasst grundsätz- lich auch alle gesetzlich verpflichtenden Bestandteile für die Wacker Chemie ag. Ergänzend zur Berichterstattung über den wacker-Konzern erläutern wir die Entwicklung der Wacker Chemie ag.

Die Wacker Chemie ag ist das Mutterunternehmen des wacker-Konzerns und hat ihren Sitz in München. Sie ist operativ in den vier Geschäftsbereichen wacker silicones, wacker polymers, wacker biosolutions und wacker polysilicon tätig und erzielt in diesen Geschäftsbereichen einen wesentlichen Teil des Konzernumsatzes. Die Wacker Chemie ag ist stark durch ihre direkten und indirekt gehal- tenen Tochtergesellschaften und Beteiligungen im In- und Ausland geprägt. Die Wacker Chemie ag hält insgesamt 53 Tochtergesellschaften, Gemeinschaftsunternehmen und assoziierte Unternehmen und umfasst ferner die Zentral- funktionen des Konzerns. Wesentliche Leitungsfunktionen des Gesamtkonzerns liegen in der Verantwortung des Vor- stands der Wacker Chemie ag. Er legt unter anderem die Konzernstrategie fest, verteilt Ressourcen wie zum Beispiel Investitionsmittel und verantwortet das Führungskräfte- und das Finanzmanagement. Der Vorstand der Wacker Chemie ag bestimmt auch die Kommunikation mit wich- tigen Zielgruppen des Unternehmens, insbesondere mit dem Kapitalmarkt und den Aktionären.

Die verwendeten Steuerungskennzahlen zur Unterneh-menssteuerung werden konzernweit in den Geschäfts- bereichen eingesetzt. Die Unternehmensziele werden für die Geschäftsbereiche konzernweit definiert und berichtet. Für die Wacker Chemie ag als selbstständige Einheit erfolgt keine eigenständige Steuerung. Wir verweisen hierzu auf

b.44 Gewinn- und Verlustrechnung

Mio. €

Umsatzerlöse Bestandsveränderung

Andere aktivierte Eigenleistungen Gesamtleistung

Sonstige betriebliche Erträge

2020

3.579,1 -65,3 32,7 3.546,5

183,5

  • Materialaufwand -1.819,6 -2.070,1

  • Personalaufwand -1.067,5 -989,7

  • Abschreibungen -169,6 -224,7

  • Sonstige betriebliche Aufwendungen -722,8 -791,0

Betriebsergebnis

Beteiligungsergebnis (inkl. Zu- und Abschreibung auf Beteiligungen)

- 49,5

63,8 107,6

Zinsergebnis -92,4 -121,8

Sonstiges Finanzergebnis Finanzergebnis

Ergebnis vor Ertragsteuern

Steuern vom Einkommen und Ertrag Jahresfehlbetrag /Jahresüberschuss

EBITDA¹

-31,6 -1,4

-60,2 -15,6

-109,7 -72,3

8,2 -101,5 120,1

¹ EBITDA ist das Betriebsergebnis vor Abschreibung/Zuschreibungen auf Anlagevermögen.

Ertragslage der Wacker Chemie ag nach hgb

2019

3.779,0 -13,3 37,1 3.802,8

216,0

-56,7

39,3 -33,0 168,0

Die Ertragslage der Wacker Chemie ag war beeinflusst durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Bei ei- nem Umsatzrückgang von fünf Prozent bewegte sich das Betriebsergebnis auf Vorjahresniveau. Das Finanzergeb- nis reduzierte sich auf Grund geringerer Dividendenerträ-ge deutlich. Zum Jahresende wies die Wacker Chemie ag einen Jahresfehlbetrag von -101,5 Mio. € aus. Das ist ein Rückgang um 68,5 Mio.€ gegenüber dem Vorjahr.

Der Umsatz verringerte sich von 3,78 Mrd.€ auf 3,58 Mrd.€.

Das ist ein Minus von fünf Prozent. Ausschlaggebend für diesen Rückgang waren die Auswirkungen der Corona- Pandemie auf die Wirtschaft. Dabei gingen die Umsätze in fast allen Geschäftsbereichen zurück. Der Geschäftsbe- reich wacker silicones verzeichnete mit 1,70 Mrd. € Umsatz einen Rückgang um acht Prozent (2019: 1,84 Mrd. €). Der Umsatz im Geschäftsbereich wacker polymers belief sich auf 780,1 Mio. € (2019: 805,6 Mio. €). Dies entspricht einem Rückgang von drei Prozent. Im Geschäftsbereich wacker biosolutions reduzierte sich der Umsatz um 6,9 Mio.€ auf 145,6 Mio.€ (2019: 152,5 Mio.€). Der Geschäftsbereich wacker polysilicon verzeichnete hingegen eine leichte Umsatzsteigerung auf 794,2 Mio.€ (2019: 783,1 Mio.€).

Der Materialaufwand reduzierte sich im Geschäftsjahr 2020 um 250,5 Mio. € auf 1,82 Mrd. € (2019: 2,07 Mrd. €). Dies resul- tiert vor allem aus einem Rückgang der Bezugspreise und der Mengen bei den strategischen Rohstoffen sowie gerin- geren Mengen an Handelswaren. Die Wacker Chemie ag hat im Geschäftsjahr 2020 von niedrigeren Preisen für Ethylen, Methanol und Vinylacetatmonomer profitiert. Auch die Roh- stoffpreise für Siliciummetall entwickelten sich zeitweise rückläufig. Die Aufwendungen für Energie waren ebenfalls leicht rückläufig. Insgesamt sank die Materialeinsatzquote auf 51,3 Prozent (2019: 54,4 Prozent).

Der Personalaufwand stieg um acht Prozent auf 1.067,5 Mio. € (2019: 989,7 Mio.€). Für diesen Anstieg verantwortlich sind Tarifabschlüsse sowie höhere variable Vergütungsbestand- teile, die im Jahr 2021 ausgezahlt werden. Erhöht hat sich auch der Aufwand für Altersvorsorgevereinbarungen, die im Rahmen des Restrukturierungsprogramms "Zukunft ge- stalten" eingegangen wurden. Wie im Vorjahr sind Sonder- aufwendungen zur Absicherung der künftigen Finanzierung der Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG enthalten.

Zum 31.Dezember 2020 beschäftigte die Wacker Chemie ag 9.823 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (31. Dezember 2019: 10.093). Die Personalaufwandsquote stieg auf 30,1 Prozent (2019: 26,0 Prozent).

Die Abschreibungen reduzierten sich weiter auf 169,6 Mio.€

(2019: 224,7 Mio. €). Das ist ein Minus von 25 Prozent.

Das sonstige betriebliche Ergebnis, bestehend aus sons- tigem betrieblichen Ertrag und sonstigem betrieblichen Aufwand, hat sich um 35,7 Mio. € auf -539,3 Mio. € (2019: -575,0 Mio.€) verbessert. Grund hierfür ist insbesondereder Rückgang des sonstigen betrieblichen Aufwands auf Grund von Kosteneinsparungen. Gegenläufig wirkten sich Restrukturierungsaufwendungen im Zusammenhang mit dem Projekt "Zukunft gestalten" in Höhe von 48,9 Mio.€ aus. Im Vorjahr ist ein Ertrag aus Versicherungsleistun-gen für den Schadensfall im Jahr 2017 am us-Standort Charleston in den usa in Höhe von 112,5 Mio. € enthalten.

Im sonstigen betrieblichen Aufwand sind neben Währungs- verlusten Aufwendungen für Vertriebskosten, Instandhal- tung, sonstige Fremdarbeiten, Mieten, Wartungskosten, Forschungs- und Entwicklungskosten sowie Kostenüber- nahmen für Tochtergesellschaften ausgewiesen. Insbeson- dere die Aufwendungen für Instandhaltung und sonstige Fremdarbeiten verringerten sich im Geschäftsjahr 2020.

Das Währungsergebnis verbesserte sich um 40,1 Mio.€ auf 27,1 Mio. € (2019: -13,0 Mio. €).

Das Betriebsergebnis belief sich auf -49,5 Mio.€ (2019: -56,7 Mio. €).

Das Beteiligungsergebnis enthält Erträge aus Ergebnis-abführungsverträgen und Dividendenausschüttungen. Diese lagen mit 63,8 Mio. € unter dem Vorjahreswert von 107,6 Mio. €. Im Geschäftsjahr 2020 wurden deutlich geringere Dividendenzahlungen von Tochtergesellschaften geleistet. Zudem verringerte sich der Dividendenertrag aus der Beteiligung an der Siltronic ag.

Das Zinsergebnis verbesserte sich auf -92,4 Mio.€ (2019: -121,8 Mio. €). Hierbei wirkte sich der im Vorjahresvergleich geringere Diskontierungszinssatz für Pensionsverpflichtun- gen aus. Entsprechend gingen die Zinsaufwendungen für Pensionen auf 85,4 Mio. € (2019: 93,8 Mio. €) zurück. Zudem waren im Vorjahr Rückverrechnungen an Tochtergesell- schaften im Zinsaufwand enthalten.

Das Ergebnis aus Steuern vom Einkommen und vom Ertrag ist geprägt von der Verlustsituation im laufenden Geschäftsjahr. Im Geschäftsjahr ergab sich für die Wacker Chemie ag inkl. ihrer inländische Tochtergesellschaften, mit denen ein Ergebnisabführungsvertrag besteht, ein Steuer- ertrag von 8,2 Mio.€. Dieser resultiert im Wesentlichen aus Erstattungen für Vorjahre. Im Vorjahr ergab sich ein Ertrag von 39,3 Mio. €.

Das Geschäftsjahr endete mit einem Jahresfehlbetrag von -101,5 Mio.€. Der Bilanzgewinn für das Geschäftsjahr 2020 beläuft sich nach Berücksichtigung des Verlustvortrags aus

dem Vorjahr und der Dividendenausschüttung in Höhe von 24,8 Mio. € auf insgesamt 1,20 Mrd. € (2019: 1,32 Mrd. €).

