Zürich (awp) - Die Bank Julius Bär vermeldet nach den Negativschlagzeilen um das Signa-Debakel eine klare Abschwächung beim Netto-Neugeldzufluss in den ersten vier Monaten des Jahres. Die verwalteten Vermögen legten seit Jahresbeginn dank Unterstützung der Märkte aber deutlich zu und auch die Profitabilität verbesserte sich. An der Börse reagieren die Anleger positiv.

Die von der Zürcher Privatbank verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) stiegen in den ersten vier Monaten um rund 10 Prozent auf 471 Milliarden Franken, wie Julius Bär am Donnerstag mitteilte. Unterstützung kam dabei von positiven Währungseffekten und einer starken Entwicklung der Aktienmärkte, die nur teilweise von einem Rückgang der Bewertungen am Anleihenmarkt geschmälert wurde.

Erholung nach schwachem Januar

Die Netto-Neugeldzuflüsse lagen von Januar bis April insgesamt bei 1 Milliarde Franken und damit deutlich unter dem Vorjahreszeitraum (+3,5 Milliarden). Offenbar erlebte Julius Bär im Januar noch Geldabflüsse, in den folgenden Monaten kehrte die Bank dann aber zu Netto-Neugeldzuflüssen zurück. Die Bank war seit November 2023 wegen hoher Kredite an die zusammengebrochene Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko in den Schlagzeilen. Anfang Februar gab sie dann die vollständige Abschreibung der Kredite von 606 Millionen Franken bekannt, zudem nahm CEO Philipp Rickenbacher den Hut.

Die im vergangenen Jahr neu zu der Bank gestossenen Kundenberater hätten positiv zu den Nettozuflüssen beigetragen, heisst es weiter. Wie andere Institute hatte Julius Bär in der Folge der CS-Krise die Rekrutierungen stark beschleunigt und 2023 insgesamt 95 neue Kundenberaterinnen und -berater angestellt. Die Rekrutierungen gingen auch im neuen Jahr weiter: In den ersten vier Monaten 2024 stellte die Bank netto weitere 35 Kundenberater ein.

Die Bank verzeichnete nicht nur höhere verwalteten Vermögen sondern verdiente auf diesen auch wieder mehr als noch im zweiten Semester 2023. Die Bruttomarge belief sich in den ersten vier Monaten laut der Mitteilung auf "nahezu 89 Basispunkte (BP)" nach 82 BP im zweiten Halbjahr. Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2023 konnte Julius Bär bei den Erträgen von zuletzt wieder deutlich aktiveren Kunden profitieren.

Kurseinbruch seit November wettgemacht

Weiter verbessert präsentierte sich die Kapitalausstattung der Gruppe. Die CET1-Kapitalquote stieg per Ende April auf 15,3 Prozent (Ende 2023: 14,6 Prozent). Zur Verbesserung der Kapitalquoten trug auch die Verringerung des "Private-Debt-Kreditbuchs" bei. Nach dem Signa-Debakel will die Bank aus dem Geschäft mit solchen Krediten, die mit nicht kotierten Firmenanteilen oder zukünftigen Cash Flows besichert sind, aussteigen.

Am Aktienmarkt ging es mit den Julius Bär-Aktien am Donnerstagvormittag nach einem schwachen Start in den Handel deutlich aufwärts. Mit einem Kurs von 56,10 Franken (+3,4 Prozent) erreichten die Titel nicht nur ein neues Jahreshoch. Sie machten damit auch den deutlichen Kurseinbruch des vergangenen Novembers nach der Bekanntgabe der gefährdeten Signa-Kredite wieder wett.

Die Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen zwar enttäuscht über den viel schwächer als erhofften Netto-Neugeldzufluss seit Jahresbeginn. Dagegen lagen die verwalteten Vermögen wie auch die Bruttomarge über den Erwartungen. Die verbesserte Kapitalisierung der Bank schürte zudem Erwartungen über ein neues Aktienrückkaufprogramm. Dieses werde aber wohl "frühestens bei Bekanntgabe des neuen CEO ins Auge gefasst", kommentierten die ZKB-Experten.

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