Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat 900 Millionen Euro für das innovative Förderinstrument H2Global bewilligt, dessen Ziel es ist, den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff voranzubringen und hierfür sogenannte Doppelauktionsverfahren zu nutzen. Das gab das Ministerium in Berlin bekannt. Wasserstoff oder Wasserstoffderivate sollten günstig auf dem Weltmarkt eingekauft und in der EU meistbietend verkauft werden.

"Grüner Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle für die Transformation unserer Wirtschaft", sagte Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne). "Wir werden zukünftig einen hohen Bedarf an grünem Wasserstoff haben und neben der Produktion in Deutschland auch Importe benötigen. Daher starten wir bereits jetzt den internationalen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und bauen über das Instrument H2Global langfristige Wertschöpfungs- und Lieferketten auf."

Kernidee von H2Global ist den Angaben zufolge ein "Doppelauktionsmodell": Es würden über ein wettbewerbliches Verfahren Wasserstoff oder Wasserstoffderivate in Nicht-EU-Ländern zum geringstmöglichen Preis mit Zehn-Jahres-Verträgen eingekauft und in kurzfristigen Auktionen zum höchstmöglichen Preis an deutsche und europäische Unternehmen verkauft, die ihre Dekarbonisierung damit vorantreiben können. Da der Produktionspreis von grünem Wasserstoff in der derzeitigen Markthochlaufphase noch relativ hoch sei, würden entstehende Verluste durch die Zuwendung des Bundes für maximal zehn Jahre ausgeglichen.

Über die Zeit würden sich die Verluste reduzieren, da die Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Energieträger absehbar steigen werde. Nachdem das Förderinstrument am 20. Dezember von der EU-Kommission beihilferechtlich genehmigt wurde, sollen die ersten Abnahmeverträge im Rahmen von H2Global den Angaben zufolge bereits im Jahr 2022 geschlossen werden. Die ersten Lieferungen nachhaltiger Energieträger auf Wasserstoffbasis nach Deutschland und Europa seien für das Jahr 2024 geplant.

"Unser Ziel ist der Aufbau einer grünen Wasserstoffindustrie, die uns für die Zukunft Klimaneutralität bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit der Industrie und Wirtschaft sichert", sagte Axel Wietfeld, der Vorsitzende der H2Global-Stiftung und CEO der Uniper Hydrogen GmbH. Mit zunehmendem Energiebedarf steige der Bedarf an grünem Wasserstoff. Bis 2030 werde der Stromverbrauch allein in Deutschland laut Wirtschaftsministerium von 545 Terawattstunden (Stand 2020) auf 655 Terawattstunden zunehmen. "Umso wichtiger ist, dass wir jetzt ohne Verzögerungen grünen Wasserstoff und Derivate bereitstellen können - solange diese noch nicht in Deutschland oder Europa ausreichend und zu wettbewerbsfähigen Bedingungen hergestellt werden können", so Wietfeld.

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December 23, 2021 10:08 ET (15:08 GMT)