ZÜRICH (Dow Jones)--Nach einer Durststrecke von fünf Sitzungen in Folge hat sich der schweizerische Aktienmarkt am Mittwoch leicht erholt. Positiv wurde am europäischen Aktienmarkt das Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen die Verwerfungen am Rentenmarkt der Eurozone aufgenommen. Die EZB hatte ein neues Instrument zur Begrenzung der Renditeabstände zwischen Euro-Staatsanleihen in Auftrag gegeben. Die Renditen am italienischen Anleihemarkt fielen daraufhin. Steigende Zinsdifferenzen in der Eurozone nach dem geldpolitischen Schwenk der EZB hatten jüngst Sorgen vor einer neuen Euro-Krise heraufbeschworen. Daher wurden die Beschlüsse auch in der Schweiz mit Erleichterung aufgenommen. Zudem stützen positive Daten zur chinesischen Industrieproduktion. Der SMI gewann 0,8 Prozent auf 10.784 Punkte. Unter den 20 SMI-Werten standen sich 16 Kursgewinner und drei -verlierer gegenüber, unverändert schloss eine Aktie. Umgesetzt wurden 44,33 (zuvor: 45,27) Millionen Aktien.

Mit der Zinsentscheidung der US-Notenbank stand nach Börsenschluss in der Schweiz das wichtigste Ereignis des Monats noch an. Erst im Anschluss daran sei wieder eine korrekte Bewertung von Aktien möglich, was auch die Volatilität an den Märkten senken dürfte, hieß es von Analysten. Anders als bei der EZB würde eine entschiedene Bekämpfung der Inflation in den USA begrüßt werden: Die Strategen der Bank of America sahen sogar die Chance, dass eine Erhöhung um 100 Basispunkte eine Erleichterungsrally auslösen könnte. Sollten es nur bis zu 50 Basispunkte sein, dürfte der Markt dies indes als halbherzig empfinden.


   Finanzwerte gesucht 

Europaweit waren Finanzwerte mit der Aussicht auf steigende Zinsen gesucht - so auch in der Schweiz. Swiss Life (+3,2%), Zurich Insurance (+1,7%), Swiss Re (+1,8%) zählten zu den festeren Werten an der eidgenössischen Börse. Die zuletzt arg gebeutelte Aktie der Credit Suisse scherte mit einem Abschlag von 0,2 Prozent aus. Die Bank heuerte zur Stärkung des britischen Investment Bankings Kräfte der Wettbewerber JP Morgan und BNP Paribas an. Gestützt von den positiven Konjunkturdaten aus China legten im Luxusgütersektor Swatch und Richemont um 2,5 bzw. 2,1 Prozent zu. China stellt für beide Anbieter einen der wichtigsten Absatzmärkte.

Unter den Nebenwerten legte der Chemiekonzern Clariant gute Geschäftszahlen vor. Das Unternehmen hatte den Umsatz im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs um 26 Prozent gesteigert. Die EBITDA-Marge stieg. Die Erstquartalsergebnisse hätten die Erwartungen übertroffen, urteilten die Analysten von Stifel. Der Kurs kletterte um 0,5 Prozent und gab damit zwischenzeitlich höhere Aufschläge wieder ab. Wegen des Ukraine-Krieges und der hohen Inflation kassierte Autoneum den Ausblick, die Titel verloren 3 Prozent.

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June 15, 2022 11:40 ET (15:40 GMT)