PARIS (dpa-AFX) - Der Energieriese Totalenergies stampft sein Engagement in Russland ein und schreibt Milliarden auf ein dortiges Projekt ab. Dennoch bescherten die durch den Ukraine-Krieg nochmals stark gestiegenen Öl- und Gaspreise den Franzosen im ersten Quartal einen kräftigen Gewinnsprung. Für die Aktionäre gibt es nun wie geplant eine höhere Dividende. Darüber hinaus stockt der Vorstand das Volumen für den geplanten Aktienrückkauf auf, wie Totalenergies am Donnerstag in Paris mitteilte.

An der Börse legte die Aktie am späten Vormittag um mehr als dreieinhalb Prozent zu. Auch bei Analysten kamen die Zahlen gut an. Totalenergies habe durch alle Bereiche hinweg besser abgeschnitten als erwartet, schrieb Jefferies-Analyst Giacomo Romeo. Michele Della Vigna von der US-Bank Goldman Sachs äußerte sich ebenfalls lobend und sprach von starken Resultaten.

"Der Wiederanstieg der Energiepreise seit der ersten Hälfte 2021 hat sich nach der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine im ersten Quartal noch verstärkt", erläuterte Firmenlenker Patrick Pouyanné die Entwicklung. Der Ölpreis habe zuletzt mehr als 100 Dollar pro Barrel erreicht, während die Gaspreise in Europa und Asien im vergangenen Quartal auf Rekordwerte bei 30 Dollar gestiegen seien. Einen kräftigen Nachfrageanstieg verzeichnete der Konzern insbesondere bei Flüssiggas, da viele Länder in Europa angesichts der Sorge um die Energiesicherheit ihre Bestände auffüllten.

Im ersten Quartal erwirtschaftete der französische Energieriese somit unter dem Strich einen Gewinn von 4,9 Milliarden US-Dollar (rund 4,6 Mrd Euro). Das war fast die Hälfte mehr als im ersten Quartal 2021, in dem sich der Konzern bereits deutlich von seinem Geschäftseinbruch in den Anfängen der Corona-Pandemie erholt hatte.

Unterdessen hinterlässt der Ukraine-Krieg auch tiefe Spuren bei Totalenergies: Wie bereits am Vorabend bekannt wurde, schreibt der Konzern auf ein Flüssiggas-Projekt auf der russischen Halbinsel Gydan mehr als vier Milliarden Dollar ab. Das Unternehmen habe entschieden, kein weiteres Kapital in die Entwicklung von Projekten in Russland zu stecken, teilte Totalenergies in Paris mit. Zudem habe der Konzern begonnen, schrittweise seine Aktivitäten in dem Land niederzulegen. Solche Sondereffekte herausgerechnet stieg der operative Gewinn mit 9 Milliarden Dollar im vergangenen Quartal auf rund das Dreifache des Vorjahreswertes.

Wie bereits angekündigt, sollen die Aktionäre nun durch höhere Ausschüttungen vom guten Geschäftsverlauf profitieren. Für das erste Quartal soll es eine Zwischendividende von 69 Cent je Aktie geben und damit fünf Prozent mehr als zuletzt. Beim für die erste Jahreshälfte geplanten Aktienrückkauf will der Öl- und Gasmulti eigene Papiere im Volumen von bis zu drei Milliarden Dollar erwerben - eine Milliarde Dollar mehr als noch im Februar geplant.

Totalenergies war nach einem Durchhänger im ersten Jahr der Corona-Pandemie, das dem Unternehmen hohe Verluste bescherte, bereits im vergangenen Jahr wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Im Schlussquartal hatte der Konzern erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder für Aktienrückkäufe in die Taschen gegriffen./tav/ngu/jha