Vermögens- und Finanzlage der Wacker Chemie ag nach hgb

Die Bilanzsumme der Wacker Chemie ag ist gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent angestiegen und beläuft sich auf 6,04 Mrd. € (31. Dezember 2019: 5,48 Mrd. €). In den einzel- nen Posten ergaben sich dabei einige gegenläufige Effekte.

b.45 Bilanz

Mio. €

Aktiva

Immaterielle Vermögenswerte Sachanlagen

Finanzanlagen

Anlagevermögen

Vorräte

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Andere Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

Wertpapiere und Termingelder

Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten

Umlaufvermögen

Aktive Rechnungsabgrenzungsposten Summe Aktiva

Passiva

Gezeichnetes Kapital ./. Nennbetrag eigene Anteile Ausgegebenes Kapital

Kapitalrücklage

2020 2019

5,5 8,8

982,3 992,8

2.665,1 3.652,9

2.704,8 3.706,4

562,6

606,7

346,8 365,5

322,5 350,2

669,3 715,7 Die anderen Forderungen und sonstigen Vermögensge-

680,6 107,7 genstände lagen zum Stichtag bei 322,5 Mio. € (31. Dezem- ber 2019: 350,2 Mio.€). Das ist ein Rückgang um acht Pro-

463,4 339,4

2.375,9

1.769,5

6,7 6.035,5

4,7 5.480,6

260,8 -12,4

260,8 -12,4

248,4 248,4

157,4 157,4

Andere Gewinnrücklagen 1.000,0 1.000,0

Bilanzgewinn Eigenkapital

Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen

Andere Rückstellungen Rückstellungen Finanzierungsverbindlichkeiten Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

Übrige Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten

Passive Rechnungsabgrenzungsposten Summe Passiva

1.198,6 1.324,9 2.604,4 2.730,7

Das Anlagevermögen liegt im Geschäftsjahr 2020 mit 3,65 Mrd.€ unter dem Vorjahr (2019: 3,71 Mrd.€). Leicht zu- rückgegangen ist im Vergleich zum Vorjahr das Sachanla- gevermögen. Die Abschreibungen in Höhe von 164,0 Mio. € (31.Dezember 2019: 218,0 Mio.€) übersteigen die Investitio- nen in Höhe von 155,3 Mio. € (31. Dezember 2019: 208,3 Mio. €).

Das Finanzanlagevermögen reduzierte sich ebenfalls von 2,70 Mrd.€ auf 2,67 Mrd.€. Das resultiert aus der planmäßi- gen Tilgung einer an die Dow Siloxanes (Zhangjiagang), Co. Ltd., China, gegebenen Ausleihung. Insgesamt beträgt das Anlagevermögen 61 Prozent der Bilanzsumme. Im Vorjahr waren es 68 Prozent.

Der Bestand an Vorräten hat sich im Vergleich zum Vorjahr

verringert. Er belief sich auf 562,6 Mio.€ (31.Dezember 2019: 606,7 Mio. €). Das entspricht einem Rückgang von sieben

Prozent. Dies ist zum einen auf verringerte Rohstoffkosten und zum anderen auf gestiegenen Absatzmengen, insbe- sondere im Geschäftsbereich wacker polysilicon, zu- rückzuführen. Auch die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind um fünf Prozent niedriger als im Vorjahr.

Sie beliefen sich am Stichtag auf 346,8 Mio. € (31. Dezem-

ber 2019: 365,5 Mio. €).

zent. Die darin enthaltenen Forderungen an verbundene Unternehmen betrugen 246,8 Mio. € (31. Dezember 2019: 271,4 Mio. €).

Zum 31. Dezember 2020 verfügte die Wacker Chemie ag über Wertpapiere und Termingelder in Höhe von 680,6 Mio.€ (31. Dezember 2019: 107,7 Mio. €) mit einer Laufzeit von mehr als drei Monaten. Das Bankguthaben der Wacker Chemie ag

belief sich zum 31.Dezember 2020 auf 463,4 Mio.€ (31.De-

zember 2019: 339,4 Mio. €).

Das Eigenkapital betrug zum Bilanzstichtag 2,60 Mrd. € (31. Dezember 2019: 2,73 Mrd. €). Das entspricht einer Eigen- kapitalquote von 43,2 Prozent (31. Dezember 2019: 49,8 Pro-

980,0 473,0 1.453,0

  • 912,9 zent). Die Hauptversammlung der Wacker Chemie ag be-

  • 326,3 schloss, aus dem Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2019

1.239,2

eine Dividende in Höhe von 24,8 Mio. € auszuschütten. Der

1.507,3 1.061,1 verbleibende Bilanzgewinn in Höhe von 1.300,1 Mio. € wurde auf neue Rechnung vorgetragen. Der Bilanzgewinn zum

264,2 212,6

189,1 218,3

1.960,6

31.Dezember 2020 setzt sich aus dem laufenden Ergebnis

1.492,0

des Jahres 2020 in Höhe von -101,5 Mio. € und dem nicht ausgeschütteten Gewinnvortrag aus dem Vorjahr zusam- men und beläuft sich auf 1.198,6 Mio.€.

17,5 6.035,5

18,7 5.480,6

Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflich-tungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 67,1 Mio. € auf 980,0 Mio. € (31. Dezember 2019: 912,9 Mio. €). Die anderen Rückstellungen, bestehend aus Personal-, Steuer- und Umweltschutzrückstellungen, erhöhten sich im Geschäfts- jahr 2020 ebenfalls und betrugen 473,0 Mio. € (31. Dezem- ber 2019: 326,3 Mio. €). Der Grund dafür war insbesondere der Anstieg der Personalrückstellungen um 149,8 Mio. €. Im Rahmen des Programms "Zukunft gestalten" ist eine Rückstellung in Höhe von 48,0 Mio. € berücksichtigt. In diesem Zusammenhang angebotene atz-Vereinbarungen führten im Geschäftsjahr 2020 zu Rückstellungen für Auf- stockungsbeträge in Höhe von 23,9 Mio. €. Im Verhältnis zur Bilanzsumme machen die Rückstellungen 24 Prozent aus (31. Dezember 2019: 23 Prozent).

Die Finanzverbindlichkeiten betrugen zum Bilanzstichtag 1.507,3 Mio. € (31. Dezember 2019: 1.061,1 Mio. €). Das ist ein Anstieg von 42 Prozent. Die Kreditaufnahme bei Banken belief sich auf 1.057,6 Mio. € (31. Dezember 2019: 770,3 Mio. €).

Die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unter- nehmen stiegen um 158,4 Mio. € an und beliefen sich auf 444,4 Mio.€ (31.Dezember 2019: 286,0 Mio.€). Der Anteil der Finanzverbindlichkeiten an der Bilanzsumme erhöhte sich insgesamt auf 25 Prozent der Bilanzsumme (31. Dezem- ber 2019: 19 Prozent).

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 51,6 Mio. € auf 264,2 Mio. € (31. Dezember 2019: 212,6 Mio. €). Die übrigen Verbindlichkeiten betrugen zum Stichtag 189,1 Mio. € (31.Dezember 2019: 218,3 Mio.€). Verantwortlich für den Rückgang sind im Wesentlichen die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen. Sie sanken um 46,6 Mio. € auf 50,2 Mio. € (31. Dezember 2019: 96,8 Mio. €).

Der passive Rechnungsabgrenzungsposten betrug zum Bilanzstichtag 17,5 Mio. € (31. Dezember 2019: 18,7 Mio. €). Er betrifft im Wesentlichen eine geleistete Zahlung der Siltro- nic ag an die Wacker Chemie ag für die Übernahme von Mitarbeitern.

Der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit ist ins- besondere durch geringere Materialkosten und Kostenein- sparungen auf 351,9 Mio. € angestiegen (2019: 96,9 Mio. €). Zudem verbesserte die Entwicklung des Working Capital den betrieblichen Cashflow.

Die Investitionen in Sachanlagen verringerten sich im Ge-schäftsjahr 2020 deutlich. Der Netto-Cashflow als Summe aus dem Cashflow der betrieblichen Geschäftstätigkeit und dem Cashflow aus langfristiger Investitionstätigkeit (ohne Wertpapiere und Termingelder) verbesserte sich da- her im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 222,8 Mio.€ (2019: -139,0 Mio.€). Freie Mittel wurden in Wertpapiere und Ter- mingelder investiert. Dadurch erhöhte sich der Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit auf 703,2 Mio. € (2019: 298,0 Mio. €). Zudem enthält der Cashflow aus Investitionstätigkeit die Rückführung eines Darlehens, das an die Dow Siloxanes (Zhangjiagang), Co. Ltd., China, ausgegeben wurde.

Die Zuflüsse aus Finanzierungstätigkeit betragen 475,3 Mio. € (2019: 273,9 Mio.€). Neben dem Erhalt von Mitteln aus den us-amerikanischen Tochtergesellschaften auf Grund des bestehenden Cashpoolings wurden im Geschäftsjahr 2020 per saldo Bankverbindlichkeiten in Höhe von 287,2 Mio.€ aufgenommen (2019: 186,4 Mio. €). Die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 führte zu einem Mittelabfluss in Höhe von -24,8 Mio. €.

Die Liquidität, definiert als Summe der Wertpapiere des Umlaufvermögens und des Kassen- und Bankguthabens, beträgt zum 31.Dezember 2020 1.144,0 Mio.€ und ist insbe-sondere durch die Zunahme der Wertpapiere und Termin- gelder angestiegen. Im Vorjahr belief sich die Liquidität auf 447,1 Mio. €. Der Saldo aus Liquidität und Verbindlichkeiten gegenüber Finanzinstituten ergibt Nettofinanzforderungen in Höhe von 86,4 Mio. €. Im Vorjahr bestanden Nettofinanz-schulden in Höhe von -323,2 Mio. €.

Risiken und Chancen

Die Geschäftsentwicklung der Wacker Chemie ag unterliegt im Wesentlichen den gleichen Risiken und Chancen wie die des wacker-Konzerns. An den Risiken der Beteiligungen und Tochterunternehmen partizipiert die Wacker Chemie ag grundsätzlich entsprechend ihrer jeweiligen Beteiligungs- quote. Die Bewertung der Beteiligungen ist insbesonde- re abhängig von den im Risikobericht dargestellten Risi- ken. Aus den Beziehungen zu unseren Beteiligungen und Tochtergesellschaften können zusätzlich aus gesetzlichen oder vertraglichen Haftungsverhältnissen (insbesondere Finanzierungen) Belastungen resultieren. Diese Haftungs- verhältnisse werden im Anhang der Wacker Chemie ag dargestellt. Die Wacker Chemie ag als Mutterunternehmen des wacker-Konzerns ist eingebunden in das konzernweite Risikomanagementsystem.

» Weitere Informationen hierzu finden sich im Kapitel "Finanzinstrumente" dieses Geschäftsberichts. Die nach §289 Abs.5 hgb erforderliche Beschrei-bung des internen Kontrollsystems für die wacker Chemie ag erfolgt im Abschnitt "Internes Kontrollsystem (iks) und rechnungslegungsbezogenes internes Kontrollsystem".

