18. Dezember 2023 Research-Studie

SHS VIVEON AG

Erste Stabilisierungserfolge erkennbar

Urteil: Hold (unverändert) | Kurs: 1,91 € | Kursziel: 7,50 € (zuvor: 7,40 €)

Analyst: Dipl.-Volksw. Dr. Adam Jakubowski

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Research-Studie

SHS VIVEON AG

18. Dezember 2023

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

2

Snapshot

3

Executive Summary

4

SWOT-Analyse

5

Profil

6

Marktumfeld

10

Strategie

13

Finanzen

16

Equity-Story

20

DCF-Bewertung

22

Fazit

24

Anhang I: Bilanz- und GUV-Prognose

25

Anhang II: Cashflow-Prognose und Kennzahlen

26

Impressum & Disclaimer

27

Inhaltsverzeichnis

Seite 2

Research-Studie

SHS VIVEON AG

18. Dezember 2023

Snapshot

Kurzportrait

Stammdaten

Sitz:

München

Branche:

Software

Mitarbeiter:

64

Rechnungslegung:

HGB

ISIN:

DE000A0XFWK2

Ticker:

SHWK:GR

Kurs:

1,91 Euro

Marktsegment:

m:access

Aktienanzahl:

2,49 Mio. Stück

Market-Cap:

4,8 Mio. Euro

Enterprise Value:

3,0 Mio. Euro

Free Float:

70,4 %

Kurs Hoch/Tief (12M):

2,44 / 1,38 Euro

Ø Umsatz (Xetra, 12 M):

6,0 Tsd. Euro / Tag

GJ-Ende: 31.12.

2020

Umsatz (Mio. Euro)

11,8

SHS VIVEON ist ein Softwarehersteller, der sich auf Lösungen für das Risiko-, Kredit- und Compliance- Management spezialisiert und als ein führender An- bieter etabliert hat. Das Unternehmen verfügt über eine breite Kunden- und Installationsbasis, die für hohe wiederkehrende Einnahmen in Form von War- tungs-,Service-, Hosting- und SaaS-Erlösen sorgt. Zu den Kunden zählen u.a. mehrere weltweit aktive Kon- zerne wie etwa AXA, Klarna, Yara oder Bosch. Aller- dings ist SHS seit mehreren Jahren nicht mehr ge- wachsen. Stattdessen ist das Unternehmen 2022 durch das Zusammenkommen mehrerer Belastungs- faktoren tief ins Minus gerutscht, weswegen die ei- gentliche Expansionsstrategie deutlich herunterska- liert werden und der Fokus auf die Stabilisierung der Ertragslage gerichtet werden musste. Nach dem Ein- druck der Halbjahreszahlen und der auf der Haupt- versammlung Ende November bestätigten Prognose scheint diese gelungen zu sein, wir gehen für 2023 so- gar von einem leichten Umsatzwachstum sowie von einem positiven EBITDA aus. Für die weitere Ent- wicklung wird aber entscheidend sein, ob es gelingt, das Neugeschäft wieder zu beleben und kontinuierli- ches Wachstum zu erzielen.

2021

2022

2023e

2024e

2025e

10,9

9,1

9,4

10,1

11,6

EBITDA (Mio. Euro)

