WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Inflation in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 gesunken. Die Verbraucherpreise lagen im September um 4,5 Prozent über dem Vorjahresmonat - nach 6,1 Prozent im August, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Eine Vier vor dem Komma bei der Teuerungsrate gab es zuletzt im Februar vergangenen Jahres. Stimmen von Ökonomen zur Teuerung:

Ulrich Kater, Chefvolkswirt Dekabank:

"Die Inflation geht in den Sinkflug über. Auch in den kommenden zwei Monaten wird sich die Teuerung ähnlich verlangsamen wie im September. Wesentliche Treiber der Abwärtsbewegung sind die Energiepreise. Zwar hat der Benzinpreis gerade wieder angezogen, trotzdem liegen die Energiepreise unter dem Niveau des Vorjahres. Ob wir wieder richtige Preisstabilität bekommen, entscheidet sich erst im Laufe des nächsten Jahres."

Jens-Oliver Niklasch, Ökonom Landesbank Baden-Württemberg:

"Die verzerrenden Effekte des 2022er-Entlastungspaketes sind damit aus den Zahlen verschwunden und wir haben ein bisschen mehr Inflationswahrheit. Ein Blick in die Details zeigt, dass derzeit die Energiepreise für den Großteil des Inflationsrückgangs verantwortlich sind. Der Preisauftrieb für Nahrungsmittel ist nach wie vor hoch und auch die Preise für Dienstleistungen ziehen an, wenn auch nicht mehr so stark wie in den Vormonaten."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Die Basiseffekte kommen genau zur rechten Zeit, denn die Energiepreise kletterten im September weiter nach oben. Da die deutschen Sondereffekte im September so signifikant sind, wird auch das Europäische Statistikamt am morgigen Freitag einen merklichen Inflationsrückgang im September für die gesamte Eurozone berichten können. Das sind gleichzeitig auch gute Nachrichten für die EZB, hält doch der Abwärtstrend bei der Inflationsentwicklung an."

Christoph Swonke, Konjunkturanalyst DZ Bank

"Grundsätzlich dürfte die Inflation in den kommenden Monaten weiter nachlassen. Das liegt auch daran, dass sich Güter und Dienstleistungen wegen der konjunkturellen Flaute nicht mehr so stark verteuern. Der zuletzt gestiegene Rohölpreis stellt aber ein Risiko dar und könnte den kontinuierlichen Inflationsrückgang bis zum Jahresende verlangsamen."

Claus Vistesen, Ökonom Pantheon Macroeconomics

"Dies dürfte der Beginn eines anhaltenden und beschleunigten Rückgangs der deutschen Kerninflation sein. Wir gehen davon aus, dass sowohl die Inflationsrate als auch die Kerninflationsrate bis zum Jahresende um 150 Basispunkte sinken und sich der Rückgang 2024 fortsetzen wird."

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