Ausblick

Die wichtigsten Prämissen, die wacker bei der Planung zugrunde legt, sind die Rohstoff- und Energiekosten, die Personalkosten und die Wechselkurse. Für das Jahr 2021 planen wir mit einem Wechselkurs des Euro zum us-Dollar von 1,20. Die Erwartung für die weitere Geschäftsentwick- lung der Wacker Chemie ag im kommenden Jahr ist im Wesentlichen identisch mit dem Ausblick des wacker-Kon- zerns, der im Prognosebericht des Konzerns ausführlich beschrieben wird.

Welche weiteren Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Entwicklung haben wird, ist zurzeit noch nicht verlässlich abzuschätzen. Wir gehen derzeit davon aus, dass der Umsatz gegenüber dem Vorjahr leicht an- steigt. Für die Wacker Chemie ag erwarten wir, vor Berück- sichtigung eines möglichen Veräußerungsgewinns aus dem Verkauf der Siltronic-Anteile, ein leicht positives Ergebnis.

Veröffentlichung

Der von der kpmg ag Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehene Jahresabschluss der Wacker Chemie ag, aus dem hier ins- besondere die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung wiedergegeben sind, wird beim Betreiber des Bundesan- zeigers eingereicht und ist über die Website des Unter- nehmensregisters zugänglich. Er wird zusammen mit dem Konzernabschluss veröffentlicht. Dieser Abschluss kann bei der Wacker Chemie ag, Hanns-Seidel-Platz 4, 81737

München, angefordert oder im Internet abgerufen werden.

Risikobericht

Beschreibung und Erklärung zum Risiko- und Compliance-Management

entspricht den gesetzlichen Anforderungen und ist Bestandteil aller Entscheidungen und Geschäftsprozesse.

Vorstand und Aufsichtsrat werden regelmäßig über die aktuelle Risikolage des Konzerns und der einzelnen Geschäftsbereiche informiert.

Ganzheitlicher Ansatz für das

Risiko- und Compliance-Management

Das Risiko- und Compliance-Management ist für wacker ein integrierter Bestandteil der Unternehmensführung. Als weltweit tätiges Unternehmen sind wir einer Vielzahl unterschiedlicher Risiken ausgesetzt, die sich unmittelbar aus unserer operativen Tätigkeit ergeben. Ausgehend vom vertretbaren Gesamtrisiko entscheidet der Vorstand, welche Risiken wir eingehen, um Chancen nutzen zu können, die sich dem Unternehmen bieten. Das Risiko- management von wacker hat das Ziel, Risiken so früh wie möglich zu erkennen, sie angemessen zu bewerten und durch geeignete Maßnahmen zu begrenzen. Risiken sind für uns interne und externe Ereignisse, die ein Erreichen unserer Ziele und Prognosen negativ beeinflussen können.

Das bestehende Risikomanagementsystem haben wir im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verändert.

Als Chemieunternehmen haben wir eine besondere Verant- wortung für den Betrieb unserer Anlagen und den Schutz von Menschen und Umwelt. An allen unseren Produktions- standorten gibt es Mitarbeiter, die für die Themen Anlagen- und Arbeitssicherheit sowie Gesundheits- und Umwelt-schutz verantwortlich sind. Unser Risikomanagement

b.46 "Three Lines of Defense"-Modell

Um Unternehmensrisiken effektiv zu steuern und sicherzu- stellen, dass die ethischen Grundsätze der Unternehmens- führung sowie die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden, folgt wacker dem "Three Lines of Defense"-Modell.

» Siehe Grafik b.46 auf Seite 87

Die erste Verteidigungslinie liegt beim Management des operativen Geschäfts, das die Steuerung und Kontrolle der dort auftretenden Risiken sowie deren Handhabung verantwortet. Dazu gehört auch der Aufbau von funktio- nierenden internen Kontrollsystemen in den einzelnen ope- rativen Einheiten.

Die zweite Verteidigungslinie bilden das Risikomanage- ment und das Compliance-Management. Das Risikoma- nagement verfolgt systematisch die wesentlichen Risiken der operativen Einheiten und berichtet hierzu an den Vor- stand. Das Compliance-Management sorgt dafür, dass die ethischen Grundsätze der Unternehmensführung ein- gehalten werden. Es identifiziert die entsprechenden ge- setzlichen Anforderungen und Neuregelungen, gibt sie an alle betroffenen Unternehmenseinheiten weiter und führt Compliance-Schulungen für die Mitarbeiter durch. Das steuerliche Compliance-Management stellt sicher, dass die Wacker Chemie ag und ihre Tochtergesellschaften ihren steuerrechtlichen Verpflichtungen rechtzeitig und in vol- lem Umfang nachkommen. Die frühzeitige Einbindung der

AufsichtsratVorstandErste VerteidigungslinieInterne Kontrollsysteme

Risikosteuerung

Direkte Steuerung

und Kontrolle

RisikosteuerungAnzahl der RisikenZweite VerteidigungslinieRisikomanagement

Compliance-Management

Regelung der Identifikation von spezifische Risiken

Schulungen

Dritte VerteidigungslinieKonzernrevision

Audits

AbschlussprüferRisikokontrolle

Steuerabteilung und Kontrollen der steuerlichen Vorprozes- se tragen dazu bei, entsprechende Risiken zu minimieren.

Die interne Revision arbeitet im Sinne einer dritten Verteidi- gungslinie als unabhängige Kontrollinstanz des Vorstands.

Sie prüft über Audits in regelmäßigen Abständen das Risikomanagement der Unternehmenseinheiten und die internen Kontrollsysteme der operativen Einheiten auf ihre Wirksamkeit. Dabei stimmt sich die Revision auch mit dem Compliance-Management ab, beispielsweise bei Untersuchungen und Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption.

Internes Kontrollsystem (iks) und rechnungs-legungsbezogenes internes Kontrollsystem

Das interne Kontrollsystem (iks) ist ein integraler Bestandteil des Risikomanagementsystems.

Mit dem internen Kontrollsystem in Bezug auf die Rech- nungslegung verfolgen wir das Ziel, die gesetzlichen Vorgaben, die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchfüh- rung sowie die Regeln der International Financial Reporting Standards (ifrs) einheitlich umzusetzen und zu gewähr-leisten. Dadurch sollen Fehlaussagen in der Konzern- rechnungslegung sowie in der externen Berichterstattung vermieden werden.

Zusätzlich zu den beschriebenen Grundlagen des iks nehmen wir Bewertungen und Analysen vor, um Risiken mit direktem Einfluss auf die Finanzberichterstattung zu identifizieren und zu minimieren. Um das Risiko von Fehlaussagen in der Bilanzierung komplexer, anspruchs- voller Teilbereiche zu verringern, beispielsweise beim Thema Pensionen, ziehen wir externe Experten hinzu.

Das rechnungslegungsbezogene interne Kontrollsystem ist so konzipiert, dass eine zeitnahe, einheitliche und korrekte Bilanzierung aller Geschäftsvorfälle vorgenom- men wird und dass kontinuierlich zuverlässige Daten über

b.47 Risikomanagementsystem

die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns vorliegen. Wir halten dabei die gesetzlichen Normen, Rechnungslegungsvorschriften und internen Bilanzie- rungsregelungen ein. Wesentliche Bilanzierungsrichtlinie ist das konzernweit gültige, im Intranet zugängliche Bilanzierungshandbuch. Es formuliert verbindliche Regeln für die konzerneinheitliche Bilanzierung und Bewertung. Die Konzernrichtlinie zur Bilanzierung enthält einheitliche Vorgaben für die organisatorische Verantwortung von bilanzierungsrelevanten Themen. Der Organisationsablauf ist zudem durch Bilanzierungs- und Organisationsrichtlinien sowie Buchungsanweisungen vorgegeben. Die Einhaltung der Berichtspflichten und -fristen wird zentral durch das Konzernrechnungswesen überwacht. Die Funktionstren- nung von Bilanzbuchhaltung und Bilanzanalyse sowie Bilanzierungsstrategie beugt der Gefahr vor, dass mögliche Fehler vor Fertigstellung des Abschlusses nicht identifiziert werden oder dass Rechnungslegungsvorschriften nicht ein- gehalten werden.

Die Tochtergesellschaften sind verantwortlich dafür, dass die bestehenden Regelungen dezentral umgesetzt wer-den. Sie werden dabei vom Konzernrechnungswesen unterstützt und überwacht. Die gemeldeten Daten werden durch automatische Validierungen im System sowie durch Berichte und Analysen kontrolliert. Die Wirksamkeit der Kontrollen gewährleisten wir durch Feedback-Gespräche der verantwortlichen Mitarbeiter sowie durch die laufende Kontrolle wesentlicher Kennzahlen im Rahmen der monatli- chen Managementberichterstattung und systemgestützter Testläufe. Daneben gibt es regelmäßig externe Prüfungen sowie prüferische Durchsichten zum Ende des Geschäfts- jahres und zum Halbjahr.

Das Management der Geschäfts- und Zentralbereiche sowie der Tochtergesellschaften bestätigt quartalsweise durch bereichsbezogene Bestätigungen, dass alle für den Quartals- oder Jahresabschluss wesentlichen Sachverhalte gemeldet wurden.

Aufsichtsrat/VorstandRisikoidentifizierung: alle Geschäfts- und ZentralbereicheGrundlage des RisikomanagementsRisikoüberwachung: internes Kontrollsys-tem ControllingRisikoabdeckung:

Finanzen und Versicherungen

Kontrolle des Risiko- managementprozesses:

RevisionRisikolisteRisikomanagement-handbuchRichtlinie Risikomanagement

Der Aufsichtsrat ist durch den Prüfungsausschuss eben- falls in das Kontrollsystem eingebunden. Der Prüfungsaus- schuss überwacht insbesondere den Rechnungslegungs- prozess, die Wirksamkeit des Kontrollsystems und des Risikomanagementsystems sowie die Abschlussprüfung. Zudem prüft er die Unterlagen zum Einzelabschluss der Wacker Chemie ag und den Konzernabschluss sowie den zusammengefassten Lagebericht für diese Abschlüsse und erörtert sie mit dem Vorstand und dem Abschlussprüfer.

Die Gesamtverantwortung im Hinblick auf die Wirksam- keit und Angemessenheit der Risikomanagementsysteme obliegt dem Finanzvorstand.

Organisation und Instrumente des Risikomanagementsystems

Das konzernweite Risikomanagementsystem greift auf bestehende Organisations- und Berichtsstrukturen zurück, ergänzt um zusätzliche Elemente:

Alle eingesetzten Finanzsysteme sind durch entsprechende Berechtigungskonzepte, Freigabekonzepte und Zugangs- beschränkungen vor Missbrauch geschützt. Eine abso- lute Sicherheit hinsichtlich der Wirksamkeit des internen Kontrollsystems können wir jedoch auch mit angemes- senen und funktionsfähigen Systemen nicht zu 100 Prozent garantieren.