1,7

0,6

-2,7

0,2

0,5

0,9

Jahresüberschuss

1,0

0,3

-3,1

-0,3

-0,1

0,3

EpS

0,45

0,12

-1,26

-0,11

-0,03

0,10

Dividende je Aktie

0,10

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

Umsatzwachstum

-2,8%

-7,9%

-16,0%

3,0%

7,5%

15,0%

Gewinnwachstum

46,8%

-74,1%

-

-

-

-

KUV

0,40

0,44

0,52

0,51

0,47

0,41

KGV

4,9

18,9

-

-

-

18,4

KCF

4,1

-

-

38,9

26,9

8,7

EV / EBITDA

1,8

4,8

-

12,8

6,2

3,3

Dividendenrendite

5,2%

0,0%

0,0%

0,0%

0,0%

0,0%

Snapshot

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Research-Studie

SHS VIVEON AG

18. Dezember 2023

Executive Summary

  • Konzentration auf das Risiko-, Kredit- und Compliance-Management:SHS entwickelt Soft- ware für das Risiko-,Kredit- und Compliance-Management,mit der Unternehmen die Risiken aus Kun- denbeziehungen besser einschätzen, steuern und reduzieren können. Dadurch können Kosten gesenkt, das Cashflow-Managementund Bilanzkennzahlen optimiert, die Kundenzufriedenheit erhöht, Umsatzpotenzi- ale aus Kundenbeziehungen intensiver genutzt und Compliance-Anforderungenbesser erfüllt werden.
  • Plattformstrategie: Der strategische Fokus gilt dem Aufbau einer umfassenden, hochperformanten, fle- xiblen und skalierbaren Plattform für die ganzheitliche Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse rund um das Risiko-, Kredit- und Compliance-Management. Auf der Agenda stehen die weitere Ausdiffe- renzierung des Leistungs- und Funktionsangebotes, die laufende Verbesserung der technischen Leistungs- parameter und der Nutzerfreundlichkeit und die nahtlose Integrierbarkeit mit Fremdsystemen. Als erstes vollständig für die neue Plattform entwickeltes Produkt hat SHS im September 2022 eine Lösung für die Lieferketten-Compliance vorgestellt, mit der Unternehmen den neuen und hochkomplexen Compliance- Ansprüchen aus der neuen Lieferkettengesetzgebung effizient gerecht werden können.
  • Starke Partnerschaften: Für die Umsetzung der Plattformstrategie setzt SHS technologisch auf die Basissoftware von TIBCO Software und kann sich so bei der eigenen Produktentwicklung auf die Kern- kompetenz, die Digitalisierung der eigentlichen Prozesse, fokussieren. Gleichzeitig bestehen für die Bereiche Service, Abwicklung von Kundenprojekten und Produktentwicklung Kooperationen, u.a. mit Tata Consul- tancy Services (TCS) aus Indien. Vertrieblich arbeitet SHS eng mit den beiden weltweit führenden Indus- trieversicherungsmaklern AON und MARSH zusammen. Während die Kooperation mit dem Letzteren erst seit Kurzem besteht, konnten mit AON bereits mehrere große Kunden akquiriert werden.
  • Erfolgreiche Stabilisierung absehbar: Die forcierte Entwicklung der Plattformstrategie hat in Ver- bindung mit einem seit dem zweiten Halbjahr 2021 deutlich unterplanmäßigen Neukundengeschäft aber zu einer deutlichen Verschlechterung der Geschäftszahlen geführt, die eine Überprüfung der Strategie und vor allem des eingeschlagenen Tempos erforderlich machte. Hierbei wurde die Produktentwicklung neu priorisiert und insgesamt verlangsamt, gleichzeitig hat das Unternehmen seine Kapazitäten und auch die Führungsstruktur an das geringere Expansionstempo angepasst. Dadurch konnte bereits im ersten Halbjahr 2023 bei einem moderaten Umsatzwachstum ein Turnaround beim EBITDA erreicht werden, auch für das Gesamtjahr strebt SHS hier ein ausgeglichenes Ergebnis an.
  • Stabiles Geschäft mit hohem Margen- und Cashflow-Potenzial: Grundsätzlich bietet das Ge- schäftsmodell das Potenzial für hohe Margen und hohe Cashflow-Überschüsse. So wurde in den Jahren 2019 und 2020 eine zweistellige EBITDA-Marge erwirtschaftet, zugleich sorgt der hohe Anteil der wieder- kehrenden Erlöse (zuletzt 63 Prozent) für ein hohes Maß an Stabilität.
  • Turnaround-Erwartung: Wir haben in unserem Bewertungsmodell angenommen, dass die diesjährige Stabilisierung gelingt und dass SHS anschließend auf einen profitablen Wachstumskurs einschwenkt. Ein solches Turnaround-Szenario liefert ein sehr hohes Kurspotenzial, dem aktuell aber auch noch eine sehr hohe Schätzunsicherheit gegenübersteht. Bis sich diese etwas reduziert hat, bleibt unser Urteil "Hold".

