KIEL (dpa-AFX) - Hinter dem VW -Abgasskandal steckt nach Ansicht des Ökonomen Dennis Snower ein sehr grundsätzliches Problem. "Der Fall VW ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn innerhalb und im Umfeld einer Branche ein eigenes Normensystem entsteht und Interessenskonflikte nicht sauber vermieden werden", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft der Deutschen Presse-Agentur.

"Wie konnte es sein, dass offenbar auch viele, die die Autoindustrie kontrollieren und beobachten, so wenig sensibilisiert waren hinsichtlich Tricksereien bei Abgaswerten?" Es wiederhole sich ein Muster aus Duldung, Wegschauen und dem Ignorieren von Gefahren, das zum Beispiel auch aus der Finanzkrise bekannt sei.

Insofern liege es nahe, dass auch bei anderen Produkten ähnliches passiert, sagte Snower. Das könne nur eine Kultur unterbinden, in der Interessenskonflikte benannt und vermieden werden. Besonders wichtig sei Transparenz. Werde sie geschaffen, könne man sich in solchen Fällen mit neuen Führungsstrukturen um Wiedergutmachung und bessere Kommunikation bemühen. "Und da hat VW noch nicht das glücklichste Händchen bewiesen."

Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass sich der Skandal negativ auf die Akzeptanz anderer deutscher Produkte im Ausland ausgewirkt hätte, sagte Snower. Die Folgen des Skandals seien aber wohl größer, als VW und auch manche Medien zunächst erwartet hätten./wsz/DP/zb