Risikosteuerung wacker konzentriert sich darauf, Risiken im Rahmen eines nachvollziehbaren, alle Unternehmensprozesse umfassen- den Risikomanagement- und -kontrollsystems zu identifi- zieren, zu bewerten, zu steuern und zu überwachen. Die Grundlage dafür bilden die definierte Risikostrategie und ein effizientes Berichtswesen. Dabei wird die Risikostra- tegie vom Vorstand regelmäßig überprüft und weiterent- wickelt. Der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats wird vom Vorstand über bestehende Risiken regelmäßig unterrichtet.

Alle Unternehmensebenen sind in das Risikomanagement eingebunden. Es besteht aus drei miteinander verzahnten Elementen:

  • - bereichsspezifisches Risikomanagement mit entspre- chenden Frühwarnsystemen

  • - konzernweite Risikoabdeckung

  • - konzernweite Risikoabbildung

b.48 Grundlagen internes Kontrollsystem (iks)

  • - das Risikomanagementhandbuch: Es enthält Grund- sätze und Prozesse des Risikomanagements. Darin beschrieben sind Meldegrößen für Risiken und Infor- mationen darüber, wie sie abgedeckt und abgebildet werden.

  • - die Richtlinie Risikomanagement: Sie regelt konzernweit die Anforderungen an die Berichterstattung und wann welche Gremien informiert werden.

  • - der Risikomanagementbeauftragte: Er ist verantwort- lich für das Risikomanagementsystem und wird durch lokale Risikobeauftragte unterstützt.

  • - die Risikoliste: Hier werden spezielle Einzelrisiken der Unternehmens- und Geschäftsbereiche erfasst. Berichtspflicht für Einzelrisiken besteht ab einer Größenordnung, deren Ergebnisauswirkung 5 Mio. € übersteigt.

Risikoidentifikation

Risiken werden bei wacker auf zwei Ebenen identifiziert: auf Geschäftsbereichs- und Konzernebene. Um Risiken zu erkennen und zu ermitteln, setzen wir unterschiedliche Instrumente ein. Dazu gehören unter anderem Auftrags- entwicklung, Markt- und Wettbewerbsanalysen, Kunden- gespräche sowie laufende Beobachtung und Analyse des wirtschaftlichen Umfelds.

Prinzip derVier-Augen-PrinzipJob-Rotation Funktionstrennung

Richtlinien und ArbeitsanweisungenSystematisch gestalteteKontrollmaßnahmen in GeschäftsprozessenEinhaltung der Gesetze und

Richtlinien

¹ Vermögensschäden, die durch eigene Mitarbeiter oder Dritte vorsätzlich oder durch unbeabsichtigtes Fehlverhalten entstehen können

Vermeidung von Vermögensschäden¹

Sicherstellung der Funktionsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsprozesse

Bewertung, Quantifizierung und Management von Risiken

Identifizierte Risiken werden hinsichtlich ihrer Eintrittswahr- scheinlichkeit und ihrer potenziellen Auswirkungen auf das Ergebnis analysiert. In monatlichen Berichten wird der Vor- stand durch das Konzerncontrolling über die gegenwärtige und die voraussichtliche zukünftige Geschäftsentwicklung und deren Risiken informiert. Risiken und Chancen bewer- ten wir in regelmäßigen Besprechungen mit den Geschäfts- bereichen und wägen sie gegeneinander ab.

Der Zentralbereich Konzerncontrolling stellt sicher, dass die Standards des Risikomanagements umgesetzt werden und der Risikomanagementprozess weiterentwickelt wird. Er ist verantwortlich für das konzernweite Erfassen aller wesentlichen Risiken sowie für die systematische Bewer- tung. Wesentliche sowie bestandsgefährdende Risiken werden sofort über ein Ad-hoc-Reporting gemeldet. Da die Geschäftsbereiche Ergebnisverantwortung tragen, ist dieser Prozess eng mit dem operativen Controlling verknüpft. Die Risiken der einzelnen Geschäftsbereiche werden monatlich identifiziert und eingeschätzt.

Das Management finanzwirtschaftlicher Risiken liegt in der Verantwortung des Zentralbereichs Finanzen und Versiche- rungen. Das Forderungsmanagement gegenüber Kunden überwacht der Zentralbereich Bilanzierung und Steuern.

Compliance-Management wacker arbeitet nach ethischen Grundsätzen der Unter- nehmensführung, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Das Compliance-Management hat die Auf- gabe, darauf hinzuwirken, dass diese Grundsätze sowie alle diesbezüglichen gesetzlichen Regelungen überall im Unternehmen eingehalten werden. Compliance-Schulun- gen sensibilisieren die Mitarbeiter für die einschlägigen Risiken und vermitteln Verhaltensregeln, die im Tages- geschäft zu beachten sind. Geregelt ist das durch die Com- pliance-Richtlinie. Bei beobachteten Verstößen sind die Mitarbeiter angehalten, ihre Vorgesetzten, die Compliance- Beauftragten, den Betriebsrat oder die Verantwortlichen der Personalabteilung zu informieren. Die Mitarbeiter haben dabei auch die Möglichkeit, solche Hinweise auf Rechtsver- stöße im Unternehmen geschützt zu geben, insbesondere unter Wahrung ihrer Anonymität.

Verantwortlich für die Umsetzung dieses Regelwerks sind die Compliance Officer des Konzerns, die den Mitarbeitern auch als Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema Compliance zur Verfügung stehen.

Eine Kernaufgabe der Compliance Officer liegt dabei in der Prävention. Sie schulen, informieren und beraten die Mit- arbeiter und das Management, beispielsweise zu Strategien und Maßnahmen, um Korruption und andere Gesetzes- verstöße zu verhindern. Wesentliche Verstöße gegen die Compliance im Sinne der oben angegebenen Wertgrenze einer Ergebnisauswirkung von mehr als 5 Mio. € wurden im Jahr 2020 nicht identifiziert.

Konzernrevision

Die interne Konzernrevision fungiert im Sinne einer dritten Verteidigungslinie als unabhängige Kontrollinstanz des Vorstands. Sie hat Mitverantwortung für wirksame interne Kontrollsysteme in den verschiedenen operativen Pro- zessen und Systemen. Die von den operativen Einheiten anzuwendenden Ausgestaltungsprinzipien für ein internes Kontrollsystem wie zum Beispiel das Vier-Augen-Prinzip sind in einer weltweit gültigen Richtlinie verbindlich fest- gelegt und für kritische Funktionen dort näher erläutert.

Die Konzernrevision überprüft so im Auftrag des Vorstands primär prozessbezogen und mit Fokus auf interne Kon-trollsysteme regelmäßig alle relevanten Funktionen und Unternehmensteile. Die Auswahl der Prüfungsthemen erfolgt nach einem risikoorientierten Ansatz. Dabei wird das Berichtswesen des Risikomanagements ebenso mit einbezogen wie die Berichte und Hinweise der Zentral- und Geschäftsbereiche und der größeren Beteiligungsgesell- schaften. Der Prüfungsplan wird vom Vorstand ergänzt und verabschiedet sowie mit dem Prüfungsausschuss bespro- chen. Wenn notwendig wird der Plan unterjährig flexibel an geänderte Rahmenbedingungen angepasst.

Aus den Audits abgeleitete Maßnahmen zur Prozessopti- mierung werden umgesetzt und von der Revision systema-tisch verfolgt. Zu den Ergebnissen und zum Realisierungs- status der Maßnahmen berichtet die Revision regelmäßig an den Vorstand und den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats.

Aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr liegen keine Sach- verhalte vor, die eine Gefährdung der ordnungsgemäßen Funktion der Kontrollsysteme darstellen oder eine Ergebnis- auswirkung im Sinne der oben angegebenen Wertgrenze von mehr als 5 Mio. € haben.

Audits

Extern wird das Risikofrüherkennungssystem durch den Abschlussprüfer im Rahmen der Jahresabschluss- prüfung untersucht. Er berichtet darüber an Vorstand und Aufsichtsrat.

Zentrale Risikofelder

Definition der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Auswirkungen von Risiken

Wir beschreiben die Eintrittswahrscheinlichkeit der von uns aufgeführten Risiken mithilfe von Schlüsselbegriffen. Sie ermöglichen es, unsere Einschätzungen zu den einzelnen Risikofeldern nachzuvollziehen. Prozentual entsprechen diese Begriffe diesen Bandbreiten:

  • - gering: kleiner als 25 Prozent

  • - möglich: 25 bis 75 Prozent

  • - hoch: größer als 75 Prozent

Die Auswirkungen auf die Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns für den Fall, dass die aufgeführten Risiken eintreten sollten, beschreiben wir ebenfalls anhand von Schlüsselbegriffen. Wir bewerten den möglichen Ergebniseffekt dabei nach der Netto- methode, also nach Durchführung entsprechender Gegen- maßnahmen wie zum Beispiel gebildete Rückstellungen oder Hedging. Die folgenden Begriffe entsprechen dabei diesen Bandbreiten:

  • - niedrig: bis 25 Mio. €

  • - mittel: bis 100 Mio.€

  • - groß: über 100 Mio. €

Die Tabelle gibt unsere Einschätzung zur Eintrittswahr-scheinlichkeit der Risiken und zu ihren möglichen Aus-wirkungen auf die Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns im Eintrittsfall wieder. Die Aussagen beziehen sich auf den Prognosezeitraum, also auf das Geschäftsjahr 2021.

Gesamtwirtschaftliche Risiken Szenario: Konjunktur schwächt sich ab.

Auswirkungen für wacker: Produktionsauslastung sinkt, höhere spezifische Herstellungskosten, Umsatz- und Ergebnisrückgang im Konzern.