Executive Summary

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18. Dezember 2023

SWOT-Analyse

Stärken

  • Mit seinen Lösungen gehört SHS VIVEON seit vielen Jahren zu den führenden Spezialisten für das Risiko-, Kredit- und Compliance-Management.
  • Das Unternehmen verfügt über eine große Kun- den- und Installationsbasis, die sich auf mehrere große Zielbranchen verteilt und zahlreiche exzel- lente Referenzen enthält.
  • Mit der Gewinnung namhafter Partner wurde die Ressourcenausstattung entscheidend gehebelt unddie weltweite Marktpräsenz ausgebaut.
  • Deutliche Ergebnisverbesserung im 1. Halbjahr.
  • Der Anteil der wiederkehrenden Erlöse lag zuletzt bei 63 Prozent und bietet eine solide Basis.
  • Eine trotz des letztjährigen Verlustes solide Bilanz.

Schwächen

  • Vier Prognosereduktionen innerhalb der letzten zwei Jahre.
  • Mit einem kräftigen Umsatzrückgang und einem hohen Verlust ist 2022 sehr enttäuschend ausgefal- len.
  • Seit dem Jahr 2012 konnte SHS VIVEON kein Wachstum mehr erzielen.
  • Durch den verstärkten Fokus auf das SaaS-Modell sind die kurzfristigen Wachstumsimpulse neuer Abschlüsse begrenzt.
  • SHS adressiert sehr große Unternehmen, was die Gefahr von asymmetrischen Beziehungen birgt.
  • Die Geschäftsentwicklung ist immer noch stark von einzelnen Kunden oder Projekten geprägt.

Chancen

  • Trends wie Internationalisierung, Digitalisierung und Regulierung erhöhen den Bedarf für effiziente und digitale Lösungen im Risiko-, Kredit- und Compliance-Management. Vor allem die Liefer- kettengesetzgebung sorgt hier für Fantasie.
  • Da die SCC-Lösung in einem transaktionsbasier- ten Modell vermarkt wird, bietet sie großes Poten- zial für die Skalierung und Stabilität der Erträge.
  • Die Vertriebskooperation mit MARSH könnte das Neugeschäft deutlich beleben.
  • Der weit fortgeschrittene Übergang auf das SaaS- Modell könnte nun die Rückkehr zum dynami- schen Wachstum ermöglichen.
  • Der Vorstand hat bereits gezeigt, dass er Krisen lö- sen kann.
  • Falls sich die Stabilisierungstendenzen verstetigen und die Rückkehr zur Profitabilität konkreter ab- zeichnet, bietet die Aktie als Turnaround-Spekula- tion ein sehr hohes Kurspotenzial.

Risiken

  • Die Stabilisierung der operativen Entwicklung könnte doch noch scheitern, was zusätzliche Kapi- talmaßnahmen und /oder tiefgreifende Sanierungs- schritte erforderlich machen würde.
  • Die aktuelle Krise schwächt die Attraktivität von SHS als Arbeitgeber und dürfte auch die Vertriebs- chancen bei Neukunden schmälern.
  • Der Markterfolg der SCC-Lösung könnte weiter ausbleiben und ggf. Abschreibungsbedarf auf die aktivierten Entwicklungsleistungen bedingen.
  • Aufgrund der im Vergleich mit einigen Wettbewer- bern deutlich geringeren finanziellen und personel- len Ressourcen könnte SHS technologisch hinter die Konkurrenz zurückfallen.
  • Umfangreiche Implementierungs- oder Customi- zing-Projekte spielen noch eine wichtige Rolle und können bei einem unterplanmäßigen Verlauf die Ergebnissituation spürbar belasten.

