NEW YORK (Dow Jones)--Der Inflationsschock vom Wochenschluss wirkt am Montag an der Wall Street nach: Gegen Mittag US-Ostküstenzeit verliert der Dow-Jones-Index 1,8 Prozent. S&P-500 und Nasdaq-Composite rauschen um 3,1 bzw. 3,9 Prozent talwärts. Steigende Marktzinsen belasten vor allem die technologielastige Nasdaq, der marktbreite S&P-500 wechselt in den Bärenmarktmodus.

Stärker als erwartet gestiegene Verbraucherpreise hatten jüngst Hoffnungen zerschlagen, die Teuerung könnte ihren Höhepunkt erreicht haben. Gleichzeitig nähren sie Befürchtungen, dass die US-Notenbank die geldpolitischen Zügel noch energischer anziehen könnte, um die Inflation zu bekämpfen. Letztlich werde aber wohl erst eine Rezession die Inflation ausbremsen, so Warnungen am Markt.

"Allein die Tatsache, dass die Erwartungen (der Inflation) übertroffen wurden, hat die Nerven der Anleger noch mehr strapaziert und gezeigt, wie schwierig es ist, die Inflation unter Kontrolle zu halten", sagt Investmentstrategin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown.


   Fed muss liefern 

Genaueres über das weitere Vorgehen der Federal Reserve werden die Anleger erst im Anschluss an die Zinssitzung der Notenbank am Mittwoch erfahren. Am Markt kursieren Spekulationen über eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte statt um die zuletzt von der Fed signalisierten 50. "Das Sentiment hat sich dramatisch verändert", fasst Peter Garnry, Head of Equity Strategy bei der Saxo Bank, die Lage zusammen. Die Marktteilnehmer hätten begriffen, "dass wir eine galoppierende Lebensmittelkrise haben", ausgelöst durch den russischen Überfall auf die Ukraine. China könnte derweil in den kommenden Monaten immer wieder neue Lockdowns verhängen, wodurch sich Lieferkettenstörungen verstärkten. Garnry hält eine Rezession für nunmehr sehr wahrscheinlich - als "einzige Option, um Nachfrage und Inflation abzuwürgen".


   Am Anleihemarkt droht inverse Zinsstrukturkurve 

Am Anleihemarkt ziehen die Renditen erneut steil an. Der Renditeabstand zwischen zwei- und zehnjährigen Titel hat sich stark verringert. Es droht eine inverse Zinskurve, die als Vorbote einer Rezession gilt, wie Marktteilnehmer anmerken. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erreicht indes das höchste Niveau seit Frühjahr 2011. Die LBBW merkt zudem an, dass die US-Benchmarkrendite erstmals seit Jahrzehnten über den Höchststand des vorherigen Zinszyklus geklettert sei. Die Folge fallender Zinshochpunkte, die ein wesentliches Merkmal des jahrzehntelangen Zinsabwärtstrends dargestellt habe, sei nunmehr durchbrochen - mithin wüchsen auch die Anzeichen überdeutlich, dass der langfristige Zinsabwärtstrend selbst Geschichte sei", so Rentenanalyst Elmar Völker.

Die Verunsicherung treibt Anleger weiter in den als Fluchtwährung in Krisenzeiten beliebten Dollar - auch getrieben durch die steigenden Marktzinsen. Der Dollarindex schießt um weitere 0,8 Prozent empor. Kryptowährungen werden derweil heftig abverkauft. Bitcoin sackt um 15 Prozent auf unter 24.000 Dollar ab. Die Krypo-Kredit-Platform Celsius Networks sieht sich wegen des Kursverfalls gezwungen, Abhebungen und Überweisungen auszusetzen.

Die Ölpreise werden belastet von Spekulationen über eine nachlassende Nachfrage angesichts der drohenden Rezession, aber auch durch neuerliche Lockdowns in China. Zudem verteuert der festere Dollar den Rohstoff für Käufer aus dem Nichtdollarraum. Darüber hinaus wird spekuliert, US-Präsident Joe Biden könnte in Saudi-Arabia darauf dringen, dass das Erdölkartell Opec mehr fördert und so die Preise drückt.

Auf dem Goldpreis lasten neben dem stärkeren Dollar die gestiegenen Anleihezinsen. Sie verringern die Attraktivität des zinslos gehaltenen Edelmetalls. Dazu machen Meldungen über gewaltige Goldfunde in Uganda am Markt die Runde.


   Coinbase folgen Krypto-Währungen nach unten 

Im Zuge des Ausverkaufs bei Krypto-Währungen bricht die Aktie der Krypto-Handelsplattform Coinbase um 11 Prozent ein. Die Tesla-Aktie kann sich der negativen Stimmung nicht entziehen und verliert 4,9 Prozent. Im nachbörslichen Handel am Freitag hatten die Titel noch von den Details zum anstehenden Aktiensplit profitiert, bei dem aus einer Aktie drei werden sollen.

Skeptisch blicken die Anleger auch auf die Mittelfristziele der New York Times (-10,3%), die unter anderem ihre Abonnentenbasis bis Ende 2027 auf 15 Millionen steigern will. Etwas besser als der Markt halten sich Choice Hotels International (-1,1%), nachdem das Unternehmen den Kauf der Radisson Hotel Group Americas für 675 Millionen Dollar angekündigt hat. Zu der Gruppe gehören 624 Hotels mit 68.000 Zimmern.

Die Aktien von Revlon brechen um weitere 44,4 Prozent ein, nachdem die Titel am Freitag um 53 Prozent abgesackt waren. Ursächlich ist nach Angaben aus dem Handel ein Bericht des Wall Street Journal (WSJ), wonach der Kosmetikhersteller Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen will.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                30.690,36      -2,2%       -702,43         -15,5% 
S&P-500              3.779,70      -3,1%       -121,16         -20,7% 
Nasdaq-Comp.        10.900,38      -3,9%       -439,65         -30,3% 
Nasdaq-100          11.396,43      -3,7%       -436,39         -30,2% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         3,22     +15,5        3,07      249,0 
5 Jahre         3,42     +15,5        3,27      216,0 
7 Jahre         3,41     +17,0        3,24      196,9 
10 Jahre        3,33     +16,4        3,16      181,6 
30 Jahre        3,35     +15,9        3,19      145,3 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Mo, 8:16 Uhr  Fr, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0432      -0,8%        1,0481         1,0518   -8,3% 
EUR/JPY                139,92      -1,0%        141,11         141,12   +6,9% 
EUR/CHF                1,0400      +0,1%        1,0367         1,0401   +0,2% 
EUR/GBP                0,8575      +0,4%        0,8549         0,8538   +2,1% 
USD/JPY                134,13      -0,2%        134,66         134,14  +16,5% 
GBP/USD                1,2166      -1,2%        1,2261         1,2319  -10,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,7698      +0,5%        6,7552         6,7308   +6,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             23.228,73     -15,1%     25.426,65      29.341,32  -49,8% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              119,89     120,67         -0,6%          -0,78  +64,7% 
Brent/ICE              121,24     122,01         -0,6%          -0,77  +60,7% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.829,30   1.871,40         -2,2%         -42,11   -0,0% 
Silber (Spot)           21,21      21,89         -3,1%          -0,68   -9,0% 
Platin (Spot)          941,85     977,07         -3,6%         -35,22   -3,0% 
Kupfer-Future            4,20       4,29         -2,2%          -0,09   -5,4% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 13, 2022 12:04 ET (16:04 GMT)