Maßnahmen: Wir begegnen diesem Risiko, indem wir die konjunkturelle Entwicklung in unseren wesentlichen Absatzmärkten fortlaufend beobachten. Schwächt sich die wirtschaftliche Entwicklung ab, treffen wir frühzeitig Vorbe- reitungen, um unsere Produktionskapazitäten, Ressourcen und Vorräte der Kundennachfrage flexibel anpassen zu können. In einem solchen Fall konzentrieren wir beispiels- weise die Auslastung auf Produktionsstandorte mit den besten Kostenpositionen.

b.49 Eintrittswahrscheinlichkeit und mögliche Auswirkungen unserer Risiken für 2021

Risiko / Kategorie

Gesamtwirtschaftliche Risiken Absatzmarktrisiken

Chemie

Polysilicium

Beschaffungsmarktrisiken Investitionsrisiken

Produktions- und Umweltrisiken Finanzwirtschaftliche Risiken

Kreditrisiko

Währungs- und Zinsrisiken Liquiditätsrisiko

Pensionen Rechtliche Risiken Regulatorische Risiken

Energiewende in Deutschland

Handelsbeschränkungen Polysilicium

Neue Regelungen für Produktionsverfahren und Produkte

IT-Risiken

Personalrisiken Externe Risiken

Eintritts-wahrschein-lichkeitMögliche Auswirkungen

möglich

hoch möglich gering hoch

möglich möglich möglich gering gering

gering möglich gering hoch gering

möglich

möglichgroß mittel mittel mittel mittel mittel niedrig mittel niedrig groß niedrig niedrig groß niedrig mittel niedrig groß

Einschätzung und Risikobewertung: Zwar erwarten Wirt- schaftsforscher, dass sich die Weltwirtschaft nach der scharfen Rezession auf Grund der Corona-Pandemie im Jahr 2021 schrittweise wieder erholt. Sie rechnen aber nicht damit, dass das Niveau vor der Krise bereits im laufenden Jahr wieder erreicht wird. Vielmehr prognostizieren sie einen langen, regional ungleichmäßigen und mit Blick auf die noch nicht unter Kontrolle gebrachte Pandemie auch unsicheren Erholungsprozess. Hinzu kommen die weiter schwelenden handelspolitischen Konflikte.

Angesichts der anhaltenden Risiken halten wir es für möglich, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2021 hinter den derzeitigen Erwartungen zurückbleibt. Sollte sich die Welt- wirtschaft schwächer entwickeln als derzeit angenommen, so hätte das möglicherweise große Auswirkungen auf die Ertragslage von wacker.

Absatzmarktrisiken

Szenario 1: Überkapazitäten in den Chemiebereichen.

Auswirkungen für wacker: Preis- und Mengendruck auf unsere Produkte.

Maßnahmen: Wir begegnen diesem Risiko, indem wir unsere Produktionskapazitäten anpassen und die Anlagen- auslastung durch Mengensteuerung und intensives Bear- beiten von Wachstumsmärkten sichern. Es ist weiterhin unser Ziel, den Anteil konjunkturstabiler Produktbereiche im Geschäftsportfolio auszubauen und dort weltweit zu den führenden Anbietern zu zählen. Kurzfristige, starke Nachfrageschwankungen, wie sie aktuell die Corona-Krise hervorruft, können wir aber nur teilweise aussteuern.

Einschätzung und Risikobewertung: Wir erwarten, dass das Risiko von Überkapazitäten im Jahr 2021 für unsere Produkte insgesamt gleich bleiben wird. Im Geschäfts- bereich wacker polymers sehen wir Überkapazitäten für Dispersionen in Asien. Wir gehen allerdings davon aus, dass wir trotzdem stark ausgelastet sein werden. wacker silicones geht davon aus, dass sich die Angebots- und Nachfragesituation nach dem Corona-bedingten Rückgang im Laufe des Jahres 2021 wieder normalisieren wird. Da- durch sollte auch unsere Anlagenauslastung steigen. Je nach Endmarkt und Vertriebsregion sowie in Abhängigkeit von der aktuellen Pandemielage kann sich die Situation jedoch unterschiedlich darstellen. Wir gehen von einem volatilen, insgesamt aber unveränderten Preisniveau für Standardsilicone und von einem leicht zunehmenden Preis- druck bei Spezialitäten aus.

Insgesamt halten wir es für möglich, dass es in einzelnen Feldern unseres Chemiegeschäfts zu Überkapazitäten und infolgedessen zu Preisdruck kommen wird. Diese Entwick- lung haben wir in unseren Planungen bereits berücksichtigt.

In unseren Prognosen gehen wir Stand heute davon aus, dass die Corona-Pandemie im Verlauf des Jahres 2021 unter Kontrolle gebracht werden kann. Sollte dies nicht eintreffen, liegen die etwaigen Auswirkungen auf die Ergebnisentwick- lung des Konzerns voraussichtlich im mittleren Bereich.

Szenario 2: Überkapazitäten und sehr niedrige Preise bei Polysilicium für die Solarindustrie, schwierige Marktbedin- gungen auf Grund rückläufiger staatlicher Förderprogramme, angespannte finanzielle Situation vieler Kunden.

Auswirkungen für wacker: Mengenrisiken bestehen, wenn zu starke und zu schnelle Kürzungen der staatlichen Solarförderung oder Einschränkungen beim Zubau den Photovoltaikmarkt negativ beeinflussen. Überkapazitäten könnten über einen intensiven Preiswettbewerb Druck auf die Margen ausüben. Beides könnte zu rückläufigem Umsatz und Ergebnis führen.

Maßnahmen: Diesem Risiko begegnen wir, indem wir unsere Kostenpositionen ständig verbessern und unser Produkt- und Kundenportfolio entsprechend der Marktent- wicklung optimieren, beispielsweise durch den Ausbau

unserer Marktanteile bei Polysilicium für die Halbleiter- industrie. Liquiditätsproblemen unserer Kunden begegnen wir durch das Verlangen von Sicherheiten.

Einschätzung und Risikobewertung: Der Konsolidierungs- prozess in der Solarindustrie wird sich im Jahr 2021 aller Voraussicht nach fortsetzen. Solange diese Entwicklung anhält und die weltweiten Produktionskapazitäten den Marktbedarf übersteigen, ist zu erwarten, dass die Preise für Polysilicium unter Druck und volatil bleiben. In unseren Planungen und Prognosen gehen wir von einer solchen Entwicklung aus. Sollte die Nachfrage nach Solarsilicium das Angebot deutlich übersteigen, so würde das die Ertragslage von wacker polysilicon vermutlich positiv beeinflussen. Umgekehrt hätte ein Einbruch der Nach- frage nach Solarsilicium von wacker wahrscheinlich mitt-lere Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung in diesem Geschäft. Das Risiko sinkender Preise schätzen wir als möglich ein.

Beschaffungsmarktrisiken

Szenario: höhere Rohstoff- und Energiepreise, Engpässe in der Verfügbarkeit bestimmter Rohstoffe, Zollrisiken.

Auswirkungen für wacker: Ergebnisbelastung auf Grund höherer Rohstoff- und Energiepreise. Bei Engpässen in der Verfügbarkeit erhöhen sich die Lieferzeiten zum Kunden und es können sich Absatzverluste ergeben.

Maßnahmen: Für strategische Rohstoffe und Energie er- arbeiten wir jährlich systematische Beschaffungsstrategien, die eine Einschätzung des Beschaffungsrisikos beinhal- ten. Sofern die Beschaffungsrisiken als relevant eingestuft werden, treffen wir, wenn möglich, entsprechende Gegen- maßnahmen. Dazu zählen langfristige Lieferverträge mit Partnern, eine strukturierte Beschaffung bei mehreren Lieferanten mit Verträgen von unterschiedlicher Laufzeit, eine Ausweitung der Lieferantenbasis und höhere Sicher- heitsbestände. Durch teilweise Rückwärtsintegration, etwa mit unserer Siliciummetallproduktion oder unserer Vinylacetatproduktion, verringern wir unsere Abhängigkeit von externen Lieferanten.

Einschätzung und Risikobewertung: wacker hat sich im Rohstoff- und Energieeinkauf so aufgestellt, dass wir im Auf- wie im Abschwung der wirtschaftlichen Entwicklung die Risiken gut steuern können. Sollte sich die Weltwirt- schaft deutlich abschwächen, sind unsere Verträge bei wichtigen Rohstoffen so angelegt, dass wir die Abnahme- mengen flexibel anpassen können und, wo immer es geht, durch entsprechende Preismodelle von niedrigeren Preisen profitieren. Sollte die Weltwirtschaft unerwartet stark wach- sen, sind wir bei den Mengen so abgesichert, dass wir keine größeren Risiken in der Rohstoffversorgung sehen.

Die Preise können in solchen Situationen zwar deutlich ansteigen. Erfahrungsgemäß bestehen dann aber auch Chancen, diese Mehrkosten durch höhere Verkaufspreise für die eigenen Produkte zumindest teilweise auszu-gleichen. Darüber hinaus können die Einkaufspreise für bestimmte Rohstoffe auch durch Strafzölle beeinflusst werden. Solche Importzölle bestehen beispielsweise für chinesisches Siliciummetall, das nach Europa und in die usa eingeführt wird.

Gemäß der geltenden Gesetzeslage in Deutschland werden energieintensive Unternehmen von verschiedenen Umlagen und Zusatzkosten teilweise entlastet. Auch wacker profitiert von diesen Regelungen. Eine Einschränkung der Entlastungsregeln würde die Wettbewerbsfähigkeit einzel- ner Geschäftsaktivitäten deutlich schwächen. Generell wird die weitere Energiepreisentwicklung (Großhandelspreise, Infrastrukturkosten, Zusatzkosten) auch künftig stark von der weiteren Ausgestaltung der Energiewende durch die deutsche und europäische Politik abhängen.

Im Jahr 2020 hat wacker auf Grund der Corona-beding- ten globalen Rezession von niedrigeren Rohstoffpreisen profitiert. Für 2021 gehen wir davon aus, dass die Durch- schnittspreise für unsere wichtigsten Rohstoffe deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegen. Die Kosten für Erd- gas und Strom bleiben im Vergleich zum Vorjahr voraus- sichtlich stabil. Dieses Szenario bildet die Grundlage unse- rer Planungen. Die Auswirkungen darüber hinausgehender deutlicher Preissteigerungen auf die Ergebnisentwicklung des Konzerns wären voraussichtlich mittel.

Investitionsrisiken

Szenario: Fehlinvestitionen, höhere Investitionskosten als geplant, Inbetriebnahme verzögert sich, ursprüngliche Marktprämissen verändern sich negativ, Übernahme von Risiken aus at-Equity-Beteiligungen.

Investitionsvorhaben werden mit einem Risikomanagement- prozess begleitet und deren Planung wird grundsätzlich auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft. Anhand von Studien für den Vergleich mit anderen Projekten, auch von Wettbewerbern, prüfen wir die Wirtschaftlichkeit. Größere Investitionen werden nur in Teilabschnitten freigegeben. Ein intensives Projektcontrolling dient dazu, Zeitverzögerungen zu minimieren bzw. auszuschließen.