SWOT-Analyse

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SHS VIVEON AG

18. Dezember 2023

Profil

Spezialist für das Kundenrisiko

Die SHS VIVEON AG entwickelt und vertreibt Soft-

struktive Unterstützung erhofft. Der neue Aufsichts-

ware für das Risiko-, Kredit- und Compliance-Ma-

ratsvorsitzende ist der Rechtsanwalt Thomas Mayr-

nagement, mit der sich die Risiken von Kundenbezie-

hofer, der u.a. über ein umfassendes Knowhow auf

hungen systematisch erfassen, bewerten und effizient

dem Gebiet Kapitalmarktrecht verfügt. Sein Stellver-

steuern lassen. Die Funktionalität der SHS-Produkte

treter ist Herr Heinz Resch, der bereits seit 2000 den

umfasst solche Aspekte wie die Bonitätsprüfung, die

Bereich Treasury Credit and Risk Management bei

Vermeidung von Betrugs- und Rückabwicklungsfäl-

der A1 Telekom Austria verantwortet und schon dem

len, die Optimierung der Auswahl der Zahlungsme-

bisherigen Aufsichtsrat angehört hat. Neu gewählt

thoden im E-Commerce, die Einhaltung der Compli-

wurden zudem die Herren Manuel Sandhofer, ein

ance-Regeln oder eine effiziente Abwicklung der Ad-

Payment-Spezialist mit großer Erfahrung im interna-

ministrationsprozesse rund um Warenkreditversiche-

tionalen Vertrieb und Wachstums-Management, so-

rungen. Die Wurzeln des Unternehmens reichen zu-

wie Herr Olaf Mackert, der u.a. bei SAP und der SNP

rück bis 1991, seit Mai 1999 ist die Gesellschaft bör-

SE in leitenden Positionen für Softwareentwicklung

sennotiert und seit dem Herbst 2009 besteht die

und User Experience verantwortlich gewesen ist bzw.

Hauptnotiz im Segment m:access der Börse Mün-

weiterhin ist.

chen. Aktuell hat SHS VIVEON über 60 Mitarbeiter

(Vollzeitäquivalente), die sich neben der AG selbst

Integrierte Risk-Management-Plattform

noch auf eine Tochtergesellschaft in der Schweiz und

Auch nach der Anpassung der Strategie an die unter-

auf insgesamt sechs Standorte in Deutschland, Öster-

planmäßige Umsatzentwicklung steht im Zentrum

reich und der Schweiz verteilen. Hauptsitz des Unter-

des Geschäftsmodells weiter die Entwicklung einer in-

nehmens ist München.

tegrierten Softwareplattform, mit der Unternehmen

Zusätzliche Expertise im Aufsichtsrat

sämtliche Risikoaspekte einer Kundenbeziehung in

ihrer gesamten Laufzeit standardisiert und weitgehend

Nach dem Umbau und der Verschlankung der Füh-

automatisiert steuern und optimieren können sollen.

