Sorgen um die Konjunktur in Europa macht sich Chef-Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank: "Jetzt geht es auch dem Dienstleistungssektor an den Kragen", stellt er beim Blick auf den Einkaufsmanagerindex für die Eurozone fest. Er ist für das verarbeitende Gewerbe im Juni von 44,8 auf 43,6 gesunken, der Index für den Dienstleistungssektor verlor deutlicher von 55,1 auf 52,4.

"Der Dienstleistungssektor kommt jetzt auch ins Straucheln", sagt Gitzel. Derzeit sei er noch die Stütze der Konjunktur. Doch dieser wichtige Pfeiler scheine nun wegzufallen. "In den südeuropäischen Ländern brummt aktuell der Tourismus. Der Sommer 2023 verspricht entlang des Mittelmeers und Atlantiks zu einem Besucherrekordjahr zu werden".

Weil der Tourismus gerade in den südeuropäischen Ländern eine zentrale wirtschaftliche Säule sei, werde sich das Wachstum in Spanien, Portugal und Italien als besser erweisen als in Deutschland. Doch spätestens im Herbst sei dann Schluss mit den guten Geschäften: "Zu befürchten ist, dass nach dem Sommerurlaub die Verbraucher ihren Gürtel in allen Lebensbereichen enger schnallen werden - also auch beim Gaststättenbesuch oder auch bei der Planung eines Kurzurlaubs".

Im verarbeitenden Gewerbe blicke man schon seit längerem düster in die Zukunft, der Ausblick trübe sich von ohnehin tiefem Niveau weiter ein. Die Industrie leide unter einem schon seit längerem anhaltenden schwachen Auftragseingang, worin die Schwäche der Weltwirtschaft zum Ausdruck komme. Die Zinsanhebungen der Notenbanken und die geopolitischen Risiken zeigten negative Konsequenzen, die Investitionslaune sei dahin und die Nachholeffekte nach Corona liefen aus. "Das Schlimmste an wirtschaftlicher Schwäche dürfte uns erst noch bevorstehen", warnt Gitzel.

DJG/mod/gos

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June 23, 2023 04:28 ET (08:28 GMT)