Einschätzung und Risikobewertung: Unsere Investi-tionen werden im Jahr 2021 deutlich steigen. Der Grund dafür sind Projekte zum Kapazitätsausbau in unseren Chemiebereichen. Das Risiko, dass unsere Investitionen höher ausfallen als von uns erwartet, sehen wir derzeit als gering an. Sollte dies dennoch eintreten, so wären die Aus- wirkungen auf unsere Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage voraussichtlich niedrig. Das Risiko aus einer negativen Ent- wicklung des Börsenwerts der Siltronic ag schätzen wir ak- tuell ebenfalls als gering ein. Wir haben mit dem Halbleiter- unternehmen GlobalWafers eine verbindliche Vereinbarung abgeschlossen, unsere Anteile an Siltronic zu einem An- gebotspreis von 145 € je Aktie im Rahmen eines freiwilligen Übernahmeangebots von GlobalWafers für Siltronic einzu- liefern. Sollte die Übernahme wider Erwarten nicht zustande kommen, könnte der Börsenwert von Siltronic daraufhin unter Druck geraten. In Summe betrachtet schätzen wir die Investitionsrisiken mit geringer Wahrscheinlichkeit mit möglichen Auswirkungen auf unsere Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage voraussichtlich im mittleren Bereich ein.

Produktions- und Umweltrisiken

Szenario: Risiken bei Produktion, Lagerung, Abfüllung und Transport von Rohstoffen, Erzeugnissen und Abfällen.

Auswirkungen für wacker: Personen-, Sach- und Umwelt- schäden, Produktionsausfälle und Betriebsunterbrechungen, Verpflichtung zu Schadenersatzzahlungen.

Auswirkungen für wacker: Fehlinvestitionen führen zu Leerkosten bzw. Wertminderungen auf Anlagen und Beteiligungen. Das kann zu hohen Ergebniseffekten führen. Höhere Investitionskosten führen zu höheren Mittelabflüssen und zukünftig zu einem höheren Abschreibungsaufwand im operativen Ergebnis. Verzögerte Inbetriebnahmen bergen die Gefahr, dass wir Lieferverträge nicht erfüllen können und Umsatz- sowie Ergebnisrückgänge verzeichnen. Sollte sich der Börsenwert der Siltronic ag deutlich verringern, so könnte das eine entsprechende Wertberichtigung auf den Buchwert unserer at-Equity-Beteiligung an Siltronic erfor- derlich machen und die Ertragslage von wacker negativ beeinflussen.

Maßnahmen: wacker verfügt über eine Vielzahl an Maßnahmen, um Investitionsrisiken entgegenzuwirken.

Maßnahmen: wacker steuert seine Prozesse über das Integrierte Managementsystem (ims). Es regelt Abläufe und Verantwortlichkeiten und berücksichtigt gleich-rangig Produktivität, Qualität, Sicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz. Basis für das ims sind gesetzliche Regelungen sowie nationale und internationale Standards wie Responsible Care® und un Global Compact, die weit über die von Gesetzen geforderten Standards hinaus-gehen. Durch umfangreiche Instandhaltungskontrollen und laufende Inspektionen versuchen wir, höchstmögliche Betriebssicherheit an unseren Produktionsstandorten zu gewährleisten. Um die Sicherheit der Anlagen zu garantie- ren, führen wir von der Konzeption bis zur Inbetriebnahme umfangreiche Sicherheits- und Risikoanalysen durch. Wir führen regelmäßig Seminare zu Anlagensicherheit, Explo- sions- und Arbeitsschutz durch. Im Schadensfall regeln

an jedem wacker-Standort Gefahrenabwehrpläne die Zusammenarbeit von internen und externen Einsatzkräften sowie mit den Behörden. Gegen Schadensfälle an unse- ren Anlagen und die sich daraus möglicherweise ergeben- den Folgen sind wir nach den in der chemischen Industrie üblichen Standards versichert. Bei der Zusammenarbeit mit Logistikdienstleistern werden Gefahrguttransporte vor jedem Beladen kontrolliert. Mängel werden konsequent erfasst und verfolgt.

gering ist. Sollten dennoch wider Erwarten Ausfälle von Banken eintreten, so lägen die Auswirkungen auf das Ergebnis von wacker voraussichtlich im niedrigen Bereich.

Währungs- und Zinsrisiken

Szenario: Währungs- und Zinsschwankungen.

Auswirkungen für wacker: Einfluss auf Ergebnis, Liquidität und Finanzanlagen und -schulden.

Einschätzung und Risikobewertung: Risiken, die sich aus der Produktion, Lagerung, Abfüllung und dem Transport von Rohstoffen, Erzeugnissen und Abfällen ergeben, sind erfahrungsgemäß nie ganz auszuschließen. Doch auch wenn es grundsätzlich möglich ist, dass solche Risiken eintreten können, halten wir die Wahrscheinlichkeit eines gravierenden Schadensereignisses derzeit für gering. Sollte es allerdings zu einem solchen Fall kommen, so könnte das mittlere Auswirkungen auf das Ergebnis des wacker-Konzerns haben.

Finanzwirtschaftliche Risiken wacker ist finanzwirtschaftlichen Risiken aus seiner laufenden Geschäftstätigkeit und aus der Finanzierung ausgesetzt. Dazu gehören Kreditrisiken, Marktpreisrisiken sowie Finanzierungs- und Liquiditätsrisiken. Der Konzern- anhang informiert ausführlich über die Sicherung von Risiken durch derivative Finanzinstrumente.

Kreditrisiko

Szenario: Kunde oder Geschäftspartner kommt seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach.

Auswirkungen für wacker: Forderungsausfall aus For-derungen aus Lieferungen und Leistungen, Ausfall von Banken bezüglich ihrer Verpflichtungen gegenüber wacker.

Maßnahmen: Wir setzen verschiedene Instrumente ein, um das Risiko des Forderungsausfalls zu verringern. Je nach Art und Höhe der jeweiligen Leistungen verlangen wir Sicherheiten. Unsere Vorsorgemaßnahmen umfassen das Einholen von Referenzen und Kreditauskünften sowie die Auswertung des historischen Zahlungsverhaltens. Ausfall- risiken begrenzen wir durch Kreditversicherungen, Voraus- zahlungen und Bankbürgschaften. Dem Kontrahentenrisiko bezüglich der Banken und Vertragspartner begegnen wir durch eine sorgfältige Auswahl unserer Vertragspartner.

Geldanlagen und Derivategeschäfte tätigen wir in der Regel mit Banken, die ein Mindestrating haben.

Einschätzung und Risikobewertung: Die Wahrscheinlich- keit, dass Kreditrisiken aus dem Kundengeschäft eintreten, schätzen wir als gering ein. Wir gehen davon aus, dass durch unsere Regelungen zum Kontrahentenrisiko unsere Risikokonzentration bezüglich des Ausfalls von Banken

Maßnahmen: Währungsrisiken entstehen im Wesent- lichen durch Wechselkursschwankungen bei Forderungen, Verbindlichkeiten, Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläqui- valenten und Finanzschulden, die nicht in Euro gehalten werden. Das Währungsrisiko ist insbesondere für den us-Dollar bedeutsam. Das resultierende Netto-Fremd- währungsexposure sichert wacker ab einer bestimmten Größenordnung durch derivative Finanzinstrumente ab.

Devisensicherungen erfolgen vorwiegend für den us-Dollar.

Außerdem begegnen wir Wechselkursrisiken auch durch unsere Produktionsstandorte außerhalb des Euroraumes.

Zinsrisiken entstehen durch Veränderung der Marktzinsen.

Das wirkt sich auf zukünftige Zinszahlungen für variabel verzinsliche Aufnahmen und Anlagen aus. Zinssicherungen nehmen wir bei identifiziertem Exposure vor.

Der Abschluss derivativer Finanzinstrumente erfordert ein operatives Grundgeschäft und ist in internen Anweisungen geregelt.

Einschätzung und Risikobewertung: Einen Teil unseres us-Dollar-Geschäfts sichern wir ab. Mögliche Belastun- gen oder Erträge, die sich aus Wechselkursschwankungen ergeben könnten, werden durch Hedgingmaßnahmen teil- weise aufgehoben. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Jahr 2021 zu Währungskurs- und Zinsänderungen kommt, die substanziell von unseren Planungsannahmen abweichen, schätzen wir aus heutiger Sicht als möglich ein. Das hätte vermutlich mittlere Auswirkungen auf das Konzernergebnis.

Liquiditätsrisiko

Szenario: mangelnde Verfügbarkeit von Zahlungsmitteln, erschwerter Zugang zu den Kreditmärkten.

Auswirkungen für wacker: steigende Finanzierungskosten, Einfluss auf die weiteren Investitionsprojekte.

Maßnahmen: Das Liquiditätsrisiko wird bei wacker zentral gemanagt. Der Zentralbereich Finanzen und Versicherun- gen setzt effiziente Systeme ein, um Cashmanagement und rollierende Liquiditätsplanung zu betreiben. Dem Finanzierungsrisiko beugt wacker durch eine ausrei- chende Verfügbarkeit von fest zugesagten längerfristigen Kreditlinien sowie vorgehaltene Liquidität vor. Wir legen

liquide Mittel nur bei Emittenten oder Banken an, die eine Bonität im soliden Investment-Grade-Bereich haben. Im Rahmen des Cashpoolings werden die liquiden Mittel intern im Konzern bedarfsgerecht weitergeleitet.

Einschätzung und Risikobewertung: Die Liquidität von wacker belief sich zum Bilanzstichtag auf 1.338,0 Mio. €. Gleichzeitig bestanden ungenutzte Kreditlinien mit einer Laufzeit von über einem Jahr von 690 Mio.€. Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit des Eintritts von Finanzierungs- und Liquiditätsrisiken als gering ein. Risiken, die sich aus Verstößen gegen Financial Covenants ergeben, sehen wir aktuell nicht. Sollte es dennoch wider Erwarten zu Finan- zierungs- oder Liquiditätsengpässen kommen, wären ihre Auswirkungen auf das Konzernergebnis niedrig. Die Netto- finanzschulden würden durch die Nutzung der ungenutzten Kreditlinien ansteigen.

Pensionen

Szenario: steigende Lebenserwartung Pensionsberech- tigter, Gehalts- und Rentenanpassungen, sinkende Abzinsungsfaktoren, signifikante Veränderungen in der Zusammensetzung des investierten Fondsvermögens und der Kapitalmarktzinsen (Niedrigzinsumfeld).

Auswirkungen für wacker: Ein Anstieg der Pensions-verpflichtungen sowie ein Sinken des Fondsvermögens und eine mögliche Zuführung finanzieller Mittel an die Pensionskasse bzw. in das Deckungsvermögen beeinflus- sen die Finanzlage und das Ergebnis des Konzerns. Die höhere Lebenserwartung der Bezugsberechtigten sowie Gehalts- und Rentenanpassungen und der Abzinsungs- faktor (Barwertermittlung aus künftigen Zahlungsströmen) wirken sich ebenfalls erheblich auf das Eigenkapital und das Ergebnis von wacker aus.

