- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Der neue Chef von AMS Osram krempelt den deutsch-österreichischen Chip- und Sensor-Konzern gründlich um.

Aldo Kamper kündigte am Donnerstagabend an, das Unternehmen auf LED- und Sensor-Chips für die Automobilbranche, die Industrie und die Medizintechnik zu konzentrieren und auf Rendite zu trimmen. "Wir sind mit unserer Profitabilität nicht da, wo wir sein wollen", sagte er. Das Geschäft mit Smartphone-Bauteilen, das AMS dank des Großkunden Apple groß gemacht hatte und knapp ein Viertel des Umsatzes ausmacht, soll künftig eine untergeordnete Rolle spielen. "Wir werden im Consumer-Geschäft bleiben, aber selektiver vorgehen", sagte der neue Chef. "Wir können einen Stellenabbau nicht ausschließen." Von unprofitablen Geschäften mit 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz - darunter etwa Linsen für Smartphones - will sich der Niederländer trennen.

Mit der Neuausrichtung verbunden ist eine Abschreibung von 1,3 Milliarden Euro, weil sich die Aussichten für einen Teil des Geschäfts eingetrübt haben. Das bringt im zweiten Quartal einen Verlust in dieser Höhe. "Mit einem neuen Vorstand gehört halt die Bilanz aufgeräumt", sagte der neue Finanzchef Rainer Irle. Etwa drei Viertel davon entfallen auf Firmenwerte aus dem Opto-Halbleiter-Geschäft des Münchner Licht-Konzerns Osram, den AMS nach einem zähen Übernahmekampf für mehr als vier Milliarden Euro geschluckt hatte. Heute ist der ganze Konzern mit 21.000 Mitarbeitern und Sitz in Premstätten bei Graz nur noch zwei Milliarden Euro wert.

Börsianer gaben Kamper aber Vorschusslorbeeren: Am Freitag schoss die Aktie an der Zürcher Börse um 14 Prozent auf 7,69 Franken nach oben.

Kamper hatte selbst lange für Osram gearbeitet. Nachdem er zwischenzeitlich den knapp an der Pleite vorbeigeschrammten Autozulieferer Leoni geführt hatte, war im Frühjahr zu AMS-Osram geholt worden. Der Vorstand soll von Januar 2024 an nur noch aus ihm und dem ehemaligen Siltronic-Manager Irle bestehen. Die Vorstandsposten von Technologie-Chef Thomas Stockmeier und Mark Hamersma fallen weg.

"Wir haben einen sehr starken Kern, nun müssen wir die richtigen Schritte unternehmen, um unsere Unternehmensleistung zu verbessern", sagte Kamper. "Die richtungsweisenden Entscheidungen sind nun getroffen." Als Kerngeschäft sieht er das Halbleiterportfolio mit intelligenten Sensoren und Emittern. Das Geschäft mit Smartphones schrumpft. "Der Preisdruck bleibt hoch und neue Komponenten werden erst 2024 zum Einsatz kommen", stellte AMS Osram fest.

Das Unternehmen solle kleiner, aber profitabler werden, erklärte Kamper. Ein Sparprogramm soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bis 2025 um 150 Millionen Euro verbessern. Das kostet aber erst einmal 50 Millionen Euro. Ein Jahr später soll AMS Osram auf eine operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von 15 Prozent kommen, etwa doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Der Umsatz soll - auf verkleinerter Basis - um sechs bis zehn Prozent im Jahr wachsen. Das wären nach Berechnungen von Stifel-Analyst Jürgen Wagner 2026 vier Milliarden Euro Umsatz und ein Ebit von 600 Millionen. 2022 erwirtschaftete AMS Osram mit 4,8 Milliarden Euro Umsatz ein bereinigtes Ebit von 407 Millionen.

Damit könnte AMS Osram dann den auf zwei Milliarden Euro angeschwollenen Schuldenberg abbauen. Irle will die Verschuldung auf weniger als das Doppelte des operativen Ergebnisses drücken - zurzeit liegt sie fast beim Dreifachen. Gespräche über die Refinanzierung der Kredite liefen. "Ich habe einen exakten Plan auf dem Tisch, der funktionieren wird", sagte Irle.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)