rungsstruktur wird das Unternehmen seit Anfang

Die Plattform soll eine offene Architektur haben und

2023 vom Alleinvorstand Ralph Schuler geleitet, der

die Einbindung einer großen Zahl an Modulen,

das Unternehmen bereits zu Beginn seiner Amtszeit

Funktionen und Diensten ermöglichen, die von den

(Juni 2018) aus einer Krise geführt hat. Herr Schuler

Kunden im Baukastensystem nach individuellen Be-

verfügt aus seiner über 30-jährigen Berufserfahrung in

dürfnissen zusammengestellt, bzw. die vorab von SHS

unterschiedlichen, internationalen

Leitungspositio-

zu branchentypischen Standardlösungen zusammen-

nen diverser Beratungs- und IT-Unternehmen, da-

geschnürt werden. Um die verfügbaren Ressourcen

runter PricewaterhouseCoopers

Consulting und

stärker auf die eigene Kernkompetenz, die Digitalisie-

IBM, über eine umfangreiche Expertise bezüglich des

rung der gesamten betriebswirtschaftlichen Risiko-,

Lösungsvertriebs sowie der Umsetzung wachstumsori-

Kredit- und Compliance-Prozesse, zu konzentrieren,

entierter SaaS-Geschäftsmodelle und hat in den letz-

setzt SHS bei der grundlegenden Plattformtechnolo-

ten Jahren die Konzentration von SHS auf das Soft-

gie auf Fremdsoftware, auf deren Grundlage die eige-

waregeschäft forciert. Breitgefächerte Expertise steht

nen Produkte aufgesetzt werden. Als Technologie-

dem Unternehmen auch durch den im November bis

partner konnte hierfür TIBCO Software Inc., ein mil-

auf ein Mitglied komplett neu gewählten und gleich-

liardenschwerer Hersteller von Software für das Ma-

zeitig auf vier Mitglieder erweiterten Aufsichtsrat zur

nagement und die Integration betriebswirtschaftlicher

Verfügung, von dem sich das Management eine kon-

Daten, gewonnen werden. Die TIBCO-Plattform ist

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originär Cloud-basiert, system- und herstellerunab- hängig und mit den gängigen Unternehmenssoftware- produkten kompatibel.

Zwei bewährte Kernprodukte

Bezüglich der Kernfunktionen wird die SHS-Platt- form eine Fortsetzung zweier seit fast 20 Jahren im Markt etablierten Produktlinien (RiskSuite und De- biTEX) darstellen, die bei zahlreichen Kunden im Einsatz sind (und bis zum Abschluss der Portierung und Migration auf die Plattform weiter vertrieben und gepflegt werden). Bei DebiTEX handelt es sich um eine Kredit-Management-Lösung, mit der Unter- nehmen alle internen und externen Informationen ih- rer Kunden im B2B-Geschäft (z.B. über die Einbin- dung von Auskunfteien oder über die Auswertung von Finanzdaten der Kunden) stets im Blick haben und auf dieser Grundlage die Forderungsausfälle, die Zah- lungsfristen und die Versicherungskosten spürbar re- duzieren können. Für vergleichbare Aufgaben, vor al- lem aber im Hinblick auf die Risiken im B2B2C-Ge- schäft mit einer großen Anzahl von Kunden, wurde die Software RiskSuite konzipiert. Die Lösung erlaubt unter anderem ein automatisiertes und regelbasiertes Antragsmanagement für Kreditentscheidungen mit Hilfe von Scorings, Ratings und Entscheidungsregeln. Darüber hinaus bietet sie eine effektive Betrugsprä- vention durch eine automatisierte Erkennung häufi- ger Betrugsmuster.

und Kreditmanager in den Unternehmen, während das Modul Insight, in dem umfangreiche Analytics- Funktionen inklusive leistungsfähiger Simulations- tools enthalten sind, stärker an den Bedürfnissen von CFOs ausgerichtet ist, die damit zentrale Kennzahlen der eigenen Bilanz-, GuV- und Kapitalflussrechnung beobachten können. Auch die beiden anderen Pro- dukte, Connect und Compliance, die seit 2020 stand- alone vertrieben werden, adressieren teilweise separate Stellen bei Kunden (IT und Compliance-Manager) und dienen damit auch als Türöffner. Bei Connect handelt es sich um eine Datenplattform, die unter an- derem über 80 Konnektoren zu Auskunfteien, Wa- renkreditversicherungen und führenden Businessan- wendungen (vor allem SAP) umfasst. Durch Web- Crawling, Kontoabrufe über PSD2-Schnittstellen oder das automatisierte Beobachten von Social-Media-Präsenzen können aber auch ganz aktuelle Daten erfasst werden. Erfolgreich ist das Geschäft mit der Lösung Compliance angelaufen, die einen hohen Grad an Digitalisierung und Automatisierung der Compliance-relevanten Prozesse ermöglicht. Dazu ge- hören umfangreiche Überprüfungen von Geschäfts- partnern bezüglich der Einhaltung von Compliance- Regeln (so genanntes Business Partner Compliance oder BPC), zum Beispiel im Hinblick auf die Beach- tung von Sanktionslisten im Rahmen der Terroris- mus- oder Geldwäschebekämpfung oder bei Frage- stellungen rund um das Thema Korruptionsbekämp- fung.