Einschätzung und Risikobewertung: Die bezugsberech- tigten Mitarbeiter werden immer älter und die Kapital- marktzinsen lagen in den vergangenen Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals wird zukünftig wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Pensionsverpflichtungen auf Dauer zu erfüllen. Für die Zukunft halten wir die Wahrscheinlichkeit für hoch, dass weitere Sonderzahlungen in die Pensionskasse notwendig werden, dass der Pensionsaufwand und die Rentenzahlun- gen weiter steigen und höhere Pensionsrückstellungen die Bilanz belasten. Dies hätte mittelfristig große Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von wacker.

Rechtliche Risiken

Szenario: vielfältige steuerliche, marken-, patent-, wett- bewerbs-, kartell-, umwelt-, arbeits- und vertragsrechtliche Risiken, die sich aus unserem internationalen Geschäft ergeben können.

Auswirkungen für wacker: langwierige Rechtsstreitig-keiten, die sich auf unser operatives Geschäft, auf das Image und die Reputation unseres Unternehmens auswirken und hohe Kosten verursachen können.

Maßnahmen: Rechtliche Risiken begrenzen wir durch ein zentrales Vertragsmanagement und juristische Prüfung durch unsere Rechtsabteilung. Falls erforderlich greifen wir auch auf externe Rechtsexperten zurück.

Patente, Marken und Lizenzen schützen und überwachen wir durch unseren Zentralbereich Intellectual Property. Anhand von Recherchen stellen wir sicher, dass vor der Aufnahme von Forschungs- und Entwicklungsprojekten geklärt ist, ob uns bestehende Patente und Schutzrechte Dritter behindern könnten.

Maßnahmen: Ein Großteil der betrieblichen Pensions-zusagen von wacker ist über die Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG, über Pensionsfonds und Zweck- vermögen sowie über Versicherungen abgedeckt. Damit eine ausreichende Verzinsung des Vermögens sicher- gestellt und Anlagerisiken begrenzt werden können, ist das Anlageportfolio diversifiziert. Die Pensionskasse optimiert alle Vermögenspositionen mit dem Ziel, bei vorgegebenen Risikogrenzen die erforderliche Rendite zu erreichen. wacker leistet als eines der Trägerunternehmen bedarfsori- entierte finanzielle Zuwendungen an die Pensionskasse. So wird eine ausreichende Deckung der Pensionsverpflichtun- gen sichergestellt. Im Geschäftsjahr 2020 hat wacker der Pensionskasse zusätzlich eine Sonderzahlung 73,4 Mio.€ zugeführt. Im Rahmen der übrigen leistungsorientierten Pensionszusagen passen wir von Zeit zu Zeit die Berech- nungsparameter, beispielsweise die Lebenserwartung, an.

Mögliche Rechts- und Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch Compliance-Programme. Im Code of Conduct des wacker-Konzerns sind Verhaltensregeln definiert und festgelegt, die für alle Mitarbeiter verbindlich sind. Durch Schulungen steigern wir die Sensibilität für diese Themen.

Einschätzung und Risikobewertung: Auf Grund der Vielfalt unserer geschäftlichen Aktivitäten ist es grundsätzlich immer denkbar, dass rechtliche Risiken eintreten. Zurzeit sehen wir keine Rechtsstreitigkeiten, Patentverletzungen oder andere rechtliche Risiken, die unser Geschäft er- heblich beeinflussen könnten, und halten die Wahrschein- lichkeit, dass solche Risiken eintreten, grundsätzlich für gering. Sollte das im Einzelfall geschehen, so hätte das voraussichtlich niedrige Auswirkungen auf das Ergebnis des wacker-Konzerns.

Regulatorische Risiken Energiewende in Deutschland

Szenario: Die Transformation des Energieversorgungs- systems in Deutschland (Energiewende), um die für 2030 bis 2050 gesetzten Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, schafft ein regulatorisches Umfeld, das vor-aussichtlich durch wiederholte Anpassungen des Gesetz- gebers geprägt sein wird, insbesondere im Stromsektor (Erneuerbare-Energien-Gesetz einschließlich der Entlas- tungen für energieintensive Unternehmen und Eigenstrom, Netzentgeltverordnungen, Strom und Gas, eu-Beihilferecht, Energieeffizienz-Richtlinie, nationaler und europäischer Emissionshandel, Sektorkopplung, Wasserstoffwirtschaft).

Auswirkungen für wacker: Mehrbelastungen bei den Energiekosten wegen steigender staatlich regulierter Entgelte und Umlagen, wenn die Ausnahmeregelungen für die energieintensive Industrie nicht im bisherigen Umfang beibehalten werden.

Maßnahmen: Wir beobachten kontinuierlich das regula- torische Geschehen in Deutschland und der Europäischen Union. Bei absehbaren Änderungen der geltenden Rechts- lage versuchen wir, unsere Positionen durch Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern und durch Mitarbeit in den Wirtschaftsverbänden in die relevanten Gesetz- gebungsverfahren einzubringen. Zudem nutzen wir Markt- chancen, die sich aus Änderungen des Regulierungs- rahmens ergeben (z.B. industrielles Lastmanagement).

Einschätzung und Risikobewertung: Änderungen bei der Netzentgeltbefreiung und bei den Berechnungsgrundla- gen für die Netzumlagen haben bereits dazu geführt, dass die Entlastung von wacker bei den Netzentgelten in den vergangenen Jahren gesunken ist. Ab dem laufenden Jahr greifen für die Phase 4 des europäischen Emissionshan- dels Vorschriften zu einer beschleunigten Reduzierung der Emissionshöchstmenge in der Europäischen Union. Das könnte zu höheren Preisen oder zu geringeren Zuteilungen von Emissionszertifikaten führen. Wir halten es außerdem für möglich, dass es 2021 zu weiteren Änderungen an den gesetzlichen Bestimmungen in der Energieversorgung kommen kann. Die Auswirkungen solcher Änderungen auf das Ergebnis von wacker wären im laufenden Jahr vor- aussichtlich niedrig, könnten sich aber in den Folgejahren deutlich erhöhen.

Handelsbeschränkungen Polysilicium

Szenario: abgeschlossenes Antidumpingverfahren des chi- nesischen Wirtschaftsministeriums (mofcom) gegen Poly- siliciumimporte aus den usa. Am 20.Januar 2020 hat das mofcom nach einer Auslaufüberprüfung der bestehenden Antidumping- und Antisubventionszölle auf in den usa pro- duziertes Solarsilicium beschlossen, die Zölle um weitere fünf Jahre zu verlängern.

Auswirkungen für wacker: negativer Einfluss von Anti- dumping- und Antisubventionszöllen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage, Einfluss auf Absatzmengen, Einfluss auf langfristige Kundenbeziehungen.

Maßnahmen: Trotz des Handelskonflikts zwischen den usa und China versuchen wir in zahlreichen Gesprächen mit den politischen Verantwortungsträgern in den beiden Ländern, die Ausübung von Strafzöllen im Solarsektor (us-Zölle auf chinesische Solarmodule und -zellen bzw. chinesische Zölle auf Solarsilicium aus den usa) und damit chinesische Antidumping- und Antisubventionszölle sowie weitere Strafzölle auf Solarsilicium von wacker aus den usa abzumildern oder aufzuheben. Es besteht außerdem nach dem chinesischen Antidumpingrecht die Möglichkeit, eine individuelle Nachprüfung der Zölle zu beantragen und gegebenenfalls gesonderte Zölle festzusetzen, da wacker im Untersuchungszeitraum des Antidumpingverfahrens tatsächlich noch kein Polysilicium aus den usa nach China importiert hat. Darüber hinaus haben wir an unserem Stand- ort Charleston hergestelltes Polysilicium für Halbleiteran- wendungen bereits bei Kunden qualifiziert und werden 2021 weitere Qualifikationen für Halbleiterkunden abschließen können.

Einschätzung und Risikobewertung: Am 15. Januar 2020 haben die usa und China die Phase 1 eines Handelsabkom- mens unterzeichnet. In diesem Abkommen hat sich China unter anderem verpflichtet, in den Jahren 2020 und 2021 in den usa produzierte Güter im Gesamtwert von mindestens 250 Mrd.us-$ zu erwerben. Dazu zählt ausdrücklich auch Polysilicium für Solaranwendungen. Ob und inwieweit sich dadurch positive Effekte für den Verkauf unseres in den usa hergestellten Polysiliciums ergeben, können wir gegenwärtig nicht beurteilen, weil noch unklar ist, wie China diese Vereinbarungen im Detail umsetzen wird. Bis- lang hat China seine Zölle auf Solarsilicium aus den usa nicht aufgehoben und wacker kann sein am us-amerika- nischen Standort Charleston hergestelltes Solarsilicium weiterhin nicht zu wettbewerbsfähigen Konditionen nach China importieren. Mit Blick auf die anhaltenden handels- politischen Auseinandersetzungen weltweit halten wir es für möglich, dass auch das Polysiliciumgeschäft von wacker von weiteren Handelsbeschränkungen und Straf-zöllen betroffen sein könnte. Die Auswirkungen für unsere Ergebnisentwicklung im Jahr 2021 wären dann wahrschein- lich groß.

Neue Regelungen für Produktionsverfahren und Produkte

Szenario: Durch neue gesetzliche Regelungen werden die Herstellung und die Verwendung chemischer Substanzen strenger reguliert. Neue Vorschriften machen Änderungen an unseren Produktionsverfahren sowie Umformulierungen unserer Produkte notwendig und führen zu erweiterten

Informationspflichten bei uns und gegebenenfalls auch bei unseren Kunden.

Auswirkungen für wacker: zusätzliche Investitionen in Produktionsanlagen, Umstellungskosten, Umsatzverluste in einzelnen Anwendungsfeldern.

Maßnahmen: wacker beobachtet ständig das regula-torische Umfeld für seine Produkte und Produktions- prozesse, um bei sich abzeichnenden Änderungen recht- zeitig reagieren zu können. Wir arbeiten kontinuierlich an der Optimierung unserer Herstellungsverfahren. Weitere notwendige Maßnahmen werden entsprechend der Entwicklung des regulatorischen Umfelds der jeweiligen Situation angepasst.

Einschätzung und Risikobewertung: Grundsätzlich ist es immer möglich, dass es auf Grund neuer gesetzlicher Regelungen notwendig wird, unser Produktportfolio zu modifizieren oder unsere Produktionsprozesse anzupassen.

Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass neue Vorgaben zusätzliche Investitionen in unsere Produktionsanlagen oder Änderungen an unserem Produktangebot erfordern, als hoch ein. Sollten solche Änderungen eintreten, so wären ihre kurzfristigen Auswirkungen auf das Ergebnis von wacker voraussichtlich niedrig. Mittelfristig könnten die Auswirkungen jedoch auch im mittleren bis großen Bereich liegen.

it-Risiken

Szenario: Angriff, Störung und unerlaubter Zugriff auf unsere Informationstechnologie(it)-Systeme, Produk-tionsanlagen und Netzwerke, dadurch Gefährdung der Datensicherheit.

