VINCI : Wie lassen sich Autobahnbegleitflächen nutzen?

13 Oktober 2022 - Nachhaltigkeit - Frankreich

Häufig sich selbst überlassen, ungenutzt - lassen sich diese anfänglich erforderlichen Straßen- und Autobahnbegleitflächen durchaus nutzbringend einsetzen, um in der jeweiligen Region die nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Überblick über das neue Leben dieser Areale von der Erzeugung erneuerbarer Energien bis hin zum biologischen Anbau.

VINCI Autoroutes bewirtschaftet 4400 Kilometer Autobahn und 28.000 Hektar Grünflächen. . Bisher hatten letztere keinen bestimmten Zweck, künftig sollen sie jedoch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

Autobahnbegleitflächen zur Erzeugung erneuerbarer Energie

Dächer sind nicht die einzigen möglichen Aufstellungsorte für Solaranlagen
. Ganz im Gegenteil! Einem 2019 erschienenen Bericht der französischen Umwelt- und Energieagentur Ademe zufolge wird Photovoltaik auf dem Dach nach und nach von Flächenanlagen überrundet. Solarzellen erobern versiegelte Flächen wie Parkplätze, Industriebrachen und Altlastenareale. Das Stromerzeugungspotenzial auf diesen Flächen wird laut Ademe auf 53 GW (Gigawatt) geschätzt, davon 4 auf Parkplätzen und 49 auf anderen ungenutzten Arealen, insbesondere auf Straßenbegleitflächen. Eine Chance für den Ausbau erneuerbarer Energien, ohne dafür Agrarflächen in Anspruch zu nehmen. VINCI Autoroutes verpflichtet sich, das Potenzial der verfügbaren Grundstücke insbesondere auf ihre Eignung für die Erzeugung von grünem Strom zu prüfen.

Neben Photovoltaik gilt es jedoch auch die Machbarkeit anderer Energieprojekte zu bewerten. Das ist u.a. Gegenstand einer Vereinbarung zwischen VINCI Autoroutes und der FNSEA (Französischer Bauernverband). Auf Autobahnbegleitflächen bereitgestellte Biogasanlagen sollen es Landwirten ermöglichen, organische Agrarabfälle in Biogas umzuwandeln, das direkt in das Stadtgasnetz einspeist werden kann.

Autobahnbegleitflächen für Gemüseanbau und Arbeitsintegration

Könnten Autobahnbegleitflächen nicht auch für einen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Nutzen erschlossen werden? Dieser Herausforderung stellte sich Thimothée Huck mit Unterstützung durch VINCI Autoroutes und die Konzernstiftung Fondation VINCI pour la Cité! Gemeinsam gründeten sie 2010 die Vereinigung Jardins de la Voie Romaine, die vier Areale für Gartenbau und Arbeitsintegration an der A19 umfasst: einen Gartenbaubetrieb im Raum Beaune, die Roseraie in Morailles, die Domaine de Flotin und das Relais des Trois Ecluses. Die Vereinigung beschäftigt 82 Personen, darunter 22 ständige Mitglieder und 60 Teilnehmer:innen an Integrationsprojekten, im Wesentlichen arbeitsmarktferne Personen, die dort Obst und Gemüse anbauen, den Ab-Hof-Verkauf übernehmen und gelegentlich einen Mikrobiergarten organisieren oder ein Café betreiben.

Les Jardins de la Voie Romaine ist kein gewöhnlicher Gartenbaubetrieb, er bietet echte Integrationschancen. Von den 300 bisher dort aufgenommenen Personen in schwieriger Lage haben 75% den Weg ins Erwerbsleben oder in die Ausbildung zurückgefunden, das sind 25 Prozent mehr als im französischen Durchschnitt, der bei 50% liegt. Dazu zählt auch Angélique, 33 Jahre, die nach der Geburt ihrer Kinder keine Anstellung mehr gefunden hat. Sie hat zunächst im Gartenbaubetrieb gearbeitet, sich dann zur Buchhalterin ausbilden lassen und hat heute einen unbefristeten Arbeitsvertrag in der Vereinigung.