Sortiment erneuert und ausdifferenziert

Im Vorgriff auf die neue Plattformlösung wurden die beiden "Altprodukte" modernisiert und in Riskpilot (RiskSuite) und Trade (DebiTEX) umbenannt. Dar- über hinaus wurden in den letzten Jahren drei neue Produkte im Markt eingeführt, die im Sinne der Platt- formstrategie und der mit ihr einhergehenden Ausdif- ferenzierung des Produktangebotes teilweise Aus- kopplungen von Funktionen von RiskSuite und De- biTEX darstellen. Ein Vorteil dieser Ausdifferenzie- rung ist die dadurch erhöhte Genauigkeit der ziel- gruppengerechten Kundenansprache, weil verschie- dene Anwender- und Nutzergruppen in den Kunden- unternehmen nun mit passgenauen Angeboten adres- siert werden können. So richten sich die beiden Kern- module Riskpilot und Trade vor allem an die Risk-

Neue Lösung für Lieferketten-Compliance

Der Erfolg der Compliance-Lösung spiegelt die wach- sende Bedeutung des Themas vor allem, aber nicht nur, für international agierende Unternehmen wider. Waren früher Aspekte wie Bonität und Zuverlässig- keit die entscheidenden Kriterien für die Risikobeur- teilung einer Kundenbeziehung, so sehen sich die Un- ternehmen heute mit einer Vielzahl von Compliance- Fragen konfrontiert. Mit der neuen Lieferketten-Ge- setzgebung, die den Unternehmen seit 2023 die Ver- antwortung für das Einhalten von sozialen und öko- logischen Standards in ihrer gesamten Lieferkette auf- erlegt, dürfte sich der Trend noch einmal deutlich ver- stärken. Für diese neue Herausforderung hat SHS eine

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gänzlich neue Compliance-Lösung (Supply Chain Compliance oder SCC) entwickelt und im September 2022 vorgestellt, welche geeignet ist, die Aufgaben des Lieferkettengesetzes auf eine effiziente und revisions- sichere Art und Weise zu erfüllen. Von der Erfassung und Verifizierung der vorhandenen Lieferantendaten, über die Einbindung externer Datenquellen wie etwa ESG-Scores und Fragebögen zur Beurteilung der lie- ferantenseitigen Erfüllung der ESG-Normen bis zur finalen Auswertung und Beurteilung der ESG-Kon- formität der Lieferanten kann die Software den kom- pletten Prozess automatisch abwickeln, bietet aber gleichzeitig vielfältige Eingriffs- und Einstellungs- möglichkeiten, damit die Nutzer die eigene SCC-Po- litik damit abbilden können. Noch fertigzustellen ist das Modul "Reporting", mit dem der gesamte Prozess samt aller durchgeführten Überprüfungen und Festle- gungen revisionssicher dokumentiert werden kann, um den gesetzlich geforderten jährlichen SCC-Bericht zu erstellen. Die SCC-Lösung ist das erste SHS-Pro- dukt, das komplett auf der Grundlage der TIBCO- Plattform entwickelt wurde und stellt damit produkt- seitig den ersten Baustein der in der Entwicklung be- findlichen umfassenden SHS-Plattform für das Kre- dit-, Risiko- und Compliance-Management dar. Neu ist auch das damit verfolgte Einnahmenmodell, das größtenteils transaktionsbasiert ist. Dies reduziert die Investitionskosten beim Kunden und bietet SHS zu- gleich ein hohes Skalierungspotenzial für die Zukunft. Auf Nachfrage beziffert der Vorstand das Umsatzpo- tenzial für eine Transaktion (die Prüfung der Konfor- mität eines Lieferanten) auf 20 bis 50 Euro, wobei sich die Spanne mit Aspekten wie der Gesamtzahl der Lie- feranten, dem Umfang der Prüfung und der Anzahl der verwendeten externen Datenquellen erklärt.