Auswirkungen für wacker: negativer Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage, auf Produktions- und Arbeitsabläufe, Know-how-Verlust.

Maßnahmen: wacker überprüft ständig die eingesetzten Informationstechnologien und unternimmt alles, damit die it-gestützten Geschäftsprozesse sicher abgewickelt werden können. Unser it-Sicherheits- und -Risikomanage- ment hat die Aufgabe, Gefährdungen in wirtschaftlicher Weise zu beherrschen. Dies geschieht in Anlehnung an den iso-Standard 27001. Anhand einer Risikoanalyse definieren wir für unsere zentralen Systeme die Anforderungen hin- sichtlich der Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität der Daten. Diese Anforderungen dokumentieren wir in so- genannten Service Level Agreements (SLAs). Das Einhalten dieser SLAs überwachen und kontrollieren wir laufend. Ausschlaggebend für eine hochverfügbare Auslegung unserer Systeme ist ein damit verbundenes Backup- und Recovery-Verfahren. Für den Notfall existieren vordefinierte Prozesse und Abläufe (Business Continuity Management).

it-Risiken im Projektumfeld minimieren wir durch eine ein-heitliche Projekt- und Qualitätsmanagementmethodik. Sie stellt sicher, dass Änderungen nach definierten Prozessen kontrolliert in unsere Systemlandschaft integriert werden.

Auftretende Risiken im operativen Betrieb erfassen wir im Rahmen des Risikomanagements, bewerten sie und leiten gezielt Gegenmaßnahmen ein. Die Konzernrevision hat 2020 den Risikomanagementprozess analysiert und die Richtig- keit und Vollständigkeit der Prozesse und Strukturen in der it und der Digitalisierung bestätigt. Um Ausfälle, Datenver- lust, Datenmanipulation und unerlaubte Zugriffe auf unser Netzwerk zu verhindern, setzen wir moderne Hard- und Soft- warelösungen ein. Im Jahr 2020 haben wir ein sogenanntes Cyber Defence Center (cdc) eingerichtet. Es überprüft fort- laufend die Sicherheit unserer it-Landschaft und unserer -Anwendungen und veranlasst, dass eventuell festgestellte Defizite zeitnah behoben werden. Unsere Berechtigungskon- zepte basieren auf dem Need-to-know-Prinzip. Wir hinter- fragen sie regelmäßig und evaluieren neue Konzepte, die der fortschreitenden Digitalisierung Rechnung tragen. Angriffen auf unsere it-Systeme durch Schadsoftware begegnen wir durch effiziente und ständig aktualisierte Schutzprogramme.

Weltweit haben wir ein Sicherheitsteam etabliert, das Pro- blemen bei Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Daten und Systeme durch organisatorische und technische Maßnahmen sowie mittels Aufklärungs- und Ausbildungs- programmen entgegenwirkt. Informationsveranstaltungen und Schulungen zur it-Sicherheit sorgen für die notwen- digen Kenntnisse bei den Mitarbeitern, um die Informations- sicherheit im Unternehmen zu stärken. Zusätzlich führen wir in regelmäßigen Abständen umfassende Penetrationstests und Audits im In- und Ausland durch. Die Techniken poten- zieller Angreifer beobachten und bewerten wir fortlaufend, um gegebenenfalls unsere Verteidigungsstrategien entspre- chend anzupassen.

Einschätzung und Risikobewertung: Ein langfristiger Ausfall der it-Systeme oder ein wesentlicher Datenverlust können den Geschäftsbetrieb von wacker erheblich beeinträchtigen. Auch im Jahr 2020 haben wir eine hohe Zahl von Versuchen beobachtet, unsere it-Systeme und unsere -Infrastruktur anzugreifen. Dass solche Angriffe im Einzelfall erfolgreich sein könnten, lässt sich trotz unserer Vorsorgemaßnahmen nicht ausschließen. Daher stufen wir die Eintrittswahrscheinlichkeit als möglich ein. Sollte es in einem solchen Fall in unseren it-Systemen zu Störungen, Ausfällen und Angriffen größeren Umfangs beziehungsweise längerer Dauer kommen, so hätte das mittlere Auswirkungen auf das Ergebnis des wacker-Konzerns.

Personalrisiken

Szenario: demografischer Wandel, Mangel an qualifizierten Fach- und Führungskräften, Probleme beim Besetzen von Führungspositionen.

Auswirkungen für wacker: Der Mangel an Fach- und Füh- rungskräften kann sich negativ auf das weitere Wachstum des Unternehmens auswirken, Verlust des technologischen Vorsprungs.

Maßnahmen: Wir begrenzen die Personalrisiken über personalpolitische Maßnahmen. Dazu gehören insbeson- dere unser Talent-Management-Prozess und die daraus abgeleiteten Entwicklungspläne. Hinzu kommen vielfältige Aus- und Weiterbildungsangebote, gute Sozialleistungen und eine leistungsorientierte Vergütung. Wir bieten unse- ren Mitarbeitern in Deutschland ein großes Spektrum von Arbeitszeitregelungen und -modellen an, um Beruf und unterschiedliche Lebensphasen miteinander vereinbaren zu können.

wacker hat für alle Schlüsselpositionen im Unternehmen einschließlich aller Positionen des Oberen Führungskreises (ofk) konzernweit eine detaillierte Nachfolgeplanung. wacker unterscheidet zwischen kurzfristigem (bis zu zwei Jahren) und mittelfristigem (zwischen zwei und vier Jahren) Nachfolgebedarf. Unabhängig davon hat wacker für ofk-Mitarbeiter für den Fall einer längeren Abwesenheit oder Krankheit einen Stellvertreter benannt.

Einschätzung und Risikobewertung: Der demografische Wandel wird das Risiko, nicht ausreichend geeignetes Fach- und Führungspersonal zu finden, mittel- und lang- fristig erhöhen. Für das Jahr 2021 sehen wir die Risiken für unseren Personalbedarf als gering an. Im Eintrittsfall wären die Auswirkungen auf das Konzernergebnis vermut- lich niedrig.

Externe Risiken

Szenario: Pandemie, Naturkatastrophe, Krieg oder Bürgerkrieg.

Auswirkungen für wacker: Beeinträchtigung unserer unternehmerischen Handlungsfähigkeit, Versorgungseng- pässe, Produktionsausfälle, Störungen in der Lieferkette, Ausfall von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Umsatz- und Ergebniseinbußen.

Maßnahmen: Unsere geschäftsverantwortlichen Einheiten und unsere Standorte haben Pläne und Maßnahmen erarbeitet und kommuniziert, um die Auswirkungen einer Pandemie auf die Gesundheit unserer Mitarbeiter und auf unsere Geschäftsprozesse zu minimieren. Der "Pandemie-Vorsorgeplan" stellt ein einheitliches und koordiniertes Vorgehen sicher. Die finanziellen Auswirkun- gen von Schäden an unseren Produktionsanlagen durch Naturkatastrophen sind zum Teil durch Versicherungen abgedeckt. Da wacker über Produktionsstandorte auf verschiedenen Kontinenten verfügt, ist unsere Produktions- und Lieferfähigkeit bis zu einem gewissen Grad auch dann gewährleistet, wenn einzelne Anlagen ausfallen sollten.

Einschätzung und Risikobewertung: Risiken, die sich aus Pandemien, Naturkatastrophen, Kriegs- oder Bürgerkriegs- handlungen ergeben können, sind nie ganz auszuschließen.

Die gegenwärtige Corona-Pandemie ist dafür ein klarer Beleg.

Das neuartige Coronavirus sowie die staatlichen Maßnah- men, die ergriffen wurden, um die Pandemie einzudämmen und die Gesundheit der Menschen zu schützen, haben im Jahr 2020 die Wirtschaft massiv beeinträchtigt und weltweit zu einer scharfen Rezession geführt. In vielen Ländern sind die Infektionszahlen nach wie vor auf einem hohen Niveau. Ob und wie schnell Impfungen dazu beitragen werden, das Infektionsgeschehen wirksam und dauerhaft zu stoppen, ist gegenwärtig noch nicht abzusehen. Im Jahr 2020 ist es uns dank unserer detaillierten Maßnahmenpläne sowie unserer weltweit verteilten Produktionsstandorte und Vertriebs- niederlassungen zwar gut gelungen, die Auswirkungen von covid-19 auf das Unternehmen zu begrenzen. Die Situation entwickelt sich aber nach wie vor sehr dynamisch. Wir kön- nen deshalb den weiteren Fortgang aktuell nicht verlässlich abschätzen. Sollte die Pandemie nicht deutlich eingedämmt werden können, so halten wir die Wahrscheinlichkeit für hoch, dass wacker im laufenden Jahr erneut von Risiken aus der Corona-Pandemie und den Folgen behördlicher Maßnahmen betroffen sein könnte. Sofern ein solches Szenario eintritt, könnte dies große Auswirkung auf die Ergebnisentwicklung des wacker-Konzerns haben.

Chancenbericht

Chancenmanagementsystem

Das Chancenmanagementsystem des wacker-Konzerns ist unverändert gegenüber dem Vorjahr. Es ist als Instrument auf der Ebene der Geschäftsbereiche wie auch auf Konzernebene verankert. Operative Chancen identifizieren und nutzen wir in den Geschäftsbereichen, da sie über das notwendige detaillierte Produkt- und Markt-Know-how verfügen. wacker setzt kontinuierlich Marktbeobachtungs- und Analyseinstrumente ein, beispielsweise zur strukturier- ten Auswertung von Markt-, Industrie- und Wettbewerbs- daten. Zudem greifen wir für die Beurteilung zukünftiger Chancen auf Kundeninterviews zurück. Die Kontrolle - wie wacker Chancen wahrnimmt - erfolgt über Kennzahlen (Rolling Forecast, Ist-Berichterstattung).

Strategische Chancen von übergeordneter Bedeutung - wie Strategieanpassungen oder mögliche Akquisitio-nen, Kooperationen und Partnerschaften - werden auf Vorstandsebene behandelt. Das geschieht im Rahmen des jährlichen Strategieentwicklungs- und Planungsprozesses und bei aktuellen Themen in den turnusmäßigen Vorstands- sitzungen. Für diese Themen werden in der Regel unter- schiedliche Szenarien und Chancen-Risiko-Profile ent- wickelt und zur Entscheidung gestellt.

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Disclaimer

Wacker Chemie AG published this content on 15 March 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 17 March 2021 03:39:06 UTC.