Hoher Anteil wiederkehrender Erlöse

Obwohl der Marktstart der Lieferketten-Lösung ent- täuschend ausgefallen ist und SHS bislang keinen Kunden für das neue Angebot gewinnen konnte (was das Unternehmen auf die große Unsicherheit im Markt über die konkrete Ausgestaltung der Anforde- rungen zurückführt), ist das große Potenzial der Lö- sung unstrittig. Im Erfolgsfall würde sich SHS damit eine weitere Quelle an wiederkehrenden Erlösen er- schließen, deren schrittweise Erhöhung zu den wich-

tigsten strategischen Zielen gehört. Schon heute setzt das Unternehmen vor allem auf das SaaS-Modell, wo- bei aber je nach Kundenwunsch auch Einmallizenzen (im rasch abnehmenden Umfang) sowie Softwaremie- ten (ohne Hosting durch SHS) möglich sind. Da SHS auch bisher schon die Software mit umfangreichen Support- und Wartungsverträgen verkauft hat, ist der Anteil wiederkehrender Erlöse bereits hoch. Darunter werden Umsätze aus Mietlizenzen und Wartung, aus Support- und Service-Verträgen, aus Hosting- /Cloud-Dienstleistungen sowie reine SaaS-Einnah- men zusammengefasst. Für den übrigen Umsatz sind Einmallizenzen sowie Projekte, die entweder für Neu- kunden (Implementierung und Customizing) oder für Bestandskunden (Change Requests, Erweiterun- gen) durchgeführt werden, verantwortlich. Insgesamt lag der Anteil der wiederkehrenden Erlöse im letzten Geschäftsjahr bereits bei 57 Prozent und hat sich im ersten Halbjahr 2023 weiter auf 63 Prozent erhöht.

Umsatzstruktur im 1. HJ 23

10,6%

18,4%34,1%

2,7%

34,3%

Projektgeschäft

Kauflizenzen

SaaS und Hosting, Subscription

Wartung

Support

Quelle: Unternehmen

Breite Kundenbasis mit Top-Referenzen

Mit seiner langjährigen Fokussierung auf das Thema Risk- und Kredit-Management hat sich SHS VI- VEON eine starke Marktstellung mit einer breiten Kundenbasis und namhaften Referenzen erarbeitet. Das Unternehmen verweist auf mehr als 200 aktive Installationen in über 35 Ländern und zählt zu seinen rund 120 Kunden mehrere globale Konzerne. Eine besondere Bedeutung hat dabei der Finanzsektor, in dem SHS zahlreiche Unternehmen wie etwa BMW Financial Services, AXA, UBS, Klarna oder mehrere Direktbanken zu seinen Kunden zählt und rund 40 Prozent seiner Umsätze erzielt. Ein weiteres gutes

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Drittel entfiel im letzten Geschäftsjahr auf den Be- reich Prozess- und verarbeitende Industrie und Groß- handel (u.a. Yara, Saint-Gobain, Bosch, Grohe), ge- folgt von den Sektoren Telekommunikation & Me- dien (u.a. Swisscom, Vodafone, Sky) mit 14 Prozent sowie E-Commerce (Lidl, Home24, TUI) mit 8 Pro- zent. Das letzte Prozent entfällt auf mittelständische Energieversorger wie etwa badenova.

Schwache Neukundendynamik

Allerdings konnte SHS die Kundenbasis in den letzten beiden Jahren nicht mehr stark ausbauen. Nachdem von 2019 bis 2021 jeweils mindestens ein Dutzend Neukunden p.a. gewonnen werden konnten, hat sich die Zahl der Vertriebserfolge 2022 auf nur vier und im bisherigem Jahresverlauf 2023 auf nur noch einen reduziert. Zurückzuführen ist dies auf die Kombina- tion einer spürbaren Investitionszurückhaltung und längeren Entscheidungsprozessen bei potenziellen Kunden. Bei dem einzigen 2023 gewonnenen Kun-

den handelt es sich aber immerhin um einen großen Auftrag, der zudem ein erhebliches Zusatzpotenzial bietet, wenn sich der Kunde, der im Handel und Ver- trieb von elektronischen Komponenten weltweit ak- tive US-Konzern AVNET, entscheiden sollte, die SHS-Lösung neben der bisher lizenzierten EMEA-Region auch für seine Niederlassungen in Asien und Amerika einzusetzen.

Zahl der Neukundenabschlüsse

15

12

9

6

3

0

2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023*

Quelle: Unternehmen; *Stand Anfang Dezember 2023

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Marktumfeld

Softwarebranche als Wachstumstreiber

Mit dem Fokus auf Software und angrenzende Dienstleistungen agiert SHS VIVEON in Märkten mit einer überdurchschnittlichen Wachstumsdyna- mik. Insbesondere der Software-Sektor gehört zu den wachstumsstärksten Segmenten der deutschen Volks- wirtschaft. So ist der deutsche Softwaremarkt in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich mehr als 7 Prozent pro Jahr gewachsen, auf zuletzt fast 38 Mrd. Euro. Selbst im ersten Corona-Jahr 2020 ging das Wachstum lediglich auf 5,1 Prozent zurück, die an- schließende Erholung sorgte 2021 für einen Sprung auf 11 Prozent. Im letzten Jahr erhöhte sich das Wachstum sogar auf 15 Prozent, worin sich auch die deutlichen positiven Preiseffekte widerspiegeln (Quelle: BITKOM).

Wachstum Software-Markt in Deutschland

18,0%

15,0%

12,0%

9,0%

6,0%

3,0%

0,0%

Quelle: BITKOM

Branchenverband bleibt zuversichtlich

Für das laufende Jahr geht der Branchenverband BIT- KOM trotz der schwierigen makroökonomischen Lage von einem fortgesetzten Wachstum des deut- schen Software-Marktes um 9,6 Prozent aus und auch für 2024 wird mit einem Anstieg der Erlöse in einer ähnlichen Größenordnung gerechnet (Stand Juli 2023). Im gesamtwirtschaftlichen Kontext ebenfalls deutlich überdurchschnittlich fällt der von BITKOM und dem ifo-Institut auf der Grundlage einer monat- lichen Konjunkturumfrage berechnete Bitkom-ifo- Digitalindex zur Messung des Geschäftsklimas in der ITK-Branche (IT und Telekommunikation) aus, der

im November mit 6,3 Punkten noch in dem Wachs- tum signalisierenden positiven Bereich verblieb, wäh- rend der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland bei -9,3 Punkten lag. Allerdings war dies ausschließlich der positiven Einschätzung der aktuellen Geschäfts- lage zu verdanken. Hingegen zeigt der Teilindex der Geschäftserwartungen eine deutliche Stimmungsein- trübung auch im ITK-Sektor an und bewegt sich seit dem Frühjahr im negativen Bereich. Hierbei bleibt aber zu beachten, dass der Software-Teilmarkt in der Regel deutlich wachstumsstärker ist als die anderen Segmente des ITK-Sektors (Hardware, IT-Services und Telekomunikation) (Quelle: BITKOM).

Quelle: BITKOM

Cloud-Computing ist Standard

Ein wichtiger Treiber der Softwarenachfrage ist die Digitalisierung vieler Wirtschafts- und Lebensberei- che. Ein zentraler Aspekt der Digitalisierung ist wi- derum das Cloud-Computing, mit dem sich die Art und Weise, wie IT-Leistungen bereitgestellt und ab- gerechnet werden, in den letzten Jahren grundlegend verändert hat. Das betrifft sowohl Speicher- und Re- chenkapazitäten als auch eben die Software, die nicht mehr lokal installiert, sondern per internes Netzwerk (Private Cloud) oder per Internet (Public Cloud) be- reitgestellt wird (Software as a Service). Nach Anga- ben des Cloud Monitors von BITKOM Research und KPMG nutzten 2023 bereits 97 Prozent der befragten Unternehmen Cloud-Dienste, womit Cloud-Computing innerhalb von zehn Jahren zum Standard gewor-

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SHS VIVEON AG published this content on 18 December 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 18 December 2023 14:18:30 UTC.